Während eine zunehmende Intoleranz zur Norm wird, wächst unter den Intoleranten das Bedürfnis, den Staat darum zu ersuchen, seine Intoleranz gegenüber Andersdenkenden zu verstärken, indem Gegner und erklärte Feinde mittels zunehmend autoritär anmutender Maßnahmen unterdrückt werden.

Intoleranz und Autoritarismus wachsen beständig, da die Instabilität zunimmt und der durchschnittliche Lebensstandard sinkt. In guten Zeiten werden abweichende Ansichten und Meinungsunterschiede nicht nur toleriert, sondern sogar gefeiert, da der allgemeine Glaube an die Freiheit, sich voneinander abweichende Ansichten zu leisten, als Element betrachtet wird, um die Gesellschaft zu einen.

In schlechten Zeiten werden voneinander abweichende Ansichten und Meinungsunterschiede hingegen als gefährliche Bedrohungen in Bezug auf eine Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung betrachtet.

Vielleicht gibt es einen menschlichen Instinkt in sich verschlechternden Zeiten, um darauf zu insistieren, dass „wir alle enger zusammenrücken müssen“. Dies kann so weit gehen, Einigkeit durch eine wachsende Intoleranz gegenüber Andersdenkenden zu erzwingen, indem der Staat um eine Intensivierung seiner autoritären Maßnahmen ersucht wird.

Beispielsweise avancieren pazifistische Grundeinstellungen und Ansichten, die zuvor toleriert wurden, in Kriegszeiten zu einem verbrecherischen Akt. Ironie an der ganzen Sache ist, dass diese erzwungene Konformität keine Einigkeit erzeugt.

Vielmehr führt diese Situation dazu, die Gesellschaft in verbitterte und sich feindlich gegenüberstehende Lager spalten und zu zersplittern. Die Mitte der Gesellschaft löst sich nach und nach auf, um sich mehr und mehr extremistischen Sichtweisen zu öffnen und anheim zu fallen.

In der Folge bilden sich gesellschaftliche Pole, die eine Zunahme des Autoritarismus entweder ablehnen oder diese Zunahme des Autoritarismus nicht nur vor sich selbst rechtfertigen, sondern gar in einem sich verstärkenden Maße einfordern und als essentiell betrachten.

Intoleranz und Autoritarismus unterminieren und zerstören letztendlich die Einigkeit einer Gesellschaft. Diese Einigkeit basierte einst einmal auf Toleranz sowie einem breit gefächerten Kaleidoskop, das sich aus verschiedenen Glaubensrichtungen und voneinander abweichenden Meinungen zusammensetzte.

Während unsere eigens empfundene Unsicherheit wächst, lassen wir uns nur allzu gerne wissentlich und in vollem Bewusstsein in den Sog der Leidenschaften mit hineinziehen, um die hartnäckige Ablehnung anderer, sich unserem eigenen (gedanklich-ideologischen) Lager anzuschließen ohne Vorbehalte als Quelle unserer eigenen Unsicherheit auszumachen.

In diesem gedanklichen Zustand der Unsicherheit erweist sich die „Lösung“ des Problems in den meisten Fällen auf Basis einer erzwungenen Anpassung, die durch alle erdenklichen Mittel herbeigeführt werden soll, damit sich jedermann dem eigenen Lager anschließt.

Und da einige die Unaufrichtigkeit ihrer eigenen Ergebenheit in Bezug auf unsere rechtsamen Beweggründe zu verstecken versuchen, werden erdrückende Forderungen nach einer neuen Inquisition laut, auf dass die heuchlerischen oder im Verborgenen wirkenden Verräter nicht nur demaskiert, sondern für ihr Verhalten auch bestraft werden können.

Doch die Inquisitoren geraten irgendwann unweigerlich selbst unter Verdacht, so dass eine über die Inquisitoren richtende Inquisition auf ganz schnelle Weise auch jene vernichtet, die sich zuvor selbst noch in überheblicher Weise für die Schiedsrichter und Bewahrer der gesellschaftlichen Konformität gehalten hatten.

Es gibt keine Möglichkeit, um sich dieser Entwicklung, die darauf abzielt, eine allgemein wachsende Unsicherheit durch ein Erzwingen von Konformität herbeizuführen, zu entziehen. Die Ausnahme von dieser Regel lautet: Ein kompletter Zusammenbruch der ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Ordnung.

Es handelt sich um jenen Pfad, der in den Wahnsinn und einen kompletten sozial-gesellschaftlichen Zusammenbruch führt. Doch hierauf begründet sich die Macht einer wachsenden und um sich greifenden Unsicherheit.

In der Menschheitsgeschichte finden sich unzählige Beispiele hinsichtlich unserer selbstzerstörerischen Tendenz, den Mittelweg bei nebeneinander existierenden Weltansichten sowie voneinander abweichenden Meinungen aufzugeben und zu verlassen, um uns der totalitären Uniformität mit dem Ziel einer Erzwingung von Konformität unterzuordnen.

Einmal fest verankert, kennt der Grad der Intoleranz irgendwann keine Grenzen mehr, so dass die Schlange des intoleranten Autoritarismus sich letztendlich ihren eigenen Schwanz beisst. In Zeiten der Intoleranz erweist sich der Grad der ideologischen Lauterkeit als eine sich permanent verändernde Treibsandlandschaft.

All jene an der gesellschaftlichen Spitze, die ihre Urteile ideologisch Andersdenkenden aufzupfropfen beabsichtigen, finden ganz schnell heraus, dass sich ab einem bestimmten Zeitpunkt auch ihre eigene ideologische Lauterkeit unter Beschuss und Attacke befindet.

Ein zunehmend intoleranter und auf Repression setzender Autoritarismus erwies sich aus Sicht des Römischen Imperiums als letzter Tag des Verfalls und der inneren Zerstörung. Anstatt der profunden und neuen Krise auf direkte Weise zu begegnen und gesellschaftlich Einigkeit im Hinblick auf die notwendigerweise zu fristenden Opfer zur Lösung der Krise in auskömmlicher Weise herzustellen, ist es um so vieles einfacher jedermann zu beschuldigen, der oder die nicht mit den eigenen Ansichten bezüglich der Quelle oder Wurzel der Krise übereinstimmt.

Und exakt hierin spiegelt sich selbstverständlich der Zustand der Desillusion: Krisen haben ihre Ursachen in der realen Welt, sodass eine Verfolgung und Ausgrenzung von Abweichlern nur zu einer sich beschleunigenden Uneinigkeit und gesellschaftlicher Unordnung führen, die den finalen Zusammenbruch lediglich schneller herbeiführen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Wir sehen es zurzeit allerorten. Treten Sie einen Schritt zurück, um auf die Zustände in den sozialen Medien zu blicken. Blicken Sie auf die Berichterstattung in den sogenannten MSM-Medien, die in einen offenen „Krieg“ mit Aktivisten und Berichterstattern in alternativen und sozialen Medien auszuarten droht. Es geht um nichts anderes als den Kampf um die gesellschaftliche Deutungshoheit. Geht es so weiter, wird sich die gesellschaftliche Spaltung schneller intensivieren als uns allen lieb sein kann. Wollen wir das?

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2020 Charles Hugh Smith

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