Um die Akteure an den Weltrohölmärkten in Angst und Schrecken zu versetzen, seien noch weitaus höhere Förderkürzungen notwendig. Zuletzt hatten sich die OPEC-Länder auf eine neunmonatige Verlängerung der im vergangenen November beschlossenen Förderkürzung geeinigt. Ob sich auch alle Mitglieder daran halten, ist zweifelhaft.

Zumindest wiesen darauf vor Kurzem veröffentlichte Förder-und Exportdaten aus OPEC-Staaten wie Nigeria und Libyen hin (ich berichtete). Um auf Goldman zurück zu kommen, so weiß auch bei dieser Institution augenscheinlich auch niemand so genau, wo die Reise an den Weltrohölmärkten letzten Endes hingehen wird.

Wie auch? Niemand ist in der Lage dazu, die Zukunft vorauszusehen. Im Angesicht der aktuellen Rohölflut aus den Vereinigten Staaten hielt ich Goldmans bis vor Kurzem noch Bestand habende Prognose in Bezug auf wieder anziehende Preise an den Weltrohölmärkten allerdings für durchaus gewagt.

Denn die USA fördern und exportieren immer mehr Öl, wodurch sich die durch die OPEC geschlagene Angebotslücke zumindest teilweise wieder schließt. Hinzu kommt, dass ebenfalls nicht zur OPEC zählende Förderländer – mit Ausnahme Russlands – es den USA gleichtun, um im Angesicht der aktuell vorherrschenden Lage zu pumpen, was das Zeug hält.

Mittlerweile hat man bei Goldman Sachs den eigenen Irrtum eingestanden, um selbstkritisch mit der Frage umzugehen, wie man in Bezug auf die Entwicklung der Rohöl- und Rohstoff-Preise seit Jahresbeginn nur derart falsch liegen konnte (ich berichtete).

Wie es nun in einem jüngst veröffentlichten Bericht des Instituts heißt, werde den OPEC-Ländern lediglich eine Art Schocktherapie helfen, um die Akteure an den Weltrohölmärkten wach zu rütteln. Einzig und allein die Verkündung von zusätzlichen Förderkürzungen sei, wie es im Bericht von Goldman heißt, dazu in der Lage.

Sollte eine solche Verlautbarung ausbleiben, während es gleichzeitig zu keinen Anzeichen für eine Förderdrosselung in den Vereinigten Staaten komme, könne laut Goldman eigentlich nur eines geschehen: Die Rohölpreise werden abermals unter die Marke von $40 pro Barrel (159 Liter)  rauschen.

Hört, hört, das klingt plötzlich recht forsch und pessimistisch für eine Analyseabteilung, die ihren Klienten bis vor Kurzem noch dazu anriet, aufgrund eines recht guten Ausblicks auf potenzielle Preissteigerungen wieder in die Weltrohölmärkte einzusteigen. Im Zuge des jüngst erfolgten Eingeständnisses, falsch gelegen zu haben, folgte denn auch eine Abwärtsrevision.

So senkte Goldman die eigene 3-Monats-Prognose für die Rohölpreisentwicklung mit Blick auf WTI von $55 auf nur noch $47,50 pro Barrel. Diese nach dem Unterschreiten der Marke von $50 pro Fass recht spät erfolgende Maßnahme macht jedoch durchaus Sinn. Zwar sehen sich die beiden OPEC-Länder Nigeria und Libyen von der beschlossenen Förderkürzung nicht betroffen beziehungsweise ausgenommen.

Trotz allem deutet das Anwerfen der Förderpumpen in beiden Ländern auf wenig bis hin zu mangelnder Solidarität mit den anderen OPEC-Mitgliedsstaaten hin. Wie sich das weltweite Ölangebot im Angesicht dieser Entwicklungen reduzieren soll, steht in den Sternen.

Goldman zeigt sich besorgt, dass das Überangebot an den Ölmärkten auch im Jahr 2018 nicht bereinigt werden könnte. Rohöl der Sorte WTI wurde gegen Mittag bei einem Preis von $44,1 gehandelt, während Brent-Öl bei rund $46,50 notierte. Seitens der OPEC werden momentan wohl Anstalten gemacht, sowohl Libyen als auch Nigeria zur Räson zu bringen.

Es könnte durchaus sein, dass beide Mitgliedsländer durch den OPEC-Rat schon bald dazu aufgefordert werden könnten, weniger Öl zu pumpen. Doch auch dies werde nicht reichen, um die Angebotslage an den Weltrohölmärkten nachhaltig zu stabilisieren, so Goldman – solange es in den USA nicht zu einem deutlichen Rückgang der Produktion komme.

Davon lässt sich allerdings weit und breit nichts erkennen. Wie es erst kürzlich seitens OPEC-Generalsekretär Barkindo hieß, stünden unter den OPEC-Mitgliedssaaten momentan keine zusätzlichen Förderkürzungen auf der gemeinsamen Agenda. Was immer das auch heißen mag.

Entweder wird überhaupt nichts geschehen – denn immerhin müsste auch der Nicht-OPEC-Förderstaat Russland mit ins Boot geholt werden – oder das Fundament für „Shock and Awe“ wurde bereits gelegt. Warten wir es ab!

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