Vor-Ort-Bericht: Das japanische Demokratieverständnis und politischer Extremismus in Japan
Politischer Extremismus ist auch im Land der aufgehenden Sonne ein Thema, wie ein Blick auf Japans Straßen offenbart. Doch der Umgang mit diesem Extremismus ist ein ganz anderer als in der westlichen Hemisphäre, in der Gesellschaft wie auch in den Medien. Wie sieht es vor Ort tatsächlich aus? Könnte man in Europa - auch über mentalitätsbedingte Grenzen hinweg - von Japan lernen? Unser Japan-Autor hat sich unmittelbar vor Ort umgesehen und umgehört.
Trotz des allgemeinen Bildes eines homogenen Japans auch im politischen Sinne, gibt es aktive politische Extremistengruppen, sowohl auf der rechten, wie auch auf der linken Seite. Diese zeigen sich auch ganz offen auf Tokyos Straßen. Anders als in westeuropäischen Ländern, werden diese Extremen jedoch genau als das behandelt, was sie sind: Randgruppen. Eine mediale Hysterie über die Existenz oder das öffentliche Auftreten dieser Gruppen wäre in Japan nicht vorstellbar. Sie werden einfach ignoriert. Diese Ignoranz der Öffentlichkeit hat dazu geführt, dass diese Gruppen seit Jahrzehnten keine Chance haben, sich in irgendeiner Weise zu profilieren und ihre öffentlichen Auftritte eher zum Schauspiel geraten, als dass sie jemals einen Einfluss auf das Gros der Bevölkerung ausüben könnten. Resultieren hieraus vielleicht mögliche Lehren aus Japan für den Umgang mit politischen Extremen für Deutschland?
Kommentare
Der Japaner braucht das vielleicht nicht, so dass seine Leitmedien auch nicht großformatig darüber berichten müssen....?
Die RAF war nicht rechts. Aber das mediale Geschrei war riesengroß (die Eliten wurden angegriffen), vielleicht gerade deshalb;—). Die Taten des NSU dagegen hat man bewusst entdramatisiert und die Verteidigung in diesem doch sehr merkwürdigen Prozess stellten die Herren Heer, Stahl und Sturm (mittlerweile abgelöst, war wohl doch ein wenig zu geschmacklos), wie bezeichnend, ein Schelm, der Böses dabei denkt… Die Herren Innenminister und ihre Schlapphüte hielten sich lange Zeit überraschend bedeckt und tun es immer noch (Quellen schützen, ha-ha). Man würde sich, was den Prozess betrifft, etwas mehr Einsatz wünschen.
Schönes Wochenende!
Der Vergleich RAF und NSU hinkt ja wohl gewaltig.
RAF war bekannt während sie Morde verübten (Medien können also täglich neu und live berichten)
NSU wurde nach den Taten bekannt. (Medien können nicht während der Taten, sondern post berichten)
Die RAF hatte wie viele Mitglieder und welche Leute (Prominente, Politiker, Bundesbänker?) ermordeten sie ? Das soll die Opfer des NSU nicht relativieren, nur bekommt ein Mord eines Bundesbänkers natürlich eine andere Berichterstattung, als die eines unbekannten Gemüsehändlers.
Zudem hat zB der Tagesspegel bis heute einen extra Reiter, ein extra Forum für den NSU.
Wenn sie Telepolis lesen würden, würden sie auch mitbekommen, dass relativ oft über die NSU-Morde berichtet wird, meist sind es dann aber die Berichte über das ominöse Zeugensterben des NSU-Prozesses.
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