Warum eine Nutzung des Bitcoin auf dem afrikanischen Kontinent immer populärer wird, zeigt sich unter anderem anhand der jüngsten Entwicklungen in Nigeria. Neben Südafrika zählt Nigeria zu den größten afrikanischen Volkswirtschaften in Afrika.

Nigeria steht gesellschaftlich nun schon seit einigen Wochen Upside-Down, nachdem die Zentralbank des Landes vor etwas mehr als drei Monaten eine Demonetisierungskampagne bekanntgegeben hatte.

Seitdem haben sich die wirtschaftlichen Bedingungen in Nigeria in einem rasanten Tempo verschlechtert. Wie in der Vergangenheit berichtet, wird die digitale Zentralbankwährung (eNaira) unter der nigerianischen Bevölkerung nicht angenommen und verschmäht.

eNaira erweist sich bis dato als totaler Flop

So war es unter anderem der Finanzdienstleister Bloomberg, der im vergangenen Oktober berichtete, dass die entsprechende App der im Jahr 2021 durch die Zentralbank lancierten Digitalwährung eNaira zu diesem Zeitpunkt gerade einmal unter einem Bevölkerungsanteil von 0,5 Prozent heruntergeladen wurde.

Wie es in einem im vergangenen Jahr durch den Internationalen Währungsfonds publizierten Bericht hieß, lag der tatsächliche Nutzeranteil (in Relation zu diesen 0,5 Prozent) bei gerade einmal acht Prozent. 

Nigeria erweist sich als erste große Volkswirtschaft auf der Welt, die sich der Einführung einer landesweiten Zentralbank-Digitalwährung (CBDC) verschrieben hat. Bislang lässt sich dieses Projekt als ein enormer Flop bezeichnen.

Und weil das so ist, haben sowohl die Regierung als auch die Zentralbank des Landes ihre Gangart verschärft, um die nigerianische Bevölkerung die Nutzung des eNaira sprichwörtlich aufzuzwingen.

Demonetisierungskampagne hat immenses ökonomisches Leid unter der Bevölkerung zur Folge

So kam es Ende Oktober letzten Jahres zu der Ankündigung (ähnlich der vor einigen Jahren in Indien zu beobachtenden Ereignisse), Geldscheine mit hohem Nennwert zu substituieren und Geldabhebungen an Bankautomaten einzuschränken. Die Folge (hier anhand eines Berichtes im Free Press Journal):

 

Übersetzung: „Demonetisierungskampagne in Nigeria: Lange Schlangen vor Bankautomaten in einem Land, in welchem Bargeld `König´ ist – Die nigerianische Zentralbank hat ihre neu gestalteten Banknoten und Abhebebeschränkungen eingeführt, um einen Anteil von rund 85 Prozent der außerhalb des heimischen Bankensystems zirkulierenden Währung zu bergen.“

Aus heutiger Sicht betrachtet hat sich auch diese Vorgehensweise als ein einziges Desaster erwiesen. Vor gut zwei Wochen verkündete die nigerianische Zentralbank dann eine Pause im Hinblick auf ihre eigens verfolgte Demonetisierungskampagne. 

In der Woche zuvor hatte das Oberste Gericht des Landes in einem weitreichenden Urteil nach vorheriger Klageeinreichung durch drei Provinz-Gouverneure festgestellt, dass die durch Nigerias Zentralbank betriebene Demonetisierungskampagne gegen die Landesverfassung verstoße.

Auch die bislang im Land kursierenden Banknoten in hohem Nennwert dürfen laut des Urteils bis zum 31. Dezember dieses Jahres nicht durch die Zentralbank eingezogen werden, sondern werden bis dahin weiterhin als legale Zahlungsmittel im Land dienen.

Führende Medienorganisation fordert Verhaftung von Zentralbank-Chef Godwin Emefiele

Parallel hierzu wies das Oberste Gericht darauf hin, dass die Kampagne der Zentralbank zu einem bislang ungesehenen ökonomischen Leid unter der heimischen Bevölkerung geführt habe.

Inzwischen ist es in weiten Teilen Nigerias zu sozialen Unruhen und Ausschreitungen mit zu beklagenden Todesopfern über diese geldpolitische Entscheidung gekommen. Auch Banken wurden in diesem Zuge bis auf den Grund niedergebrannt.

