Insolvenzen nehmen trotz massiver Fiskalprogramme weltweit zu

Trotz der inzwischen durch Regierungen rund um den Globus verabschiedeten Fiskalpakete zur Stimulierung der Wirtschaft in einem Gesamtumfang von umgerechnet elf Billionen US-Dollar (!) nehmen die Insolvenzen auf globaler Ebene deutlich zu.

Zu der Verabschiedung von Fiskal- und Konjunkturpaketen unter Regierungen addieren sich darüber hinaus Liquiditätsinjektionen unter Zentralbanken in die Weltfinanzmärkte in Höhe von weiteren knapp zehn Billionen US-Dollar (!).

Papierwährungen verlieren an Wert – Gold am Allzeithoch

Möglich ist so etwas tatsächlich nur, weil die als gesetzliche Zahlungsmittel umlaufenden Fiat-Währungen durch nichts gedeckt sind, was so viel bedeutet, dass Papierwährungen zum Abschuss freigegeben sind, um sich über den Verlauf der nächsten Monate und Jahre einem intrinsischen Wert von Null anzunähern.

Der Goldpreis gibt die Richtung vor und erweist sich als einzig zuverlässiger Gradmesser in Bezug auf eine anhaltende Devaluierung von Fiat-Währungen und deren Kaufkraftverlusten. Nicht nur Gold, sondern auch Aktien und Bonds befinden sich auf Allzeithochs, während die Zinsen im Sektor der Staats- und Unternehmensanleihen im Zuge der finanziellen Repression durch Zentralbanken auf Allzeittiefs notieren.

Doch auch diese Gegebenheit ändert nichts an der Tatsache, dass Unternehmen rund um den Globus in der schnellsten Geschwindigkeit seit der großen Depression in den 1930iger Jahren bankrottgehen. Woran liegt das? Nun, ganz einfach daran, wie seit jenen Jahren der globalen Finanzkrise erörtert, dass sich eine Solvenzkrise nicht mittels Liquidität übertünchen oder gar „heilen“ lässt.

Hohe Liquidität führt zu einer gefährlichen Art von Sicherheit – Zombifizierung des Unternehmenssektors schreitet weiter voran

Ganz im Gegenteil führt die abermalige Bereitstellung von Billionen US-Dollars nicht nur unter Investoren, sondern auch unter Regierungen zu dem Gefühl, sich in einer falschen und gefährlichen Art von Sicherheit zu wiegen – und dies lediglich aufgrund der aktuellen Lage, in der die Zinsen niedrig und die Bewertungen hoch sind.

Und so beobachten wir, wie sich die Solvenzkrise mittlerweile durch die gesamte globale Wirtschaft frisst. Neben deutlich zulegenden Firmenbankrotten wird auch eine mittels staatlicher Bailouts beförderte Zombifizierung weiter Teile des Unternehmenssektors zu weniger Beschäftigung, niedrigeren Investitionen und einem spürbar geringeren Wachstum in der Zukunft beitragen.

Die durch Regierungen und Zentralbanken zur Verfügung gestellte Liquidität löst eine durch stark rückläufige Cashflows – bei gleich hohen Kosten – bedingte Solvenzkrise nicht. Wie im <link wirtschaftsfacts beitrag neuer-insolvenzrekord-unter-grossen-us-firmen-zeichnet-sich-ab _blank>gestrigen Bericht ausgeführt, macht sich diese Situation nicht mehr nur unter den kleinen und mittelgroßen Unternehmen, sondern auch in verstärkter Form unter großen und teils hoch verschuldeten Unternehmen in den USA bemerkbar.

Verlängerung der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht birgt Risiken

In Deutschland könnten sich die Insolvenzen laut Warnungen auf bis zu 800.000 Firmen belaufen. Wer in einer solchen Situation, wie die deutsche Bundesregierung, auf die Idee kommt, die Insolvenzantragspflicht nochmals um ein halbes Jahr bis März 2021 aussetzen zu wollen, macht sich letztendlich mitschuldig, wenn sich massive Betrugsfälle nach Art von Wirecard häufen werden und zu einer Art Normalität werden sollten.

In Spanien warnt eine Schätzung der Bank of Spain davor, dass mehr als ein Viertel aller Unternehmen im Land unmittelbar in einen Bankrott schlittern werden. Die Ratingagentur Moody´s Investors Service zeigt sich derweil davon überzeugt, dass sich mehr als zehn Prozent aller Unternehmen in den führenden Industrieländern einem massiven Finanzstress ausgesetzt sehen, der im Fall von Zahlungsausfällen auf die Banken durchschlagen wird.

QE führt zu Kapitalfehlallokationen – Geld fließt größtenteils in die Aktienmärkte

QE der Zentralbanken hat seit dem Jahr 2009 nicht nur zum Ausbruch von Währungskriegen an den Devisenmärkten geführt, sondern auch Kapitalfehlallokationen in einem bislang noch nicht gesehenen Ausmaß in der Welt hervorgerufen. Gleichzeitig kletterte eine bereits zu hohe Verschuldung im Jahr 2008 nochmals um 30 Prozent auf heute mehr als 250 Billionen US-Dollar.

Von einem Großteil all jenem frisch durch Zentralbanken elektronisch erzeugten Geldes profitierten über die vergangene Dekade in erster Linie jene Banken und Unternehmen, die über einen Erstzugang zu diesen Geldern verfügten. Bis hinunter an Kleinunternehmen, wo diese Gelder zur Konjunkturbelebung theoretisch eigentlich hin sollten, sind diese Gelder niemals in großem Umfang gelangt.

Vielmehr endete ein Großteil dieser Gelder an den Aktienmärkten. Resultat ist, dass sich der wirtschaftliche und finanzielle Graben in den USA zwischen großen Unternehmen einerseits sowie kleinen und mittelgroßen Firmen andererseits – wie übrigens auch in vielen anderen Regionen der Welt – nochmals zusätzlich ausgeweitet und vertieft hat.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Aus Sicht von hoch überschuldeten Industrieländern gesellt sich nun ein weiteres Problem hinzu. Wer Ökonomien betreibt, die größtenteils nur noch auf Finanzialisierung und einer allzu hohen Kreditabhängigkeit beruhen, kann im Angesicht von einer zuvor bereits sehr schwach ausgeprägten Produktivität und der Berücksichtigung der zuvor schon herrschenden Solvenzkrise seine Wirtschaften nicht über einen zu langen Zeitraum abriegeln und herunterfahren. Zumindest erweckt es aus meiner persönlichen Sicht nach wie vor den Eindruck, als ob das Coronavirus nun für alle in der Vergangenheit auf Ebene von Politik und Gesellschaft gemachten Fehler geradestehen würde, ohne sich dabei selbst an die eigene Nase fassen zu müssen, um Eigenverantwortung für die aktuelle Wirtschaftslage und die hauptsächlich für diese Situation verantwortlichen Entscheidungen in der Vergangenheit zu übernehmen.

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