Wie war das möglich? Ganz einfach indem die zwischengeschalteten Banken, die mit einer Aufrechterhaltung der Kreditvergabe betraut waren, ihren „Cronies“ einen guten Teil dieser Gelder haben zukommen lassen.

Selbstverständlich haben diese zwischenzeitlichen Enthüllungen den Zorn unter einer ohnehin schon aufgebrachten Bevölkerung in den Vereinigten Staaten nochmals angefacht. Banken wie Wells Fargo und JPMorgan wurden in der Zwischenzeit gerichtlich verklagt, während sich immer mehr „Sünder“ im Unternehmenssektor outen, um diese Gelder zurückzuerstatten.

Kleinunternehmen gehen leer aus

Und da große und börsennotierte Unternehmen bereits anteilig einen großen Teil dieser Mittel und „Nothilfeliquidität“ absorbiert haben, die eigentlich an Kleinunternehmen hätten fließen sollen, blieb vielen Betreibern von Kleinunternehmen nichts anderes übrig, als die eigenen Kreditkarten noch stärker als zuvor zu belasten, um liquide zu bleiben.

Dank der großen Liebe der amerikanischen Verbraucher zu einem Einsatz von Plastik- und Kreditkarten hat das Kreditkartengewerbe seit dem letzten „epochalen“ Crash zwischen 2007 und 2009 eine Boomphase erlebt. In diesem Sektor ließen sich solide Margen verdienen, während Versicherer und andere institutionelle Investoren wie Pensionsfonds die verbrieften Anleihen kauften, aus denen Einnahmeströme erzielt wurden.

Solange die Musik spielt kann das ein auskömmliches Geschäftsfeld sein. Doch wir hatten einen Vorgeschmack im Zuge der globalen Finanzkrise darauf bekommen, was geschieht, wenn die Musik auf der Tanzfläche plötzlich stoppt.

Kreditvergabestandards zu lax

Schon vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie hatten zahlreiche Analysten davor gewarnt, dass die Kreditvergabestandards vieler Banken in Bezug auf die diesen verbrieften Anleihen zugrundeliegenden Darlehen zu lax seien. Und so verwundert es auch nicht, dass es wieder einmal exakt diese Verbriefungen sind, die nun in Schwierigkeiten geraten.

Manche Verbraucher erinnern sich vielleicht noch an den letzten Crash, in dessen Zuge Kreditkartenanbieter ganz plötzlich ihre Kreditlimits – vornehmlich unter ausfallgefährdeten – Kunden gesenkt hatten. Bloomberg berichtet nun, dass eine Reihe von Kreditkartenanbietern sich abermals exakt nach diesem Muster verhält.

Einige Banken haben über die letzten Jahre ein Geschäft daraus gemacht, riskante Anleihen in einem recht hohen Ausmaß in ihren Bilanzen zu halten. Obwohl es gewiss eine ganze Anzahl von finanziell schwach aufgestellten Kreditgebern in den USA gibt, lesen sich die Bank-Bilanzen oberflächlich betrachtet besser als vor dem Ausbruch der letzten Krise.

Kreditlinien werden gekürzt

So heißt es bei Bloomberg, dass Discover Financial Services zu den jüngsten Fällen unter den größten Kreditgebern zähle, die damit begonnen haben, zur Verfügung stehende Kreditlinien zu kürzen. Laut einer Pflichtmitteilung des Unternehmens wurde zudem angekündigt, keine Neukunden mehr zu akquirieren, von denen sich erwarten ließe, an Regierungsprogrammen zu partizipieren, die es Kreditnehmern erlaubten, Zahlungen zu verzögern oder Zinsen nicht zu bedienen.

Laut Discover Financial Services werde das eigene Ergebnis aufgrund einer deutlich wachsenden Anzahl von Krediten, die durch diese Programme berücksichtigt würden, belastet. Die Ankündigung von Discover erfolgte nur einen Tag nach einer Mitteilung durch die Firma Synchrony Financial.

