Frank Meyer ist ein sehr geschätzter Gastautor auf der Seite Cashkurs.com. Als Moderator bei n-tv verfügt er über großes Hintergrund- und Expertenwissen. Gewürzt mit einem Schuss Humor, sind seine Beiträge mehr als nur interessant und spannend, sondern eine echte Bereicherung für die Seite.
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Anfang April stürzten die Börsenkurse ab – ein Spektakel irgendwo zwischen Turmspringen und finanziellem Harakiri. Und jetzt? Noch schneller rappelte sich der Markt wieder hoch wie ein Boxer, der nach einem rechten Haken taumelt, aber störrisch weiterwankt. Immerhin: Der DAX liegt seit Jahresanfang über 11,7 % im Plus, der Euro Stoxx 50 glänzt mit rund 13 Prozent Zuwachs. Selbst der S&P 500 in den USA, trotz aller Zinssorgen, kratzt an seinem Allzeithoch – ein beeindruckendes Comeback, wenn man bedenkt, dass die Konjunkturdaten eher nach Schwierigkeiten riechen als nach einem „Finale Furioso“.
Es gibt bekanntlich zwei Arten von Menschen: Die einen bekommen schon beim kleinsten Zucken eines Börsenkurses nervöse Ticks. Die anderen hingegen stürzen sich auf Aktien wie auf Klopapierrollen in Pandemiezeiten. Krisen sind für sie kein Grund zur Sorge, sondern ein Schnäppchenmarkt mit eingebautem Rabattcode.
Es gibt Staatsmänner, die führen. Und dann gibt es Donald Trump – den Mann, der glaubt, Außenpolitik sei eine Reality-Show mit eingebauter Apokalypse. Er ist nicht der Einzige. Diplomatie scheint für Trump ein Relikt aus einem Märchenbuch zu sein, das er nie gelesen hat – vermutlich, weil die Bilder fehlten. In seinem jüngsten Gastspiel auf der weltwirtschaftlichen Bühne hat er einmal mehr bewiesen: Wer keine Ahnung vom Welthandel hat, sollte ihn wenigstens laut und aggressiv gestalten. Zölle wurden verhängt, zurückgenommen, wieder verhängt, erhöht, gesenkt, befristet, dann entfristet – Trump hat dem Begriff „Zollschwankung“ eine ganz neue Tiefe verliehen.
Erinnern Sie sich noch an Praktiker? Diesen Baumarkt mit dem charmanten Geschäftsmodell: „20 Prozent auf alles – außer auf den gesunden Menschenverstand“? Der Schlussakkord ist bekannt: erst Rabatt, dann Ruin, dann Räumungsverkauf. Und nun tritt ein gewisser Donald Trump in die Fußstapfen des deutschen Discount-Desasters – allerdings nicht mit Dübel und Duschkopf, sondern mit Zöllen. Die große Frage: Stehen die USA kurz vor ihrem eigenen Praktiker-Moment? Möglich wär’s. Genauer gesagt: Sie sind eigentlich längst pleite – nur merkt’s keiner, weil sie den Welt-Monopolyspielschein namens Dollar selbst drucken dürfen. Noch.
Der Zug mit den Superschulden ist endgültig auf die Gleise gesetzt worden. Wie viel soll es eigentlich werden? Eine Billion? Anderthalb? Oder einfach unendlich? Die Börse gähnt ja schon wieder, ja, sie fällt sogar! Das Kursfeuerwerk ist abgebrannt – zurück bleibt der schnöde Alltag: ein Krieg hier, ein paar Zölle dort und ein paar Minuszeichen. Mittendrin: die deutsche Wirtschaft, zerrieben zwischen nüchterner Realität und sprichwörtlichem Zweckoptimismus.
Entsorgt man Nahrungsmittel auf der Straße, kommen die Ratten. Legt man eine Billion Euro Sondervermögen in die Gassen – nun ja, dann ist das Geld auch schnell weg. Dafür explodieren die Börsenkurse, während die Realwirtschaft mit Kapazitätsengpässen kämpft. Die Anleger reiben sich die Hände: Geldschwemme bedeutet steigende Kurse, vor allem im Verteidigungs- und Infrastruktursektor.
