Wird Quantitative Easing (QE) zukünftig zu einem permanenten Instrument, um Turbulenzen an den Finanzmärkten in den Griff zu bekommen? Im heutigen Bericht möchte ich mich mit diesem in der Vergangenheit undenkbaren Thema befassen. Lassen Sie uns mit einer Schlussfolgerung beginnen.

Der Kampf ist schon lange verloren

Die Federal Reserve hat den Wettlauf mit der Zeit verloren. Vieles wies hierauf bereits im Dezember 2015 hin, als Ex-Fed-Chefin Janet Yellen den amerikanischen Leitzins um 0,25% anhob. Schon damals stand fest, dass es die Fed vor dem Einsetzen einer neuen Rezession in den USA zumindest bis zur Zinsschwelle von 3,5% hätte schaffen müssen.

Denn in diesem Fall hätte die Fed zur „Bekämpfung“ der nächsten Rezession wieder Pfeile im Köcher und Dampf im Kessel gehabt. Jim Rickards hierzu:

Historisch betrachtet benötigt es Zinssenkungen in einem Umfang von 300 bis 400 Basispunkten (drei bis vier Prozent), um die US-Wirtschaft aus einer Rezession zu steuern. Aus diesem Grund muss die heutige Geldpolitik der Fed als verzweifelter Wettlauf um eine Anhebung der Fed Funds Rate auf 3,5% verstanden werden, bevor die nächste Rezession einsetzt, ohne in diesem Zuge selbst für das Einsetzen einer neuen Rezession zu sorgen.

Die Federal Reserve wird es also nicht schaffen. Denn die Wall Street wird ihr hierzu keine Gelegenheit bieten. Jerome Powell wurde bereits gebrochen. Die Wall Street führt Powell am Nasenring durch die Manege. Dabei hatte Powell die Ziellinie noch im Dezember fest im Blick, als er die Fed Funds Rate auf 2,5% anhob.

Wenn Powells „Geduldsfaden“ reißt, bremst die Wall Street erneut

Doch die Aktienmärkte gingen in den Sturzflug über. Zum Weihnachtsfest wandelten die Aktienmärkte in den USA an der Bärenmarktschwelle. Diese Entwicklung nahm Powell den Wind aus den Segeln. Powell sah sich ohne Optionen, um den Wettlauf weiter durchzuhalten. Innerhalb von nur wenigen Tagen verkündete Powell seine Strategie der „Geduld“.

Jim Rickards erklärt hierzu, dass sich der Begriff „Geduld“ als Codewort für „keine weiteren Zinsanhebungen, solange wir nicht ein eindeutiges Signal geben“ erweist. Die Aktienmärkte ließen sich hierauf nicht lange bitten, um in eine neue Rallyephase einzutreten. Seit seinem im Dezember ausgebildeten Tief hat der Dow Jones Index mehr als 3.000 Punkte wettgemacht.

Bei einem Punktestand von 25.425 liegt Amerikas Blue Chip Index nicht mehr weit von seinem im vergangenen Oktober ausgebildeten Allzeithoch von 26.828 entfernt. Sollte Powell wieder in den Wettlauf einsteigen, wird die Wall Street den Fuß vom Gaspedal nehmen. Zum selben Zeitpunkt schwächt sich die Weltwirtschaft ab.

Markt erwartet bereits Zinssenkung

Eine Rezession könnte schon bald die Folge sein. Es wird also immer offensichtlicher: Der Wettlauf wurde verloren. Es sieht alles danach aus, als ob es in den USA zu keinen weiteren Zinserhöhungen mehr kommen wird. Craig Bishop, Chef-Stratege bei RBC Wealth Management für den festverzinslichen Bereich, stimmt uns zu – die Federal Reserve hat den Wettlauf aufgegeben:

„Das Szenario einer globalen Wirtschaftsabschwächung wird die Fed unserer Ansicht nach auf unbestimmte Zeit von der Seitenlinie aus zuschauen lassen, um die Zinsen in den USA auf ihrem aktuellen Niveau zu deckeln. Wir glauben, dass sich die Fed am Ende ihres Zinsanhebungszyklus´ samt Verschärfung der Geldpolitik befindet. Wir schließen uns deshalb den allgemeinen Markterwartungen an, die im nächsten Schritt von einer Zinssenkung in den USA ausgehen.“

Zum aktuellen Zeitpunkt wird an den Finanzmärkten mit einer Wahrscheinlichkeit von 97% darauf gewettet, dass die Federal Reserve ihren Leitzins bis zum Ende dieses Jahres konstant halten oder gar senken wird. In beiden Fällen gehen die Markterwartungen davon aus, dass es im nächsten Schritt erst einmal zu einer Zinssenkung kommt, bevor die Zinsen in den USA weiter steigen.

