Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0249 (05:48 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0239 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 133,27. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136,59. EUR-CHF oszilliert bei 0,9655.

Heute früh ergibt sich an den Finanzmärkten ein mildes Positiv-Szenario. Der freundliche Wochenschluss an den Aktienmärkten setzt sich zunächst fort. Ausnahmen sind die Aktienmärkte in China und Hongkong, die unter leichtem Druck stehen. Hier wirkten sich die enttäuschenden Datensätze aus China (siehe Datenpotpourri) trotz Senkung der kurzfristigen Zinssätze um 0,10 % der Ein-Jahres-Kredite von 2,85 % auf 2,75 % (Ein-Wochen-Repo von 2,10 % auf 2,00 %) seitens der chinesischen Zentralbank zur Zeit des Verfassens des Reports belastend aus.

Am Devisenmarkt ergeben sich keine neuen Erkenntnisse. Der Goldpreis korrigiert den Ausflug über die Marke von 1.800 USD. In der Folge stand auch Silber unter moderatem Druck.

An den Kapitalmärkten setzt sich die Versteifung der Renditen fort. Aktuell notiert die 10-jährige Bundesanleihe bei 0,98 %, während die 10-jährige US-Treasury-Anleihe eine Rendite in Höhe von 2,84 % aufweist.

Deutschland: Gasumlage wird Inflation forcieren – Administrierte Inflation

Die ab Oktober geltende Gasumlage könnte laut Berechnung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung die Inflationsrate in Deutschland auf mehr als zehn Prozent erhöhen. Die Höhe der Umlage wird heute festgelegt und soll zwischen 1,5 – 5,0 Cent je verbrauchter Kilowattstunde liegen. Offen ist, ob zusätzlich Mehrwertsteuer anfällt. In diesem Fall würde die Inflationsrate abhängig von der Höhe der Umlage um 0,6 % bis 2,0 % höher ausfallen. Ohne Steuer wäre der Inflationseffekt der Umlage 0,5 % - 1,7 %. Zuletzt hatte sich die Inflationsrate im Juli auf 7,5 % abgeschwächt. Der Rückgang war unter anderem auf das „9-Euro-Ticket“ und den Tankrabatt zurückzuführen. Beide administrativen Maßnahmen laufen voraussichtlich im August aus.

Kommentar: An der deutschen Inflationsfront sieht es nicht gut aus. Die Gasumlage wird die Inflation forcieren. Auslaufende Maßnahmen beim Tankrabatt und dem „9-Euro-Ticket“ werden diese Tendenz verschärfen. Gegen diese administrierte Inflation, deren Ursache in der administrierten Außenpolitik liegt, hat die EZB-Inflationsbekämpfung keine Chance. Dieses Dilemma lässt sich nur durch Regierungspolitik ändern. Das ist jedoch nicht absehbar.

Thema: Inflation

Der Blick auf die Inflationsweltkarte liefert klare Erkenntnisse. Die Länder, die nicht am Sanktionsregime des Westens teilnehmen, sind weniger stark von der Preisinflation betroffen. Exemplarisch lässt sich das an den Daten aus China festmachen. Dort steht der Anstieg der Verbraucherpreise per Juli bei 2,7 % (Eurozone 8,9 %, USA 8,5 %).

Kommentar: Diese Divergenz belegt, dass die Wohlstandsverluste des so genannten Westens markant sind. Die Entkoppelung des Westens von Russland und China, die insbesondere von den USA forciert wird (siehe unten Kissinger), trifft vor allen Dingen Europa hinsichtlich des exportseitigen Geschäftsmodells. Die makroökonomischen Konsequenzen werden Europa erst vollständig mittel- und langfristig treffen.

Henry Kissinger mahnt die Biden-Administration

Im Hinblick auf die durch die USA verschärfte Spannung in der Taiwan-Frage mahnt der Veteran der US-Außenpolitik die Biden Administration. Die Inhalte lauten wie folgt:

Kissinger sieht die Welt auf ein gefährliches Ungleichgewicht zusteuern und setzt sich für Vorsicht bei Maßnahmen ein.

Das Weiße Haus würde China wegen der Konsequenzen des provokanten Besuchs Pelosis Vorwürfe machen und dabei die zunehmende Anzahl der weitsichtigen Politiker und Beobachter ignorieren, die in Opposition zu dem Besuch standen. Selbst Thomas Friedman klassifizierte den Besuch als „utterly reckless“ (völlig rücksichtslos).

Kissinger sagte gegenüber dem Wallstreet Journal, man sei kurz vor einem Krieg mit Russland und China, dessen Grundlagen die USA ohne Konzept partiell kreierten.

