Es handelt sich um ein Ereignis, das sich in der vorletzten Woche in der Tankerindustrie, dem Rückgrat der Weltrohölmärkte, beobachten ließ. In diesem Segment sind nämlich die Spotmarktpreise für die Anmietung von Riesentankern zum Transport von Rohöl förmlich auf über 300.000 US-Dollar explodiert.

Vorfälle im Mittleren Osten & US-Sanktionen für Preisexplosion verantwortlich

Es sind wohl nicht nur die jüngsten Sicherheitszwischenfälle im Mittleren Osten, sondern vor allem auch die jüngst gegen chinesische Ölhandelsfirmen verhängten US-Sanktionen, die mit zu dieser plötzlichen Entwicklung beigetragen haben. Immerhin befindet sich unter den durch die US-Regierung sanktionierten Unternehmen auch die Cosco Shipping Company.

Laut Lloyd's List hatten sich die Charterraten für Riesentanker bis Ende vorletzter Woche für Passagen zwischen China und Westafrika fast auf knapp 280.000 US-Dollar verdoppelt. Noch schlimmer sah es dann zu Beginn der letzten Woche aus Sicht von Passagen vom Persischen Golf nach Singapur und China aus.

 

   

Denn auf diesen Routen explodierten die Charterraten für Riesentanker sogar auf 306.000 respektive knapp über 300.000 US-Dollar. Gegenüber dem Vortag hatten sich Charterraten damit fast verdoppelt. Analysten gaben sich ob dieser Entwicklungen geschockt.

Wöchentliche Charterrate innerhalb von wenigen Stunden verfünfzehnfacht!

Nicht nur die plötzliche Preisexplosion an den Riesentankermärkten ließ sich auf eine solche Weise noch nie zuvor beobachten, sondern die Spotmarktpreise haben neue Rekordniveaus von über 300.000 US-Dollar pro Tag erreicht, die sich bis vor Kurzem kaum ein Marktakteur hätte vorstellen können.

Unter Frachtbrokerhäusern wird gar mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung gerechnet. Seitens Clarkson´s hieß es in der vergangenen Woche, dass die wöchentlichen Charterraten für Riesentanker innerhalb von nur wenigen Stunden um das Fünfzehnfache gestiegen seien – und zwar von 25.000 auf 350.000 US-Dollar.

   

    

Seitdem die Vereinigten Staaten Sanktionen gegen chinesische Ölhandelsfirmen, darunter auch Töchter der Cosco Shipping Company, aufgrund einer Nichtbefolgung von gegen den Iran verhängten US-Sanktionen bekannt gegeben haben, begannen die Charterpreise für Riesentanker zu klettern.

Ausnahme von Cosco-Tochterfirma zur Entschärfung der Situation?

Laut Lloyd´s List seien die Charterpreise an den Rohöltanker-Märkten über den Verlauf der letzten Wochen massiv gestiegen, weil die in den USA verhängten Sanktionen Tonnage aus den Märkten gedrängt hätten.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass Exxon Mobil und Chinas Unipec die Entscheidung getroffen haben, keine Tankerschiffe mehr anmieten zu wollen, die in den Ölhandel mit Venezuela, das sich ebenfalls mit US-Sanktionen belegt sieht, involviert sind.

Die inzwischen durch die US-Regierung getroffene Entscheidung, Coscos Tochterfirma Dalian vorübergehend von den jüngst verhängten US-Sanktionen auszunehmen, könnte vor dem Hintergrund gesehen werden, die aktuelle Situation an den Spotmärkten für Riesentanker ein wenig entspannen zu wollen.

Iran gibt bekannt, Beweise zu haben, welche die USA, Israel und die Saudis belasten

Selbstverständlich verschärfen die eskalierenden Spannungen im Mittleren Osten diese Situation. Der Iran gab vor Kurzem bekannt, dass ein eigens betriebener Öltanker im Roten Meer durch eine Rakete getroffen worden sei. Gleichzeitig haben sich die Spannungen im Persischen Golf über die letzten Wochen deutlich verschärft.

Hierzu trugen auch die Attacken auf die saudi-arabische Ölindustrie vor rund einem Monat bei, in deren Zuge es zu einem temporären Ausfall von rund der Hälfte der Erdölförderung des Landes gekommen war. An den Öltransportmärkten wird davon ausgegangen, dass die extrem hohen Charterpreise sich über das vierte Quartal bis hinein in das Jahr 2020 auf diesen Niveaus werden halten können.

Inzwischen hat die iranische Führung bekannt gegeben, über Bildmaterial zu verfügen, dass den Angriff auf den Rohöltanker vor der Küste Saudi-Arabiens unweit des Hafens Dschidda zeige. Teheran beruft sich unter Bezugnahme auf die Nachrichtenagentur Mehr darauf, dass diese Bilder einen Beweis für eine Verantwortung der USA, Israels und Saudi-Arabiens im Hinblick auf diesen Angriff lieferten.

Iran gibt Material an UN-Sicherheitsrat & Rohani droht mit Vergeltung...

Der Iran hat in diesem Zuge auch bekannt gegeben, die entsprechenden Bildbeweise an den UN-Sicherheitsrat in New York übermitteln zu wollen. Bislang hatten die USA und Saudi-Arabien den Islamischen Staat (IS) für die Tat verantwortlich gemacht. Diese Erklärungen wurden seitens Teheran von Beginn an zurückgewiesen, da sich in der Region um das Rote Meer keine IS- oder Taliban-Kämpfer aufhielten.

Irans Präsident Hassan Rohani teilte Mitte letzter Woche mit, dass der Angriff auf den iranischen Öltanker durch eine Regierung – und nicht durch Einzelpersonen – ausgeführt worden sei. Dabei hat Teheran Israel und Saudi-Arabien im Blickfeld. Rohani drohte den Verantwortlichen in diesem Zuge mit Vergeltung.

Zu glauben, dass Versuche zu einer Destabilisierung der Region unbestraft vonstattengehen könnten, werde sich als grobe Fehleinschätzung erweisen, so Rohani weiter. Der nächste Zug dürfte im Angesicht der nahezu brachliegenden Diplomatie in der Region aus Perspektive der aktuellen Ereignisse wahrscheinlich nicht lange auf sich warten lassen.

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