Angesichts einer sich intensivierenden gesellschaftlichen Spaltung und einer vielerorts als chaotisch empfundenen Innenpolitik, ließ sich zuletzt beobachten, dass eine zunehmende Anzahl an US-Bundesstaaten die Dinge in ihre eigenen Hände nehmen, um gegebenenfalls auch gesetzgeberisch aktiv zu werden.

In den vergangenen beiden Jahren hatten sich „rote“ und somit durch die Republikaner regierte Bundesstaaten zudem auch vermehrt zusammengeschlossen, um in bestimmten Angelegenheiten gegen die Washingtoner Bundesregierung notfalls auch vor heimische Gerichte zu ziehen.

BlackRock im Kreuzfeuer der Kritik

Das im Fokus des gestrigen Berichtes stehende Thema Environmental, Social, Governance (oder kurz ESG) soll heute ebenfalls im Zentrum der Betrachtungen stehen. Denn inzwischen haben die Gesetzgeber im Bundesstaat Texas den Verantwortlichen des weltweit größten Kapitalverwalters BlackRock offizielle Anhörungsvorladungen zugestellt.

Betroffen hiervon sind auch diverse Tochterunternehmen von BlackRock und dem Konzern im Bundesstaat Texas angeschlossene Unternehmenseinheiten. Danach müssen hochrangige Verantwortliche von BlackRock am 15. Dezember zu einer Anhörung vor dem texanischen Senatsausschuss für bundesstaatliche Angelegenheiten erscheinen.

Die dem BlackRock-Konzern zugehörigen Unternehmen wurden vor gut einem Monat dazu aufgefordert, dem Senatsausschuss Bücher, Dokumente und andere schriftliche Unterlagen im Rahmen der angesetzten Anhörung vorzulegen, die mit Praktiken zur Integration von ESG in die eigenen Geschäftsabläufe verbunden sind.

Seitens der Vertreter des texanischen Senatsausschusses heißt es, dass die Verantwortlichen bei BlackRock dazu aufgefordert werden, den Ausschussmitgliedern bestimmte Dokumente vorzulegen, deren Inhalt eine Evaluierung der Investmentpraktiken unter den BlackRock zugehörigen Tochterunternehmen im Bundesstaat Texas ermöglichen würde.

In diesem Zuge soll vor allem eruiert werden, wie sich diese Investmentpraktiken auf die durch BlackRock verwalteten Staatspensionsgelder auswirken. Bryan Hughes, Vorsitzender des texanischen Senatsausschusses, erklärte gegenüber dem Fernsehsender Fox News, dass eine Evaluierung der entsprechenden Dokumente Rückschlüsse darauf zulassen wird, bis zu welchem Grad Kapitalverwaltungsriesen wie BlackRock sich unter Einsatz hart verdienten Geldes der texanischen Bürger in politische Entscheidungen einmischt.

Vanguard ist bereits umgesteuert

Auch Wettbewerber von BlackRock, darunter State Street, ISS und Vanguard, wurden durch die Ausschussmitglieder bereits im August schriftlich kontaktiert, um Dokumente in Bezug auf mit ESG in Zusammenhang stehende Entscheidungen zu erhalten.

Wie gestern berichtet, ist Vanguard inzwischen offiziell aus einer wichtigen Finanzallianz, deren Mitglieder sich eine Forcierung von ESG in alltäglichen Investmententscheidungen auf die Fahnen geschrieben haben, ausgeschieden.

Neben einem wachsenden Druck unter den eigenen Investoren, könnten auch die aktuellen Entwicklungen in amerikanischen Bundesstaaten wie Florida und Texas mit zu einer solchen Entscheidung beigetragen haben.

Während in den letzten Jahren immer mehr Hedgefonds und Kapitalverwaltungsfirmen klassische Finanzmetropolen wie New York City oder Chicago den Rücken gekehrt haben, um sich beispielsweise in Florida ansässig zu machen, bekommen es bestimmte Unternehmen nun aufgrund der eigens verfolgten Investmentphilosophien nun augenscheinlich verstärkt mit dem langen Arm der Behörden in diesen Bundesstaaten zu tun.

Während sich eine Reihe der angeschriebenen Unternehmen bislang kooperativ gezeigt habe, um die durch den texanischen Senatsausschuss angeforderten Dokumente zu übermitteln, so Bryan Hughes, habe sich BlackRock bis hierin geweigert, als vertraulich oder nur für den internen Gebrauch angefertigte Dokumente zu übersenden.