Kissinger wies darauf hin, dass die „Ein-China-Politik“ in den letzten 50 Jahren der Garant des Friedens zwischen China und den USA war. Deswegen sollte man Vorsicht walten lassen, diesen Status (völkerrechtlich verankert) zu verändern.

Laut Kissinger hätte das Gleichgewicht zwei Komponenten. Es gehe einerseits um die Akzeptanz der Rechtmäßigkeit auch unterschiedlicher Werte (multilaterale Kulturen Basis multilateraler Moral). Ohne diese Grundlage sei Gleichgewicht unmöglich. Andererseits gehe es um ein Gleichgewicht des Benehmens und der Führung.

Kommentar:

Ich danke Herrn Kissinger für diese Einlassungen. Ich bin mir sicher, dass Helmut Schmidt ähnliche Einlassungen geliefert hätte. Es stellt sich die Frage, ob diese Einlassungen nicht auch einen Appell an die Verantwortlichen in Europa darstellen, stärker Verantwortung zu übernehmen (eigene Agenda), denn es geht ultimativ um den Weltfrieden.

Wer diesen Report die letzten Jahre gelesen hat, ist darüber informiert, dass die Eskalationspolitik der USA gegenüber Russland und China seit Jahren betrieben wurde. Es war eine hybride Kriegsführung in den Sektoren Wirtschaft und Finanzen insbesondere nach der von den USA forcierten Einstellung der Schiedsgerichtsbarkeit der Welthandelsorganisation (WTO). Auch diesbezüglich spricht Kissinger von partieller Verantwortung der USA.

Kissingers Hinweis auf die Akzeptanz anderer Kulturen und daraus abgeleitet einer anderen Moral sind vehement wichtig. Die zu großen Teilen völkerrechtswidrige „Regime-Change“ Politik des Westens ist deswegen gescheitert und war die Grundlage des größten Leids im laufenden Jahrhundert. Die mangelnde Selbsterkenntnis und daraus folgend Selbstkritik haben nahezu Charaktermerkmale einer ideologischen Verblendung. Das ist für die Welt riskant!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden: Chinas Daten enttäuschen

Eurozone: Starke Industrieproduktion

Die Industrieproduktion der Eurozone legte per Juni im Monatsvergleich um 0,7 % (Prognose 0,2 %) nach zuvor 2,1 % (revidiert von 0,8 %) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,4 % (Prognose 0,8 %) nach zuvor 1,6 %.

Frankreich: Die Arbeitslosenrate nahm gemäß Definition der ILO per zweitem Quartal 2022 von zuvor 7,3 % auf 7,4 % zu (Prognose 7,3 %).

UK: BIP-Daten besser als erwartet

Per zweitem Quartal 2022 stellte sich das BIP-Wachstum auf 2,9 % (Prognose 2,8 %) im Jahresvergleich nach zuvor 8,7 %. Im Quartalsvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,1 % (Prognose -0,2 %) nach zuvor 0,8 %.

Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat Juni ein Defizit in Höhe von 22,85 Mrd. GBP (Prognose -22,3 Mrd. GBP) nach zuvor -20,66 Mrd. GBP aus.

USA: Importierte Inflation entspannter – Konsumstimmung besser, aber schwach

Die Importpreise sanken per Juli im Monatsvergleich um 1,4 % (Prognose -1,0 %) nach zuvor +0,3 % (revidiert von +0,2 %). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 8,8 % nach zuvor 10,7 %.

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan stieg gemäß vorläufiger Berechnung per August von zuvor 51,5 auf 55,1 Zähler (Prognose 52,5).Trotz des Anstiegs bleibt der Index historisch betrachtet auf einem prekären Niveau.

Russland: Kontraktion des BIP

Das BIP sank laut vorläufiger Berechnung im Jahresvergleich um 4,0 % nach zuvor +3,5 %.

Japan: BIP legt zu

Das BIP lieferte per zweitem Quartal 2022 gemäß vorläufiger Berechnung im Quartalsvergleich um 0,5 % (Prognose 0,6 %) nach zuvor -0,1 % zu (annualisiert 2,2 % nach zuvor -0,5 %).

China: Datenpotpourri per Juli verfehlt Erwartungen

Industrieproduktion (J)

3,8 % (Prognose 4,6 %) nach 3,9 %

Industrieproduktion Januar bis Juli (J)

3,5 % nach 3,4 %

Einzelhandelsumsätze (J)

2,7 % (Prognose 5,0 %) nach 3,1 %

Einzelhandelsumsätze Januar bis Juli (J)

-0,21 % nach zuvor -0,69 %

Arbeitslosenrate:

5,4 % nach zuvor 5,5 %

Urbane Investitionen (J)

5,7 % (Prognose 6,2 %) nach zuvor 6,1 %

Hauspreise (J)

-0,9 % nach zuvor -0,5 %

 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0450 – 1.0480 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

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