Und so ruft eine führende Medienorganisation des Landes mittlerweile nach einer Verhaftung sowie einer Einleitung von strafrechtlichen Ermittlungen gegen Zentralbank-Chef Godwin Emefiele. Grund hierfür sei, da sich einerseits weder die Regierung noch die Zentralbank den Anordnungen des Obersten Gerichtes bislang unterworfen und gefügt haben.

Andererseits wird der Grad der ökonomischen Zerstörung im gesamten Land thematisiert, der keineswegs ungesühnt bleiben dürfe. Drittens handele es sich im Hinblick auf die durch die Zentralbank getroffene Entscheidung und Vorgehensweise um einen eklatanten Rechtsbruch, in dessen Zuge die Rechte der Menschen mit Füßen getreten würden.

Nigerianische Anwaltskammer gibt unmissverständliche Erklärung ab

Ende Mai dieses Jahres werden in Nigeria die Präsidentschaftswahlen abgehalten. Der aus seinem Amt scheidende Präsident Muhammadu Buhari hat sich bis dato nicht öffentlich zu dem durch das Oberste Gericht des Landes getroffenen Urteil geäußert, was wiederum die nigerianische Anwaltskammer auf den Plan gerufen hat.

So gab der Präsident der nigerianischen Anwaltskammer in einer offiziellen Erklärung bekannt, dass Nigeria der größten Herausforderung bezüglich des weiteren Bestandes seines verfassungsrechtlichen Demokratiesystems ins Auge blicke.

Kritisiert wurde in dieser Erklärung darüber hinaus, dass die Exekutive kein Recht habe, die Anordnungen des Obersten Gerichtes – und somit der Judikative – zu ignorieren, um allein jenen Vorteile zu verschaffen, die sich an den Schalthebeln der politischen Macht befinden.

Aus diesem Grund wurden die politischen und geldpolitischen Repräsentanten des Landes dazu aufgefordert, umgehend die aus dem Urteil des Obersten Gerichtes vom 3. März 2023 hervorgehenden Direktiven und Anordnungen umzusetzen und sich diesen zu unterwerfen.

Hinter allem steht wohl eine kaum vorhandene Akzeptanz des eNaira

Inzwischen scheint jedermann im Land bewusst zu werden, dass die durch die Zentralbank lancierte Demonetisierungskampagne nicht nur das Ziel verfolgt haben mag, eine grassierende Inflation im Land in den Griff zu bekommen.

Vielmehr wird vielen Beobachtern gerade bewusst, dass das Herausholen der Brechstange ebenfalls das Ziel verfolgt haben dürfte, die Nutzung und Akzeptanz eines bis dahin durch die Bevölkerung abgelehnten eNaira stark zu erhöhen.

Zum Vorwurf wird den Verantwortlichen unter anderem auch die Tatsache gemacht, dass die Zentralbank überhaupt nicht über genug Substitutionsbanknoten verfügt habe, bevor sie die Entscheidung eines Banns der bisher kursierenden Scheine nebst Abhebebeschränkungen an heimischen Geldautomaten bekannt gab.

Diese Entscheidung habe zu einer immensen Bargeldknappheit in der nigerianischen Wirtschaft, die nach wie vor hauptsächlich auf dem Umlauf von Bargeld basiert, geführt. Millionen von Bürgern bekommen nun seit mehreren Monaten die Konsequenzen dieser Entscheidung zu spüren.

Nicht nur der Grad der ökonomischen Verzweiflung ist seitdem unter weiten Teilen der Bevölkerung gewachsen, sondern auch unzählige Unternehmen sind seitdem kollabiert. Und wofür das Ganze?

Ganz richtig, in einem im vergangenen Oktober durch die Zentralbank publizierten Papier hieß es zur Begründung der unmittelbar bevorstehenden Demonetisierungskampagne, dass die heimische Währung „neu gestaltet“ werden soll, um sich zukünftig hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft angesichts einer sich verstärkenden Nutzung der digitalen Zentralbankwährung (eNaira) zu entwickeln.

Chaos allerorten!

In der Realität lässt sich beobachten, dass Nigerias Wirtschaft aufgrund der einseitigen und verfassungswidrigen Entscheidungen von ein paar Bonzen jetzt in Schutt und Asche liegt!

Im Februar verkündete die nigerianische Zentralbank dann ihren Plan, sich mit Partnern im privaten FinTech-Bereich zusammen zu tun, um ein neues System zum Betrieb des eNaira zu entwickeln.