Rezession schon innerhalb von drei Monaten nach Leitzinssenkung?

Und dies bringt uns zurück zu Janet Yellen. Schließlich war es Yellen, die den Wettlauf gegen die Zeit eröffnete, bevor es im Februar letzten Jahres zu einer Übergabe des Staffelstabs an Powell gekommen war. Damals erklärte Yellen wie folgt:

Falls sich das globale Wachstum tatsächlich abschwächt und diese Entwicklung auf die USA überspringen sollte, so lässt sich keineswegs ausschließen, dass der nächste Zinsschritt in den USA mit einer Leitzinssenkung einhergehen könnte.

Einfach so. Doch wir möchten die gute Dame und alle anderen besorgten Beobachter an Folgendes erinnern: Die letzten drei Rezessionen brachen in den USA jeweils innerhalb von 90 Tagen nach der ersten Zinssenkung, die den Zinsanhebungszyklus beendete, aus. Am 15. Januar schrieben wir zu diesem Thema wie folgt:

Es mag sich aus Sicht von Vielen als Überraschung erweisen, dass die letzten drei Rezessionen in den USA allesamt innerhalb von 90 Tagen nach der ersten Zinssenkung – und damit dem Ende eines Zinsanhebungszyklus´- einsetzten.

Wird es dieses Mal anders sein? Wenn sich die Federal Reserve noch nicht einmal dazu in der Lage sieht, den eigenen Leitzins über die Schwelle von lumpigen 2,5% hinaus anzuheben, wie wird die Fed dann jemals wieder zur Normalität zurückkehren können? Und so kehren wir nun also zum heutigen Zentralthema zurück.

QE als Bestandteil des ganz normalen Werkzeugkoffers der Notenbank

Wird Quantitative Easing (QE) zukünftig zu einem permanenten Instrument der Geldpolitik, um Turbulenzen an den Finanzmärkten in den Griff zu bekommen? Die Federal Reserve of San Francisco publizierte vor wenigen Tagen einen Bericht, der sich mit den „Vorteilen“ von negativen Zinsen befasste.

Die derzeitige Präsidentin der Fed of San Francisco – eine gewisse Mary C. Daly – schlägt vor, dass QE zu einem Instrument avancieren sollte, dem sich die Federal Reserve permanent bedienen kann. Damit würde Quantitative Easing de facto in einen Generalstatus erhoben, dessen Anwendung sich nicht mehr nur allein auf Notlagen an den Finanzmärkten beschränken würde. Frau Daly hierzu:

Es handelt sich um eine wichtige Frage, ob solche (Instrumente wie QE) sich permanent im Werkzeugkasten der Fed befinden sollten? Sollte QE zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung stehen oder sollte eher darüber nachgedacht werden, (auf welche Weise) sich dieses Instrument einsetzen ließe, wenn die Zinsen die Nulllinie erreicht und traditionelle Instrumente in der Geldpolitik damit ausgeschöpft wurden?

Würde Frau Daly ihre Fragen in eine solch zuckersüße Tonart verpacken, wenn die Antwort auf diese Frage „nein“ lauten würde? Frau Daly würde die Leitzinspolitik der Fed zwar nach wie vor an die vorderste Front aller Maßnahmen rücken, doch QE würde im Windschatten sogleich folgen. Stets in Reichweite, stets anwendbar:

Es ließe sich vorstellen, dass sich die Geldpolitik in den USA auf das Primärinstrument der Zinsen stützen wird, wohingegen das Bilanzbuch der Fed als zweites Instrument, das in der Zukunft bereitwilliger genutzt würde, zur Verfügung stünde.

Wir können uns das durchaus lebhaft vorstellen, ja. So, wie wir uns auch einen Mann oder eine Frau vorstellen können, die in permanenter Abhängigkeit gehalten werden. Und der versorgende Arzt wird niemals dazu bereit sein, seine Nadel zurückzuziehen.

Ihr,
Brian Maher

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2019 Brian Maher / The Daily Reckoning / Agora Publishing

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