Kaum überraschend ist die im Bericht des IIF getroffene Feststellung, dass vor allem der chinesische Unternehmenssektor unter den weltweit höchsten Verschuldungsständen leidet. Als Wermutstropfen liest sich hingegen die Aussage, dass Chinas Unternehmen auch über teils hohe Cashbestände verfügten.

Diese Aussage sollte allerdings mit Einschränkungen zur Kenntnis genommen werden. Denn wie es im Bericht des IFF ebenso heißt, falle es einer zunehmenden Anzahl von Unternehmen in China, Brasilien, Kanada, den USA und Mexiko immer schwerer, den Zinsdienst auf ihre ausstehenden Schulden zu leisten.

Neben Chinas weisen auch Frankreichs und Amerikas Unternehmen zu mehr als einem Drittel Zinsdienstverhältnisse auf, die unterhalb jener Werte liegen, die allgemeinhin als optimal und vertretbar betrachtet werden, wie das IIF berichtet. Übersetzt heißt das, dass weiter kletternde Zinsen einen Schock unter den betroffenen Unternehmen auslösen dürften.

Denn ab einem gewissen Zeitpunkt werden sich diese Unternehmen nicht mehr dazu in der Lage sehen, die ausstehenden Schulden aus ihrem operativen Geschäft zu bedienen. Nicht nur US-Präsident Donald Trump haut mittlerweile wie ein Dampfhammer auf die Federal Reserve ein, um Amerikas Währungshüter von weiteren Zinsanhebungen abzubringen.

Auch Banken, Unternehmensvorstände und Investoren blasen inzwischen in dasselbe Horn, da rekordhohe Fremdfinanzierungsniveaus unter Firmen an der Wall Street, die eher einer recht laxen Regulierung und Aufsicht unterliegen, einem ökonomischen Abschwung schnell zum Opfer fallen würden.

Es sind insbesondere diese Unternehmen (Stichwort: Junkbond-Märkte), welche die Intensität eines solchen Abschwungs noch drastisch verschärfen dürften. Insgesamt belaufen sich die ausstehenden Schulden unter Unternehmen des Nicht-Finanzsektors rund um den Globus auf 92 Prozent in Relation zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt, wie das IIF konstatiert.

Wie sich zeigt, hätten die Fed und andere Zentralbanken vor zehn Jahren wohl besser daran getan, die Leitzinsen nicht auf Null Prozent oder gar in den negativen Bereich zu senken. Zu Zeiten der globalen Finanzkrise hätte es zu einer dringend notwendigen Bereinigung des Systems kommen können.

Heutzutage ist die Fallhöhe aufgrund einer weltweit massiv angestiegenen Verschuldung jedoch noch weitaus höher. Durch das Anwerfen der elektronischen Druckerpresse wurde Zeit erkauft, doch es fragt sich aus heutiger Sicht: Für was eigentlich? Die Politik hat seit den Mega-Bailouts keine notwendigen Reformen auf den Weg gebracht. Zentralbanken und sonstige Aufsichtsbehörden haben die Regulierungsdaumenschrauben kaum angezogen.

Es wurde lediglich ein süßes Gift verabreicht, dessen Wirkung sich bemerkbar machen wird. Die Finanzmärkte verhalten sich wie Drogensüchtige, die immerfort auf der Suche nach dem nächsten Schuss und Höhenrausch sind. Wir wissen, wie lange es dauert, um in einem Reha-Zentrum wieder zu Sinnen zu kommen und ausgenüchtert zu werden.

Das Risiko eines Rückfalls ist unter Drogensüchtigen zudem hoch. Die Federal Reserve und andere Zentralbanken verhalten sich aus diesem Grund als nichts anderes als Dealer, die den Stoff zu Sonderpreisen zur Verfügung stellen. Wenn sich dieser Preis verteuert, wird der Aufschlag hart sein.

Denn Zentralbanken rund um den Globus haben durch ihre Geldpolitik dafür Sorge getragen, dass der Moral Hazard unter den Junkies völlig außer Kontrolle geraten ist...

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