Der globale Erdölmarkt ist dabei, sich zunehmend in verschiedene Teilmärkte zu zersplittern. Gleichzeitig wird nach dem jüngsten Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Saudi-Arabien damit zu rechnen sein, dass die chinesische Währung in den nächsten Jahren verstärkt im Erdölhandel zum Einsatz kommen wird.

Wahrscheinlich nicht von ungefähr ist nun schon seit einigen Jahren von dem sogenannten „Petro-Yuan“ die Rede, der dem US-Dollar seine führende Stellung im internationalen Erdöl- und Rohstoffhandel streitig zu machen droht.

Gleichzeitig leisten die durch die Vereinigten Staaten und deren westliche Verbündete gegenüber Venezuela, dem Iran und jetzt auch Russland verhängten Sanktionen ein großen Beitrag dazu, den weltweiten Erdölschmuggel sprichwörtlich explodieren zu lassen.

Schattenhandel mit sanktioniertem Erdöl

Mittlerweile sprechen Energieanalysten über einen sich herausbildenden Schattenhandel, der sich insbesondere im Erdölbereich beobachten ließe. Es sind unter anderen profitgierige und auch recht skrupellos agierende Schiffseigner, Flottenbetreiber und auch Händler, die sich solcher Mittel in einem zunehmenden Ausmaß bedienen.

Hinzu gesellen sich verschiedene Mittelsmänner, die persönlichen Profit aus der Vermittlung von Weiterverkäufen sanktionierten Erdöls zu ziehen beabsichtigen. Dieses Erdöl kaufen wiederum Parteien an, denen es das Risiko wert ist, durch den Westen sanktioniertes Erdöl zu erwerben.

Seit dem 5. Dezember ist neben dem Importembargo für Erdöl aus der Russischen Föderation auch die Verabschiedung des durch eine Allianz westlicher Nationen unilateral festgesetzten Preisdeckels für einen Ankauf russischen Erdöls in der Europäischen Union in Kraft getreten.

Doch eben jene Entscheidungen könnten dazu führen, die im globalen Ölschmuggel ohnehin schon enormen Anreize finanziell noch lukrativer zu machen. Als potenzielle Käufer erweisen sich eigentlich alle Nationen außerhalb des Verbunds der G7-Staaten und der Europäischen Union.

Russland wohl bald in den Fußstapfen Venezuelas und des Irans

Ähnlich wie zuvor der Iran und Venezuela, scheint sich die Moskauer Kreml-Regierung desselben Drehbuchs zu bedienen, um eine eigene Tankerflotte zusammenzustellen und mittels dieser Vehikel zu verschiffendes Erdöl – in Form einer Versicherung – staatlich zu garantieren.

Anders als zuvor, könnte sich die Russische Föderation auf diese Weise dazu in die Lage versetzen, fortan zu einem der weltweit größten Transporteure für heimisches Erdöl und Destillate zu avancieren.

Laut Experten dürfte es den an diesen Geschäften Beteiligten nicht allzu schwer fallen, das verschiffte Erdöl an den verschiedensten Orten der Welt loszuwerden. So bedient sich zum Beispiel der Iran nun schon seit vielen Jahren eines ausgeklügelten Systems zur Umgehung von westlichen Sanktionen.

Alle verfügbaren Register werden gezogen

Transportiertes Erdöl wird dabei in den meisten Fällen einfach umdeklariert, indem das verladene und verschiffte Transportgut als aus einem Drittland stammend in den jeweiligen Frachtpapieren vermerkt wird.

Andererseits wird in solchen Fällen auch gerne die Transponder-Technik der zum Einsatz kommenden Tanker abgestellt. Hin und wieder soll es auch schon zu einer falschen Angabe von Positionen mittels des Automatischen Identifikationssystems (AIS) gekommen sein.

Auf diese Weise ist es den beteiligten Akteuren möglich, nicht nur die eigenen Positionsdaten zu verschleiern, sondern auch Aktivitäten wie beispielsweise dem Umladen von Frachtgut auf hoher See unentdeckt nachzugehen.

Dass in solche Aktivitäten mittlerweile sowohl Ölproduzentenländer als auch eine Vielzahl an interessierten Käufer involviert sind, sollte Sanktionsbefürwortern zu denken geben. Denn die Anreize unter potenziellen Käufern von sanktioniertem Erdöl sind immens, weil dieses Erdöl häufig zu hohen Rabatten von den Anbietern erworben wird.

