Liebe Freundinnen und Freunde!

Die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland sind vom Netz gegangen, und im selben Moment ist noch etwas gegangen, nämlich die Erinnerung an die Gründe für diese Entscheidung. 

Und dann ist sie richtig gegangen, nämlich richtig los ist sie gegangen, nämlich die Debatte, ob das nicht eine falsche Entscheidung gewesen sein könnte. Und was mich dabei am meisten fasziniert: Ich wusste gar nicht, dass wir nicht nur 80 Millionen Bundestrainer, Virologen und Militärexperten im Land haben, sondern auch mindestens genauso viele Fachleute in Nukleartechnologie. Ich bin beeindruckt.

Meine erste Erinnerung an die Vorteile der Atomenergie war im Jahr 1986, als wir zum ersten mal hörten, dass es auf der Welt einen Ort namens Tschernobyl gibt. 

Und wie hörten wir davon? Weil wir alle plötzlich – keine Ahnung, warum auch immer – keine Pilze mehr essen sollten: Aber wenn man sich einen Champignon an’s Ohr hielt, konnte man plötzlich bequem Radio Kiew hören.

Und dann sind wir damals auf die Straße gegangen, Atomkraft-Nein-Danke-Sticker am Bundeswehrparka, Arafat-Halstuch, Nicaragua-Kaffee in der Thermoskanne, und dann haben wir uns auf die Straße gesetzt vor den Toren von Brokdorf, Wackersdorf oder Gorleben, im Kassenrekorder die Musik von Bots: „Alle, die sitzen bleiben wollen, sollen aufstehen.“

Guckt Euch doch nur mal Claudia Roth an, die es immer ein Stück weit wichtig findet, dass wir alle uns ganz doll liebhaben. Das sind die genverändernden Konsequenzen, wenn man sich in der Jugend zu oft in der Nähe von Atomkraftwerken festkettet.

 

Und dann haben wir die Grünen gewählt, eine Partei, die sich für zwei Ziele stark machte, die sie von Anfang an konsequent und kompromisslos verfolgt hat: Den Ausstieg aus der Kernenergie. Und militärische Abrüstung. Also von Anfang an. Und da bekanntlich allem Anfang ein Zauber innewohnt, wurde das zweite Ziel so verzaubert, dass es - Abrakadabra! - sehr bald nicht mehr ganz so konsequent und kompromisslos verfolgt wurde, und heute - Hokuspokus Verschwindibus! - eigentlich gar nicht mehr. Aber hey, dafür wird aber das erste Ziel umso konsequenter und kompromissloser verfolgt.

Weil wir nämlich im Jahr 2011 zum ersten mal hörten, dass es auf der Welt einen Ort namens Fukushima gibt. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel, die zuvor immer sagte, dass Atomkraft als Brückentechnologie alternativlos sei, darauf plötzlich sagte: „Äh, nee, doch nicht!“ Also wörtlich sagte sie, und zwar silbengenau und buchstabengetreu:

„Man kann an so einem Tag sicher nicht sagen, die deutschen Kernkraftwerke sind sicher. Wir wissen, wie sicher sie sind. Sie sind sicher.“

Und da wussten wir, dass auch unsere Bundeskanzlerin bereits ein abgebranntes Element ist. Denn die Hirnschmelze hatte eingesetzt. 

Vor allem, weil sie dann den Nachweis lieferte, was sie immer meinte, wenn sie „alternativlos“ meinte. Über Nacht ließ sie 7 Atomkraftwerke vom Netz nehmen, und im ganzen Lande musste nicht eine einzige Glühbirne ausgehen. Also abgesehen vom damaligen Bundesumweltminister Norbert Röttgen, den man aber eher als Birne, und weniger als glühend bezeichnen konnte. Und der bis heute eher als unterbelichtete Funzel durchgeht.

Denn die Union hatte damals einen beschlossenen Atomausstieg rückgängig gemacht, den sie danach wieder rückgängig gemacht hat, und den sie heute wieder rückgängig machen möchte. Und schon wieder sehen wir die Union bei ihrer liebsten politischen Übung: Die Standpunktpirouette! 