Synchrony Financial ist jene Firma, die hinter den durch J.C. Penney und American Eagle Outfitters emittierten Karten steht. Laut Synchrony werde gerade der Versuch unternommen, sich anhand einer aufmerksamen Verwaltung der bestehenden Kundenkonten gegen eine Flut von Verlusten zu stemmen.

Hierfür werde fortan verstärkt auf die Daten von Kreditauskünften zurückgegriffen, um die Kreditwürdigkeit jedes einzelnen Kunden genauestens zu evaluieren. Die Folge? Einigen Kunden wird zukünftig erlaubt, mehr auszugeben, während anderen Kunden Limitierungen auferlegt werden.

Neukunden nur noch mit limitierten Kreditrahmen

Discover-Chef Roger Hochschild teilte jüngst im Rahmen einer Telefonkonferenz mit, dass sein Unternehmen seit Beginn der Krise darauf konzentriert sei, zusätzliche Verifizierungen und Daten zur Beschäftigung unter den eigenen Kunden einzuholen. Neukunden werde nur ein limitierter Kreditrahmen zur Verfügung gestellt.

Laut Hochschild sei es eine große Herausforderung, solchen Unternehmungen zum aktuellen Zeitpunkt nachzugehen. Die Kreditlinien in einer Zeit zu reduzieren, in der solche Darlehen am meisten benötigt würden, könne Bumerangeffekte zur Folge haben, so Hochschild.

Amerikas Verbraucher werden sich voraussichtlich an den Gedanken gewöhnen müssen, in der Zukunft im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten zu leben. Dies gilt umso mehr, desto länger diese Krise anhält. Unglücklicherweise gibt es aus Sicht, abgesehen von staatlich zur Verfügung gestellten Programmen (Helikopter-Geld und Arbeitslosenversicherung) aus Sicht der meisten Amerikaner keine Alternative.

Versicherungsunternehmen durch neue Gesetze gefährdet

Angefügt sei an dieser Stelle auch, dass bundesstaatliche Regierungen in den Vereinigten Staaten über die letzten Wochen eine Flut von neuen Gesetzen verabschiedet haben, die zu einer massiven Bedrohung für die geschäftliche Existenz unter zahlreichen Versicherern zu werden drohen.

Auf den Punkt gebracht handelt es sich um Policen, die im Fall von geschäftlichen Unterbrechungen oder einer zeitlichen Störung des Geschäftsbetriebs einspringen. Wenn Sie ein Restaurant betreiben, und ein ausbrechendes Feuer in der Küche ihren Geschäftsbetrieb für einen Monat lahmlegt, springt beispielsweise eine Feuerversicherung ein.

Andere Unternehmen haben auf eine andere Art von Versicherung gesetzt, die ihnen vor solch unvorhergesehenen Ereignissen finanziell Schutz bietet. Aus diesen Versicherungspolicen ist jedoch auch eine ganze Reihe von Ereignissen ausgenommen. Versicherungsanbieter haben ihr Kleingedrucktes in den letzten Jahren angepasst, um darauf aufmerksam zu machen, welch potenzielle Ereignisse von einem Versicherungsschutz ausgenommen sind.

Eine typische Hausratversicherung deckt in den USA beispielsweise Risiken wie Diebstahl, Feuer und Vandalismus ab. Doch Hochwasser oder andere Naturkatastrophen sind in den allermeisten Fällen ausgenommen. Hauseigner müssen also, wenn diese Zusatzrisiken absichern möchten, eine Extraversicherung gegen Hochwasserschäden kaufen.

Die meisten Versicherungspolicen, die im Fall einer Unterbrechung des Geschäftsbetriebs einspringen, nehmen beispielsweise Risiken wie den Ausbruch eines Krieges, Interventionen der Regierung oder Naturkatastrophen von einem Schutz aus. Doch wie gesagt, Risiken dieser Art lassen sich jeweils durch einen spezifischen Versicherungsabschluss absichern.

