Die amerikanischen Cyberangriffe gegen Einrichtungen des iranischen Militärs Ende des vergangenen Monats sind verpufft. Offensichtlich griffen die Amerikaner ein überholtes Kommunikationssystem an, denn kürzlich wurde im iranischen Fernsehen ein brandneues eigens produziertes Command-Control-System namens „Sepehr 110“, welches bereits auch ausgeliefert wird, präsentiert.

Iran schlägt zurück & kooperiert mit Peking

Offensichtlich hatten die Strategen Washingtons die technologischen Fähigkeiten Irans sträflich unterschätzt. Schon Anfang 2012 äußerte der damalige Google-Chef Eric Schmidt in einem Interview mit CNN: "Die Iraner sind im Bereich der Cyberwarfare unglaublich talentiert, die Gründe dafür haben wir jedoch nicht verstanden." Washingtons Vorgehen gegen Iran hat sich nun zu einem Bumerang-Effekt entwickelt.

Vergangene Woche wurde per Twitter vom US-Cyberkommando verbreitet, dass eine als CVE-2017-11774 bekannte Sicherheitslücke in Outlook gerade attackiert wird. Seit 2017 gilt dieser Angriffsstil als markantes und für die Amerikaner beunruhigendes Erkennungsmerkmal der Cybertruppen APT 33 bzw. 34 aus dem Iran.

Doch damit nicht genug! Die IT-Minister Chinas und Irans verkündeten ein strategisches Bündnis zur gemeinsamen Abwehr von Cyberangriffen. Der Cyberangriff der Amerikaner gegen die Iraner hat sich für Washington damit als Fiasko erwiesen.

Herber Schlag für US-Cyberstrategie, alles andere ist Propaganda

Die im Februar vom NSA-Direktor Paul Nakasone präsentierte US-Cyberstrategie hat damit einen herben Schlag erlitten. Das übergeordnete Ziel der Aktion, den Iran von weiteren Spionageangriffen abzuschrecken, wurde mit diesem - ebenfalls als Antwort auf den Abschuss einer US-Drohne nahe des iranischen Hoheitsgebiets zu wertenden Angriff - nicht ansatzweise erreicht. Das Geschwafel des Pentagons, dass die Luftabwehr des Iran durch diesen Schlag entscheidend geschwächt wurde, hat sich als Propaganda für die US-Öffentlichkeit entlarvt.

Ohnehin ist es zweifelhaft, ob ein Cyberwar einen konventionellen Krieg ersetzen könnte. Diesbezüglich bleibt die Infanterie die Mutter aller Schlachten. Da die US-Kriegsführung seit Jahren ohne „Boots on the Ground“ auszukommen versucht, erklärt sich diesbezüglich, dass seit dem Triumph der Alliierten über Deutschland und Japan kein einziger Krieg der USA mehr nachhaltig gewonnen wurde.

Die Niederlagen der USA häufen sich…

Sehen wir einmal von den konventionellen Großeinsätzen in Korea und Vietnam ab, so gab es nirgendwo - nicht einmal bei den belanglosen Scharmützeln von Somalia, beim gescheiterten Blue-Strike-Unternehmen im Iran, beim Einsatz der Contras in Nicaragua, vom Debakel Kennedys in der Schweinebucht ganz abgesehen - einen Sieg zu vermelden.

Im Südlibanon, im Irak und in Afghanistan hat sich längst bestätigt, dass die konventionelle Kriegsführung der NATO-Stäbe, aber auch Russlands und Israels, mit der Abnutzungsstrategie, die den Kern des asymmetrischen Krieges bildet, nicht zurechtkommt. Die ungeheuerliche Durchschlagskraft neuer Monsterbomben - inklusive der "bunker buster" - hat sich diesbezüglich als untauglich erwiesen.

Mit Cyberwars lassen sich allerdings geostrategische Ziele realisieren. Die Tatsache aber, dass Iran im Bereich Cyberwarfare mit den USA auf Augenhöhe - sowie mit der Volksrepublik China im Rücken – operiert, verändert die geopolitische Ausgangslage am Persischen Golf dramatisch zu Ungunsten der USA.

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