Bei einem Weiterverkauf lassen sich somit also beträchtliche Gewinnmargen erzielen. Selbst in den Vereinigten Staaten, die über strikte Einfuhrkontrollen verfügen, werden nur allzu selten auch tatsächlich Nachforschungen zu dem Ursprungsort von importierten Gütern durchgeführt.

China und Indien wollen es einfach nur so günstig wie möglich

In Jurisdiktionen wie der Volksrepublik China oder auch in Indien fällt es hingegen wohl weit weniger ins Gewicht, woher ein importiertes Gut stammt. Vor Ort wird eher ein Fokus darauf gelegt, Energiegüter und andere Produkte so günstig wie möglich einzukaufen, um dann zum Beispiel im Nachgang auskömmliche Margen durch eine Raffinierung von Erdöl zu erzielen.

Trotz einer Verhängung von schmerzhaften Sanktionen durch die Vereinigten Staaten und den Westen haben es beide Nationen zustande gebracht, auch schwerste Wirtschaftsstürme zu überleben, auch wenn der Lebensstandard unter den jeweiligen Bevölkerungen in den letzten Jahre ziemlich stark gelitten haben mag.

Sowohl Venezuela als auch der Iran bedienen sich bezüglich ihrer sich fortsetzenden Verschiffungen von Erdöl einer Taktik, welche das transportierte Frachtgut als aus Malaysia oder dem Oman stammend ausweist.

Stark rabattiertes Erdöl wird bereits auch in den USA angeboten

Andere Erdölkäufer achten wiederum minutiös darauf, welchen Ursprungs ein bestimmtes Frachtgut ist, um nicht möglicherweise selbst sanktioniert zu werden. Laut Berichten wird rabattiertes Erdöl inzwischen auch in amerikanischen Bundesstaaten wie Texas und rund um den Golf von Mexiko angeboten.

Danach sei es beispielsweise erst vor Kurzem dazu gekommen, dass ein in den Vereinigten Staaten akkreditierter Händler angeblich aus Mexiko stammendes Schweröl am heimischen Markt mit einem Rabatt von bis zu dreißig US-Dollar in Relation zu der Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) angeboten hat.

Nichtsdestotrotz fanden sich für das rabattierte Schweröl keine Käufer, weil die Vermutung umging, dass sich die tatsächliche Herkunft des Gutes nicht würde feststellen lassen.

Auch Venezuela soll sich bei der sanktionierten Verschiffung seines Erdöls häufig falscher Dokumente bedienen. Gleichzeitig werden Tankereigner kontaktiert, die sich in der jüngeren Vergangenheit nachweislich im sanktionierten Transport von iranischem Erdöl hervorgetan haben.

Unter Bezugnahme auf eine eigene Analyse heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, dass Venezuela sein Erdöl unter anderem an chinesische Raffinerien verkaufe. Zuvor werde das Erdöl allerdings nach Malaysia verschifft. Vor Ort werde dieses Erdöl dann in den entsprechenden Frachtdokumenten als aus Malaysia stammend ausgewiesen.

Nicht selten kommt es wohl auch in den Gewässern um Malaysia sowie in der Straße von Malakka zu einem Austausch oder einem Mischen von Frachtgut unter einzelnen Tankern, wodurch sich die Herkunft des verladenen Erdöls aus Venezuela im Anschluss nicht mehr nachweisen lässt.

Chinas Erdölimporte aus Malaysia explodieren

Was Analysten stutzig werden lässt, ist die Tatsache, dass aus Daten der Zollbehörden in der Volksrepublik China zuletzt ein deutlicher Anstieg der Erdölimporte des Reichs der Mitte aus Malaysia hervorging.

Bei einem guten Teil dieses importierten Rohöls soll es sich allerdings um Frachtgut handeln, welches zuvor aus Venezuela oder dem Iran nach Malaysia verschifft wurde, um dort nach einer entsprechenden Umdeklarierung weitertransportiert zu werden.

So heißt es in der Analyse von Reuters weiterführend, dass unabhängige Raffineriebetreiber in der Volksrepublik China über die vergangenen Wochen Rekordvolumen an iranischem Erdöl aus Malaysia eingeführt haben, welches aus Malaysia, dem Oman oder aus anderen Nationen stammend deklariert gewesen sein soll.

