André Kostolany prägt einst den Satz „90 Prozent dessen, was an der Börse geschieht sind Emotionen“. Diese Feststellung trifft auch heute – Jahrzehnte später – immer noch zu. An der Börse werden Emotionen (Preise) gehandelt, selten die realen Werte.

So hat der DAX 40 aktuell einen Buchwert von knapp 9.000. Der Nasdaq 100 von rund 2.000 und der S&P 500 zeigt rund 1.000 auf. Da werden schon lange keine Werte mehr gehandelt, sondern immens aufgeblähte Preise. Über das „immens aufgebläht“ kann man durchaus diskutieren.

Fakt ist: Die Charts lügen nicht. Die Preise sind das Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Ist die Börse zum „Flohmarkt“ oder „eBay-Kleinanzeigen 2.0“ verkommen? Der Vergleich zu einem Flohmarktgeschäft, bei dem beispielsweise ein seltenes Asterix-Heft aus dem Jahr 1983 mit Preisschild 3,50 D-Markt zu 50,00 Euro verkauft wird, kommt da schnell auf. Wie soll man sich denn da noch orientieren. Hausse, Baisse,…Spielbankcharakter?

  • Bleiben Sie im Gleichgewicht & behalten Sie Ihre innere Ruhe:
    Immer wieder treten unerwartete Ereignisse auf, die uns aus der Bahn zu werfen drohen. Dies sind plötzliche Kurseinbrüche und Crashs, plötzliche „Stimmungsschwankungen“ der Notenbanken und der Politik sowie das Einkassieren von volkswirtschaftlichen Konjunkturprognosen. Die (Börsen-) Historie kann da einiges bieten:

    • Die Tulpenmanie (1637)
    • 1720: Spekulationsobjekt Gold
    • Schwarzer Donnerstag (1929)
    • 1931: Bankenkrise in Deutschland
    • Ölkrise (1973)
    • Schwarzer Montag (1987)
    • Saddam-Krise 1990: Teures Öl würgt DAX ab
    • 1997: Asien-Krise
    • Dotcom-Blase (2000)
    • 11.09.2001: World Trade Center
    • Weltfinanzkrise (2007-2008)
    • Fukushima 2011
    • Nikkei-Crash 2013
    • Coronavirus 2020/2021/…2022…
    • Inflationsgespenst 2021/2022
  • Das Ego – Oft steht man sich - unbewusst - selbst im Weg
    Wer kennt sie nicht, die beiden Begleiter in uns… „Engelchen“ und „Teufelchen“. Sie flüstern uns bildlich deren Empfindungen und Handlungsempfehlungen ins (geistige) Ohr. Das sind in den seltensten Fällen dann wir selbst, sondern diese beiden Kandidaten… Wir lassen uns dann von externen Einflüssen (dem Ego) leiten. Das alles führt dann schnell zu:

    • Wahrnehmungsverzerrung
    • Attributionsfehler
    • „Erfolge sind wir“
    • „Misserfolge sind missliche äußere Umstände“
    • Selbstüberschätzung
    • etc…

Daraus resultieren dann die typischen Fehler.

  • Intuition…das Gefühl von innen heraus
    Die Intuition ist ein heiliges Geschenk und der rational denkende Verstand ein treuer Diener. Wir haben eine paradoxe Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“ (Albert Einstein)

    Seit ein paar Jahren haben wir an den Börsen eine völlig neue Situation. Wir befinden uns in einem Kapitalmarkt, der so noch nie existent war. Der wichtigste Einflussfaktor ist dabei das Zinsumfeld. Unser Gehirn hat einfach viel zu wenig Erfahrung mit der aktuellen Situation. Ein Negativzins ist ein Umstand, den unser Gehirn auch in bewussten Prozessen schlecht verarbeiten kann. Es ist absolutes Neuland für uns Börsianer. Das Konzept des Negativzinses ist so komplex, dass sämtliche Modelle zur Beurteilung von „Werten“ ihre Probleme haben.

    •  Die rationale Rechnung:
       

      Eine Aktie macht seit zehn Jahren einen stabilen Gewinn von einem Euro und schüttet diesen auch aus. Wir rechnen mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent, dass die Aktie auch in den nächsten Jahren weiterhin einen Euro Gewinn machen und diesen ausschütten wird, während der risikolose Zins bei zehn Prozent steht. Was wäre diese Aktie wohl wert? Die Frage lässt sich noch einfach beantworten, denn aufgrund unserer recht sicheren Erwartung liegt der Wert in der Nähe einer risikolosen Anlage. Ein Euro Gewinn wird durch den risikolosen Marktzins in Höhe von zehn Prozent geteilt und ergibt so 10 Euro (1 Euro/ 0,1 = 10 Euro). Eine Aktie die sehr sicher einen Euro Gewinn/Ausschüttung hat, ist unter den beschriebenen Bedingungen etwa zehn Euro wert. Einen deutlichen Risikoabschlag preisen wir nicht ein, da wir die Ausschüttung als sehr sicher ansehen. Je unsicherer uns die erwartete Ausschüttung erscheint, desto höher wäre ein möglicher Abschlag auf diese Rechnung.



