Bereits im Rahmen einer im vergangenen Monat abgehaltenen Konferenz des Internationalen Währungsfonds kristallisierte sich heraus, dass sich die dort versammelten Repräsentanten der Zentralbanken selbst nicht mehr überzeugt zeigten, ob Null- und Negativzinsen die globale Wirtschaft überhaupt noch stimulieren.

Wie in vorherigen Berichten zu China ein ums andere Mal ausgeführt, gesellt sich darüber hinaus die unerfreuliche Tatsache hinzu, dass das Reich der Mitte nach wie vor seine anhaltende Deflation im Produktionssektor an das Ausland exportiert. Aus Sicht der Eurozone stellt sich schon seit geraumer Zeit die Frage, wie ein vor sich hindümpelndes Wachstum ein weiteres Mal angekurbelt werden könnte.

Interventionen der Europäischen Zentralbank reichen womöglich nicht aus

Bereits im Rahmen ihrer im Monat September abgehaltenen Zinssitzung machte das Direktorium der Europäischen Zentralbank darauf aufmerksam, sich ab November abermals eines QE-Programms – und somit Anleihekäufen – bedienen zu wollen. Ob diese Intervention ausreichen wird, steht in den Sternen.

Die Zweifel mehren sich, nachdem der Vorsitzende der estnischen Zentralbank, Madis Müller, am vergangenen Samstag einen Hinweis darauf lieferte, dass die EZB im Angesicht des nächsten Rezessionsausbruchs mit einem offenen Ankauf von Aktien beginnen könnte.  In diesem Zuge machte Müller deutlich, dass die EZB ihr QE-Programm ausweiten könnte, falls sich die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone signifikant verschlechtern sollte.

Unkonventionelle Maßnahmen der EZB

Im Rahmen einer durch die Deutsche Bundesbank abgehaltenen Veranstaltung in Frankfurt am Main erklärte Müller, dass sich die EZB zurzeit unkonventionellen Maßnahmen bediene. Zurzeit? Ist es nicht vielmehr so, dass sich diese unkonventionellen Maßnahmen nun bereits seit der globalen Finanzkrise in den Jahren 2007 bis 2009 fortsetzen und sich zu verewigen drohen?!!

Es muss in absehbarer Zeit anscheinend noch unkonventioneller werden, wenn ich die durch Madis Müller getätigten Aussagen richtig verstanden habe. Selbstverständlich, so Müller, werde sich jedermann geistig vorstellen können, dass die EZB zu noch unkonventionelleren Maßnahmen greifen werde, falls sich die Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone stark verschlimmern sollte.

Tja, ganz selbstverständlich ist das heutzutage, geradezu so selbstverständlich, dass einstmals unter Zentralbankern getätigte Aussagen und Versprechungen, wonach QE nur im Krisenfall zu einer wiederanwendbaren Option in der Krisenbekämpfung avancieren würde, aus heutiger Sicht doch sehr hohl, grotesk und verlogen klingen.

Müller vermied es einen Hinweis darauf zu geben, welche Vermögenswerte und Aktien die EZB zum Zweck eines Ankaufs ins Auge fassen würde. Es ist auch egal, denn letzten Endes scheint BlackRock-Chef Larry Fink Recht zu behalten, der im März – wie damals berichtet –  MMT nicht nur als Abfall bezeichnete, sondern im Sommer dieses Jahres auch voraussagte, dass die EZB offen Aktien ankaufen würde, um die Eurozonen-Ökonomie zu stimulieren.

Die Zombifizierung unserer Wirtschaften

Welche gesellschaftliche Schicht von dieser Form der Stimulierungsanreize am meisten profitieren würde, können Sie sich nach den über die vergangenen zehn Jahre gemachten Erfahrungen gewiss recht gut selbst ausmalen.

Wie kürzlich ausgeführt, würde sich die EZB eigentlich nur in die Fußstapfen der Bank of Japan und der Schweizerischen Nationalbank begeben, die beide schon seit geraumer Zeit ganz offen Aktien- und ETF-Käufe tätigen. Es handelt sich aus Sicht der Abläufe nur um einen logischen Schritt mehr in Richtung der Verstaatlichung beziehungsweise Zombifizierung unserer Wirtschaften.

