US-Präsident Joe Biden und das Weiße Haus machen in diesen Tagen Gott und die Welt, angefangen bei den heimischen Öl- und Frackinggasfirmen über die New Yorker Wall Street bis hin zu Wladimir Putins Russland für die stark gestiegenen Benzin- und Dieselpreise in den Vereinigten Staaten verantwortlich – nur nicht sich selbst.

Wie seit Joe Bidens letztjähriger Amtsübernahme berichtet, hat die neue Administration im Weißen Haus angesichts von ihrer eigens verfolgten „Energiestrategie“ überhaupt erst mit den Grundstein für die aktuell zu beobachtenden Probleme gelegt.

Eine fehlgeleitete Energiestrategie

Unter der Präsidentschaft von Donald Trump nach vielen Jahren wieder einen Grad der heimischen Energieunabhängigkeit erreichend, hat die daraufhin erfolgende Abkehr von fossilen Brennstoffen (unter anderem Aufgabe der Fertigstellung der Keystone XL Pipeline, eine verstärkte Ausrichtung der Ressourcen auf Wind- und Solarenergie und die Aussetzung einer Lizenzvergabe von Bohrgenehmigungen auf Ländereien der Bundesregierung) eine Situation verursacht, die unter Berücksichtigung der zu beobachtenden Weltereignisse mit zu den explodierenden Preisen an den Tankstellen geführt hat.

 

 

Nicht von ungefähr mehren sich die Berichte in diesen Tagen, laut denen Tankstellenbetreiber in den USA inzwischen alltäglich damit beschäftigt sind, zahlreiche Biden-Aufkleber mit dem Slogan „I Did That!“ unter hohem Aufwand von den Zapfsäulen zu entfernen.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon ruft zur Verabschiedung eines „Marschall-Plans“ im heimischen Energiesektor auf

Aus einem anonyme Quellen zitierenden Bericht von Axios geht hervor, dass Jamie Dimon, Chef der amerikanischen Großbank JPMorganChase gegenüber Präsident Joe Biden und dem Weißen Haus erklärt habe, dass die Notwendigkeit zur Verabschiedung eines „Marschall-Plans“ bestünde, um zukünftig mehr heimische Gas- und Energieressourcen zu fördern.

An einer dieswöchigen Privatzusammenkunft sollen neben Jamie Dimon auch Amerikas Finanzministerin Janet Yellen, der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan und eine Reihe von anderen hochrangigen Vertretern der Biden-Administration teilgenommen haben.

Im Rahmen dieses Gesprächs sollen sowohl Repräsentanten des heimischen Banken- als auch Energiewesens über die Auswirkungen des anhaltenden Krieges in der Ukraine und jenen aus der Verhängung von westlichen Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation resultierenden Folgen informiert und ins Bild gesetzt worden sein.

Jamie Dimon habe sich in diesem Zusammenhang zu einem Fürsprecher einer Ausweitung der bestehenden Fazilitäten im europäischen Flüssiggassektor gemacht, um die europäische Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu minimieren.

Der Moskauer Kreml wird sich seiner Macht doch noch bewusst

Gestern hatte der Moskauer Kreml tatsächlich bekanntgegeben, eigene Gaslieferungen an „feindlich gesinnte Nationen“ fortan nur noch gegen russische Rubel abrechnen zu wollen. Sowohl US-Dollars als auch Euros werden in den bilateralen Rohstoffgeschäften zwischen der Europäischen Union und der Russischen Föderation ab sofort nicht mehr akzeptiert.

Es empfiehlt sich an dieser Stelle einmal einen Blick auf den Verlauf des russischen Rubels versus des US-Dollars zu werfen. Es lässt sich anhand dieses Verlaufs gewiss konstatieren, dass jene durch den Westen bislang verhängten Sanktionen die Zielsetzung einer Zerstörung des russischen Rubels verfehlt haben.

Chart: tradingview.com

Der US-Dollar gab nach dieser gestern erfolgten Bekanntgabe nicht nur um mehr als acht Prozent gegenüber dem russischen Rubel nach, sondern die mit dieser erfolgten Bekanntgabe verbundene Wende bedeutet zudem auch nichts anderes, als dass die europäischen Handelspartner der Russischen Föderation ihre eigens verhängten Sanktionen selbst werden unterlaufen müssen.

