Es soll nahtlos an die Ausführungen des amerikanischen Oberleutnant und Helikopter-Piloten der US-Marine, Matthew Suarez, zu den wachsenden geopolitischen Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China angeschlossen werden.

Mittlerweile tobt zwischen den beiden Nationen nicht nur ein Handels-, sondern auch ein Technologie- und Halbleiterkrieg. Und da eine Verhängung von Wirtschaftssanktionen und die hierauf folgenden Vergeltungsmaßnahmen aus historischer Sicht häufig nur eine Vorstufe für den Ausbruch eines militärischen Konfliktes waren, sind und bleiben die aktuellen Geschehnisse nicht zu unterschätzen.

Erinnerungen werden wach

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das durch die Vereinigten Staaten gegenüber Japan verhängte Erdölembargo, welches schließlich zu einer Reaktion der japanischen Streitkräfte in Form eines Angriffs auf Pearl Harbor im Jahr 1941 führte. Die Amerikaner traten daraufhin in den Zweiten Weltkrieg ein, um zuerst Japan als eine der Achsenmächte in der Asien-Pazifik-Region zu bekämpfen.

Erinnert sei ebenfalls an einen hier am 8. August 2016 erschienen Gastbeitrag von Global Research mit dem Titel Rand Corporation entwirft Szenarien für einen Krieg der USA gegen China. Hochrangige Vertreter des Pentagons sagten in Anhörungen vor dem Washingtoner Kongress darüber hinaus ehedem aus, dass ein Krieg der USA gegen die Volksrepublik China spätestens bis zum Jahr 2025 ausbrechen und geführt werden müsse.

Andernfalls bestünde die akute Gefahr, dass das Reich der Mitte militärtechnisch zu stark im Vergleich mit dem eigenen Land aufholen wird. Der Ausgang eines solchen Krieges ließe sich dann in keiner Weise mehr absehen (Anm.: Falls ein Kriegsausgang jemals absehbar gewesen sein sollte).

Die aktuellen Entwicklungen und die medialen Schlagzeilen zur Situation in Taiwan geben wenige Jahre später berechtigten Anlass zur Sorge. Im gestern veröffentlichten Bericht wurde unter anderem auf die Signifikanz einer Kontrolle über den globalen Seehandel eingegangen.

Liefer- und Wertschöpfungsketten, das Lebenselixier der Weltwirtschaft

Hieran soll nun angeschlossen werden. Unter Bezugnahme auf Matthew Suarez sei die erste Lektion nach dem Ausbruch der Covid-Krise erteilt worden. Denn damals erwiesen sich die Störungen und Unterbrechungen der weltweiten Lieferketten als schwerwiegend genug, um Politiker in den USA in helle Aufregung zu versetzen.

Hierauf folgte zum damaligen Zeitpunkt eine landesweite Verpflichtung, die mit dem Ziel einer Sicherung der Lieferketten bis hinunter in einzelne Wahlkreise verbunden gewesen ist. Die zweite Lektion sei dann im März des Jahres 2021 erteilt worden. Damals legte sich das Containertransportschiff Ever Given im ägyptischen Suezkanal quer und lief dort auf Grund.

Mit Blick auf den Suezkanal handelt es sich allerdings um eine der Hauptschlagadern des internationalen Handels. Immerhin sah sich der Suezkanal damals zehn Tage in Folge durch das Monsterfrachtschiff blockiert.

In beiden Fällen kam es, ohne dass jemand laut aktuellem Kenntnisstand hierüber etwas anderes wüsste, nicht zu einem Versuch der Sabotage. In Kriegszeiten sehen die Dinge hingegen gänzlich anders aus, worauf beispielsweise die Sprengung der Pipeline-Röhren von Nord Stream 1 und Nord Stream 2 am Boden der Ostsee einen Vorgeschmack geliefert hat.

Auch die Detonation auf der Kertsch-Brücke zwischen der Halbinsel Krim und der russischen Region Krasnodar wurde zum gegebenen Zeitpunkt durch die Moskauer Kreml-Regierung als ein terroristischer Akt eingestuft.

Eine wachsende Anfälligkeit ist unverkennbar

Drittens hat der Krieg in der Ukraine die Verletzlich- und Anfälligkeit der internationalen Lieferketten verdeutlicht. Dies gilt allen voran für all jene Lieferketten, die sich über unsere Ozeane und Meere – oder wie im Fall der Gas-Pipeline Nord Stream 1 an den Seeböden – erstrecken.

