Nordkorea setzt seine Nuklear- und Raketentests unterdessen unbeirrbar fort, nachdem die Führung des Landes vor wenigen Tagen mitgeteilt hatte, sich gegen eine „zunehmende Aggression seitens der Vereinigten Staaten von Amerika“ wappnen zu müssen. In der Asien-Pazifik-Region sind die USA sowohl mit Südkorea als auch Japan verbündet.

Zweigleisige Verhandlungspolitik

Der Kommentar des neuen südkoreanischen Staatspräsidenten erfolgte nur wenige Stunden nachdem das Land der nordkoreanischen Führung einen Kommunikationskanal zu einem bilateralen Dialog zu öffnen beabsichtigte. Als transparent lässt sich die südkoreanische Verhandlungsposition allerdings nicht bezeichnen.

Denn Südkorea verfolgt gegenüber Nordkorea eine zweigleisige Verhandlungspolitik, die sich einerseits aus dem Versuch zur Aufrechterhaltung eines Dialogs und andererseits aus der Verhängung von Sanktionen zusammensetzt. Darüber hinaus sind knapp 30.000 US-Soldaten im Süden der koreanischen Halbinsel stationiert.

Nordkorea macht indes schon seit geraumer Zeit keinen Hehl daraus, an der Entwicklung von Raketen zu arbeiten, die Atomsprengköpfe über weite Entfernungen tragen können. Experten gehen mittlerweile davon aus, dass Nordkorea sogar schon jetzt dazu in der Lage sein könnte, das amerikanische Festland mittels einer solchen Trägerrakete zu erreichen.

Internationale Aufforderungen, die Entwicklung von Trägerraketen und Nuklearsprengköpfen zu stoppen, hat die Regierung in Pjöngjang selbst aus China, dem wichtigsten Verbündeten Nordkoreas, in den Wind geschlagen. Der jüngste Raketentest der Nordkoreaner erfolgte dazu in fataler Missachtung verschiedener Resolutionen der Vereinten Nationen.

Moon Jae-in setzt auf Dialog

Der am vergangenen Sonntag unternommene Raketentest erfolgte laut eigener Aussage der nordkoreanischen Führung zur Evaluierung der eigenen Fähigkeiten, einen „großformatigen Nuklearsprengkopf zu transportieren“. Seitens der Vereinten Nationen in New York erfolgte daraufhin eine Protestnote und verbale Verdammung der Aktionen Nordkoreas. 

Am Mittwoch wurde Südkoreas Staatspräsident Moon Jae-in auf folgende Weise durch eine Reihe von Nachrichtenagenturen zitiert: „ Realität ist, dass die Wahrscheinlichkeit bezüglich des Ausbruchs eines militärischen Konfliktes an der Demarkationslinie auf der koreanischen Halbinsel sehr hoch ist“.

Moon fügte an, dass er und seine Führung davon überzeugt seien, dass Nordkorea in jüngster Zeit sowohl seine Nuklear- als auch Raketenträgerfähigkeiten bedeutsam ausgeweitet habe. Doch der Süden sei bestens darauf vorbereitet auf potenzielle Aggressionen aus dem Norden eine adäquate Antwort zu liefern.

Moon hatte die südkoreanischen Präsidentschaftswahlen in der vergangenen Woche für sich entschieden. Politikbeobachter sehen den Hauptgrund für den Wahlsieg Moon Jae-ins in dessen moderater Haltung gegenüber dem Norden. Moon hatte bekannt gegeben, in erster Linie auf Dialog mit der Regierung im Norden setzen zu wollen.

Waffenstillstand seit 1953

Doch auch eine Ausübung von Druck sei als Mittel der letzten Wahl durchaus ins Kalkül zu ziehen, so Moon. Bevor Moon Jae-in in einen bilateralen Dialog mit dem Norden zu treten beabsichtigt, ruft der neue Staatspräsident Südkoreas die Führung im Norden allerdings dazu auf, von den aktuellen Waffenentwicklungsprogrammen abzulassen.

Südkoreas Wiedervereinigungsministerium behielt sich unter Bezugnahme auf eine gestern veröffentlichte Erklärung alle Optionen offen, machte jedoch darauf aufmerksam, sich die Verhängung von neuen Sanktionen gegen den Norden vorzubehalten, nachdem Pjöngjang am Sonntag den fünften Raketentest in Folge initiiert und jüngst eine gemeinsam mit Südkorea im Norden betriebene Sonderwirtschaftszone geschlossen hatte.

Seit dem Koreakrieg, der in den Jahren 1950 bis 1953 geführt wurde, haben Nord- und Südkorea keinen Friedensvertrag miteinander geschlossen. Was seitdem lediglich zwischen beiden Nationen herrscht, ist ein Waffenstillstand.

Bislang haben die USA den Verbündeten Südkorea noch nicht darüber in Kenntnis gesetzt, ob Seoul für die Instandsetzung eines Anti-Raketen-Radarsystems einen finanziellen Obolus leisten soll oder nicht. 

Der neue US-Präsident Donald Trump erklärte gegenüber der südkoreanischen Führung, dass er die Regierung in Seoul für die Instandsetzung des Anti-Raketensystems THAAD, das den durch Nordkorea betriebenen Raketentest am vergangenen Sonntag als erstes erkannte, gerne bezahlen lassen möchte.

Über die Instandsetzung von THAAD auf südkoreanischem Boden ist inzwischen starker Protest und Opposition aus China erwachsen, dessen Führung den Amerikanern vorwirft, Teilregionen Chinas mittels dieses Systems ausspionieren zu können. In China aktive südkoreanische Unternehmen wurden zuletzt gar Opfer von Ausschreitungen und Krawallen. 

Donald Trump hatte Nordkoreas Führung vor einigen Tagen zu einer sofortigen Einstellung von dessen Nukleartests aufgerufen, einen Flottenträgerverband zur koreanischen Halbinsel entsendet und öffentlich davor gewarnt, dass „der Ausbruch eines sehr großen und ernsthaften Konfliktes mit Nordkorea“ im Bereich des Möglichen läge.

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