Es bleibt somit also allein den Kunden überlassen, gegen welche Risiken sie sich absichern möchten. Es ist allzu verständlich, dass sich in Bezug auf die meisten Versicherungspolicen, die im Fall einer Unterbrechung des Geschäftsbetriebs einspringen, nicht im Fall einer globalen Pandemie – und einem Lockdown der Weltwirtschaft – zurückgreifen lässt.

Staaten bitten Versicherungsunternehmen zur Kasse

Doch in den USA lässt sich gerade ein wachsender Trend beobachten, in dessen Zuge bundesstaatliche Regierungen neue Gesetzgebungen auf den Weg bringen, auf deren Basis Versicherungsunternehmen ihre Kunden zeitlich rückdatierend gegen dieses Risiko finanziell absichern müssen.

Ein solcher Schritt lässt sich eigentlich nur als verrückt bezeichnen. Denn es waren die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten, welche die örtlich ansässigen Unternehmen zu einer Unterbrechung ihres Geschäftsbetriebs gezwungen haben. Und nun erwarten diese bundesstaatlichen Regierungen, dass Versicherer für die hieraus finanziell entstehenden Schäden einspringen, obwohl aus den meisten Policen klar und deutlich hervorgeht, dass ein solches Risiko nicht abgedeckt wird.

Unter diesen Bundesstaaten befinden sich beispielsweise New York, Pennsylvania, Illinois, New Jersey und einige andere, die gar mit einem staatlich-regulatorischen Eingreifen drohen. Derselbe Trend lässt sich auch in Großbritannien beobachten, wo seitens Kunden bereits Gerichtsklagen gegen Versicherer eingereicht wurden, um deren aus der Pandemie erlittene Finanzschäden zu begleichen.

Da aus Perspektive einer zeitlich rückdatierten Gesetzgebung nahezu alle Unternehmen Ansprüche gegenüber Versicherern aufgrund von erlittenen Pandemie-Schäden hätten, stellt sich automatisch die Frage, wie Versicherer in den USA (oder Großbritannien) diesen finanziellen Forderungen überhaupt nachkommen sollen?!

Die meisten Versicherer wären bankrott. Nicht anders als Fluglinien, die Hotelbranche oder der Tourismus- und Restaurantsektor. Auch Versicherer könnten sich auf Basis von solchen Gesetzgebungen also bald in die Lag versetzt sehen, sich in Washington in die lange Bailout-Schlange einzureihen.

Wie viel Geld würden die Versicherer brauchen? Eine halbe Billion, eine Billion oder doch zwei Billionen US-Dollar? Aus eben jenem Grund lässt sich die aktuelle Entwicklung als verrückt bezeichnen. Aktuell lässt sich abschätzen, dass die offizielle US-Staatsverschuldung bis zum Ende dieses Jahres bei 33 Billionen US-Dollar liegen wird.

Dabei wird es jedoch voraussichtlich nicht bleiben, ganz zu schweigen von untergedeckten Sozialversicherungsprogrammen und Pensionen. Stellen Sie sich einfach bildlich vor, was das heißt, wenn diese Krise – wie ehedem die spanische Grippe – über einen Zeitraum von zwei bis zweieinhalb Jahren andauern sollte…

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge und wurde durch Roman Baudzus inhaltlich ergänzt.

„Was heißt das konkret für mich?!“

Der Konsum in den USA wird aufgrund einer Reduzierung der zur Verfügung gestellten Kreditlinien im Kreditkartensektor wohl noch bedeutsam stärker einbrechen als bislang allgemein erwartet. Um Aktien und sonstige Papiere von Versicherern sollte zudem ein großer Bogen gemacht werden, da es den Anschein erweckt, dass sich dieser Trend nicht nur in den USA ausbreitet, sondern auch auf Europa überschwappen könnte. 

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