Schweizer Nationalbank mit Aktienportfolio von knapp 94 Milliarden Dollar

Immerhin nennt die Schweizerische Nationalbank bereits ein Aktienportfolio in einem Gegenwert von knapp 94 Milliarden US-Dollar ihr Eigen. Dabei tut sich die SNB fast in Gänze als Käufer von US-Dividendenpapieren – und hier insbesondere Technologieaktien – hervor.

Im Angesicht der sich durch die EZB selbst auferlegten Ankaufregularien im Bereich der Staatsanleihen zeichnet sich ab, dass der EZB im Fall von deutschen Bunds gerade noch in etwa zehn Monate verbleiben, bis diese selbst auferlegte Obergrenze erreicht sein wird. Was geschieht danach? Wahrscheinlich werden die einst selbst auferlegten Regularien geändert und zum Fenster hinausgeschmissen. Auch hiermit haben wir mittlerweile Erfahrung.

Nächster Schritt für die EZB: Kauf von Aktien europäischer Unternehmen?

Also kauft die EZB nach Staats- und Unternehmensanleihen also womöglich auch bald schon ganz offen Aktien von Unternehmen auf. Den verschiedensten Gedankenspielen sind keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Warum auch nicht? Schließlich leben wir inzwischen in einer Art Monopoly-Wirtschaft, in der Zentralbanken mittels ihrer elektronischen Druckerpressen neues Geld erzeugen, um damit an den Vermögensmärkten in die Vollen zu gehen.

Nachdem die Europäische Zentralbank im Rahmen ihres im letzten Jahr beendeten QE- und Ankaufprogramms Vermögenswerte in einem Gesamtumfang von 2,6 Billionen (!) Euro erworben hat, werden nun pro Monat abermals 20 Milliarden Euro an Staatsanleihen durch die EZB aufgekauft.

Es hat von der Beendigung des letzten QE-Programms im letzten Jahr bis November also gerade einmal zehn Monate gedauert, in denen die EZB nicht an den Finanzmärkten aktiv gewesen ist. Wer die wiederaufgenommenen Staatsanleihekäufe der EZB einmal mit den seitens der Federal Reserve verkündeten Staatsanleihekäufen von 60 Milliarden US-Dollar pro Monat in Verbindung bringt, erkennt, dass die EZB und die Fed über den Verlauf der nächsten sechs Monate im Tandem Vermögenswerte in einem Gesamtumfang von 420 Milliarden US-Dollar ankaufen werden.

Und das scheint noch immer nicht zu reichen, werte Leser. Denn warum sonst würde der größte Hedgefonds der Welt, namentlich die EZB, nun durchblicken lassen, dass demnächst auch der offene Ankauf von Aktien im Bereich des Möglichen liegen könnte?!!

„Was heißt das für mich konkret?!“

Eine wahre Geldflut kommt auf die Finanzmärkte zu. Berücksichtigt sind hierbei gerade einmal die in den nächsten sechs Monaten absehbaren Aktionen der EZB und der Federal Reserve, ohne die anhaltenden geldpolitischen Interventionen in China, Japan, Südkorea, Australien usw. zu berücksichtigen. Einmal mehr sei gesagt, dass Zentralbanken die Kaufkraft unserer Währungen zerstören werden.

Wer die vor zehn, acht, fünf und zwei Jahren unter Notenbanker getätigten Aussagen zu QE berücksichtigt, wird zu der Erkenntnis gelangen, dass es Zentralbanker entweder nicht besser wussten, was diese für ihre ausgeübten Ämter disqualifizieren würde, oder dass uns Zentralbanker schlichtweg von Beginn an angelogen haben, was ebenso schwer wiegen würde.

Denn letztendlich werden es Zentralbanken sein, die das allgemeine Vertrauen in ein auf tönernen Füßen stehendes System sabotieren und zunichtemachen werden. Es lässt sich darauf hoffen, dass diese Institutionen danach – und im Angesicht eines potenziellen Systemneuaufbaus – auf dem Haufen der Geschichte landen werden.

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