Sie wollen beim Small Talk mal so richtig auftrumpfen? Dann habe ich etwas für Sie: Wie viel sind 500 Milliarden Euro "Sondervermögen"? Erst einmal eine Fünf mit elf Nullen – in mancher Regierung sitzen mehr davon, und die meisten davon in Berlin. Von Wirtschaft kaum Ahnung, aber wenn es ums Geldausgeben geht, sind sie Weltmeister. Stapelt man diese halbe Billion nur für die Infrastruktur in (inzwischen verbotenen) 500-Euro-Scheinen, reicht der Turm 1.000 Kilometer hoch. In 50er-Scheinen wiegt der Berg 9.200 Tonnen – oder so viel wie 1.500 Elefanten. In 5-Euro-Scheinen gar 92.000 Tonnen, also 15.000 Elefanten oder zwei mittelgroße Dinosaurierherden.
Noch eine Zeitenwende? Oder eine Ampel 2.0? Jetzt werden aus falschen Sondervermögen echte Schulden! Orwell hätte seine helle Freude! 500 Milliarden Euro plus weitere Hunderte von Milliarden! Und das muss nicht das Ende der Fahnenstange sein. Unsere Brüder und Schwestern in Europa sind da mit ihrem Verschuldungsgrad schon viel weiter und nicht so abgewirtschaftet wie wir. Und? Läuft doch! Erst bekommen wir die Lira im Euro-Gewand, und später sind auch unsere Finanzen ruiniert. Also: Feiern wir, solange es noch geht! Diese ewigen Nörgler!
Der Zeitgeist bekommt Zuwachs. Sich über die USA aufzuregen, gehört seit dem Eklat im Oval Office zum guten Ton. How dare you! Denn sie wissen nicht, was sie tun? Wahrscheinlich wissen sie mehr, als wir ahnen. Plötzlich dämmert es manchen Politikern, dass der Begriff „Zeitenwende“ mehr als nur eine Floskel im Wahlkampf ist.
Wer interessiert sich in diesen herrlichen Zeiten noch für die Börse? Tagelang wurden wir von politischen Parteien umgarnt, bis der Blutdruck mahnte, die Wohnung nur noch mit Scheuklappen zu verlassen, um diesen Wahlplakaten voller Phrasen und Placebo-Versprechen zu entgehen. Ein einziges Gruselkabinett für Menschen mit Restverstand. Und wenn dann doch mal ein Hoffnungsträger auftaucht, der "frischen Wind" verspricht, dauert es nicht lange, bis er gekauft, erpresst oder von der Bürokratie auf Nimmerwiedersehen verschluckt wird. Die Strippenzieher bleiben, nur die Marionetten wechseln.
Holla, die Waldfee! Das ging fix – der DAX hat schon im Februar sämtliche Kursziele der beliebten und führenden Meinungsexperten für 2025 pulverisiert. Seit Jahresbeginn ist er um satte 13 Prozent gestiegen, und sein Chart biegt sich nach oben auf. Schnell einsteigen? Oder lieber Gewinne sichern? Fest steht: Der Motor läuft heiß. Es ist, als säße Nicole auf dem Parkett und sänge von ein bisschen Frieden in der Ukraine. Das nährt sofort Spekulationen über fette Geschäfte beim Wiederaufbau. Und wer hat das alles ins Rollen gebracht? Donald Trump. Genaues weiß zwar noch niemand, aber unsere Politik warnt vorsichtshalber schon mal davor.
Langsam gewöhnen sich die Märkte an Donald Trump. Und nein, es kam zu keinem Desaster bei DAX, Dow & Co. Das hatten einige Experten ja vorhergesagt. Im Gegenteil: An der Börse übertrumpfen sich die Rekorde. Auch Gold glänzt heller denn je – vielleicht sogar als Warnleuchte.
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