Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Tagtäglich werden uns die spannendsten Investitionsgelegenheiten geboten. Nur sehen wir sie oftmals nicht. Überlegen Sie mal, welche Dienstleistungen und Produkte Sie oder Ihr Umfeld – privat oder beruflich - tagtäglich nutzen und recherchieren Sie mal, ob es zum Produkt auch das passende börsennotierte Unternehmen gibt.

Mit Sicherheit werden Sie damit auf das eine oder andere hochspannende Unternehmen stoßen, das Ihnen ansonsten verborgen geblieben wäre. Ohne dieses Credo wäre ich wohl kaum auf die Aktie von Avast PLC gestoßen, die der heutige Kandidat für eine Fundamentalanalyse ist.

Die in Prag ansässige Avast PLC hat sich auf die Programmierung und Vermarktung von Sicherheitssoftware für Privatnutzer, kleinere und mittelgroße Betriebe spezialisiert. 435 Millionen Menschen nutzen bereits die Sicherheitssoftware von Avast. Damit ist das Unternehmen der weltweite Marktführer gemessen an der Nutzerzahl.

Der Homeoffice-Trend kommt dem Unternehmen gerade recht. Die Zahl an elektronischen Helfern in Haushalten sorgt für zusätzlichen Bedarf an Sicherheitslösungen. So konnten im Oktober 2019 unzählige Amazon-Alexa- und Google-Home-Systeme problemlos gehackt werden. Das positive Momentum sollte somit auch mittel- bis langfristig anhalten.

 

Quelle: Unternehmen

Der Großteil der Umsätze wird im Privatkundensegment generiert

 

Die Aktie notiert erst seit 2018 an der Börse. Die Hauptlistings befinden sich in London und Prag. Der Titel ist auch hierzulande handelbar, sollte aber aufgrund der geringen Liquidität streng limitiert werden. Achtung: Der Kurs ist – wie für den Börsenplatz London üblich - in britischen Pence angegeben.

 

Quelle: guidants.com

Die Aktie setzt gerade auf der 200-Tage-Linie auf, die als Sprungbrett für den nächsten Anstieg genutzt werden kann. Darunter bietet das Kursareal um 4,60 britische Pfund ein gutes Auffangnetz. Dieses befindet sich zwischen dem 38er und dem 50-Prozent-Fibonacci-Retracement – ein Bereich, in welchem Korrekturen statistisch gesehen sehr oft ihr Ende finden.

 

Quelle: guidants.com

Während der britische FTSE 100 in den letzten beiden Jahren einem Trauerspiel gleicht, konnte sich Avast ganz ordentlich entwickeln – trotz Brexit-Sorgen.

 

 

Bewertung

Das Unternehmen ist ein wachstumsstarker und profitabler Marktführer und bewegt sich in einer aussichtsreichen Branche, die noch über viele Jahre genügend Potenzial bereithält. In diesem Kontext ist das KGV von 19,82 nicht zu hoch gegriffen, gerade im Vergleich zu anderen Cybersecurity-Aktien. Bewertungstechnisch lädt die Aktie also klar zum Kauf.

Bilanz und Verschuldung

Dank des Börsengangs im Jahr 2018 konnte die Kapitalausstattung gestärkt werden. Seitdem wird der Schuldenstand kontinuierlich verringert, was auch als klares Unternehmensziel kommuniziert wird.

Dem einen oder anderen könnte die hohe Goodwill-Last sauer aufstoßen, die aus der Übernahme von AVG im Jahr 2016 resultiert. Da diese nun aber bereits einige Jahre zurückliegt und Avast AVG offensichtlich problemlos integrieren konnte, sollte von dieser Seite kein Ungemach drohen.

Profitabilität

Die hohen Margen erklären sich aufgrund der geringen Kapitalanforderungen. Das Geschäftsmodell ist kaum kapitalintensiv und problemlos skalierbar. Sobald eine neue Sicherheitssoftware einmal entwickelt ist, kann sie von Kunden auf dem ganzen Globus bequem heruntergeladen werden. Immer schneller gewordene Internetverbindungen haben teure Vertriebsnetze somit obsolet gemacht. Dadurch bleibt unterm Strich auch ein ordentlicher Batzen Gewinn hängen.