Tatsächlich haben die Maßnahmen der Russischen Föderation im Schwarzen Meer eine weitere Lektion in Bezug auf die Durchsetzungsfähigkeit von Seemilitärmächten geliefert, indem eine Ausfuhr von ukrainischem Getreide anfänglich verweigert und dem Weltmarkt vorenthalten wurde.

Trotz eines zwischenzeitlichen Einlenkens durch die Russische Föderation nach einem durch den türkischen Präsidenten Erdogan vermittelten Deal zwischen den beiden Kriegsparteien bleiben die globalen Lebensmittelpreise volatil und erweisen sich auch weiterhin als anfällig für Schocks.

Die Ukraine hatte ehedem ihren ganz eigenen Anteil an einer Verschärfung der Probleme, indem sie ihre wichtigsten Seehäfen im Schwarzen Meer verminte. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis, die sich aus der ukrainischen Getreidekrise ableitet, lautet, dass Züge, Flugzeuge und Wasserkanäle keinen adäquaten Ersatz für den maritimen Transporthandel darstellen.

Folgen und Auswirkungen wären unabsehbar

So schlimm die ökonomischen Folgen des ukrainisch-russischen Krieges auch sein mögen, so wären diese in einem direkten Vergleich zu den wahrscheinlichen Folgen eines Seekrieges zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China zu vernachlässigen.

Wie würde die Weltwirtschaft aussehen, wenn Minen in den Meerengen von Hormus, Suez, Gibraltar, Malakka, Panama und Dover verstreut würden? Lassen sich die aus einem solchen Ereignis resultierenden Verwüstungen wirtschaftlicher Art überhaupt gedanklich vorstellen?

Gleiches gilt im Übrigen, falls es zu einer Seeblockade von mehreren Handelsrouten über einen längeren Zeitraum kommen sollte. Aus eben jenem Grund müssen die Vereinigten Staaten potenziellen Handelsprotektionismus oder gar Handelsverbote bierernst nehmen.

Neutrale Nationen würden unter einen Mühlstein geraten

Es gibt keine Option, um zu verhindern, dass ein potenzieller Seekrieg zwischen den USA und China die Weltwirtschaft massiv durcheinander würfeln würde, wie Matthew Suarez schreibt. Denn die daraus resultierenden Fliehkräfte wären nicht nur zu groß, sondern auch zu komplex, um sie zu kontrollieren.

Es sei jedoch möglich, sich bestmöglich auf ein solches Ereignis vorzubereiten. Maritime Strategen und Politiker täten gut daran, sich auf vier relevante Bereiche zu konzentrieren. Erstens sei erwähnt, dass jeder Versuch der Volksrepublik China oder der Vereinigten Staaten, sich in den Handel des jeweils anderen einzumischen, angesichts der Verflechtung der Weltwirtschaft zu Kollateralschäden eines enormen Ausmaßes unter neutralen Staaten führen würde.

Matthew Suarez warnt davor, dass es nicht nur extrem naiv wäre, sondern auch vollkommen im Widerspruch zu unseren historischen Erfahrungen stehen würde, sowohl von verbündeten als auch neutralen Nationen gleichermaßen zu erwarten, sich einfach an die Richtlinien und Vorgaben der US-Marine zu halten.

Rückblickend sei darauf hingewiesen, dass die Vereinigten Staaten selbst einmal lautstark gegen diverse Kollateralschäden samt einem Unterlaufen von eigenen Interessen in den französischen Revolutionskriegen, den Napoleonischen Kriegen und im Ersten Weltkrieg protestiert hatten.

Aus eben jenem Grund sollte die amerikanische Marine nicht von der Erwartung ausgehen, dass heimische Unternehmen Kollateralschäden im Hinblick auf deren Interessen aufgrund von sich forcierenden Regulierungen einfach so und kritiklos hinnehmen werden.

Wenn die US-Regierung samt der militärischen Führung des Landes auch im Blick haben mag, chinesischen Interessen zu schaden, so lässt sich keineswegs ausschließen, dass auch amerikanische und westeuropäische Unternehmen unter den Mühlstein dieser Regulierungen zu geraten drohen.

Sollte es zu Regulierungsmaßnahmen wie beispielsweise Handelsrestriktionen kommen, so würde eine solche Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit ernsthafte politische, diplomatische und wirtschaftliche Rückschläge unter allen hiervon betroffenen Partikular- und Interessengruppen hervorrufen – und zwar im In- wie auch im Ausland.

