Rabatte um bis zu 40 Prozent

Bereits Mitte Mai war erkennbar, dass die Preise innerhalb der bislang zwei am meisten von der Pandemie gezeichneten Monate, zum Beispiel im Großraum Athen, durchschnittlich um 12,4 Prozent sanken. Bei den statistisch registrierten Preisnachlässen handelt es sich um die Minderung der von den Verkäufern angegebenen Verhandlungsbasis.

Basis sind statistische Erhebungen der Maklerverbände. Immobilien in sehr dicht besiedelten Stadtteilen wie Kypseli sanken sogar um bis zu 40 Prozent im Wert. Die Entwicklung der offiziell registrierten Verkaufspreise für Immobilien ist in englischer Sprache auf der Internetpräsenz der Bank of Greece, der griechischen Notenbank abrufbar. Die Statistik dort zeigt, dass die Preise nach einer langen Zeit des kontinuierlichen Verfalls in den letzten beiden Jahren Zeichen einer leichten Erholung zeigten.

In einschlägigen Artikeln über die Entwicklung der Preise in der Immobilienbranche wird davon ausgegangen, dass sich der Trend sinkender Preise bis Anfang 2021 fortsetzen wird. Ein besonders dramatischer Preisverfall wird nach dem Ende der sommerlichen Tourismussaison erwartet.

Die maßgeblichen Faktoren der Preisentwicklung

Die sinkenden Immobilienpreise sind ein Phänomen, welches in Griechenland seit der durch die Lehman-Brothers-Pleite ausgelöste Weltwirtschaftskrise registriert wird. Der direkt folgende Bankrott der Staatsfinanzen und die damit verbundenen Sparprogramme der Kreditgeber verschärften die Krise. Denn außer den gekürzten Löhnen, Gehältern und Renten mussten die Bürger in Griechenland auch neue, zusätzliche Immobiliensteuern verkraften.

Die Erholung des Immobilienmarkts wurde nicht etwa durch eine erhöhte Binnennachfrage nach Wohnraum, sondern vielmehr durch ausländische Investitionen und den „Airbnb-Boom“ ausgelöst.

Mit den „goldenen Visa Programmen“ können sich Investoren aus den Nicht-EU-Staaten mittels eines griechischen Visums in den EU-Raum einkaufen, wenn sie in Immobilien oder Unternehmen investieren. Gleichzeitig mit dem Visa-Programm löste der Tourismusboom der vergangenen Jahre in Kombination mit dem Aufkommen von internetbasierten Plattformen zur Kurzzeitvermietung von Wohnungen an Touristen einen weiteren Nachfragefaktor aus.

Für die Renovierungen, den Erwerb und die gegebenenfalls notwendigen Umbauten von Wohnungen für die Kurzzeitvermietung hatten Banken neue Kredite vergeben. Darüber hinaus boten Dienstleister und Baumaterialhändler großzügige Ratenzahlungsmodelle an. Der zu erwartende Einbruch bei den Touristenzahlen bedroht dieses Geschäftsmodell nun ebenso, wie die vom Staat neu eingeführten Besteuerungsmodelle.

Es ist abzusehen, dass zahlreiche Investitionen von Bürgern in Kurzzeitvermietungsmodelle scheitern werden. Dies dürfte weitere Immobilien auf den Markt bringen. Bereits jetzt gibt es einen Trend der Vermietung solcher Wohnungen über langfristige Mietverträge. Dabei sinken die erzielbaren Mieteinnahmen.

Rückzug von Kapitalgesellschaften & Nachholeffekte auf dem Auktionsmarkt

Gemäß einer Statistik der EU gaben die Griechen 2016 knapp 40 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus. Die kurzzeitige, angedeutete Erholung des Immobilienmarkts hatte die Eigentümer dazu motiviert, die über mehr als ein Jahrzehnt stagnierenden Mieten zum Ausgleich ihrer angesammelten Verluste ungewöhnlich stark anzuheben.

