Eskalation der Krise nach dem Abschuss einer US-Drohne

Die gefährliche Eskalation am Persischen Golf, nach dem durch Teheran bestätigten Abschuss einer US-Drohne über dem iranischen Staatsgebiet, soll gemäß der New York Times dazu geführt haben, dass der US-Präsident Militärschläge gegen Iran anordnen, diese dann aber in letzter Sekunde wieder abblasen ließ.

Ob Trump ein Getriebener ist, der sich zwischen dem Sicherheitsberater Bolton und US-Außenminister Pompeo - beides Architekten des gescheiterten „War on Terror“ - in einer Art Geiselhaft befindet, kann zur Stunde nur im Rahmen von Spekulationen erörtert werden. Anzeichen deuten aber in diese Richtung.

Im Falle eines Krieges drohen verheerende Verluste für die USA

US-Militärs warnen allerdings seit Jahren vor einem Krieg gegen Iran, da dieser nicht gewonnen werden kann und erhebliche Verluste unter den US-Truppen und ihren Verbündeten hervorrufen würde.US-Planspiele gehen von 20.000 toten US-Soldaten aus, alleine in den ersten Tagen. Über die fatalen Folgen, welche eine Sperrung der Straße von Hormus durch die Iraner verursachen würde, sind sich alle Experten einig.

Eine Warnung via Oman

Weitere Quellen berichten davon, dass Iran via das Sultanat Oman eine Warnung erhielt. Angeblich soll Washington daraufhin aus Teheran eine Antwort erhalten haben, ebenfalls über Oman, formuliert durch den Revolutionsführer und Hardliner Ajatollah Ali Khamenei, wonach dieser weiter jegliche Verhandlungen mit den USA ablehne, wie ein zweiter Insider gegenüber Reuters sagte.

Das Sultanat als Vermittler

Welche Rolle spielt das Sultanat Oman bezüglich der krisenhaften geopolitischen Ausgangslage? Oman liegt geostrategisch in einer exponierten Lage und fühlt sich neben Iran in starker Verantwortung für die Sicherheit der Straße von Hormus.

So läuft beispielsweise die internationale Tankerroute durch omanische Hoheitsgewässer. Das Sultanat verfügt über sehr gute Beziehungen zu den Staaten des Westens, wobei vor allem hinsichtlich den USA unterschiedliche Auffassungen bezüglich der außenpolitischen Beziehungen zum Iran, wie zum saudischen Angriffskrieg auf Jemen, mit dem Oman eine Landgrenze verbindet, existieren.

Oman beugt sich nicht dem saudischen Druck

Oman lehnt jegliche saudischen Aufforderungen ab, sich an den Kriegsverbrechen im Jemen zu beteiligen, im Gegensatz zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Stattdessen engagiert sich Oman für eine Beendigung des Krieges dort und leistet humanitäre Hilfe, was die Beziehungen zu Riad belastet. Im Gegensatz zu den reaktionären Golf-Monarchien in seiner unmittelbaren Nachbarschaft pflegt Oman als einziger arabischer Staat der Region sehr gute Beziehungen zum nichtarabischen Iran. Ferner setzt sich Oman auch für die Beibehaltung des Abkommens zum iranischen Nuklearprogramm ein.

Gute Beziehungen zu Teheran seit den Zeiten des Shahs

Dem guten Verhältnis zum Iran liegt auch die ethnokulturelle Gemeinsamkeit zugrunde, wonach rund ein Viertel der Omanis Balutschen sind, eine indoarische Ethnie, die auch im Iran und Pakistan beheimatet ist. Schon zu Zeiten des Shahs, vor der Revolution im Iran 1979, wurden die „special relations“ zwischen beiden Staaten hochgehalten. Die Bedeutung Omans dürfte angesichts dieser geostrategischen Rahmenbedingungen massiv wachsen, wie auch die Tatsache unterstreicht, dass sowohl Washington wie Teheran das Sultanat als Vermittler aufwerten.

Die Straße von Hormus, durch die 40 % des Erdölbedarfs Europas verschifft wird, wäre im Falle eines US-Angriffs jederzeit als weltwirtschaftliches Nadelöhr gefährdet. Selbst mit herkömmlichen Waffen wären die Iraner in der Lage die Straße von Hormus zu blockieren. In Washington dämmert es langsam, dass die Trumpsche Vorgehensweise, sowie der Fanatismus von Außenminister Pompeo und Sicherheitsberater Bolton gegenüber Teheran, an einen Abgrund geführt haben. Es wird sich zeigen, ob es sich hierbei um eine Götterdämmerung handelt.

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