Und hier kommt die Belt & Road Initiative (Neue Seidenstraße) ins Spiel

Die ganze Angelegenheit würde sich aufgrund der chinesischen Belt & Road Initiative noch zusätzlich verkomplizieren. Denn auf diese Weise sei eine Infrastruktur geschaffen worden, die es der Volksrepublik China ermögliche, einen Großteil all jener Waren und Güter, die das Reich der Mitte benötige, auf dem Landweg zu importieren.

Matthew Suarez wirft die Frage auf, welche Handhabe die Vereinigten Staaten hätten, um neutrale Nationen daran zu hindern, im Namen Chinas mit dem Rest der Welt Handel zu treiben, wie es beispielsweise die Niederlande und Schweden während des Ersten Weltkriegs für das Deutsche Reich taten?

Realität sei, dass die Vereinigten Staaten kommerzielle, heimische und internationale Unterstützung benötigten, um ökonomischen Druck auf die Volksrepublik China auszuüben. Ziel müsste es in einem solchen Fall sein, den Handel unter neutralen Nationen so weit wie möglich einzuschränken.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die Loyalität unter nominell amerikanischen Firmen, die über Handelsniederlassungen auf der ganzen Welt verfügen, und die in grenzüberschreitenden Geschäften aktiv sind, möglicherweise nicht so klar zur eigenen Seite hin ausschlagen wird, falls deren Eigeninteressen und Profite auf dem Spiel stünden.

Über die Beschaffenheit des internationalen Seehandels

Zweitens ist es wichtig, sich über die Beschaffenheit der internationalen Handelsinfrastruktur ins Bild zu setzen. Abgesehen vom Transport von Erdöl und anderen Massengütern werden die meisten global gehandelten Waren und Güter mittels sechs Millionen Containern, die durch rund 61.000 aktuell verfügbare Schiffe transportiert werden, von den Erzeugern zu deren Kunden gebracht.

Dieser Warenfluss hängt gleichsam zu einem hohen Grad von einem robusten Parallelfluss von digitalen Informationen ab. Um die Stabilität des globalen Wirtschaftssystems zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten, braucht es einen freien und ungehinderten Fluss von Handels- und Datenströmen.

Die Volksrepublik China übt, wie Matthew Suarez befürchtet, eine unverhältnismäßig große Macht und Kontrolle über jene Infrastruktur aus, die den internationalen Handel fließen lässt und am Laufen hält. Dieser internationale Handel setzt sich wiederum aus weit mehr als nur Schiffen und Waren zusammen.

Die Volksrepublik China betreibt eine der größten Handelsflotten unserer Erde. Gleichzeitig erweist sich das Land als global größter Schiffsbauer und Hafenbetreiber. China übt ebenfalls eine große Dominanz im Schiffsfinanzierungs- und Versicherungsbereich aus. Es sollte ferner nicht übersehen werden, dass ein Anteil von etwa 97 Prozent aller standardisierten und global zum Einsatz kommenden Schiffscontainer von dort stammen.

Aus offiziellen Statistiken geht das Ausmaß der chinesischen Kontrolle über die maritime Infrastruktur nicht oder nur unzureichend hervor. Europäische Handelsflotten, welche unter Billigflaggen segeln, befinden sich nicht selten in chinesischem Eigentum. Und China verfügt über zahlreiche große Containerhäfen auf der ganzen Welt – auch in Europa.

Überdies hat das Reich der Mitte damit begonnen, stark in die Unterwasserkabeltechnologie zu investieren. Es stellt sich die Frage, was geschehen würde, falls die Pekinger Regierung eines Tages beschließen würde, die eigene Dominanz und Kontrolle über diese Infrastruktur als Waffe einzusetzen?!

Einer ähnlichen Taktik bediente sich das britische Empire im Ersten Weltkrieg. Sollte sich die Volksrepublik China irgendwann einer solchen Strategie zuwenden, so würde die mit dieser Entscheidung verbundene Kampagne noch weit mehr beinhalten, als Schiffe von Drittstaaten mittels eigenen Schiffen auf hoher See oder in Küstengebieten zu stoppen.

Vielmehr könnte eine solche Kampagne bis hin zur Verweigerung gehen, Dritten den Zugang zu chinesischen Frachtcontainern, Handelsschiffen, Seehäfen, Seefinanzierungen, Satelliten, Unterwasserkabeln und Versicherungsdienstleistungen zu verschaffen. In einem solchen Fall würden weder Waren und Güter noch irgendwelche Informationen fließen.

Cyberkriege – insbesondere der maritime Sektor ist hiervor nicht gefeit

Die sich anhand eines solchen Szenarios potenziell ableitenden Schäden und Verluste möchte sich Matthew Suarez lieber nicht vorstellen. Und drittens warnt der Oberleutnant der Marine davor, dass in einem noch viel umfassenderen Ausmaß Vorbereitungen auf Cyberkriege im maritimen Sektor getroffen werden müssen.

