…nach Bekanntgabe der aktuell durch die türkische Zentralbank gehaltenen Nettowährungsreserven gehen an den Finanz- und Devisenmärkten Befürchtungen um, dass die Türkei nicht mehr allzu weit vom Ausbruch einer massiven Währungskrise entfernt sein könnte. Neueste Daten weisen zudem darauf hin, dass lokale Konteninhaber zuletzt damit fortfuhren, Lokalwährung in ausländische Devisen wie den US-Dollar oder den Euro einzutauschen.

    

Am Dienstag hatten Lira-Swaps ein historisches Rekordhoch von 1.338% erreicht, um nunmehr auf 40% zu kollabieren. Händler an den Finanzmärkten reiben sich die Augen, darauf hinweisend, dass sie derartige Entwicklungen im Laufe ihres Arbeitslebens noch nie zu Gesicht bekommen hätten. In der Zwischenzeit erweckt es den Eindruck, als ob sich Staatspräsident Erdogan dem Druck internationaler Investoren gebeugt zu haben scheint.

Hat die türkische Zentralbank bereits kapituliert?

Diese Investoren sahen sich nach der Explosion des Swap-Satzes auf über 1.000% praktisch über Nacht gefangen in Lira-Positionen, was sowohl für Long- als auch Shorthalter galt, woraufhin am Dienstag ein Rückgang auf in der Spitze 18,5% folgte. Marktbeobachter können dieser Entwicklung trotz allem nicht viel Positives abgewinnen. Denn die türkische Zentralbank scheint nahezu alles in den Ring geworfen zu haben, um sowohl Long- als Short-Halter aus dem Markt zu drängen.

Nun sieht es ganz so aus, als ob die türkische Zentralbank kapituliert habe. Bereits vor den jüngsten Ereignissen hatten internationale Banken mitgeteilt, dass türkische Kreditgeber entweder nicht dazu in der Lage oder nicht dazu gewillt seien, ausreichend Lira im Austausch für andere Währungen zur Verfügung zu stellen, um Shortsellern den Zahn zu ziehen.

Zwar teilte der türkische Bankenverband TBB gestern mit, dass die Kreditgeber des Landes keine Versuche zu einer Limitierung oder gar einem Halt des Verkaufs von Liras an ausländische Banken unternommen hätten. Im Gegensatz dazu teilte ein in London ansässiger Analyst gegenüber der Financial Times am Dienstag mit, dass türkische Banken dazu angewiesen worden seien, „nicht eine einzige Lira an ausländische Counterparties zu verleihen“.

Die Vorjahreskrise ist mit einem lauten Knall zurück

Eben jene Anordnung habe in der Folge dazu geführt, die Kreditkosten für Lira-Geschäfte unter ausländischen Banken und Hedgefonds derart massiv in die Höhe zu katapultieren. Am heutigen Tage setzte sich der Verkaufsdruck im Lira-Handel abermals fort. Denn neue Daten der Zentralbank zeigen, dass deren gehaltene Nettowährungsreserven in den ersten drei März-Wochen um zehn Milliarden US-Dollar auf $24,7 Milliarden gesunken sind.

Aus aktuellen Berechnungen der Financial Times geht hervor, dass die türkische Zentralbank allein im Monat März mindestens ein Drittel ihrer ausländischen Währungsreserven im Kampf um die Lira eingebüßt habe. Aus diesem Grunde müsse fortan jederzeit mit dem Ausbruch einer Finanz- und Währungskrise in der Türkei gerechnet werden. Die im vergangenen Sommer beginnenden Tumulte am türkischen Finanzmarkt haben sich nun mit einem großen Knall zurückgemeldet.  

Bilanztrickserei? Kampf mit allen Mitteln – Regionalwahlen stehen bevor

Um die Finanzmärkte zu beruhigen, teilte der türkische Zentralbank-Gouverneur Murat Cetinkaya gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit, dass die Nettowährungsreserven der Zentralbank in der laufenden Woche wieder um $2,4 Milliarden geklettert seien. Analysten warnen indes davor, dass es sich hierbei um einen simplen Bilanztrick handeln könnte. Denn am Donnerstag letzter Woche hob die Zentralbank das Limit für heimische Banken in Bezug auf Lira-Währungsswaps von vormals 20% auf 30% an.

Der am vergangenen Donnerstag bekannt gegebenen Anhebung der Swap-Limits ging am vorherigen Montag bereits eine Erhöhung von zehn Prozent auf 20% voraus. Analysten sind der Ansicht, dass es sich um den Versuch zu einer Ausweitung der durch die Notenbank gehaltenen Währungsreserven gehandelt haben könnte.

Noch besorgniserregender als die sinkenden Währungsreserven der Zentralbank ist die Tatsache, dass die Türken selbst in einem immer größeren Ausmaß das Vertrauen in ihre eigene Währung verlieren. Die Regierung der Türkei sieht sich mittlerweile dazu gezwungen, die Lira mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen.

Dollareindeckung bei Privaten und Investoren auf Rekordniveau

Am heutigen Donnerstag rutschte die Lira gegenüber dem US-Dollar nach Veröffentlichung der Zentralbank-Daten abermals in der Spitze um mehr als fünf Prozent auf knapp 5,6 pro USD ab. Vor den am Sonntag stattfindenden Regionalwahlen wird wahrscheinlich alles in die Waagschale geworfen, um die Lira zu stabilisieren und Shortseller vom Markt fernzuhalten. Doch es erweckt den Anschein, als ob gerade das genaue Gegenteil am türkischen Finanzmarkt Einzug gehalten habe.

Unter Bezugnahme auf einen durch Bloomberg zitierten Händler haben sich türkische Investoren in der laufenden Woche mit $3,5 Milliarden eingedeckt. Unter türkischen Privatpersonen hätten sich die US-Dollar-Käufe auf mindestens eine Milliarde belaufen. Wie ebenfalls aus dem Zentralbankbericht hervorgeht, halten türkische Investoren momentan einen rekordhohen Betrag in Höhe von $176 Milliarden. Allein seit Anfang September letzten Jahres haben sich die kumulierten Käufe auf einen Betrag von rund $25 Milliarden summiert.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Originalbericht, der auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge veröffentlicht wurde.  

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"