Sofort im Anschluss an die hierauf erfolgten Gegen- und Vergeltungsangriffe des Irans teilte das iranische Außenministerium wie folgt mit:

Der Iran hat unter Bezugnahme auf Artikel51 der Charta der Vereinten Nationen Maßnahmen der Selbstverteidigung ergriffen, in deren Zuge Militärbasen attackiert wurden, von denen feige Attacken gegen unsere Bürger und hochrangigen Offiziellen ausgegangen sind. Wir sind als Land nicht an einer Eskalation der aktuellen Lage oder an einem Krieg interessiert, werden uns jedoch gegen jede Form der Aggression verteidigen.“

Die Vergeltungsmaßnahmen des Iran sind moderater ausgefallen als es sich viele Analysten zuvor hatten vorstellen können, was vor allem unter Berücksichtigung der Tatsache gilt, dass die irakische Regierung eine halbe Stunde vor dem Abschuss der Raketen informiert wurde, um dem auf der Basis stationierten US-Militärpersonal ausreichend Zeit zu verschaffen, sich in Sicherheit zu bringen. Am darauf folgenden Tag äußerte sich Trump wie folgt:

Es erweckt den Eindruck, als ob der Iran den Ball flachhalten würde, was sich aus Sicht aller beteiligten Parteien und der Welt als solcher als eine gute Sache erweist…ISIS erweist sich als ein natürlicher Feind des Irans. Eine Zerstörung von ISIS ist aus Sicht des Irans eine gute Sache, weshalb wir gemeinsam an diesem Ziel wie auch an einer Reihe von anderen gemeinsamen Interessen arbeiten sollten.“

Obwohl Trump den Iran in seiner Rede als einen „großen Unterstützer des Terrorismus“ und General Kassem Soleimani als „Top-Terroristen“ bezeichnete, erweist sich US-Präsident Trumps Behauptung, laut der zwischen den USA und dem Iran gemeinsame Interessen im Kampf gegen ISIS bestünden als eine spektakuläre Abkehr von der neokonservativen Agenda.

Diese Abkehr erweist sich als nur eine von vielen dieser Art in einer langen Reihe von globalen Konflikten, die in den Tagen seit Soleimanis gezielter Eliminierung von den Korridoren der amerikanischen Macht ausgehen. Dies gilt auch für ein Memo, das durch William Seely, dem führenden und für die Iraq Task Force verantwortlichen US-General, geschrieben wurde – und der sagt:

Wir respektieren Ihre souveräne Entscheidung, dass unsere Truppen aus Ihrem Land abgezogen werden sollen.“

Seelys Memo erzeugte unter den radikalen Kriegsfalken wie Mark Esper und Mark Milley, die beide den Versuch unternahmen, die Echtheit des Memos zu leugnen, eine große Krise. Jüngste Enthüllungen, die durch das Wall Street Journal publiziert wurden, bringen die unglaublichen Diskussionen über inoffizielle Kanäle wie die Schweizerische Botschaft in Teheran in den Stunden nach Soleimanis Ermordung zum Vorschein, die ebenfalls einen Eckpfeiler dieser „Bewegung der Vernunft“ in den USA bilden.

Dieses voneinander abweichende Verhalten ist aus Sicht von führenden Köpfen der Intelligenzija auf dem Eurasischen Kontinent ohne Zweifel keineswegs so verwirrend wie es von außen aussehen mag, da der in Amerika selbst tobenden Kampf zwischen Nationalisten verschiedenster Prägung unter ihnen nicht ignoriert wird.

Einerseits befinden sich unter diesen Nationalisten in den USA jene, die den ehrlichen Wunsch hegen, die „Endloskriege“ der Vereinigten Staaten im Mittleren Osten zu beenden, und andererseits gibt es jene Pax Americanists, die sich in das neokonservative und neoliberale Establishment eingebettet sehen, und die eher unseren Planeten abfackeln als ihre an ein dunkles Zeitalter erinnernden Ideologien über Bord werfen würden.

Trumps zahlreiche Aufrufe zugunsten von positiven Beziehungen zu Russland und China in den vergangenen drei Jahren verängstigen diese Gruppen. Und diese potenzielle Allianz aus USA, Russland und China hat sich aus Sicht dieser Gruppierungen von jeher als reale Bedrohung erwiesen, die eine solche Entwicklung mittels des durch London gesteuerten Amtsenthebungsdebakels und Jahren des „Russia Gatings“ von Beginn an vom Gleis abzubringen versucht haben.

Nun, da das Amtsenthebungsgesetz an den durch die Republikaner dominierten US-Senat übermittelt wurde, verfügen all jene Neocons, die sich loyal gegenüber dem militärisch-industriellen Komplex geben, und die Trump über die letzten Jahre derart lautstark kritisiert haben, über einen großen Handlungsspielraum gegenüber dem US-Präsidenten und werden diesen auch sehr wahrscheinlich zu nutzen wissen.

Falls Sie sich die Frage stellen, „weswegen irgendein Republikaner seine politische Karriere durch Unterstützung eines durch die Demokraten hofierten Amtsenthebungsverfahrens gegen einen republikanischen Präsidenten ruinieren sollte“, dann haben Sie noch nicht wirklich verinnerlicht, dass der Hang zur Kriegsführung gegen den Iran (wie auch gegen Russland und China) keine Angelegenheit „praktischer Politik“ ist.

