Trotz aller Widrigkeiten gab auch der Dax zeitweise mehr Gas als Nord Stream 1 und hat die 13.000er-Marke zurückerobert. Bedeuten muss das erst einmal nichts.

Gerade kassieren reihenweise Unternehmen ihre Prognosen. Ihr Optimismus weicht der Realität. Nichts zum Fürchten. Mister Market versucht, seine Arbeit zu machen.

Dabei hätte es so schön werden können, hätte die Politik vor den Sanktionen erst einmal auf Experten gehört. Uniper wird beispielsweise ein besonders teures Unterfangen für die restlichen Steuerzahler dieses Landes. Und wenn dann im September oder Oktober die extrem hohen Beschaffungspreise beim Gas an die Kunden weitergereicht werden, ich habe es zuerst aus dem Ausland gehört, wird es mindestens doppelt so teuer.

Dennoch kommen irgendwann wieder bessere Zeiten für die Wirtschaft, wenn nichts dazwischenkommt. Notfalls ertränkt die Politik alle Probleme wieder mit billigem Geld aus der Zukunft, was ihr die Zentralbank wie gewohnt preiswert bereitstellt. Wenn man Preis- und Haushaltsbremsen nur genügend ölt und aus Schulden Vermögen macht, geht das. Doch Moment! Da war doch was …

Die Europäische Zauberbank (EZB) hat ihre Zinswende gestartet und hob den Leitzins um sogar 50 Basispunkte an. Und das in eine schwächer werdende Wirtschaft. Viel Glück! Ob sie damit die Inflation von aktuell 8,6 Prozent effektiv bekämpfen kann? Das würde die kommende Rezession auch erledigen, wenn man sie machen ließe. Zudem sind die Rohstoffpreise in den letzten Wochen teils crashartig gefallen. Vielleicht aber zeigen nur die Papiermärkte tiefere Preise, denn in der Realität kommt man nur teurer an diese Materialien heran, so wie in der DDR. Gut möglich, dass der Papiermarkt die Theorie zeigt und der echte Markt die Praxis.

Immerhin war es nach elf Jahren Gasgeben der erste Bremsvorgang der EZB auf abschüssiger Straße ins Wohin auch immer. Schuldenländer bekommen einen Discount, indem mit einem weiteren Werkzeug mit der lustigen Abkürzung TPI die Renditen so manipuliert werden, dass sie für Schuldenländer nicht zum Garaus für den Schuldendienst geraten. Natürlich nur unter ganz strengen Bedingungen! Scheitern ist keine Option und Umbuchen von Schulden statt Ausbuchen das alte Normal.

Selbst wenn die EZB einmal ein Ziel aus den Augen verloren hat, kann sie sich dann noch mehr anstrengen, um sich selbst zu überholen, ohne einzuholen. Sogar der Euro machte einen Freudensprung. Steigende Zinsen haben für Sparer einen Vorteil, sagen Experten. Wenn wir Glück haben, bekommen wir auf unser Erspartes einen kleinen Zins. Wenn wir noch mehr Glück haben, haben wir sogar noch etwas Erspartes.

Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass so mickrige Zinsen nichts gegen eine hohe Inflation auszurichten wissen. Der reale Zins bleibt tief negativ. Bei offiziell 7,6 Prozent Inflation und einem Leitzins von 0,5 Prozent, verliert das Geld sieben Prozent Kaufkraft im Jahr.

Kluge Köpfe haben ausgerechnet, dass bei gleicher Inflation unser Geld in acht Jahren nur noch halb so viel wert ist. Vielleicht auch früher. Zumindest dürften die „Verwahrentgelte“ oder Strafzinsen zu Grabe getragen werden, wobei Banken nie etwas verwahrt, sondern nur elektronisch verbucht haben. Wir leben in spannenden Zeiten mit immer mehr echten Problemen. Wie gendert man eigentlich ein herrenloses Damenfahrrad?

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