Diese Entscheidung ist den Herren und Damen angesichts der aktuellen Ereignisse im Land gewiss zu einem sehr frühen Zeitpunkt eingefallen (Vorsicht: Ironie!). Erwähnt sei, dass viele Nigerianer, eine Bevölkerung von 220 Millionen Menschen, bis heute nicht über ein Mobil- oder Smartphone verfügen.

Laut aktuellen Schätzungen sollen maximal vierzig Millionen Einwohner über ein Mobil- oder Smartphone verfügen, was die Nutzung des eNaira per se schwierig macht. Gut die Hälfte der Bevölkerung verfügt über kein Bankkonto.

Allein schon aus diesem Grund rief eine Koalition aus Menschenrechtsorganisationen die nigerianische Zentralbank im Februar dazu auf, ihre eingeführten Restriktionen aufzuheben und die neu zu gestaltenden Banknoten endlich in Umlauf zu bringen, um das ökonomische Leid unter den Unternehmen und der Bevölkerung des Landes zu beenden.

Nigerias Wirtschaft bricht enorm ein

Das nigerianische Bruttoinlandsprodukt droht laut Warnung des örtlichen KMPG-Chefs Yemi Kale im ersten Quartal des laufenden Jahres nominal um 7,6 Prozent (!) einzubrechen. Vor wenigen Tagen hat die nigerianische Zentralbank verkündet, sich dem Urteil des Obersten Gerichtes des Landes zu unterwerfen, indem die Umtauschfrist der alten in neue Banknoten bis zum 31. Dezember 2023 ausgeweitet wird. 

In einer offiziellen Erklärung des heimischen FinTech-Verbandes wird darauf hingewiesen, dass der verfolgte Plan hin zu einer bargeldlosen Gesellschaft, koste es, was es wolle, aus Sicht der nigerianischen Zentralbank strategischer Natur sei. 

Selbst im Bankensystem habe der über die letzten Monate zu beobachtende Versuch einer brachialen Umsetzung dieser Strategie zu vielen Fragezeichen und dem aufkommenden Bewusstsein beigetragen, dass es sich hierbei um einen eklatanten Mangel an Sensitivität gegenüber der Restgesellschaft handele.

Ist der hieraus resultierende Vertrauensverlust je wieder gutzumachen?

Eine bargeldlose Gesellschaft sollte mit Erleichterungen und einem Mehr an Bequemlichkeit im Zahlungsverkehr einhergehen, doch was sich momentan in Nigeria beobachten lasse, seiennichts anderes als ein Ausbruch von Chaos, Wut unter den Einheimischen sowie die exakt gegensätzlichen Effekte, die diese geldpolitische Strategie eigentlich hervorbringen sollte.

Und obwohl die Bargeldversorgung in der nigerianischen Wirtschaft seit Jahresbeginn auf eine dramatische Weise gesunken ist, kletterte die heimische Inflation im Monat Februar auf knapp 22 Prozent – und somit ihr höchstes Niveau seit dem Jahr 2005. 

Der hiermit einhergehende Vertrauensverlust in das heimische Bankensystem und in die Zentralbank lässt sich aus aktueller Sicht kaum beziffern. Unter Ökonomen und Analysten geht die Befürchtung um, dass die Akzeptanz der digitalen Zentralbankwährung eNaira ins Bodenlose sinken könnte.

Abschließende Gegenfrage: Befand sich der Grad der Akzeptanz dort nicht zuvor ohnehin bereits?

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite von dailypost.ng.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Die Dinge sind bisher nicht bestätigt, weshalb ich vor dem Wochenende keine Quellen hierzu nennen möchte. Doch wer sich aufmerksam im Netz umschaut, wird nicht umhin kommen, auf Berichte, Diskussionen und Videoberichte zu stoßen, die vor einem möglicherweise kurz bevorstehenden Abhebebeschränkungsverbot samt Transaktionseinschränkungen in den USA warnen.

Ganz nach dem Motto: Solange Ihr Euer Geld nicht von den Banken abhebt, oder nur noch stark eingeschränkt abheben oder transferieren könnt, wird auch unser (völlig insolventes)Bankensystem nicht zusammenbrechen.

Wer hat einen guten Teil seiner Ersparnisse bislang aus dem Bankensystem rausgezogen? Got Gold? Oder Cash? Wie zuvor erwähnt, wer nach Informationen suchet, der auch findet! Allen Lesern sei ein schönes Wochenende gewünscht!

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