Einmal mehr ist es der ehedem in Diensten der New York Fed stehende und heute als Stratege der Credit Suisse Group aktive Zoltan Poszar, der sich Ende letzter Woche davon überzeugt zeigte, dass wir zurzeit Zeugen des Entstehens eines neuen Weltwährungssystems namens Bretton Woods III werden.

Mittels Rohstoffen gedeckte Währungen im geografischen Osten

Wie ist dieses neue Weltwährungssystem aufgebaut? Und auf welche Weise schlüpft dieses neue System praktisch sukzessive von selbst aus dem Ei?

Zoltan Poszar zeigt sich davon überzeugt, dass es sich um ein neues Weltwährungssystem handeln wird, das im geografischen Osten unserer Erde vollumfänglich rund um mittels Rohstoffen gedeckte Währungen aufgebaut sein wird.

Auf den Westen kämen aus diesem Grund recht harte Zeiten zu, da eines der Hauptresultate aus dieser Entwicklung mit einer Schwächung des weltweit momentan noch dominierenden Eurodollar-Systems einhergehen werde.

Eine Krise bahnt sich an!

Gleichzeitig müsse damit gerechnet werden, dass die inflationstreibenden Kräfte aufgrund dieser Veränderungen im Westen weiter zunehmen werden. Eine Krise bahne sich an. Und hierbei handele es sich vorwiegend um eine Krise an den internationalen Rohstoffmärkten.

Welche zugrundeliegenden Charakteristiken wird die sich momentan anbahnende Krise an den Finanzmärkten unter aller Voraussicht aufweisen? Auch hierauf ging Zoltan Poszar recht ausführlich ein, darauf hinweisend, dass es sich im Fall von Rohstoffen, gleich welcher Art, um Kreditsicherheiten handele.

Weil sich Rohstoffe als Sicherheiten hinterlegen ließen, seien Rohstoffe also schlichtweg als eine andere Form des Geldes zu betrachten. Das Weltwährungssystem Bretton Woods II sei darauf aufgebaut gewesen, Geld innerhalb dieses Systems zu veranlagen, heißt also in Form von Aktien, Bonds, Währungen, etc.

Bretton Woods III wird andere Maßstäbe zur Grundlage haben

Mit Blick auf das durch Zoltan Poszar prognostizierte Folgesystem namens Bretton Woods III werde dies nicht mehr der Fall sein. Die Gründe hierfür liegen förmlich auf der Hand. Denn die Fundamente von Bretton Woods II seien vor rund zwei Wochen nach dem Beschluss der G7-Länder, die im Ausland veranlagten Währungsreserven und sonstigen Vermögenswerte der Russischen Föderation einzufrieren, in die Brüche gegangen.

Bereits zu Beginn der letzten Woche wurde an dieser Stelle Bezug auf vorherige Aussagen von Zoltan Poszar genommen, die Beobachtungen zu einem derzeit ablaufenden Paradigmenwechsel unter Kapitalverwaltern, institutionellen Investoren und Zentralbanken zum Inhalt hatten.

Geld ist auf Bankkonten nicht mehr sicher!

Hinzu gesellt sich die vor einigen Wochen zu beobachtende Situation in Kanada, wo die Bundesregierung von Justin Trudeau nach der Ausrufung eines nationalen Notstands Banken im ganzen Land dazu anwies, die Konten von Unterstützern und Spendengebern der Trucker-Protestbewegung praktisch über Nacht ohne richterliche Anordnung einzufrieren.

Wer die jüngsten Entwicklungen im Ahornland und in Bezug auf die Beschlüsse des Westens gegenüber der Russischen Föderation berücksichtigt, wird sich wahrscheinlich selbst darüber Gewahr geworden sein, dass eine Geldverwahrung innerhalb des bestehenden Bankensystems zu einem reinen Vabanquespiel geworden ist. (Hierzu folgen einige Zusatzausführungen am Ende dieses Berichts.)

Um auf Zoltan Poszar zurückzukommen, sei es aus Perspektive aller Marktakteure, die den bevorstehenden Regimewechsel finanziell und anlagetechnisch überleben möchten, wichtig, nicht linear, sondern non-linear zu denken.

