Während Massenproteste in Kolumbien samt eines enorm gewaltsamen Vorgehens der Polizei- und Sicherheitskräfte gegen Demonstranten das Land in einen neuen Bürgerkrieg stürzen könnten, droht sowohl Peru als auch Chile eine marxistische Revolution von Links, auf die Unternehmen inzwischen mit Ankündigungen hinsichtlich einer Verlagerung von eigenen Aktivitäten ins Ausland reagieren.

Aus Erfahrungen gelernt? Bolivien will Währungsreserven aufbauen und Gold-Schwarzmarkt austrocknen

Und wie sieht die aktuelle Lage in Bolivien aus? Möglicherweise hat die hyperinflationäre Auflösung des Pesos, der in den 1980iger Jahren um mehr als 25.000 Prozent abwertete, unter manchen Gesetzgebern in den südamerikanischen Ländern tiefe Spuren hinterlassen.

Im Jahr 2018 bediente sich die bolivianische Zentralbank (BCB) zuletzt einer administrativen Maßnahme, den Verkauf von US-Dollars zeitlich aussetzend, um die Bindung der heimischen Währung an den US-Dollar zu verteidigen und aufrechtzuerhalten.

Die BCB sah sich in diesem Zusammenhang dazu gezwungen, eigene Währungsreserven (aktuell auf dem niedrigsten Niveau seit dem Jahr 2007) auf den Markt zu schmeißen. Wie Bloomberg berichtet, debattieren Boliviens Gesetzgeber aus diesem Grund gerade über einen neuen Gesetzentwurf, mittels dem die gesamte im eigenen Land produzierte Goldmenge in der Zukunft nur noch der Zentralbank zum Kauf angeboten werden soll.

Auf diese Weise soll es der BCB ermöglicht werden, neue Reserven aufzubauen. Darüber hinaus zielt der Gesetzentwurf darauf ab, gegen den illegalen Goldbarrenhandel im eigenen Land vorzugehen.

Einführung einer Zertifizierung und eines Vorkaufsrechts der Zentralbank geplant

Lokale Goldproduzenten würden im Fall einer Verabschiedung des Gesetzentwurfs für einen Verkauf an das Ausland eine offizielle Zertifizierung benötigen und müssten ihr abgebautes Gold in einem ersten Schritt zunächst einmal der heimischen Zentralbank zu internationalen Preisen anbieten.

Als Gegenleistung winken Steuererleichterungen für bolivianische Goldproduzenten, wie es in einer Kopie des Gesetzentwurfs heißt, auf den bei Bloomberg Bezug genommen wurde. Goldexporte wären den Unternehmen in einem zweiten Schritt erst dann erlaubt, sobald die jährlich festzusetzenden Kauflimits der BCB erreicht worden seien.

Bolivien verfügt momentan über Goldreserven in einem Gegenwert von rund 2,6 Milliarden US-Dollar und erweist sich damit als viertgrößter Goldhalter unter den südamerikanischen Nationen.

Eine Verabschiedung des Gesetzentwurfs würde es ermöglichen, einen bedeutend größeren Anteil der eigenen Reserven in Form des Edelmetalls zu einem Zeitpunkt zu halten, zu dem sich verstetigende Konjunkturhilfemaßnahmen rund um den Globus Inflationssorgen schüren.

Der Glaube an eine Aufrechterhaltung der Stabilität unter den Fiat- und Papierwährungen schwindet in diesem Zuge allerdings auf bedeutende Weise und sieht sich mehr und mehr untergraben.

Der zentralamerikanische Staat El Salvador, in dem Bitcoin in der Zwischenzeit zu einem offiziellen Zahlungs- und Transaktionsmittel neben dem US-Dollar erhoben wurde, könnte wohlhabende Bolivianer und Bolivianerinnen unter Umständen dazu veranlassen, eigenes Vermögen in die Krypto-Sphäre zu verlagern.

Nach dem Aus von Evo Morales sollte ein zweiter Putsch stattfinden!

Soweit zu den aktuellen Wirtschaftsereignissen im Andenstaat. Auch mit Blick auf die dortige Politik gibt es Neues zu berichten. Denn unter Bezugnahme auf geleakte Dokumente scheinen hochrangige Kabinettsbeamte der Übergangsregierung von Jeanine Anez einen zweiten Putsch geplant zu haben, um in Bolivien selbst an der Macht zu bleiben.

An besagtem Plan sollten angeblich auch Hunderte von US-Söldnern beteiligt werden, die extra aus dem US-Bundesstaat Florida eingeflogen werden sollten. Jeanine Anez hatte im November 2019 die politische Macht in Bolivien übernommen, nachdem Massenproteste, die durch das Militär und die Polizei des Landes unterstützt wurden, den vorherigen Präsidenten Evo Morales dazu zwangen, ins Ausland zu flüchten, anstatt in Bolivien nach einem Wahlsieg noch eine vierte Amtszeit als Staatsoberhaupt zu regieren.