Die Löhne und Gehälter der Griechen werden nun wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns erneut gekürzt. Dies geht aus den bereits verkündeten Regierungsmaßnahmen hervor. Während des Lockdowns wurden durch ministerielle Erlasse Mietminderungen ermöglicht. Eine Rückkehr auf das vorherige Mietniveau erscheint aus wirtschaftlicher Sicht kaum wahrscheinlich. Weil der durchschnittliche Mietpreis in einem Stadtteil ein Indikator für den Wert der Objekte ist, wird auch dies zu einem weiteren Absinken der Immobilienpreise führen.

Zu den Investoren in Immobilien zählen außerdem mittelbar oder unmittelbar Fonds. Diese setzten entweder auf das Modell der Kurzzeitvermietung oder auf den Erwerb von Hypothekenkrediten zu einem Bruchteil des Nennwertes. Es ist zu erwarten, dass sich viele der Fonds angesichts der zu erwartenden Krise aus ihren Investitionen zurückziehen und zahlreiche Objekte unter Wert verkauft werden.

Dazu kommt, dass die bereits fest eingeplanten Versteigerungen von Immobilien überschuldeter Griechen für die Dauer der Pandemie-Schutzmaßnahmen eingestellt werden. Dadurch ist vorprogrammiert, dass es nach dem Ende des Versteigerungsmoratoriums ein erhöhtes Angebot auf dem Auktionsmarkt geben wird.

Inseldomizil als Alterssitz? Das wird ein Abenteuer!

Eine weitere Option für den Kauf einer Immobilie in Griechenland ist der Erwerb einer Wohnung oder eines Hauses auf einer Insel. Viele verbinden Griechenland mit Sonne und Wärme, aber übersehen dabei, dass das raue winterliche Klima der Ägäisinseln die Freude an einem Alterssitz durchaus einschränken kann.

Die griechischen Inseln sind während des Winters immer gefährdet durch Unwetter oder stürmischen Seegang vom Festland abgeschnitten zu werden. Hinsichtlich der Infrastruktur fehlt es gerade auf den romantischsten und einsamsten Inseln an der medizinischen Grundversorgung.

Aufgrund der Corona-Pandemie und zur Stützung des Tourismus soll nun die Gesundheitsversorgung auf den Inseln verbessert werden. Dazu gehört auch der Plan, die Luftrettungsmöglichkeiten des staatlichen Krankentransportdienstes massiv auszubauen. Für Corona-Patienten gab es zu Beginn der Krise lediglich ein Fluggerät mit Unterdruckkammer.

Diese Praxis des verbesserten Gesundheitsdienstes möchte die Regierung, so verspricht sie es zumindest, auch nach der Pandemie beibehalten. Versprechen griechischer Politiker sind jedoch in der Regel nicht bindend. Vieles hängt davon ab, ob das Land erneut einen Sparkurs verordnet bekommt. Die Rezession, die es wegen der Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen erleiden wird, legt den Gedanken an ein weiteres Sparmemorandum nahe.

Ein nasser, kalter und stürmischer Winter auf einer Ägäisinsel ohne medizinische Versorgung dürfte für jeden nordeuropäischen Rentner eher ein Abenteuer statt eines Aufenthalts im Paradies darstellen.

Griechenland ist ein sehr interessantes Land. Es hat in der Regel lange, heiße Sommer und bietet zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten, malerische Inseln, sowie viele antike Stätten. Einen touristischen Besuch ist das Land auf jeden Fall wert. Für den Erwerb einer Ferienimmobilie sollte ein zukünftiger Investor jedoch bedenken, dass es wie immer auch Schattenseiten gibt. Als Investition erscheint ein Immobilienkauf trotz der Schnäppchenpreise nicht vielversprechend, sondern eher hochspekulativ.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Der Leser erfährt im Beitrag, dass der Immobilienkauf in Griechenland trotz erheblich gesunkener Preise nicht unbedingt eine gute Investition sein muss und erhält Einblick in die lokalen preisbildenden Faktoren. In vielen Medien gibt es bereits Artikel über preiswert zu erwerbende Wohnobjekte im Urlaubsland Griechenland - Das vermeintliche Schnäppchen kann sich allerdings unter Umständen als zu teuer bezahlte Ferienwohnung erweisen.

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