Krisenmodus der Fed passt nicht zu offiziell ausgerufener Wirtschaftseuphorie

Im Mainstream kaum eines Wortes gewürdigt, hat die Federal Reserve ihr Bilanzbuch wieder über vier Billionen US-Dollar expandiert. Allein über den Verlauf der vergangenen zweieinhalb Monate pumpte die Fed mehr als 250 Milliarden US-Dollar in die Finanz- und Repo-Märkte ein.

Zusätzlich kauft die Fed seit dem 15. Oktober abermals US-Staatsanleihen in einem Umfang von 60 Milliarden US-Dollar an, was sich laut aktuellem Stand und den Erklärungen der Fed bis ins zweite Quartal des nächsten Jahres hinein ziehen soll.

Obwohl wir laut Aussage von US-Präsident Donald Trump auf die „stärkste Wirtschaft, die Amerika jemals hatte“ blicken, befindet sich die Fed wieder im Krisenmodus, um plötzlich mehr Geld elektronisch zu erzeugen, als es zu besten QE-Zeiten der Fall gewesen ist.

Eine „Normalisierung der Geldpolitik“ war höchstens in den akademischen Elfenbeintürmen erwartet worden

Über den Verlauf der letzten Wochen hatte ich mich ein wenig eingehender mit Daten und Zahlen aus den Vereinigten Staaten beschäftigt, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass sich nicht nur Börsen und Realwirtschaft vollkommen voneinander entkoppelt haben, sondern dass sich die ehedem durch die Fed abgegebenen Versprechungen und Beteuerungen mittlerweile in ihre einzelnen Bestandteile aufgelöst haben.

Als Schall und Rauch ließen sich diese Versprechungen ebenfalls titulieren. Hierüber wundern wir uns – ich mich – in keiner Weise, da das Ziel einer „Normalisierung der Geldpolitik“ – was immer der Einzelne hierunter auch verstehen mag – im Angesicht der Lage an den internationalen Finanzmärkten von vornherein mehr als zweifelhaft gewesen ist.

Und hier stehen wir nun also. Abermals rotieren die Gelddruckerpressen der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank auf Hochtouren. Fed-Chef Jerome Powell, der noch zum Ende des letzten Jahres wiederholt verkündet hatte, dass die Bilanzschrumpfung der Fed bis mindestens ins Jahr 2020 hinein auf „Autopilot“ anhalten werde, ist inzwischen zu einem Getriebenen und Buhmann des Weißen Hauses und der Finanzmärkte degradiert worden.

Drei Zinssenkungen im Laufe dieses Jahres und eine Bilanzbuchexpansion auf abermals über vier Billionen US-Dollar (und voranschreitend) sprechen ihre ganz eigene Sprache, wenn es um Einschätzungen geht, auf welche Weise Elfenbeinturm-Akademiker Wirtschaft und System im Blindflug zu managen glauben.

Klimawandel als der willkommene Sündenbock

Aus Sicht der Fed lässt sich konstatieren, dass ein neuer Sündenbock ausgemacht worden zu sein scheint, dem sich der aktuell anhaltende Rückgang der Konjunktur- und Wirtschaftsdaten in den Vereinigten Staaten trefflich in die Schuhe schieben lässt. Überkommt Sie schon eine Vorahnung? Natürlich, es handelt sich um nichts anderes als den globalen Klimawandel!

Auf diese Weise lässt sich doch wahrlich trefflich von der Tatsache ablenken, dass nach einem Jahrzehnt der anhaltenden Geld- und Liquiditätsspritzen in die Finanzmärkte die gewaltigste Vermögenspreisblase durch die Fed und andere Zentralbanken aufgepumpt worden ist, die es in der Menschheitsgeschichte jemals gegeben hat.

Ja, im Falle des globalen Klimawandels handelt es sich laut Fed um eine der momentan größten Bedrohung aus Sicht der Menschheit. Und im Angesicht der Emission einer Welle von „grünen“ Bonds, unlimitierten Fiskaldefiziten und der nahenden Aussicht auf MMT gibt es doch eigentlich auch kein passenderes Thema als den Klimawandel, um der Öffentlichkeit weiter Sand in die Augen zu streuen und von eigenen Verfehlungen und Sünden abzulenken.

Fed pumpt lediglich die Blase weiter auf – die gewünschten Effekte bleiben aus!

Eine Rede im Rahmen des GARP Global Risk Forums haltend, warnte der Vizepräsident der Fed of New York, Kevin Stiroh, dass es sich im Fall des globalen Klimawandels um eine der größten Bedrohungen handele, die sich durch internationale Vermögensverwalter nicht mehr länger ignorieren ließe.