Der Löwenanteil der Daten und Informationen fließt heute durch Unterwasser-Glasfaserkabel. Längst schon ist die Verfügbarkeit von Daten auf Knopfdruck zum Dreh- und Angelpunkt des Weltwirtschaftssystems geworden. Hieraus leiten sich wiederum große Abhängigkeiten von einer rein virtuellen Welt ab.

Um reibungslos zu funktionieren, ist der globale Handel zu jedem erdenklichen Zeitpunkt auf das Vorhandensein von Daten und Informationen angewiesen. Doch sollte jemand versuchen, die durch Unterwasser-Glasfaserkabel fließenden Daten und Informationen zu kontrollieren, so würde das Vertrauen unter den Marktakteuren so schnell wie der Wind dahinschwinden.

Auch Angriffe anderer Art lassen sich vorstellen. Eine Möglichkeit besteht darin, den Fluss dieser Daten mittels Desinformationskampagnen zu manipulieren. Im maritimen Sektor wären hiervon in erster Linie Daten und Informationen wirtschaftlicher Natur wie Schiffsmanifeste, Seeversicherungstarife, kartierte Handelsrouten, Containerhäfen und Immobilieneigentum neben noch vielen anderen Bereichen betroffen.

Hieraus potenziell resultierende Folgen und Auswirkungen lassen sich weder einschätzen noch absehen. Der immerwährende Datenfluss zur Erleichterung von Transaktionen ist nicht der einzige Schwachstellenaspekt. Denn See- und Containerhäfen rund um den Globus sind in einem zunehmenden Ausmaß auf Automatisierungsprozesse angewiesen.

Wie gut sind die USA positioniert?

Eben dieser Aspekt öffnet allerdings auch Tür und Tor für mögliche Cyberangriffe. Matthew Suarez wirft die Frage auf, wie gut die Vereinigten Staaten positioniert sind, um diese Art von strategisch-kritischen Daten und Informationen zu kontrollieren – oder selbst, falls notwendig, darauf zuzugreifen?

Unter Bezugnahme auf Matthew Suarez sähe die Situation nicht allzu rosig aus. Einerseits entwickele sich die chinesische Firma Shanghai Westwell Information and Technology in einem rasanten Tempo zum weltweit führenden Anbieter von automatisierten Intelligence-Port-Betriebssystemen.

Parallel hierzu beaufsichtigt das chinesische Verkehrsministerium auch die Öffentliche Informationsplattform für Transport und Logistik (Logink). Diese Plattform bezieht ihre Daten neben öffentlichen Informationen auch durch See- und Containerhäfen in Festlandchina sowie durch andere große Seehäfen weltweit.

Die Kontrollfunktion, welche die chinesische Regierung über Logink ausübt, erteilt dem Reich der Mitte einen privilegierten Zugang zu Versandmustern und Versandströmen auf der ganzen Welt. Selbstverständlich lassen sich diese Daten und Informationen auch allein zum Vorteil der Volksrepublik China und zum gleichzeitigen Nachteil des Rests der Welt nutzen.

Umgekehrt wird es ausländischen Unternehmen aufgrund des neuen Datensicherheitsgesetzes in China erschwert, Informationen über maritime Aktivitäten in chinesischen Gewässern zu erhalten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht des amerikanischen Marineoffiziers Matthew Suarez auf der Seite von The American Purpose.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Wenn selbst schon das Wall Street Journal schreibt, dass der vermehrte und ungehinderte Zugang zu globalen Schiffs- und Handelsdaten die Amerikaner in große Sorge versetzt, so lässt sich ermessen, auf welche Mittel und Strategien die Volksrepublik China im Falle eines Krieges zwischen beiden Nationen zurückgreifen könnte.

Letzten Endes würde unter aller Voraussicht der gesamte kommerzielle Maritimhandel zusammenbrechen – und damit auch ganze Volkswirtschaften rund um den Globus. Es gibt heutzutage noch bei Weitem subtilere, jedoch effizienter anmutende Mittel und Wege als das bloße Abwerfen von Bomben, um ganze Bevölkerungen auszuhungern und zu vernichten.

Deutsche und austro-ungarische Vorfahren konnten nach den britisch-alliierten Seeblockaden ein Lied in der zweiten Hälfte und in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg hierüber singen. Dieser Bericht wird weiter fortgesetzt. Vorher sei jedem ein schönes und erholsames Wochenende gewünscht!

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