Das Gesamtjahr 2018 erwies sich aus Sicht der indischen Goldnachfrage als enttäuschendes Jahr. Vielmehr kam es zu einem Rückgang der Goldnachfrage, was unter Umständen mit der durch die Regierung von Premierminister Modi zuvor verfügten Substitution von Banknoten bei gleichzeitiger Paralyse des heimischen Bankensystems in Verbindung stehen könnte.

Goldnachfrage sowie Importe steigen kräftig

Wie dem auch sei, es erweckt den Eindruck, als ob Indien nun wieder verstärkt als Goldkäufer an den Märkten aktiv wäre. Im Angesicht der jüngsten Festivitäten berichten Goldhändler über einen Anstieg der heimischen Goldnachfrage um bis zu 25 Prozent. Auch die Goldimporte Indiens kletterten im Mai auf Jahresbasis um 36 Prozent, wie es bei Bloomberg heißt.

Übersetzt heißt dies, dass Indien im Monat Mai 105,8 Tonnen Gold importierte. Im Vorjahresmonat erreichte dieser Wert gerade einmal 77,6 Tonnen. Im April und Mai lagen Indiens Goldeinfuhren kumuliert bei 226,6 Tonnen – ein Anstieg von fast 75 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Diese Entwicklung könnte sich aus Sicht von Analysten im laufenden Jahr fortsetzen.  

   

    

Auch Goldpreisrückgang in Rupie gerechnet kurbelt Kauf wieder an

Als Gründe für einen Rückgang der indischen Goldnachfrage im Gesamtjahr 2018 wurden unter anderem eine im Außenwert weiter nachgebende Rupie sowie hohe Goldpreise in der Heimat verantwortlich gemacht. Nachdem sich die heimischen Goldpreise im laufenden Jahr von ihren hohen Niveaus ein wenig abgeschwächt haben, ist die Nachfrage nun wieder geklettert.

Dabei erweist sich für gewöhnlich erst das zweite Halbjahr als Zeit der Goldkäufe in Indien. Es ist nämlich jene Zeit der Hochzeitssaison und anderer zahlreicher Festivitäten. Indien rangiert in Bezug auf die weltweite Goldnachfrage hinter China auf Platz 2. Über den Verlauf der letzten zehn Jahre ist die kombinierte Goldnachfrage in Indien und China um mehr als 70 Prozent geklettert.   

Kulturelle Bräuche und Betrachtung als sicherer Wertspeicher sind Gründe für Erwerb

In Indien liegt diesem Trend unter anderem auch ein beständiges Misstrauen gegenüber Papiergeld zugrunde, was dazu führt, dass viele Inder physisches Gold kaufen und langfristig halten. Darüber hinaus sieht sich Gold in die rituellen Gebräuche und die Kultur des Landes tief verwoben, was vor allem für die ländlichen Regionen gilt.

Hier wird Goldeigentum hauptsächlich als Vermögens- und Wertspeicher betrachtet. Nicht von ungefähr entstammt Indiens Gesamtgoldnachfrage zu zwei Dritteln aus diesen Regionen, wo eine Mehrheit der Inder noch immer außerhalb des staatlichen Steuersystems ihren Aktivitäten nachgeht. Jüngste Umfragen haben zum Ergebnis, dass Gold in Indien nicht nur als Luxusgut angesehen wird.

Kein ausschließliches Luxusgut: Gold findet sich beinahe in jedem indischen Haushalt

Denn selbst arme Menschen kaufen Gold auf dem Subkontinent. Laut einer im vergangenen Jahr angestellten Studie von ICE360 erwies sich jeder zweite Haushalt in Indien innerhalb der letzten fünf Jahre als Goldkäufer. Landesweit nennen 87 Prozent der indischen Haushalte zumindest einen gewissen Betrag an Gold ihr Eigentum, was selbst für Bezieher von Niedrigeinkommen gilt.

Laut der Studie schaffen es weit mehr als zwei Drittel aller in den unteren Einkommensklassen angesiedelten Familien und Haushalte noch immer, Gold zu erwerben. In Indien mag diese Entwicklung auch damit zusammenhängen, dass das Bewusstsein, laut dem Gold vor allem in Notzeiten Geld und ein Wertspeicher ist, kulturell betrachtet sehr stark ausgebildet ist.

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