Ehrlicher wäre es aus meiner Perspektive gewesen, davor zu warnen, dass es sich im Fall des anhaltenden Aufpumpens der Finanz- und Vermögensmärkte durch die Federal Reserve und andere Notenbanken um die größtmögliche Gefahr und das größte Risko handelt, denen das Finanzsystem, die Wirtschaft und unsere Gesellschaften ins Auge blicken.

Doch wer wird sich selbst den Ast absägen, auf dem gesessen wird?! In seiner Rede machte Stiroh darauf aufmerksam, dass der US-Wirtschaft über den Verlauf der vergangenen fünf Jahre aufgrund des globalen Klimawandels und wetterbedingter Entwicklungen direkte Verluste in Höhe von mehr als einer halben Billion US-Dollar entstanden seien.

Zugleich wurde darauf hingewiesen, dass der globale Klimawandel ernsthafte Konsequenzen für die amerikanische Wirtschaft und den Finanzsektor zur Folge haben wird, die sich aus einer rückläufigen Produktivität, einer Anpassung der Vermögenspreise sowie rückläufigen Geschäftsaktivitäten ableiteten.

Übersetzt lassen sich Stirohs Ausführungen wie folgt auf den Punkt bringen: Wir erkennen, dass unsere anhaltende elektronische Gelderzeugung existierende Vermögenspreisblasen an den Finanzmärkten zwar weiter befeuert, ohne dabei jedoch die gewünschten Effekte in der Realwirtschaft zu zeitigen.

Fed: Klimabedingte Risiken müssen fortan in Modellrechnungen einfließen

In der vergangenen Woche hatte ich Ihnen berichtet, dass die Produktivität in den USA im dritten Quartal auf annualisierter Basis überraschend gesunken ist. Entgegen eines durch Finanzanalysten erwarteten Anstiegs von 0,9 Prozent ist es in Q3 zu einem Rückgang von 0,3 Prozent gekommen. Eine Federal Reserve, die sich einzig und allein auf die Geldwertstabilität fokussieren sollte, gibt sich plötzlich höchst besorgt in Bezug auf die Wetterentwicklung.

Stiroh hat hierzu seine ganz eigene Sichtweise. Als eine der wichtigsten Institutionen in der Finanzaufsicht des Landes müsse die Fed klimabedingte Risiken in deren Projektionen und Modellrechnungen fortan mit einfließen lassen, um Gefahren auf der Mikro- und Makroseite adäquat zu berücksichtigen.

Anders ausgedrückt wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Federal Reserve die Wetterkonditionen für die nächste, große und „völlig unerwartete“ Krise an Finanzmärkten und in der Wirtschaft verantwortlich machen wird. Der nächste große Knall wird jedoch ebenso auf das Konto der Fed gehen, wie die zwei in den Jahren 2001 und 2007 geplatzten Finanzblasen!!!

Effekte würden durch alle Unternehmenssektoren und Anlageklassen hindurch spürbar

Es lässt sich konstatieren, dass die Fed den „globalen Klimawandel“ – so man denn davon sprechen möchte – selbst mit befeuert, indem Zombieunternehmen, die längst das Zeitliche gesegnet haben sollten, mittels einer ultralockeren Zinspolitik und Anleiheankäufen eine Chance zum Überleben dargeboten wird.

Nicht selten sind es gerade jene Zombieunternehmen, die nach wie vor auf heillos veraltete Emissionsstandards setzen. Laut Stiroh verfüge die Fed über geeignete Instrumente, um sich gegen die aus dem globalen Klimawandel ableitenden Gefahren und Risiken zu wappnen. Welche Instrumente das sein sollen, ließ Stiroh allerdings offen.

Allerdings sprach Stiroh in diesem Kontext von den physischen Risiken, die der globale Klimawandel mit sich brächte. Hierzu zählten in erster Linie klima- und wetterbedingte Verluste im Unternehmenssektor, durch die Geschäftsaktivitäten bedroht, Kapital zerstört und ökonomische Aktivitäten gestört würden.

Hierzu gesellten sich sogenannte Transformationsrisiken, die das Potenzial von Verlusten in sich trügen. Diese potenziellen Verluste leiteten sich primär aus politischen Prozessen zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen ab. Dazu gesellten sich ein potenziell sinkendes Konsum- und Verbrauchervertrauen sowie ein Voranschreiten der technologischen Innovationen.

All diese Effekte würden ab einem gewissen Zeitpunkt durch alle Unternehmenssektoren und Anlageklassen hindurch spürbar werden. Die Bilanzbücher von Banken und Kreditgebern seien hiervon keineswegs ausgeschlossen, so Stiroh weiter. Doch Moment, wir leben in einer Welt, in der sich Anlagemanager und Vermögensverwalter gerade einmal Gedanken um ihre Bonuszahlungen am Ende eines jeden Jahres machen.

