Frank Meyer ist ein sehr geschätzter Gastautor auf der Seite Cashkurs.com. Als Moderator bei n-tv verfügt er über großes Hintergrund- und Expertenwissen. Gewürzt mit einem Schuss Humor, sind seine Beiträge mehr als nur interessant und spannend, sondern eine echte Bereicherung für die Seite.
Vielen Dank dafür.
Also bitte jetzt! Man darf Deutschland nicht schlechtreden. Schönreden hilft leider aber auch nicht. Ungünstigerweise kommt das „grüne Wirtschaftswunder“ nur mit Verspätung an, wie die Züge der Deutschen Bahn, wenn sie nicht auf offener Strecke liegenbleiben. Willkommen im Herbst und damit in der börsenmäßigen Saure-Gurken-Zeit.
Sparer frohlocket, auf, preiset die Zentralbank! Rühmet, was neulich die Höchste getan! Ja, ist denn schon Weihnachten? Fast! Nachdem die EZB den Leitzins auf 4,5 Prozent angehoben hat, ist das Sparervolk schier aus dem Häuschen.
In München blinkte und blitzte es mal wieder auf der Internationalen Automobilausstellung. Wer aber genau hinschaute, sah dicke Kratzer im Lack der deutschen Autobauer. Sie haben wohl die beste Zeit hinter sich und schauen nach vorn - in die Rücklichter der chinesischen Konkurrenz. Auch an der Börse sehen die Autoaktien wie Fallobst aus – trotz einer niedrigen Bewertung wie zu Krisenzeiten…
Den August hätte man sich an der Börse wirklich schenken können. Neben viel Geschrei um wenig Wolle gab der DAX drei Prozent ab. Dabei gilt doch der September als der schwächste Börsenmonat. Oft sind auch die anderen Monate nicht weniger gefährlich. Charmant rotieren die Wegweiser. Derzeit fehlt den Börsen die Kraft nach oben und wohl auch das frische Geld aus der Druckerpresse. In Europa kollabieren die Geldmengen. Nach unten gäbe es auch genügend Gründe, doch es fehlt der Mut oder das Thema. Der DAX ist eher international ausgerichtet. Gäbe es „Deutschland“ als Aktie, stünde sie stark unter Druck.
Eines ist Fakt: Der Sommer ist vorbei. Bald drehen wir wieder die Heizungen auf, schalten schon am Nachmittag das teure Licht an und leeren damit wieder unsere Geldbörsen. Dann kommt auch noch dieses Weihnachten und damit ein weiteres Loch in der Haushaltskasse. Nein, dieses Jahr kommt uns wieder mal teuer zu stehen. Am Ende werden viele schon wieder etwas ärmer sein.
Die Götter scheinen mit uns nicht direkt kommunizieren zu wollen, sondern schicken ihre Botschaften auf ganz subtile Weise. Sie sorgten wohl auch dafür, dass unsere Außenministerin auf dem Weg nach Australien in Abu Dhabi strandete. Der Regierungsflieger präsentierte sich so funktionsuntüchtig, wie viele Dinge in unserem Land. Vor der Landung des vollgetankten Fliegers mussten noch 80 Tonnen Kerosin über dem Meer abgelassen werden, was auch einen gewissen Zynismus der Götter unterstreicht. Zum Glück hatte der Pilot auf eine 360-Grad-Wende verzichtet.
Obwohl viel los war, ist an der Börse doch nur wenig passiert. Der DAX schleicht seit Monaten schon um die 16.000er-Marke herum. Gefühlt steht er bestimmt schon bei 20.000 Punkten oder höher, real aber nicht viel höher als zu besten Zeiten kurz nach der Jahrtausendwende. Zwar weist der Tafel-DAX ein neues Allzeithoch vor, der echte DAX hat das aber nicht bestätigt. Was lehrt uns das? Nichts.
Damals war es ein Paukenschlag. Im August 2011 stufte die Ratingagentur Standard & Poor`s das Kreditrating der USA um eine Stufe ab. Die Schuldenuhr stand damals irgendwo zwischen 14 und 15 Billionen US-Dollar. Der damalige Finanzminister Timothy Geithner war außer sich, schrie am Telefon und vermutete einen Rechenfehler. Die weiße Finanzweste der USA hatte plötzlich einen Fleck, gegen den nicht mal Ariel wirkte. Heute scheint die damalige Prognose der Kreditexperten als zu optimistisch…
Deutschlands Geschäftsmodell basiert auf der Veredelung von Rohstoffen mit billiger Energie und technologischem Fortschritt. So werden Produkte produziert, die bislang im Ausland reißenden Absatz gefunden haben. Doch das Ausland hat technologisch aufgeholt in Sachen Technologie und Innovation – bei niedrigen Preisen für Energie.
Die Börse ist momentan keine einfache Angelegenheit, eher eine Sache mit Furcht und Hoffnung. Technologieaktien scheinen inzwischen eine manische Phase erreicht zu haben. Selbst heiße Luft steht in diesem Sektor hoch im Kurs. Doch die Kurse der etablierten großen Unternehmen laufen nur seitwärts, wenn nicht sogar abwärts. Der Chemiesektor wartet mit Gewinnwarnungen auf. Im zweiten Halbjahr werden die Probleme größer, so der Tenor nicht nur der DAX-Konzerne.
Die Wirtschaft scheint zu stagnieren. Wenn sie nicht schon schrumpft. Die Börsenkurse steigen. Das passt nicht zusammen, ist aber so. In den USA wird der Sieg über die Inflation gefeiert. Schließlich sind von zweistelligen Raten nur noch drei Prozent übrig. Was kommt als Nächstes?
Letztes Jahr um diese Zeit haben wir noch heißes Wasser eingeweckt für einen besonders kalten Winter. Nur an eines haben wir nicht gedacht: Uns gegen diesen Sommer impfen zu lassen. Und gegen Hitze. Das gibt es vielleicht sogar als Kombi-Präparat. Nein, Sommer im Sommer geht gar nicht!
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