Nichtsdestotrotz unterliege BlackRock der gesetzlichen Verpflichtung, die Interessen der eigenen Investoren und Anleger an erste Stelle – und vor alle anderen Belange – zu stellen. Laut Bryan Hughes wolle sein Senatsausschuss dafür sorgen, dass diese Verpflichtungen durch Kapitalverwaltungsfirmen wie BlackRock auch eingehalten und umgesetzt werden.

Shareholder Value dem Stakeholder Capitalism zum Fraß vorgeworfen

Den Managements der großen Kapitalverwalter wird der Vorwurf gemacht, sich von dem jahrzehntelang vorherrschenden Anlageprinzip des Shareholder Value abgewendet zu haben. Anstelle dessen werde schon seit einiger Zeit ein Ansatz verfolgt, der sich dem sogenannten Stakeholder Capitalism verschrieben habe.

Diesen Ansatz verfolgend, mischen sich Konzerne mehr und mehr in gesellschaftspolitische Bereiche ein, um beispielsweise mittels ESG-Vorgaben selbst Einfluss auf umweltrechtliche, sozialgesellschaftliche und als progressiv empfundene Ideologien und Entwicklungen zu nehmen.

Wohin so etwas führen kann, hat jüngst das unrühmliche Beispiel des Zusammenbruchs der Krypto-Börse FTX vor Augen geführt. Auch der Disney-Konzern ist im Verlauf der letzten Monate und Jahre unter einen immer größeren Druck geraten, da eine durch das Management unter weitläufigen Teilen der Bevölkerung als viel zu „woke“ empfundene Firmenstrategie das Unternehmen in fast allen wichtigen Bereichen ausgabefreudige Kunden gekostet hat.

Die Anteilseigner von Disney hatten nach einer Reihe von als Mega-Flopp zu bezeichnenden Filmveröffentlichungen in den letzten zwölf Monaten auch nichts zu lachen. Denn um etwa vierzig Prozent hat sich der Wert einer Disney-Aktie im Vergleich mit der Vorjahresperiode inzwischen reduziert.

Seit dem Erreichen ihres Hochs hat die Disney-Aktie bis dato sogar um gut fünfzig Prozent an Wert eingebüßt, wie aus dem nachfolgenden Chart von stockcharts.com hervorgeht.

 

Kritiker werfen heimischen Konzernen vor, die eigens verfolgte Firmenstrategie nicht mehr an den Bedürfnissen der Kunden und dem Ziel der Profitgenerierung auszurichten. Auf eben jene Weise sahen dann auch so manche veröffentlichten Quartalsberichte in der jüngeren Vergangenheit aus.

Unmut wächst: Banken und Kapitalverwalter stülpen ihre Strategien der gesamten Wirtschaft über

Wenn Banken und große Kapitalverwaltungsfirmen in ihren zu treffenden Entscheidungen der Umsetzung von ESG-Strategien eine Präferenz einräumen, so wirkt sich dieser Faktor ab einem bestimmten Zeitpunkt auf die gesamte Wirtschaft aus.

Denn Unternehmen, die sich diesen Strategien und Prinzipien nicht anschließen oder unterordnen möchten, laufen eine wachsende Gefahr, beispielsweise von einer Kreditvergabe ausgeschlossen oder als Investment unter großen Anlagefirmen nicht mehr in Betrachtung gezogen zu werden.

Unter einer wachsenden Anzahl von Unternehmen wird bereits seit einiger Zeit Kritik an diesem Gebaren laut. Denn eine Abkehr von reinen Profitgenerierungszielen, und somit eben jenem Grund, weswegen Unternehmen überhaupt gegründet werden und bis dato existiert haben, geht mehr und mehr mit alternativen Zielsetzungen wie einer Unterordnung unter „grüne“ Ideologien oder mit einer Anpassung an politisch als „korrekt“ bezeichnete Motive einher.

Nicht alle finden hieran Gefallen. Beispielsweise verkündete der Bundesstaat Florida Anfang Dezember, bundesstaatliche Vermögenswerte in einem Umfang von rund zwei Milliarden US-Dollar aus der Kapitalverwaltungsfirma BlackRock abzuziehen. BlackRock soll laut der Regierung von Gouverneur Ron DeSantis aus Sicht von bundesstaatlichen Anlagen überhaupt nicht mehr in Betracht kommen.

Vielmehr sollen Vermögensanlagen des Bundesstaates Florida ab Beginn des nächsten Jahres auf bestmögliche Weise diversifiziert und somit unter Wettbewerbern von BlackRock verteilt werden.

