WHO verliert kein Wort über russischen Impfstoff

Hin und wieder schaue ich mir im Netz die Pressekonferenzen der Weltgesundheitsorganisation an. Was ich dabei stets recht aufmerksam verfolge, ist, ob es zu Veränderungen in der Kommunikation hinsichtlich der weltweiten Virusentwicklung kommt und auf welche Weise Fragen von Journalisten beantwortet werden. So auch gestern.

Obwohl es über die vergangenen Tage bereits zu einem Strom von Meldungen seitens russischer Medien gekommen war, einen Impfstoff gegen Covid-19 am Start zu haben, war im Rahmen der gestern abgehaltenen Pressekonferenz der WHO über dieses Thema kein einziges Wort zu vernehmen. Auch seitens Journalisten wurde zu dieser Entwicklung keine Frage gestellt.

Russische Führung wurde bereits im April geimpft

Ich fand das schon recht seltsam, nachdem es heute auch zu einer offiziellen Bestätigung seitens des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin gekommen ist, dass mit Impfungen gegen Covid-19 in der Russischen Föderation begonnen wird und Putin erklärte, dass auch eine seiner Töchter geimpft worden sei.

In Russland mag man mit gesetzlichen Impfbestimmungen unter Umständen ein wenig laxer als im Westen umgehen, was trotz allem noch immer kein Grund ist, es unter den Teppich zu kehren, dass die russische Führung und andere Personen, die sich zur gesellschaftlichen Elite des Landes zählen, schon im April mit diesem experimentellen Impfstoff geimpft worden sind.

Im Rahmen einer heutigen Regierungszusammenkunft erklärte Putin zu der aktuellen Entwicklung in seinem Land wie folgt:

„Ich möchte wiederholt zum Ausdruck bringen, dass der Impfstoff alle notwendigen Tests durchlaufen hat. Am Wichtigsten ist es, zu versichern, dass der Impfstoff im Fall einer Nutzung in allen Belangen sicher und effizient ist. Wie mir berichtet wurde, ist der erste auf der ganzen Welt erhältliche Impfstoff gegen Infektionen mit dem neuen Coronavirus in Russland heute Morgen registriert worden. Ich möchte mich bei jedermann bedanken, der (oder die) an der Entwicklung dieses Impfstoffs einen Beitrag geleistet hat. Es handelt sich um einen sehr wichtigen Moment aus dem Blickwinkel unseres gesamten Planeten. I weiß, dass sich der Impfstoff als ziemlich effizient erweist, zu einer stabilen Immunität führt, und – ich wiederhole – alle notwendigen Tests durchlaufen hat. Einer meiner beiden Töchter wurde der Impfstoff verabreicht, und es lässt sich sagen, dass sie an diesem Experiment teilgenommen hat. Nach der ersten Impfung hatte sie eine Körpertemperatur von 38 Grad, die am Folgetag auf 37 Grad sank – und das war alles.“

Keine Impfpflicht, Massenimpfungen ab 2021 möglich

Putin machte explizit darauf aufmerksam, dass russische Staatsbürger zu keiner Impfung gegen Covid-19 gezwungen werden. Wer sich impfen lassen wolle, der solle dies bitte tun. Und wer es nicht wolle, solle abwarten oder es sein lassen. Laut Putin werden die ersten produzierten Impfdosen für das russische Krankenhauspersonal und Pflegekräfte zur Verfügung stehen.

Es bestünde die berechtigte Hoffnung, so Putin weiter, dass Massenimpfungen ab dem Beginn des nächsten Jahres in Russland gestartet werden können. Da auf diese Entwicklung schon seitens der WHO am gestrigen Tage nichts zu vernehmen war, stellt sich die Frage, wie der Westen an sich hierauf heute medial reagiert.

„Russische Rücksichtslosigkeit“ – Alarm in deutschen Medienhäusern

Naturgemäß üben sich westliche Kommentatoren und Medien in Alarmismus im Hinblick auf die Sicherheit des russischen Impfstoffs. Vielerorts wird die „russische Rücksichtslosigkeit“ hinsichtlich einer durchgepeitschten Impfstoffentwicklung angesprochen, von der Wadim Tarasow, Top-Wissenschaftler an der Moskauer Sechenow Universität, an der die Tests durchgeführt wurden, nichts wissen möchte.

Die dem Impfstoff zugrundeliegende Technologie basiert auf Forschungen an Adenoviren, die auch als gewöhnliche Grippeviren bekannt sind. Die Impfstoffproteine replizieren jene Spike-Proteine auf der Oberfläche von SARS-CoV-2, um eine Reaktion des körpereigenen Immunsystems auszulösen, die einer körpereigenen Reaktion nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 ähneln, so Tarasow.

