Kein Plan für die Ewigkeit: Einzig die Fed scheint den Konsum am Laufen zu halten

Dass die Effekte aus einer Versendung von staatlichen Stimulus-Schecks (aka Helikopter-Geld) am Auslaufen sind, hatte bereits ein nur moderater Anstieg der amerikanischen Einzelhandelsausgaben im Monat Juni angedeutet.

Vor der heutigen Datenveröffentlichung für den Monat Juli gingen die durchschnittlichen Konsensschätzungen unter Ökonomen und Analysten von einem moderaten Rückgang der Einzelhandelsausgaben in den USA in Höhe von -0,3 Prozent aus.

Quelle: Bloomberg

Weit gefehlt, wie sich konstatieren lässt, da die offiziell veröffentlichten Daten mit einem Rückgang der Einzelhandelsausgaben in den Vereinigten Staaten in Höhe von -1,1 Prozent (auf Monatsbasis) einhergegangen sind. Feststellen lässt sich also Folgendes:

Keine staatlichen Stimulusschecks = nachlassender Konsum

Fast alle wirtschaftlichen Bereiche sahen sich von diesem Konsumrückgang im Monat Juli betroffen, allen voran die Online-, Fahrzeug- und Textilabsätze. Unter Berücksichtigung der heute veröffentlichten Daten darf weiterhin das Argument ins Feld geführt werden, dass eine sich selbst tragende Wirtschaftserholung gewiss anders aussehen würde.

Nachdem die US-Wirtschaft auf annualisierter Basis in Q2 mit einem nominalen Plus von 6,5 Prozent bereits deutlich weniger stark gewachsen ist als zuvor allgemeinhin erwartet, beginnt sich abzuzeichnen, dass sich die wirtschaftlichen Aktivitäten im laufenden dritten Quartal wie auch im vierten Quartal weiter abschwächen werden.

Auf eben jene Entwicklung deutet unter anderem auch der aktuelle Zinsverlauf an den amerikanischen Bondmärkten hin. Das hieraus zu ziehende Fazit lautet, dass die Biden-Administration ihren eingeschlagenen Weg wird beibehalten müssen, um in Kürze noch bei Weitem mehr als zuvor durch die Federal Reserve elektronisch erzeugtes – und in Form von Anleiheemissionen aufgenommenes – Geld über Privathaushalten in den Vereinigten Staaten abzuwerfen.

Es handelt sich, wie in der Vergangenheit mehrfach ausgeführt, um einen sich verewigenden Kreislauf, der nicht nur die Stabilität und Kaufkraft des US-Dollars zunichtezumachen droht, sondern in dessen Zuge auch immer mehr elektronisches Geld erzeugt werden muss, um die gleichen Einheiten an Wirtschaftswachstum hervorzurufen.

Verbraucherpreise: Lieferkettenprobleme sorgen für Inflation

Womit wir einmal mehr beim Thema Inflation angekommen sind. Neue Datenpublikationen der kalifornischen Seehäfen legen Zeugnis darüber ab, dass sich die durchschnittliche Warte- und Abfertigungszeit im größten Seehafen an der Westküste des Landes, Los Angeles, von 5,7 Tagen im Juni auf 6,2 Tage im Juli erhöht hat.

Im Vergleich mit dem diesjährigen Frühjahr stellt sich zwar noch immer eine Verbesserung der Situation ein. Damals wurde ein Höchstwert von achteinhalb Tagen markiert. Dennoch trägt die aktuelle Entwicklung nicht dazu bei, für ein allgemeines Aufatmen in den USA zu sorgen, da sich die Situation nicht wesentlich zu entspannen scheint.

Aus Sicht der amerikanischen Verbraucherpreise handelt es sich ebenfalls um keine gute Nachricht, da für die seit Jahresbeginn zu beobachtenden Preisanstiege in vielen Wirtschaftsbereichen unter anderem ein Kollaps der trans-pazifischen Lieferketten verantwortlich gemacht wurde.

Anhaltende Schiffsstaus in den Seehäfen an der amerikanischen Westküste tragen nichts dazu bei, die allgemeine Lage zu entspannen – ganz im Gegenteil erweisen sich die teils deutlichen Abfertigungsverzögerungen nach wie vor als einer der Preistreiber, da sich heimische Firmen nicht dazu in der Lage sehen, schnell genug die eigenen Lagerbestände zu erhöhen.

Hinzu gesellt sich eine abermals verschärfende Situation in der Volksrepublik China, wo sich eine Reihe der wichtigsten Seehäfen an der Ostküste des Landes erneut Corona-Restriktionen oder Lockdowns ausgesetzt sehen, was die dortige Abfertigung verlangsamt oder teilweise sogar lahmlegt.

Inzwischen mehren sich die Stimmen, die vor einer ähnlichen Situation wie im Frühjahr des vergangenen Jahres warnen. Damals erreichten im Zuge der in China über die Wintermonate verhängten Lockdowns immer weniger Güter und Produkte die amerikanischen Seehäfen in Kalifornien.

Goldman Sachs hat überdies vor Kurzem davor gewarnt, dass striktere Kontrollmaßnahmen in den chinesischen Seehäfen mit dem Ziel einer Eindämmung der sogenannten Delta-Variante des Coronavirus die ohnehin schon extrem hohen Containerschiff- sowie Transport- und Frachtkosten noch einmal zusätzlich in die Höhe treiben könnten.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Da sich halb Asien, teilweise auch China, sowie Australien und Neuseeland abermals in einem Lockdown der heimischen Wirtschaften befindet, empfiehlt es sich vielleicht vorausschauend auf diese Entwicklung zu reagieren und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass auch hier Preise weiter steigen und Läden geschlossen bleiben können. Im Extremfall ist es doch praktisch, auch einmal ohne Gang in den Bau- oder Supermarkt auszukommen.

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