Veränderungen an den Finanzierungsmärkten

Ein Regimewechsel ließe sich beispielsweise bereits an den globalen Finanzierungsmärkten beobachten. Einerseits sei es die sich entwickelnde Inflationsdynamik und andererseits seien es weitreichende Veränderungen der Managementpraktiken im Währungsreservebereich, die diesen Regimewechsel forcierten.

Hieraus resultierten wiederum zwei Erwartungen, die sich wie folgt beschreiben lassen:

  • Erstens müsse mit einem sich fortsetzenden Anstieg der Zinsdifferenzen (unter anderem auch in Erwartung an Zinserhöhungen der Federal Reserve) in Relation zum Schlüsselzinssatz FRA-OIS gerechnet werden.

  • Zweitens erweise sich der aktuelle Zeitpunkt als ein exzellenter Moment, um im Bereich der internationalen Frachtraten long zu gehen.

Was die internationalen Finanzierungsmärkte angehe, so habe sich seit dem Beginn des militärischen Konflikts in der Ukraine ein zunehmender Stress hinsichtlich des US-Dollar-Libors, FRA-OIS sowie im Bereich von Währungsswaps beobachten lassen.

Cash werde seitdem immer stärker nachgefragt. In einer vergleichbaren Krise wie jener im Jahr 2008 würden Kredite insbesondere im kurzfristigen Laufzeitbereich vergeben, was voll und ganz auf Kosten der Kreditvergabebereitschaft im langfristigen Bereich gehen würde.

Alle Augen richten sich auf das Rohstoff-Universum

Und wer erweise sich in einem solchen Umfeld, in welchem Kreditgeber zunehmend weniger Engagements im langfristigen Darlehensbereich eingehen wollten, als hauptsächlicher Treiber der Cash-Nachfrage, wie Zoltan Poszar fragend in den Raum stellt? Die Antwort auf diese Frage laute, dass es sich um das Rohstoff-Universum handele.

Erster Grund hierfür sei, dass nicht aus der Russischen Föderation stammende Rohstoffe aufgrund des mit den westlichen Sanktionen verbundenen Angebotsschocks an diesen Märkten teurer werden.

Akteure im Rohstoffhandel müssten nun mehr Kredite bei Banken aufnehmen, um Rohstoffe zu kaufen und diese zu transportieren. Zweitens müssten Margin Calls finanziert werden, falls nicht aus der Russischen Föderation stammende Rohstoffe gekauft und die diesen Rohstoffen zugrundeliegenden Futures leerverkauft werden.

Ein perfekter Sturm hat sich zusammengebraut

In der Rohstoffwelt habe sich ein perfekter Sturm zusammengebraut, da diese Korrelationen ganz plötzlich die Schlagzeilen in den Mainstream-Medien bestimmten. Erinnert sei an dieser Stelle an die letztwöchige Explosion des Nickel-Preises nach einem Short Squeeze, der sich eigentlich nur als historisch bezeichnen lässt.

Mittlerweile hat die London Metal Exchange (LME) bekanntgegeben, den Handel im Nickel-Bereich in dieser Woche wieder aufnehmen zu wollen. Inzwischen wurden 9.000 Positionen von unbedarften Händlern gestrichen, was insbesondere dem in finanzieller Schieflage befindlichen Tycoon Xiang Guangwa zugutekommen wird. Heißt also, dass es sich um einen Bailout in Höhe von bislang berichteten vier Milliarden US-Dollar auf Kosten aller anderen Marktteilnehmer handeln wird.

 

 

Ein weiteres Mal zeigt sich hieran, dass im System veranlagtes Geld nicht mehr sicher ist und durch Börsenbetreiber, wie im aktuellen Fall der LME, einfach konfisziert und umverteilt werden kann. Ich hatte Sie über die vergangenen Jahre darauf hingewiesen, dass die wahrscheinlich größte Blase an den Finanzmärkten nicht die Aktien- oder Bondblase, sondern vielmehr die Papiergoldblase ist.

Zoltan Poszar mahnt, dass eben solche Dinge nun einmal geschehen, wenn der Westen den größten Rohstoffproduzenten der Welt, der von Metallen über Öl und Gas bis hin zu Weizen und Düngemitteln fast alles an den Weltmärkten anböte und verkaufe, mit derart drastischen Sanktionen belege.