Durch die hohen Margen hat man auch stets genug Mittel zur Verfügung, um die Produktentwicklung voranzutreiben. Auch Avast bastelt an einer eigenen Künstlichen Intelligenz, die Hacker-Attacken frühzeitig abwehren soll.

 

Wachstum

Die jährlichen Schäden durch Cyber-Kriminalität werden vom Unternehmen auf eine Summe von sechs Billionen Dollar geschätzt, Tendenz steigend, was für anhaltende Wachstumsfantasie für die gesamte Cybersecurity-Branche sorgen sollte. Das überträgt sich natürlich auch auf das Zahlenbild von Avast, wobei der deutliche Wachstumssprung zwischen 2016 und 2017 aus der AVG-Übernahme resultiert.

Konkurrenz

Im Cybersecurity-Markt wirken unzählige Unternehmen. Der Markt ist dank der fortschreitenden Digitalisierung aber derart groß, dass bis auf weiteres jeder Konzern ein ordentliches Stück vom Kuchen für sich abgreifen kann. Sicherlich wird auch hier irgendwann ein Plateau erreicht werden, bis dahin werden aber wohl noch viele Jahre ins Land ziehen.

Risiken

Das Unternehmen ist keineswegs unumstritten. So wurde zuletzt öffentlich, dass das Unternehmen Nutzerdaten an Dritte weiterverkauft hat, was zu Recht für Empörung sorgte. Diese Meldung hat für einen heftigen Kurssturz gesorgt. Die Nutzer hat dieser Skandal aber offensichtlich nicht groß gestört, denn nach einem kurzweiligen Umsatzeinbruch, und nachdem Avast Besserung beteuerte, haben sich die Umsätze wieder deutlich erholt.

Das kritische Thema Datenweitergabe gilt aber natürlich auch für Dienste von Google, Instagram, WhatsApp und wie sie nicht alle heißen. Daten sind Rohstoff und zugleich Währung des 21. Jahrhunderts und eine Vielzahl an Unternehmen, die günstige oder kostenlose Dienste wie ein kostenloses Antivirus-Programm anbieten, tun dies nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern lassen Konsumenten ganz einfach mit ihren Nutzerdaten bezahlen. Nichts ist gratis.

Trotzdem wird Avast in Zukunft wohl mehr auf die Finger geschaut und erneute Skandale könnten den Aktienkurs wieder schnurstracks gen Süden schicken.

Ein möglicher harter und ungeregelter Brexit wird indes auch an Avast nicht spurlos vorübergehen.

Porter’s Five Forces

Avast muss sich dank der massiven Marktführerschaft bei Privatkunden vor neuer Konkurrenz nicht fürchten. Viel mehr werden aber – wenn auch erst langfristig - der Branchendruck sowie das Risiko Abnehmer steigen, spätestens wenn der Markt einmal gesättigt ist und infolgedessen Preiskämpfe zwischen den Konkurrenten entstehen werden. So ist dieser Risikopunkt derzeit noch unausgeprägt, wird sich mit den Jahren aber sukzessive verstärken. Erwähnenswert ist auch der Punkt Lieferanten – über den, wie bei Software-Unternehmen üblich, die Abhängigkeit von guten Programmierern abgebildet wird.

Bis dahin muss man sich aber zumindest über Substitution keine Gedanken machen, da der Trend in den kommenden Jahren erst richtig in Fahrt kommen wird.

 

Wer einen konservativen Wert aus der Cybersecurity-Ecke sucht, wird bei Avast fündig. Das Zahlenbild, die günstige fundamentale Bewertung sowie der Chart laden zum Einstieg ein. Auch Dividendenfans werden sich über die kontinuierlichen Ausschüttungen freuen.

Herzlichst

Ihr Christof von Wenzl

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, www.avast.com, guidants.com, wikipedia.de

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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Hinweis:

Dirk Müller sowie die Finanzethos GmbH haben sich verpflichtet den Kodex des Deutschen Presserates für Finanz- und Wirtschaftsjournalisten einzuhalten. Der Verhaltenskodex untersagt die Ausnutzung von Insiderinformationen und regelt den Umgang mit möglichen Interessenkonflikten. Die Einhaltung des Verhaltenskodex wird jährlich überprüft. Dies gilt auch für die für Dirk Müller oder für die Finanzethos GmbH tätigen freien Journalisten.

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