Was jeweils ab dem 1. Januar des darauffolgenden Jahres geschieht, ist dann Problem aller anderen. Warum sollte sich also irgendjemand an der New Yorker Wall Street um klima- und wetterbedingte Phänomene Gedanken machen, wenn es letzten Endes nicht darum ginge, aus diesen Dingen selbst Kapital zu schlagen?!

Finanzindustrie soll Modelle entwicklen, die den Klimawandel berücksichtigen

Wie werden die Dinge bei der Fed gesehen? Stiroh führt aus, dass es sich im Fall des globalen Klimawandels um eine langfristige Angelegenheit handele. Maßnahmen, die heute eingeleitet würden, um sich diesem Phänomen entgegenzustellen, würden sehr wahrscheinlich Einfluss auf die Entwicklungen über den Verlauf der nächsten Dekaden ausüben.

Der typische Kreditvergabehorizont im Bankensektor werde, so Stiroh, bei Weitem übertroffen, was sich ebenfalls auf Sicht des Kontroll- und Planungshorizonts einer Bank oder eines Kreditgebers sagen ließe. Die aktuell zum Einsatz kommenden Risikomodelle sähen sich nicht dazu in der Lage, die sich langfristig aus dem globalen Klimawandel ableitenden Risiken und Gefahren abzubilden.

Da die Auswirkungen aus dem globalen Klimawandel jedoch bereits spürbar würden, müsse sich die Finanzindustrie mit der Entwicklung der entsprechenden Modelle befassen, um jene Instrumente zu nutzen, die Einschätzungen, Prognosen und das Management der assoziierten Risiken vereinfachten und erst möglich machten, so Stiroh.

Kauf von „grünen Bonds“ durch die Notenbanken als Teil eines Green New Deals

Ein weiteres Thema, das seitens Stiroh nur am Rande touchiert wurde, leitet sich aus Plänen der Notenbanken ab, das Augenmerk der eigenen QE-Aktivitäten in Zukunft verstärkt auch auf den Ankauf von „grünen Bonds“ zu legen. Eben jene Aussage wurde zuletzt seitens der neuen EZB-Chefin Christine Lagarde getroffen.

Dass Aussagen dieser Art durch hochrangige Zentralbankmitglieder getroffen werden, zeigt, dass nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, eine nochmalige Expansion der Bond- und Anleihekäufe bevorstehen könnte, indem emittierte Bonds von Unternehmen aus dem „grün-alternativen“ Bereich mit in die Ankaufprogramme von Fed und EZB inkludiert würden.

Einer noch stärkeren Monetisierung von emittierten und ausstehenden Schuldpapieren samt Defizitmonetisierung würde Tür und Tor geöffnet. Der „globale Klimawandel“ ließe sich in diesem Zusammenhang bestens dafür nutzen, um im Zuge eines Ankaufs von „grünen Bonds“ einem „Green New Deal“, so wie er nun auch bereits in England diskutiert wird, den Weg zu ebnen.

MMT bzw. Helikoptergeld durch die Hintertür birgt enorme Gefahren

MMT würde also praktisch durch die Hintertür eingeführt, was nichts anderem als einem Abwurf des ehedem durch Ex-Fed-Chef Bernanke in Aussicht gestellten Helikoptergeldes entspräche. Ein Blick nach Japan reicht aus, um sich darüber bewusst zu werden, wie MMT zu einem Instrument des Finanzministeriums werden könnte, um faktisch jede emittierte US-Staatsanleihe durch die Fed monetisieren zu lassen.

Ich schließe mich aus diesem Grunde der Ansicht von Charles Hugh Smith an, der MMT in seinem Gastbeitrag vom Wochenende ausführlich thematisiert hatte, um in diesem Zuge nicht nur vor einer „Japanisierung“ des gesamten Erdballs, sondern vor allem auch einem sich abzeichnenden Kollaps der Fiat-Papierwährungen zu warnen.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Behalten Sie die Diskussionen um den globalen Klimawandel im Auge. Der mehr und mehr an die Wand gemalte und medial in Aussicht gestellte Untergang unserer Erde – die demokratische Abgeordnete Ocasio-Cortez sprach im vergangenen Jahr von gerade mal zwölf Jährchen, die unser Planet noch an Lebenszeit aufweise – betrachten Sie am besten niemals für sich allein, sondern stellen Sie bitte Assoziationen zu den aktuell diskutierten Plänen um den Green New Deal und MMT her, denen sich nun auch die Fed und andere Notenbanken anzunehmen scheinen, um die elektronische Gelderzeugung am Fließband nicht nur öffentlich zu rechtfertigen, sondern darüber hinaus auch zu zementieren.

Ein risikoarmer, zinsbasierter Vermögensaufbau rückt in immer weitere Ferne, der sogenannte Anlagenotstand bleibt damit auf lange Sicht bestehen und die beschriebenen Gefahren lassen eine Vermögenssicherungsstrategie mittels eines Kaufs von Sachwerten und Edelmetallen sinnvoll erscheinen.

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