Der im Jahr 1973 zu beobachtende Angebotsschock an den Rohölmärkten sei zur heutigen Situation vergleichbar, wenn auch noch um einiges schlimmer. Denn der jetzt beobachtbare Angebotsschock – die Russische Föderation betreffend – sei nicht durch den Anbieter selbst, sondern durch die Verbraucher getrieben.

Drittens gelte, dass Leerverkäufer an den Märkten für russische Rohstoffe, die an den Futures-Märkten wiederum long positioniert seien, ebenfalls Margin Calls nach jenem bereits weiter oben beschrieben Verfahren zu finanzieren haben. Sanktionsgetriebene Preisbewegungen an den internationalen Rohstoffmärkten bedrohten jedoch die Finanzstabilität in den westlichen Industrieländern.

Gibt es überhaupt eine ausreichende Anzahl an Sicherheiten?

Frage aller Fragen sei, ob es überhaupt eine ausreichende Anzahl an Sicherheiten in Bezug auf fremdfinanzierte beziehungsweise kreditgehebelte Geschäfte gibt? Gibt es zudem ein ausreichendes Kreditvolumen für solche Geschäfte? Was wird an den Rohstoffmärkten erst geschehen, wenn einzelne Akteure in die Pleite rasseln sollten?

In der vergangenen Woche machte der chinesische Tycoon Xiang Guangda angesichts des Monster-Squeezes am Nickelmarkt von sich reden. Vor dem Wochenende hieß es, dass dessen sich auftürmende Verluste sich inzwischen auf acht Milliarden US-Dollar (!) beliefen, dem JPMorgan allerdings mittels eines Bailouts zur Seite gesprungen sein soll.

OTC-Derivatemarkt: Gorilla im Raum?

Wahrscheinlich nicht von ungefähr wirft Zoltan Poszar die Frage in den Raum, ob der Over-the-Counter (OTC) Derivatemarkt sich nicht vielleicht als Gorilla im Raum erweisen könnte?! Hinzu geselle sich die Tatsache, dass die internationalen Rohstoffmärkte heutzutage zu einem weitaus höheren Grad finanzialisiert und fremdfinanziert seien als damals im Jahr 1973.

Gleichzeitig erweise sich die russische Angebotskrise als eine weitaus größere Krise als jene damals durch die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) ausgelöste Krise. Auch die sich aufgrund von bestehenden Vernetzungen im Weltfinanzsystem ableitenden Korrelationen seien heutzutage bei Weitem größer.

Umso höher nicht aus Russland stammende Rohstoffe nun im Preis steigen und je mehr aus Russland stammende Rohstoffe im Preis sinken werden, desto stärker werde der Stress an den internationalen Kreditmärkten und im Hinblick auf den Schlüsselzinssatz FRA-OIS wachsen.

Bereits zum aktuellen Zeitpunkt ließen sich enorme Turbulenzen im Bereich der Spreads und Zinsdifferenzen an den Märkten für Credit-default Swaps beobachten, was insbesondere aus Sicht von einigen großen Rohstoffhandelshäusern der Fall sei.

Diese Zusammenfassung von Roman Baudzus für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem am 07. März publizierten Strategiepapier von Zoltan Poszar von der Credit Suisse Group.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Private Konteneinlagen sind rechtlich betrachtet nichts anderes als ein gegenüber einer Bank gewährter Kredit. Dort deponierte Ersparnisse sind aus diesem Grund nicht nur anfällig gegen jederzeit mögliche Bank Runs – wie zuletzt während der globalen Finanz- und Bankenkrise in den Jahren 2007 bis 2009 zu beobachten.

Vielmehr spielen sich Regierungspolitiker rund um den Globus nun ferner als eine Art „Gott“ auf, um auf rein persönliche Anordnungen gegenüber Banken – ohne richterliches Fundament – ein komplettes Einfrieren von Geschäfts- und Privatkonten anzuordnen. Übersetzt heißt das, wessen Nase Regierungspolitikern nicht passt, darf mit einem solchen Keulenschlag wohl jederzeit rechnen.

Dass so etwas aufgrund eines vollkommen in die Brüche gehenden Vertrauens unter den Marktakteuren und Sparern nicht lange gut gehen wird, versteht sich von selbst. Wer noch bei Sinnen ist, wird es sich unter solchen Umständen spätestens jetzt wohl dreimal überlegen, ob überschüssige Ersparnisse auf einem Privatkonto – und dies bei Nullzinsen – tatsächlich sicher veranlagt und deponiert sind.