Auslöser für die damaligen Proteste waren vor allem Wahlbetrugsvorwürfe, die seitens der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) größtenteils unterstützt wurden, welche sich zu einem späteren Zeitpunkt allerdings als unbegründet erwiesen hatten.

Die neue Regierung von Jeanine Anez setzte Gewalt ein, um abweichende Wähler und Wählerinnen von Evo Morales’ Linksbewegung (MAS) zu unterdrücken und vollzog ferner eine scharfe politische Kehrtwende nach Rechts.

Auf diese Weise verzögerte sich auch wiederholt eine Abhaltung von Neuwahlen, die das eigentliche Hauptziel der durch Jeanine Anez angeführten Interimsregierung sein sollte. Als es daraufhin abermals zum Ausbruch von Massenprotesten in Bolivien gekommen war, blieb Anez im vergangenen Herbst schließlich nichts mehr anderes übrig, als einem neuen Wahltag ihre Zustimmung zu erteilen.

Der damalige MAS-Kandidat Luis Arce, unter der Präsidentschaft von Evo Morales als Wirtschaftsminister fungierend, gewann diese Wahl mit einem Erdrutschsieg und verhinderte auf diese Weise eine zweite Wahlrunde, indem Arce 55,1 % der abgegebenen Wahlstimmen auf sich vereinte. Jeanine Anez wurde mit großem Abstand Viertplatzierte.

Während Luis Arce seinen Sieg feierte, scheinen Jeanine Anez und ihre Kabinettsminister einen zweiten Putsch geplant zu haben, in dessen Zuge es den Beteiligten ermöglich worden wäre, abermals gegen den Willen einer Mehrheit der bolivianischen Bevölkerung zu agieren, wie The Intercept vor wenigen Tagen unter Bezugnahme auf diverse Aufzeichnungen von Gesprächen und ausgetauschten Emails berichtete.

Aus diesen geleakten Aufzeichnungen geht die politische Verschwörung allerdings detailliert hervor. Die beteiligten Schlüsselfiguren dieses Plans waren dem Bericht von The Intercept zufolge Luis Fernando Lopez, der zuvor als Verteidigungsminister der Interimspräsidentin Jeanine Anez gedient hatte, und Joe Pereira, ehedem Zivilverwalter bei der US-Armee.

Es erweckt den Anschein, als ob Pereira die Aufgabe zufiel, militärische Söldner in den Vereinigten Staaten zu rekrutieren und diese nach Bolivien einzufliegen. Dort angekommen, würden sich diese Kräfte mit Elitetruppen der bolivianischen Armee, Polizeieinheiten sowie rechtsgerichteten Bürgerwehren zusammenschließen, um sich vor Ort gegen MAS-Anhänger zu wenden und deren vorhersehbaren Protest niederzuschlagen.

Er könne problemlos bis zu 10.000 Männer rekrutieren, wie Pereira in einem vermeintlichen Gespräch geprahlt haben soll. Die meisten der Rekrutierten hätten laut dieser Aussagen allesamt in diversen Spezialeinheiten Dienst geleistet. Des Weiteren habe sich Pereira dazu in der Lage gesehen, dreihundertfünfzig Professionelle aus dem Strafverfolgungsbereich ins Land zu lotsen, welche die Aufgabe zugefallen wäre, die heimischen Polizeikräfte zu leiten.

Ferner heißt es bei The Intercept, dass Pereira sich darauf berufen habe, einzelne dieser Kräfte – falls notwendig – undercover einfliegen zu lassen, um die jeweils Betroffenen in Form von Journalisten, Fotografen, Pastoren, Sanitätern oder Touristen zu tarnen.

Pereira scheint allerdings zu sehr geprahlt und über das Ziel hinausgeschossen zu sei, da einer der in den Vereinigten Staaten ansässigen Rekrutierer, an den sich Pereira mit der Bitte um Unterstützung gewandt habe, gegenüber The Intercept ausführte, dass sich nicht mal einfach so und auf die Schnelle zehntausend Leute rekrutieren ließen, was selbst dann nicht der Fall gewesen wäre, wenn Blackwater wieder im Geschäft mitmischen würde, um beispielsweise eigenes Personal in den Irak zu entsenden.

Der bislang analysierte E-Mail-Austausch deute jedoch darauf hin, dass sich die Planungen zu einem erneuten Putsch in einem fortgeschrittenen Stadium befunden hätten. Mindestens 250 Auftragnehmer seien dazu bereit gewesen, an dem „Bolivien-Projekt“ teilzunehmen, bevor es dann jedoch abgesagt worden sei.

Wie es aussieht, verfügten Regierungsbeamte auf bolivianischer Seite über mindestens drei Transportflugzeuge des Typs Hercules C-130, welche angemietete Geschütze und andere Waffen aus den Vereinigten Staaten transportieren und nach Bolivien überführen sollten.