Ex-FDA-Direktor warnt und fordert Datenherausgabe

Der ehemalige FDA-Direktor Dr. Scott Gottlieb, der seit Beginn der globalen Pandemie von einem Sender in den USA zum nächsten hetzt, um seine Einschätzungen zur Entwicklung der Pandemie und des Infektionsgeschehnissen zum Besten zu geben, erschien heute Morgen auch im CNBC-Programm „Squawk Box“, um zu erklären:

Ich würde mir den Impfstoff nicht verabreichen lassen, solange es nicht zu groß angelegten klinischen Studien gekommen sein wird. Es erweckt den Eindruck, als ob dieser Impfstoff bislang gerade einmal an mehreren Einhundert Patienten getestet worden ist.

Gottlieb warnte ebenfalls davor, dass adenovirale Überträger, die den russischen Forschungen zugrunde lägen, auf einer ähnlichen Strategie basierten, die durch den chinesischen Pharmariesen CanSino verfolgt werde. Und Gottlieb wies darauf hin, dass die bislang vorliegenden Daten aus den klinischen Tests von CanSino höchsten „suboptimal“ seien.

Darüber hinaus mangele es an klinischen Daten zu dem russischen Impfstoff. Alles, was er hierzu sagen könne, sei, dass die durch CanSino bislang präsentierten Daten nicht sonderlich gut gewesen seien, so Gottlieb. Es wäre aus diesem Grund wünschenswert, wenn Russland seine Daten zum entwickelten Impfstoff auf den Tisch legen würde.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Gewiss mangelt es an russischen Daten, keine Frage. Doch aus Sicht von westlichen Pharmakonzernen, die allesamt das Bedürfnis zu hegen scheinen, einen finanziellen Reibach mit einem eigens entwickelten Impfstoff zu machen, sind die Meldungen aus Russland ein Schuss vor den Bug.

Ein gewisses „Blockdenken“ und die daraus resultierenden Eifersüchteleien dürfen keineswegs verkannt werden. Was mir allerdings unter Bezugnahme auf die Worte von Waldimir Putin äußerst positiv aufgestoßen ist, ist dessen Aussage, dass niemand in Russland zu einer Impfung gezwungen wird. Wer möchte, gern - wer nicht möchte, darf und kann es lassen.

Ich habe diese Worte aus dem Munde des russischen Präsidenten mit großer Erleichterung vernommen, weil Thesen über vermeintliche Impfzwänge samt Chipping der Rezipienten aus Sicht Russlands keinerlei Rolle zu spielen scheinen. Und wird sich somit - sollte es eine solche Vision jemals auf globaler Ebene gegeben haben - auch nicht weltweit durchsetzen lassen. Einmal mehr sei erwähnt, dass sich unsere Welt auf dem Weg in eine neue Blockbildung befindet. Allein schon aus diesem Grund dürfte die Einschätzung von Dr. Scott Gottlieb den russischen Präsidenten Wladimir Putin kaum interessieren.

Und das ist aus Sicht der Menschheit und der bislang weitläufig vorherrschenden Angst vor „verborgenen Agenden“ eines Herrn Bill Gates die eigentlich gute Nachricht des heutigen Tages, die die Impfstoff-Meldung aus Russland aus meiner persönlichen Sicht mit sich bringt! Wir lernen, dass nicht alles auf eben jene Weise eintreten muss, wovor wir die größte Angst haben / hatten!

P.S.: Nach allem, was ich aus Afrika höre, würde sich auch ein John Magufuli aus Tansania samt einer Reihe von anderen afrikanischen Staaten nicht von Herrn Gates und dessen vermeintlicher Impfstoffagenda in die eigene Souveränität hineinreden lassen, weil diese Staatsregierungen andernfalls - und im Falle einer Zwangsimpfung durch einen westlichen Konzern - einem derart hohen Druck der Straße ausgesetzt wären, dass die jeweiligen Regierungen das höchst wahrscheinlich nicht überleben und es zu deren Sturz führen würde.

Viele Afrikaner haben aus berechtigten Gründen kein Vertrauen in westliche Pharma-Konzernen im Allgemeinen und in Herrn Gates im Besonderen schon einmal gar nicht. Wir erinnern uns noch, mit welcher Empörung die beiden afrikanischen Fußballstars Didier Drogba und Samuel Eto´o sich im Frühjahr gegen den Vorschlag eines französischen Forschers verwehrt hatten, Afrika zum Versuchslabor für einen Covid-Impfstoff zu machen. Nicht von ungefähr wüteten die beiden stellvertretend für ihre afrikanischen Landsleute, dass es sich um puren Rassismus und eine neokolonialistische Denkweise handele. Auch deshalb glaube ich persönlich nicht, dass solche Pläne weltweit durchsetzbar wären, selbst wenn es ein Ziel der "Davos Crowd" sein sollte. Russland zeigt, dass das Land eigene Wege geht, ohne auf einen westlichen Pharmakonzern oder Herrn Gates zu warten. Und aus Sicht Chinas dürfte das auch nicht anders sein.

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