      Sollte sich der risikolose Marktzins nun halbieren und nur noch bei fünf Prozent liegen, wäre die Rechnung die gleiche nur mit einer neuen Variablen. Der Ertrag von einem Euro geteilt durch fünf Prozent ergibt 20 Euro (1 / 0,05 = 20). Die Aktie müsste also ihren Wert verdoppeln ohne weitere Veränderungen, nur, weil der Zins sich halbierte. Jeden dieser Umstände konnten wir bisher intuitiv greifen, allerdings befinden wir uns eben nicht mehr in einem „normalen Zinsumfeld“.

      Theoretisch nähert sich der Wert unserer Beispielaktie immer mehr der Unendlichkeit, je näher wir nun an den risikolosen Nullzins kommen. Ein Zinssatz von 0,1 Prozent würde die Aktie bereits auf 1.000 Euro steigen lassen können.



      Ein „blindes“ Setzen auf diese rationale Rechnung im Falle einer baldig einsetzenden Zinserhöhung kann aber auch zum Schiffbruch führen. Denn wie die Börse wirklich reagiert, das lässt sich weder rein mathematisch noch rein wissenschaftlich im Vorfeld ergründen. Rein rechnerisch „müssen“ die Kurse ja dann unweigerlich einbrechen.
  • Vertrauen – in die Signale und Muster des Marktes:

    Mit der Börse verhält es sich wie mit dem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann läuft langsam und gleichmäßig weiter. Der Hund läuft vor und zurück.“ (André Kostolany)

    Wie bekommt man nun diesen Hund (Börse) in den Griff? Welche Orientierungsmöglichkeiten haben wir?

    • Die Psychologie der Technischen Analyse:

      Charles Dow erkannte schon um 1900, dass der primäre Trend in drei Phasen zu unterscheiden ist:

    1. Die Akkumulationsphase (hier sind nur wenige gut informierte Anleger im Markt)

    2. Die Phase der öffentlichen Beteiligung

    3. Die Distributionsphase (hier steigen die ersten gut informierten Anleger wieder aus).

    • Psychologie der Unterstützungen und Widerstände

      In jedem Chart kann man lokale Hoch- und Tiefpunkte erkennen. An diesen Punkten verändert sich offensichtlich die Marktmeinung („bis hierher und nicht weiter“), also ein Wertkonsens aller Marktteilnehmer.

    • Indikatoren: Kann man Emotionen berechnen?

      Unterschieden wird in Trendfolge- und Trendstärkeindikatoren, Oszillatoren und Sentimentindikatoren. Sie geben die Marktstimmung, also die Emotionen wieder.

    • Candlestick-Charts als bildliche Darstellung der Emotionen

      Durch die komplette Beschreibung einer Handelsperiode (High, Low, Open, Close) kann man die vorherrschende Stimmung am besten nachvollziehen und so auch Prognosen der weiteren Entwicklung ableiten. Candlestick-Charts sind aus diesem Grund wohl die informativste und bei Chartanalytikern am häufigsten verwendete Darstellungsart.

  • Dankbarkeit – nur gesicherte oder realisierte Gewinne sind „wahre“ Gewinne

    • Die Trailing-Stop-Order ist eine besondere Art der Stop-Order, die, zum Zwecke der Gewinnsicherung automatisch nachzieht, wenn der Marktpreis steigt. Sollte der Marktpreis sinken, bleibt der Stop-Preis unverändert und man schließt die Position, wenn der Markt sich ungünstig entwickelt.

    • Take Profit (Gewinnmitnahme) ist ein Auftrag, einen Trade zu schließen, wenn der Markt sich um einen bestimmten Betrag zugunsten der Position bewegt hat. Dies bedeutet, dass Sie Ihr Take-Profit-Niveau kontinuierlich anpassen können, während Ihr Gewinn wächst.

Konkrete Chartmarken für und über die Feiertage, um gegen unerwartete Ereignisse sowie die eigene Psyche gewappnet zu sein:

Risikohinweis
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