Es wird angesichts der aktuellen Situation vielerorts damit gerechnet, dass sich auch die Russische Föderation schon in absehbarer Zeit zunehmend solchen Maßnahmen bei den eigenen Erdölausfuhren bedienen dürfte.

Um die verhängten Sanktionen zu umgehen, wird es unter aller Voraussicht ebenfalls zu Umdeklarierungen von transportiertem Frachtgut sowie Verfahren zur Austricksung von übermittelten Positionsdaten kommen.

Dass die Russische Föderation Rohöltransporte in der Zukunft zu einem guten Teil selbst übernehmen und organisieren wird, deutet nicht nur auf bevorstehende Umbrüche an den Erdölmärkten, sondern auch auf womöglich weiter zunehmende Einnahmen des russischen Staates hin.

Ölpreisdeckel: Rezept zum Anrichten eines Desasters

In einem Bericht von Tsvetana Paraskova auf der Seite von oilprice.com heißt es, dass sich der durch die G7-Staaten und die Europäische Union verabschiedete Preisdeckel in Höhe von sechzig US-Dollar pro Fass für russisches Erdöl alles andere als leicht bis überhaupt nicht wird umsetzen lassen.

Eine zunehmende Anzahl von Analysten macht den politisch Beteiligten zudem den Vorwurf, die an den internationalen Erdölmärkten vorherrschenden Mechanismen nicht verstanden zu haben.

Ölhandelsverträge werden im Allgemeinen auf gewährten Rabatten oder zuvor vereinbarten Preisaufschlägen in Relation zu einer der führenden Ölsorten wie WTI oder Brent basierend ausgehandelt.

Im Erdölhandel kommt es zwischen den Beteiligten nur in den seltensten Fällen zu der Vereinbarung eines Festpreises. Vielmehr orientiert sich der Handel an den jeweiligen und tagesaktuellen Spotpreis-Unterschieden sowie den hierauf folgenden Hedging-Aktivitäten.

Um sich die eigene Flexibilität beizubehalten, wird in der Europäischen Union das Ziel verfolgt, den jüngst in Kraft getretenen Ölpreisdeckel jederzeit und auf eigene Entscheidung nach oben oder nach unten anzupassen.

Deutlich wird hieran, dass der aktuelle Ölpreisdeckel also keineswegs in Stein gemeißelt ist. Schon in Kürze könnte es zu ersten Anpassungen und Adjustierungen durch die Europäische Union kommen, wie Analysten sich überzeugt zeigen.

Vielerorts wird davor gewarnt, dass es sich hierbei um das Rezept zum Anrichten eines Desasters handele. Denn vieles - wenn nicht gar alles - deutet momentan darauf hin, dass sich die produzierte Menge an Rohöl nach dem jüngst eingeführten Preisregime-Mechanismus reduzieren wird.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von skytruth.org.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Was Preisdeckel anrichten können, lässt sich nun schon seit mehreren Wochen in Ungarn beobachten, wo Tankstellen inzwischen unter einer immensen Knappheit von Benzin und Diesel leiden.

Eben jene Voraussage wurde ab dem zweiten Viertel dieses Jahres vorausschauend bereits getroffen. All jene, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind, werden sich unter aller Voraussicht noch an leere Supermarktregale und diverse Produktrationierungen erinnern können.

Warum sollte es heute anders sein? Schlimm an den heutigen Zuständen ist, dass sowohl Regierungen als auch Zentralbanken sich selbst – und damit auch ihre Gesellschaften – stets ein Stück mehr in die Ecke bugsieren. In der Vergangenheit gemachte Erfahrungen scheinen komplett in Vergessenheit geraten zu sein – oder sie werden wissentlich ignoriert.

Wen wundert es da noch, wenn die ungarische Regierung von Premierminister Viktor Orban den ehedem verabschiedeten Benzinpreisdeckel Anfang Dezember wieder aufgehoben hat? Alles, was dieser Preisdeckel bewirkt hat, ist, dass sich das Destillatangebot in Ungarn weiter reduziert hat – die Folge sind zunehmende Knappheiten und Engpässe an den heimischen Tankstellen!

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"