„Rote“ Bundesstaaten ziehen ihre bundesstaatlichen Anlagegelder von BlackRock ab

Zu einer ähnlichen Ankündigung war es bereits im Monat Oktober im Bundesstaat Missouri gekommen, wo bundesstaatliche Pensionsanlagegelder in Höhe von einer halben Milliarde US-Dollar von BlackRock abgezogen werden sollen.

Auch die Bundesstaaten Louisiana, Arkansas und Utah verfolgen ein solches Ziel. Allein in Louisiana soll es zu einem bald beginnenden Abzug von bundesstaatlichen Anlagegeldern in Höhe von knapp achthundert Millionen US-Dollar von BlackRock kommen.

Missouris Finanzminister Scott Fitzpatrick hatte ESG Anfang Dezember mit Linksaktivismus gleichgesetzt. Und schon wären wir einmal mehr bei der grandiosen Spaltung, welche die amerikanische Gesellschaft an vielerlei Fronten durchzieht.

Das Motto lautet vermehrt Rot gegen Blau, Links gegen Rechts, nur ein „Wir-Gefühl“ oder bestimmte kulturelle Gemeinsamkeiten wollen in der getrübten Stimmung und einem solchen Gesellschaftsumfeld einfach nicht mehr aufkommen.

Wie dem auch sei, so warnte Scott Fitzpatrick davor, dass die verwalteten Anlagegelder der Menschen durch Kapitalverwaltungsfirmen dazu missbraucht würden, um einen erheblichen Einfluss auf politische und sozial-gesellschaftliche Entscheidungen auszuüben.

Und auf diese Weise dürfe es nicht mehr weitergehen, da viele dieser Entscheidungen zudem auch in vielen Fällen überhaupt nicht mehr mit den ureigensten Interessen unter Investoren und Anlegern übereinstimmten.

BlackRock-Chef Larry Fink: Freiwillig zurücktreten oder entfernt werden

Wie dem auch sei, im US-Bundesstaat North Carolina hat Finanzminister Dale Folwell BlackRock-Chef Larry Fink inzwischen öffentlich dazu aufgerufen, entweder von seinem Posten freiwillig zurücktreten oder aus seinem Sessel entfernt zu werden.

Es erweckt mittlerweile verstärkt den Eindruck, als wäre es zu einer persönlichen Vendetta zwischen BlackRock und einer wachsenden Anzahl von „roten“ Bundesstaaten in den USA gekommen. Dieser Konflikt scheint sich nun mehr und mehr zu intensivieren.

So schrieb Dale Folwell in einem am 9. Dezember an den Vorstand von BlackRock übersendeten Brief, Larry Fink entweder zu einem freiwilligen Rücktritt zu bewegen oder ihn aus seiner ausgeübten Position zu entfernen.

Auch Dale Folwell wirft dem BlackRock-Chef vor, die eigentlichen Unternehmensziele überhaupt nicht mehr zu verfolgen. Vielmehr sorge eine viel zu starke Fokussierung auf ESG dafür, dass der Kapitalverwalter unter der Führung von Larry Fink seinen treuhänderischen Verpflichtungen gegenüber den hauseigenen Investoren nicht mehr nachkomme.

Zu diesen Investoren gehörte bislang auch das öffentliche Pensionssystem im Bundesstaat North Carolina. Bis dato sieht sich ein Betrag in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar in Form von Anlagegeldern bei BlackRock investiert, der nach den jüngsten Erklärungen von Dale Folwell jedoch auch ganz schnell abgezogen werden könnte.

Die Maxime unter republikanisch regierten Bundesstaaten scheint zu lauten: Wenn sie es nicht am Geldbeutel merken, so bekommen sie überhaupt nichts mehr mit.

Schließlich handele es sich im Fall einer Fokussierung auf ESG-Strategien nicht um die Verfolgung eines Hauptschwerpunktes, welcher sich anhand von nackten Renditeerfolgen messen lässt, wie es heißt.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht in der amerikanischen Ausgabe der Epoch Times.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

So, wie das Pendel in die eine Richtung geschwungen ist, wird es zwangsläufig auch wieder zurückschwingen. Selbstverständlich unternehmen finanziell wohlhabende und einflussreiche Protagonisten den Versuch, die gesellschaftliche Stoßrichtung durch eigens verfolgte Agenden zu beeinflussen und zu lenken. Allerdings können Pläne auch schief gehen, was niemals in Vergessenheit geraten sollte. Die Geschichtsbücher sind voll von gescheiterten Agenden.

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