Rubel im Aufwind

Nicht nur, dass diese Kontersanktionen des Moskauer Kremls dem US-Dollar einen weiteren Schlag auf dem internationalen Handelsparkett (Stichwort: De-Dollarisierung) versetzen werden, zeichnet sich darüber hinaus ebenfalls ab, dass diese Maßnahme den russischen Rubel, Russlands Banken und die Wirtschaft des Landes stützen wird.

Zum selben Zeitpunkt haben die Demokraten im US-Senat einen Entwurf zur Verabschiedung einer Gewinnabschöpfungssteuer im amerikanischen Energiesektor präsentiert. Ob sich die heimische Energieindustrie unter diesen Bedingungen dazu bereiterklären wird, die eigene Förderung von fossilen Brennstoffen auszuweiten, steht in den Sternen.

Nichtsdestotrotz gibt sich die Amerikas Energieministerin Jennifer Granholm kämpferisch, um darauf hinzuweisen, dass es bis Ende dieses Jahres zu einer deutlichen Steigerung der Energieproduktion im Land kommen werde. Es bestünde zumindest die große Hoffnung, dass heimische Energiefirmen den in sie gesetzten Erwartungen gerecht werden.

Wer sich Amerikas fossile Energieindustrie zum Feind macht…

Erinnert sei daran, dass Präsidentschaftskandidat Joe Biden vor rund zwei Jahren erklärt hatte, der amerikanischen Ölindustrie im Falle eines Wahlsiegs ein Ende zu bereiten. Viele Firmen werden diese Aussagen nicht vergessen haben, sodass abzuwarten bleibt, wie hoch der Grad der Unterstützung im amerikanischen Energiesektor letztendlich ausfallen wird.

Vielen Unternehmen in diesem Bereich geht es momentan besser als jemals zuvor, da es inzwischen zu einer strategischen Wende im gesamten Bereich gekommen ist. Anstatt die eigene Produktion, koste es, was es wolle, immerfort auszuweiten und in diesem Zuge Verluste hinzunehmen, hat sich ein Großteil der Industrie dazu entschieden, eigens geplante Investitionen zu stutzen, um ihr Augenmerk verstärkt auf die Gewinnentwicklung zu legen.

Wer sich die heimische Energieindustrie von Beginn an zum Feind gemacht hat, braucht sich jetzt auch nicht darüber zu wundern, falls ehedem angestellte Prognosen zu einem „grünen Utopia“, das sich durch Benzinpreise von bis zu neun US-Dollar pro Gallone auszeichnen würde, nun tatsächlich bewahrheiten sollte.

Eine Gruppe von Abgeordneten der Demokraten im Repräsentantenhaus hat gestern noch eins oben draufgesetzt, indem der Vorschlag unterbreitet wurde, sich zu einem noch höheren Grad in die Funktionsweise der heimischen Energiemärkte einzumischen.

Neue Interventionen werden auf den Weg gebracht

Abgeordnete, die augenscheinlich wenig Ahnung von wirtschaftlichen Prozessen, geschweige denn von Preisfindungsmechanismen, zu haben scheinen, können es ganz offensichtlich nicht unterlassen, die Dinge potenziell noch schlimmer zu machen als sie ohnehin bereits sind.

So haben die demokratischen Abgeordneten Mike Thompson aus Kalifornien, John Larson aus Connecticut und Lauren Underwood aus Illinois den Vorschlag unterbreitet, einen sogenannten „Energierabatt“ in Höhe von einhundert US-Dollar pro Monat zugunsten von Singles und in Höhe von zweihundert US-Dollar zugunsten von Paaren einzuführen.

Weitere einhundert US-Dollar pro Kopf sollen zudem auf weitere Familienmitglieder wie Kinder entfallen. Der zu gewährende Rabatt solle Bestand haben, solange die amerikanischen Benzinpreise oberhalb der Marke von vier US-Dollar pro Gallone liegen werden. Qualifizieren würden sich für diese staatliche Subvention alle Individuen mit einem Jahreseinkommen von bis zu 75.000 US-Dollar:

Die Qualifikationsschwelle würde im Fall von Paaren bei einem gemeinsamen Jahreseinkommen in Höhe von 150.000 US-Dollar liegen. Allerdings wird in der offiziellen Pressemitteilung der den Vorschlag unterbreitenden Abgeordneten der Demokraten keine Angabe darüber gemacht, auf welche Weise eine solche Maßnahme gegenfinanziert werden soll.  