Wie auch immer jemand zu dem militärischen Konflikt zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine persönlich stehen mag, so haben Russlands Außenminister Sergei Lawrow sowie Unterstützer und Spendengeber der kanadischen Trucker-Bewegung in diesen Tagen eines gemeinsam – beide sprechen nachvollziehbarerweise von einem blanken Diebstahl.

Die rund um die Welt gehende Botschaft lautet: Geld ist auf den Konten von Geschäftsbanken nicht mehr sicher! In Antizipation von solch möglichen Ereignissen, die jetzt zur Realität geworden sind, hatte ich Ihnen schon vor Jahren die Empfehlung mit auf den Weg gegeben, zumindest einen Teil der eigenen Ersparnisse in Form von Edelmetallen außerhalb des bestehenden – und maroden – Weltfinanzsystems zu halten.

Erstens unterliegen physisch vorgehaltene Edelmetalle keinem Ausfallrisiko gegenüber Drittparteien, solange sich diese Vorräte nicht gegen einen aufgenommenen Kredit verpfändet sehen.

Zweitens haben Regierungen keinen Zugriff auf diese außerhalb des Bankensystems gehaltenen Vermögenswerte. Selbstverständlich könnte es durchaus der Fall sein, dass Gold in manchen westlichen Ländern, wie ehedem in den USA in den 1930ern, erneut konfisziert zu werden droht.

Aus diesem Grund hatte ich stets einer Lagerung in verschiedenen Jusrisdiktionen rund um den Globus das Wort geredet, wobei auf einen gewissen Anteil stets ein – falls notwendig – sofortiger Zugriff bestehen sollte.

Gewiss hat sich diese Philosophie aus dem Blickwinkel der vergangenen Jahre als langweilig, jedoch vorausschauend, erwiesen. Leute, die dieser Empfehlung gefolgt sein mögen, müssen sich jetzt keine Gedanken darüber machen, woher sie nun in einem solch verrückten Markt bezahlbares Metall herbekommen sollen.

Einmal andersherum gefragt: Welchen Nutzen ziehen Anleger jetzt aus Investitionen in russischen Aktien? Seit zwei Wochen sieht sich die Börse Moskau geschlossen und nach deren Wiedereröffnung wird unter aller Voraussicht mit einer Evaporisierung der dort gehandelten Unternehmenskurse zu rechnen sein.

An westlichen Industrieländerbörsen wird es nicht zu solchen Extremen kommen, möchte der ein oder andere einwenden? Da wäre ich mir persönlich nicht so sicher und ich würde hierfür keineswegs meine Hand ins Feuer legen. Vielmehr halte ich es persönlich für mehr als angebracht, den Warnungen von Zoltan Poszar Gehör zu verleihen.

Abschließend verweise ich auf einen vor dem Wochenende veröffentlichten QuothTheRaven-Podcast, der zwar ein wenig länger, deshalb jedoch nicht weniger interessant ist. In diesem Gespräch mit Andy Schectman, Präsident des Unternehmens Miles Franklin Precious Metals, drehte sich alles um exakt dasselbe Thema.

Andy Schectman zeigte sich davon überzeugt, dass der US-Dollar Geschichte ist, und dass an den Metallmärkten per se etwas enorm in die Brüche gegangen sei. Andy Schectman ging in diesem Gespräch auch auf die aktuelle Lage an den Nickelmärkten ein, um zu konstatieren, dass sich eine ähnliche Entwicklung unter Umständen schon bald vielleicht auch im Silber-Bereich abspielen könnte.

Seine Begründung?

Nicht auszuschließen sei, dass es praktisch über Nacht zur Verkündung einer Ankoppelung von Gold an den chinesischen Yuan oder – in einem etwas weniger wahrscheinlichen Fall – an den russischen Rubel kommen könnte. Sollte es hierzu kommen, würde es für Gold und andere Edelmetalle kein Halten mehr geben.

Es lohnt sich meines Erachtens definitiv, in dieses Gespräch hineinzuhören und diesem aufmerksam zu folgen.

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