Unsere Fanatiker im Gewand der evangelischen und seit vor der Jahrtausendwende aktiven Protagonisten wie John Hagee oder Benny Hinn, die allen Ernstes glauben, dass es die Pflicht von jedermann sei, unsere Welt in ein Armageddon zu stürzen und deren verrückte Prophezeiungen Realität werden zu lassen, steht Pate für unsere Zweifel.

Es handelt sich auch aus Sicht von deren israelischen Pendants keineswegs um eine solche Angelegenheit. Diese israelischen Pendants glauben grundsätzlich an dieselbe Prophezeiung – mit einigen wenigen Ausnahmen. Laut deren Prophezeiung wird die Ankunft des Erlösers erstmals inmitten von Zeiten des Krieges stattfinden. Amerikas Fanatiker glauben hingegen, dass eine zweite Niederkunft bevorsteht.

Wenn Sie diese Zeilen lesen und dabei den Gedanken haben sollten, dass „gewiss niemand derart verrückt sein kann“, dann denken Sie hierüber nach dem Anschauen des nachfolgend im Fernsehen übertragenen Gebets, durchgeführt durch die beiden Pastoren John Hagee und Benny Hinn noch ein zweites Mal nach.

   

   

Bill Kristol, eine führende Figur hinter dem Neocon-Kult und Co-Autor des dystopischen Manifests mit dem Titel Project for a New American Century, hat bereits mehrere zehn Millionen von US-Dollars in Plakatwerbung, Werbespots und die Zusammenführung von Teams investiert, um eine Amtsenthebung Trumps Realität werden zu lassen. Kristol setzte am 17. Oktober 2019 die folgende Twitter-Botschaft ab:

„Falls Trump nicht seines Amtes enthoben wird, wird die Korruption vollkommen aus dem Ruder laufen, während sich das Weiße Haus noch gesetzloser verhalten wird. In diesem Zuge wird die Unterminierung bestehender Normen zur Routine werden. Der Fall einer Amtsenthebung lässt sich nicht nur rückblickend vertreten, sondern muss vielmehr im Sinne einer Vorbeugung erfolgen. Eine Amtsenthebung ist nicht nur gerechtfertigt, sondern dringend notwendig.“

Der jüngste Werbespot, der eine Amtsenthebung Trumps promotet, und der durch Kristols Think Tank Republicans for the Rule of Law geschaltet wurde, stützt sich auf das Argument, dass die Republikaner im Jahr 1973 die Amtsenthebung von Richard Nixon zugelassen haben, weshalb sie nun auch Trump seines Amtes entheben sollten.

   

    

Diese Argument blendet ganz offensichtlich das Problem aus, dass Nixon sich tatsächlich des Begehens von Verbrechen schuldig gemacht hatte, während in Trumps Fall keine Hinweise auf ein Nachgehen illegaler Aktivitäten vorliegen. Die Dinge sind also nicht nur schwarz oder weiß, wie dies vor kurzer Zeit noch Viele geglaubt haben.

Die jüngst gemeinsam mit Russland und China abgehaltenen Militärübungen des Irans haben intelligenten und gedanklich bewussten Amerikanern demonstriert, dass es zu keinem Krieg der Vereinigten Staaten gegen den Iran kommen kann, ohne nicht auch gegen Russland und China Krieg führen zu müssen.

Putins brillante Manöver im Mittleren Osten haben zu einer Zerstörung des anglo-amerikanischen Plans, den radikalen Islam als geopolitisches Instrument zuerst im Kampf gegen die Sowjetunion in den 1980iger Jahren und seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Kampf gegen souveräne Staaten zu nutzen, geführt.

Aus diesem Grund haben die Feinde Putins aus dem Spektrum der Neokonservativen und in den britischen Geheimdiensten dem russischen Staatsmann auch niemals vergeben. Obwohl China mit keiner großen Militärmacht in der Region des Mittleren Ostens engagiert ist, erweist sich die Initiative der Neuen Seidenstraße als Türöffner zu einem anhaltenden Frieden, was nicht ausgeblendet werden sollte.

Denn zahlreiche BRI-Projekte im Irak, in Afghanistan, in Syrien, im Libanon und darüber hinaus haben dem Mittleren Osten eine neue Chance und Zukunftsperspektive beschert. Die im Raum stehende Frage bleibt nach wie vor, ob es Trump auch weiterhin gelingen wird, sich von der dunklen Agenda, die direkt in den 3. Weltkrieg führen würde, loszulösen, um sich einer Allianz mit positiveren Aussichten für unseren Planeten anzuschließen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Donald Trump hat es nicht leicht. Denn er befindet sich im Zentrum eines innenpolitischen Kampfes, der in den Vereinigten Staaten schon lange nicht mehr an traditionellen (Partei-) Linien entlang verläuft.

Ob sich die übergeordneten Interessen des Deep States letztendlich werden durchsetzen können, um andere innenpolitische Strömungen ruhig zu stellen, bleibt abzuwarten und im Zuge der im November anstehenden Präsidentschaftswahlen aufmerksam zu beobachten.

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2020 Matthew Ehret / The Strategic Culture Foundation

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