Pereira habe sich darauf berufen, Personal des auf der Homestead-Luftwaffenbasis in Miami im Bundesstaat Florida beheimateten Southern Command rekrutieren und einfliegen zu wollen. Zwei interne Quellen des US-Militärs teilten gegenüber The Intercept mit, dass das Kommando für amerikanische Spezialoperationen über den bolivianischen Putschplan im Bilde gewesen sei.

Pläne entsprechen den damals getätigten Vorwürfen von Evo Morales

Laut einer dieser Quellen habe diese Putschpläne jedoch kaum jemand ernst genommen. Festzuhalten bleibt, dass einige aus diesen Gesprächen hervorgehende Details teilweise sehr genau mit jenen durch Evo Morales Anfang November letzten Jahres aufgestellten Vorwürfen und Behauptungen übereinstimmten. Damals warf Evo Morales dem durch Jeanine Anez zum Kommandeur der bolivianischen Streitkräfte ernannten General Sergio Orellana vor, andere hochrangige Militärs unter Druck zu setzen, um eine Militärjunta in Bolivien ins Leben zu rufen.

Auf diese Weise sollte eine Präsidentschaft von Luis Arce mit allen Mitteln verhindert werden. Lopez habe gegenüber Mitverschwörern versichert, dass Orellana bereit dazu sei, „die Militäroperation“ gegen die politische Linksbewegung MAS anzuführen.

Diese Pläne wurden jedoch offensichtlich niemals in die Tat umgesetzt. Wahrscheinlich ist, dass Lopez über keine ausreichende Unterstützung durch Militärkommandanten des Landes verfügte.

Darüber hinaus habe Lopez im Streit mit dem damaligen Innenminister Arturo Murillo gelegen, dessen Resort für die nationalen Polizeikräfte zuständig gewesen ist. Sowohl General Orellana als auch die beiden zuvor erwähnten Minister gehörten der durch Jeanine Anez geführten Interimsregierung als Mitglieder an.

Nach dem überwältigenden Wahlsieg von Luis Arce waren die zuvor Erwähnten allesamt noch vor dessen Amtseinführung aus Bolivien geflohen. Murillo wurde im vergangenen Monat durch das FBI festgenommen.

Arturo Murillo wird unter anderem verdächtigt, Bestechungsgelder angenommen zu haben, um einen Vertrag zur Lieferung von Tränengas durch eine im Bundesstaat Florida ansässige Firma zu einem deutlich überhöhten Preis zu unterzeichnen.

 

Auch Jeanine Anez wurde festgenommen und aufgrund des Begehens von Verbrechen, welche mit der eigenen politischen Machtübernahme in Bolivien in Zusammenhang stehen, angeklagt.

 

Pereira sitzt momentan ebenfalls in einem bolivianischen Gefängnis ein, auf seinen gerichtlichen Prozess aufgrund von schwerwiegenden Betrugsvorwürfen wartend. Die Verantwortlichen bei The Intercept halten es unterdessen für sehr unwahrscheinlich, dass die geplante Verschwörung eine stillschweigende Zustimmung oder sogar Unterstützung der US-Regierung innegehabt haben könnte.

Washingtons Augenmerk gilt Venezuela

Viel eher scheint das Augenmerk der Washingtoner Regierung darauf gerichtet zu sein, die venezolanische Regierung von Nikolás Maduro in Caracas zu stürzen. An solcherlei Plänen war ehedem unter anderem das private Sicherheitsunternehmen Silvercorp USA, Bezug auf die sogenannte Operation Gideon nehmend, beteiligt.

Ein Angriff durch amerikanische Söldner, der im Mai 2020 stattgefunden hatte, endete mit einem demütigenden Fehlschlag und wurde durch manche Medien abschätzig als „Invasion der Ferkelbucht“ in Anlehnung an jene einst durch die CIA unterstützte, jedoch gescheiterte Invasion Kubas im Jahr 1961, bezeichnet.

„Was heißt das für mich konkret!?“

In Lateinamerika scheinen sich erneut große Umwälzungen anzubahnen. Selbstverständlich setzt sich das politische Tauziehen zwischen links- und rechtsgerichteten Bewegungen und Parteien fort, wobei es auf Brasilien, Peru, Ecuador und Chile blickend zu einem deutlichen Wiedererstarken der Ultralinken zu kommen scheint.

Die aktuellen Entwicklungen bleiben aus Sicht von Rohstoffanlegern zu beobachten, da es durchaus der Fall sein könnte, dass neu zu verabschiedende Minengesetze vor Ort die weltweite Angebotslage zusätzlich verknappen könnten.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht des Finanzblogs Zerohedge, der durch Roman Baudzus inhaltlich ergänzt wurde.

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