 

Mich begeistern dabei vor allem die Argumente, wie z B: „Aber wenn es mal windstill ist, oder die Sonne nicht scheint, dann kommen wir mit erneuerbaren Energien aber nicht weit.“ 
Und richtig. Was den Sonnenschein betrifft, muss man eingestehen: Wenn es etwas gab, das uns zuletzt in den Sommern maßgeblich fehlte, dann Sonnenschein. Immer diese sonnenlosen Sommermonate in den letzten Jahren. Wie will man da Solaranlagen betreiben?

Und dazu dann diese Windstille. Wie oft erleben wir Windstille? Und wie lange sie dann immer so dauert, diese Windstille. Fragt man die Segler und Surfer, wie viel Zeit im Jahr sie verbringen mit dem Warten auf das Ende der Windstille.

Schon im 19. Jahrhundert verzweifelte der erste Vorsitzende der deutschen Windradproduzenten: „Über allen Gipfeln ist Ruh, über allen Wipfeln spürest Du kaum einen Hauch.“

Windloser graubewölkter Himmel. Ein schlimmes Schicksal, aus dem uns nur die Atomkraft erlösen kann.

Vor allem, weil die deutschen Atomkraftwerke ja alle an Flüssen stehen, und warum? Weil sie kaltes Wasser brauchen, um ihre Kühlung betreiben zu können. Und wenn es etwas in den letzten Jahren in Deutschlands Flüssen geradezu im Überfluss gab, dann kaltes Wasser. Viel kaltes Wasser. Wegen der vielen graubewölkten Regenmonate, vor allem im Sommer.

Und deswegen ist der Weiterbetrieb der drei deutschen Atomkraftwerke alternativlos, weil sie einen unermesslichen Anteil zur gesamtdeutschen Stromerzeugung beisteuern, ohne den es bei uns zappenduster wird. Und zwar handelt es sich dabei um 4 Gigawatt Nettoleistung. Das muss man sich mal klar machen. 4 Gigawatt, das sind angesichts einer gesamten installierten Kraftwerksleistung von 223 Gigawatt immerhin so ca. PimalDaumen roundabaut um die 2%.

2%, das ist mehr als der bundesweite Stimmenanteil der CSU.

Und apropos CSU, ich sagte ja bereits, dass ich keine Ahnung von Energieerzeugung und Effizienz und Effektivität und Effektheischerei habe. Im Gegensatz zu Markus Söder. Mal ehrlich. Wenn es nur ein einziges überzeugendes Argument gegen den Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke braucht, dann reicht doch zu wissen, dass Söder dafür ist.

Ich warte jetzt nur noch darauf, dass Andreas Scheuer sich zu Wort meldet, und spätestens dann sollten wir alle doch wissen, was die Stunde geschlagen hat.

 

Und auch, wenn ich wirklich kein Rezept habe, wie man unsere kurz- und mittelfristige Stromerzeugung sichern könnte, weiss ich eines aber noch viel weniger, nämlich wie man langfristig das Problem der Endlagerung lösen will. 
Denn das schönste Geschenk aus über 65 Jahren Atomenergie in Deutschland ist der dabei anfallende Atommüll, der mehr Strahlkraft hat als Thomas Tuchel bei einem Sieg von Bayern München. Denn die Strahlkraft von Atommüll hält so ca. PimalDaumen roundabaut ein paar Hunderttausend Jahre. Das ist länger, als die CSU bislang überhaupt existiert.

Und wenn wir unseren Nachkommen einen lebenswerten Planeten hinterlassen wollen, dann weiss ich nicht, ob die sich so riesig darüber freuen werden, wenn wir ihnen zwar Co2 verringert, aber dafür Becquerel erhöht haben. Aber was weiss ich schon. Ich gehöre ja nicht zu den 80 Millionen Deutschen mit Experise für Nukleartechnologie. Und darauf erstmal eine Portion Champignons. Mit Nicaragua-Kaffee. Und dann mal hören, was heute so auf Radio Kiew läuft.

Mit verstrahlten Grüßen,

Euer HG

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