Zuvor war es bereits zur angekündigten Vorlage eines Gesetzentwurfs durch den demokratischen Abgeordneten Peter DeFazio aus Oregon gekommen, der inhaltlich einen zu gewährenden monatlichen Steuerrabatt zugunsten aller amerikanischen Haushalte zur Grundlage hat.

Die hierfür benötigten Finanzmittel sollen aus einer höheren Besteuerung der heimischen Energieindustrie, welche unter führenden Demokraten im Hinblick auf eine Vereinnahmung von exzessiven Gewinnen an den Pranger gestellt wird, stammen.

Peter DeFazio scheint die Tatsache entgangen zu sein, dass insbesondere Ölfirmen einen guten Teil ihrer Gewinne in eine Erschließung von neuen Angebotsquellen reinvestieren. Es sollte also keineswegs verwundern, wenn dieser gut gemeinte Vorschlag die Angebotslage an den amerikanischen Energiemärkten nochmals verschärfen würde.

Vor wenigen Tagen hatten die beiden Bundesstaaten Maryland und Georgia angekündigt, deren auf bundesstaatlicher Ebene erhobenen Benzinsteuern auszusetzen, um die ansässigen Verbraucher finanziell zu entlasten.

Große Rohstoffhandelshäuser wie Trafigura hatten nach der heftigen, jedoch augenscheinlich abgeschlossenen Korrektur an den internationalen Rohölmärkten davor gewarnt, dass sich die Preisanstiege in diesem Bereich nun in Richtung der Marke von 150 US-Dollar pro Fass fortsetzen könnten.

Diese Zusammenfassung von Roman Baudzus für CK*Wirtschaftsfacts nimmt Bezug auf einen publizierten Bericht auf der Seite Axios sowie eine offizielle Pressemitteilung des demokratischen Abgeordneten Mike Thompson.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Unter Berücksichtigung von vielen in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen lässt sich damit rechnen, dass politische Interventionen an bestimmten Märkten und in deren Preisfindungsstrukturen die Probleme nochmals verschärfen dürften.

Ferner werden meines Erachtens nach auch nicht die richtigen Fragen hinsichtlich der Ursachen dieser Entwicklung gestellt. Viele Beobachter und Kommentatoren an den globalen Finanzmärkten führen die enormen Preissteigerungen an den Energiemärkten einerseits auf die Corona-Krise und andererseits auf damit in Verbindung stehende Lieferkettenprobleme zurück.

Seit dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine steht nun der Moskauer Kreml in den westlichen Medien am Pranger, wobei anzumerken bleibt, dass die Preise bereits vor dieser militärischen Eskalation deutlich am Klettern gewesen sind.

Wer spricht in diesen Tagen über die heillose Gelderzeugung der Federal Reserve Bank, die über die vergangenen Jahre Billionen von US-Dollars aus dem Nichts erzeugt hat, während die Washingtoner Regierung einen Teil dieses elektronisch erzeugten Geldes dazu genutzt hat, um mit der Gießkanne Geld über den privaten Haushalten in den USA abzuschütten?!

Dass es angesichts der Covid-Lockdowns gleichzeitig zu einem bedeutsamen Einbruch der Produktion gekommen ist, wird vielerorts wohl ganz gern unter den Teppich gekehrt. Heißt also, dass eine massiv gestiegene Anzahl von US-Dollars einem gleichbleibenden oder sogar sinkenden Produktangebot nachjagt.

Eine auf dieser Basis angekurbelte Nachfrage bei einem tendenziell sinkenden Angebot im Bereich der Produktion und der Dienstleistungen haben eben jene Entwicklungen erwarten lassen, deren wir nun Zeuge werden.

Es lässt sich nicht erkennen, dass Amerikas Kongressmitglieder diese Zusammenhänge verstanden haben, weshalb angesichts der neu kursierenden Vorschläge mit einer weiter steigenden Inflation in den Vereinigten Staaten zu rechnen sein wird.

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