Der Ukrainekrieg und die Sanktionen kleben wie Kleister an den Kursen und reißen nach ersten Erkenntnissen tiefe Löcher in unsere Geldbeutel. Willkommen im Zeitalter der Stagflation!

Die Börsen der Rohstoffländer liefen prächtiger. Kein Wunder bei den Preisen für Energie, Metalle und allem, was man essen kann. Wer Rohstoffe hat, ist besser dran, als der, der Rohstoffe braucht. Wie geht es weiter? Wir wissen es nicht, sollten aber auf der Hut sein und etwas haben, statt es gerne gehabt zu haben. Die Globalisierung korrigiert sich auf ein Maß, mit dem sich wirtschaften lässt. Aus „just in time“ wird „nice to have“.

Um den DAX und die deutsche Wirtschaft darf man sich durchaus Sorgen machen. Welche Gründe gibt es für Anleger und Unternehmen, künftig stärker in Deutschland zu investieren? Den seit Jahren aufgeschobenen Investitionsstau? Oder die hohen Strompreise, Steuern und die wachsende Bürokratie? Vielleicht locken ja ein paar Staatssubventionen im Milliardenbereich wie für Tesla und Intel. Dazu kommt noch die unsichere Versorgungslage mit Energie inmitten eines gerade begonnenen Wirtschaftskrieges? Nein, es gibt genügend Gründe, sein Geld woanders zu investieren.

Am Gase hängt, zum Gase drängt…

Wenn dann auch noch das russische Gas und andere wichtige Grundstoffe ausbleiben sollten, kommt sogar der frühere Exportweltmeister in die Bredouille oder in die Rezession. Die Arbeitsplätze der Zukunft könnten mit Blick auf die Standortsicherheit künftig woanders entstehen.

Man darf sich durchaus überlegen, was passiert, wenn die Chemieparks in Ludwigshafen, Hoechst oder Leverkusen wegen Energiemangel heruntergefahren werden müssen. Den privaten Haushalten wird als Letztes das Gas abgedreht. Damit man wohlig warm im Fernsehen unser Land beobachten kann, in dem wir so gut und gerne gelebt haben. Wenn die Leute dann nicht mehr ins Internet kommen… nicht auszudenken! Das Ende der Welt wäre nahe, jedenfalls so, wie wir sie kennen.

Das erste Quartal war vor allem eines: teuer! Während die EZB rätselt, ob sie offensiv oder defensiv handeln soll, machte sich die Inflation mit 7,3 Prozent im März hierzulande - und mit 7,5 Prozent in der Eurozone noch schneller über das Gesparte der Leute her.

Wer über Sachwerte verfügt wie Sonnenblumenöl und Mehl, ist fein raus. Wessen Geld aber auf der hohen Kante liegt, bekommt langsam Angst. Wer aber gar nichts hat, erlebt die Inflation mit der Faust in der Tasche als Sondersteuer und heizt mit den warmen Worten aus der Politik.

Weniger ist nicht mehr…

Hier kommen gerade News von Christian Lindner: "Ich habe ernsthafte Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung. Das Wachstum geht zurück, die Preise steigen." Die Bundesregierung unternehme alles, um die Gefahr der sogenannten Stagflation zu vermeiden, sagte er in der „Bild am Sonntag“. Und fügt an:

"Langfristig werden wir neue Grundlagen für Wohlstand legen müssen. Deutschland muss sein Wachstumsmodell einer sozialen und ökologischen Marktwirtschaft erneuern.“

Der Satz aus dem Setzkasten politischer Formulierungen ist uns bekannt. Vielleicht sollten wir künftig nicht mehr ganz so viel unseres Wohlstandes exportieren? Vor allem nicht in Krisengebiete? Wobei, das Geld ist ja nicht weg. Es hat nur ein Anderer, aber kaum der Richtige. Wie laufen eigentlich die Rüstungsaktien an der Börse? Prächtig!

Lassen Sie mich kurz rechnen… Bei 7,3 Prozent offizieller Inflationsrate sind binnen eines Jahres von den 1.000 Euro auf der hohen Kante 73 Euro Kaufkraft von selbiger heruntergefallen. Einfach so. Das bedeutet auch, dass man jetzt frisch erarbeitete 73 Euro netto zusätzlich auf diese hohe Kante legen muss, die diesen Diebstahl der Kaufkraft ausgleichen.

Bis März 2023 fallen bei gleicher Inflationsrate wieder 73 Euro von der hohen Kante. Vielleicht passiert das auch schon im Dezember. Wer weiß? Zumindest steht mit Putin der Schuldige für die Inflation schon bombenfest, obwohl die Preise schon vorher in den Steigflug übergegangen sind.

Wir reden hier von einer Mangel-Teuerung. Die logische Folge wäre doch, die Menge der Produkte massiv zu erhöhen, damit die Inflation die weiße Fahne hisst. Wird das passieren, wenn die EZB die Zinsen erhöht? Höhere Zinsen würden die Zombies schnell über die Wupper gehen lassen. Und das in eine Mangelteuerung hinein? Oder noch mehr Geld drucken? Wie würden Sie entscheiden? Rufen Sie in Frankfurt an... 069/13440

7,3 Prozent Inflation bedeuten auch, dass auch die Löhne real gesunken sind. Diese müssten hierzulande schon zweistellig wachsen, um nach Abzug von Steuern und Abgaben netto den Geldfraß aufzufangen. Irgendwann wird sich theoretisch und wohl auch praktisch das Arbeiten nicht mehr lohnen. Der Platz an der Sonne könnte die inzwischen löchrig gewordene sozialen Hängematte sein. Nein? Scheint ja aber doch (noch) zu funktionieren! Aber Moment… Was heißt das für die Altersvorsorge? Nichts Gutes!

„Was bedeutet das für mich konkret?!“

Sind Sie gut vorbereitet? Warm, satt, liquide? Wenn ja, ist es gut. Wenn alle Vorbereitung umsonst gewesen sein sollte, umso besser. Die Zeiten werden unruhig. Wo nur ist die EZB, wenn man sie mal braucht? Die hat im hohen Turm zu Frankfurt Besseres zu tun, als das Inflationsmonster zu jagen, das sie selbst geboren hat. Das wäre der Bundesbank nie passiert. Dafür haben wir an der Spitze nun eine bunte Bank mit Löchern im Logo statt den früheren Sternen.

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