Ich möchte heute meine Berichtsreihe zu Singapur und Malaysia mit ein wenig zeitlicher Verzögerung fortsetzen, nachdem ich den letzten Bericht zu meiner jüngsten Asien-Tour mit dem Titel Ortsbericht Singapur: Eine vollendete Metamorphose am 14. Januar publiziert habe.

Zuvor den Malediven einen zeitlich ausgedehnten Besuch abstattend (Teil1 & Teil2) führte mich meine Reise weiter in die Andamanensee über Phi Phi Island, Hong Island, James Bond Island bis nach Festland-Thailand, die Inseln im Golf von Thailand, Indonesien, den Stadtstaat Singapur und schließlich nach Malaysia.

Nach einem sich anschließenden Kurzaufenthalt in Österreich und Deutschland habe ich schließlich wieder meinen Weg nach Afrika gefunden, wo ich nach einem Kurzaufenthalt in Stone Town in Sansibar nun wieder in Kenia weile, von wo ich Ihnen am 23.05. in Afrikanische Infrastrukturprojekte: USA wollen China Paroli bieten berichtete.

    

Die Stone Town vorgelagerte Schildkröteninsel Prison Island / © Roman Baudzus

    

Sonnenuntergang in Stone Town, Sansibar / © Roman Baudzus

     

Von Stone Town, Sansibar nach Mombasa, Kenia / © Roman Baudzus

    

Zurück zu Malaysia. Es ist ein unerbittlich heißer Januarmorgen kurz nach der Jahreswende. Es scheint auch nicht unbedingt von Vorteil zu sein, in den frühen Morgenstunden am Terminal 2 des Flughafens von Kuala Lumpur angekommen zu sein, da trotz der fortgeschrittenen Stunde eine Reihe von Maschinen aus aller Welt nahezu zeitgleich gelandet ist, deren Passagiere nun allesamt an der Passkontrolle abgefertigt werden wollen.

Und das kann dauern. Sonders eilig haben es die Immigration Officers bei der Passagierkontrolle wirklich nicht. Mein im Voraus gebuchter Abholservice, der mich in die rund 50 Kilometer entlegene Innenstadt von Kuala Lumpur bringen sollte, hat längst das Weite gesucht, als ich mit zweistündiger Verspätung endlich aus dem Terminal trete.

Inzwischen ist es vier Uhr morgens und mir brummt aufgrund von zu wenig Schlaf der Schädel. Eine zuvorkommende Dame an der Flughafen-Information ist mir dabei behilflich, die App von Grab Taxi auf meinem Handy zu installieren, und Dank eines recht guten Flughafen-Wifis gelingt es mir denn auch, einen Frühaufsteher herbeizurufen, der in weniger als zwei Minuten vorfährt, um mein Gepäck in sein Auto einzuladen.

So sei das nun mal hier in Malaysia, wie mir die Informationsdame nebenbei zuzwinkert. „Sie sind nun einmal aus Singapur angereist, und da kann es mitunter sehr lange dauern, bis Sie den Flughafen endlich verlassen können. Schließlich checkt man uns Malaien in Singapur auch von oben bis unten, und die Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten sind nicht die besten.“

Nun gut, ich betrachte mich also einfach als unschuldiges Opfer einer Art Retourkutsche, wobei ich mir im Moment nicht sicher bin, ob mich diese Erklärung gütlich stimmen soll. Ich bin jedenfalls froh, jetzt endlich in einem Auto zu sitzen. Wir schreiben den 3. Januar und die diesjährige Sylvestersause sitzt mir noch gehörig in den Knochen.

Rückblickend bleibt zur Jahreswende im Stadtstaat Singapur eben kein Auge trocken. Wer einem anderen Motto frönt, ist selbst dran schuld. Noch immer bin ich sehr beeindruckt von dem mehrstündigen japanischen Feuerwerk, das hoch über mir in Singapurs Marina Bay gezündet wurde. Selten habe ich irgendwo anders auf der Welt solch eine fantastische Show und Inszenierung erlebt.

Musik, Lichter, Lasershows, Menschen, Hochhausskyline, Bühnen und Feuerwerk waren in einer choreographischen Meisterleistung minutiös aufeinander abgestimmt und miteinander verwoben, so dass es mir manchmal regelrecht die Sprache verschlagen hatte. Im nachfolgenden Video teile ich dieses Erlebnis in Ausschnitten nachträglich gerne mit meinen Lesern.

     

© Roman Baudzus

Ich kann mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal so verstrahlt an Sylvester war, um nach der Neujahrsnacht in Sentosa Beach noch einen ganzen Tag und einen weiteren Abend auf diversen Beach- und Afterhour-Partys dranzuhängen. Dementsprechend gerädert fühle ich mich nun nach meiner Ankunft in Kuala Lumpur.

Auf der Fahrt nach KL-City wird mir wieder mal bewusst, über welch großartige Infrastruktur Malaysia verfügt. Vier- bis fünfspurige Autobahnen sind keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Gebaut wird wo das Auge hinguckt, wo der Mund hinspuckt. Auf der Fahrt passieren wir wiederholt ellenlange Bauzäune, auf denen in Abständen immer wieder der Name Razak eingraviert ist.

Ich halte es fast schon für Pech, dass sich mein Taxifahrer als politisch sehr interessierter Mensch zu erkennen gibt. Selbstverständlich handele es sich um den in Ungnade gefallenen Ex-Premier, der im Angesicht des international Schlagzeilen machenden 1MDB-Skandals um sein politisches Überleben kämpfe. Immerhin blicke Razak einer Reihe von ernsthaften Gerichtsprozessen ins Auge, was seinen Bauvorhaben allerdings keinen Abbruch zu tun scheint.

Und?“, wie meine Frage lautet. Die Antwort meines Gegenübers fällt erwartungsgemäß aus. Die Hoffnung auf Aufdeckung des Geschehenen sei in der Bevölkerung groß. Doch die Korruption sei in Malaysia derart überbordend, dass das Ergebnis der laufenden Untersuchungen und Ermittlungen in den Sternen stünde.

Was bin ich froh, als wir endlich vor meinem Hotel in der City vorfahren, weil es mir zu Gesprächen über politische Themen in dieser frühen Morgenstunde schlichtweg an Konzentration und einer Aktivierung an Gehirnzellen mangelt. Ich habe mich in eine Executive Suite im 29. Stock eingebucht, was ich nach meiner Ankunft keineswegs bereue.

Nach einer Dusche ist es mir unter anderem gestattet, mein Frühstück im 35. Stockwerk in einer Lounge – anstatt im Erdgeschoss mit allen anderen Hotelgästen – zu mir zu nehmen. Schlafen kann ich jetzt ohnehin nicht mehr. Also mach ich mich auf in die vollverglaste Frühstückslobby, in der ich den grandiosen Blick auf die Petronas Twin Towers, dem einst höchsten Gebäude der Welt, Times Square, KL Tower und den Bukit Bintang Walkway genieße.

Eine adrett gekleidete Empfangsdame, die hier oben das Sagen über das Personal zu haben scheint, heißt mich herzlich willkommen und fragt mich, wann ich angekommen sei. „Oh, gerade eben“, wie ich entgegne, „aus Singapur“.„Ja, ja“, so ihre Antwort, „wir sind zwar noch nicht Singapur, aber wir werden es sehr bald sein.“

Dem lässt sich wohl zustimmen. Von hier oben aus lassen sich die Großbaustellen im Stadtkern und in unmittelbarer Umgebung sehr schön ausmachen. In KL wird gebaut, was das Zeug hält. Moderne Wolkenkratzer wachsen weiterhin gen Himmel. Die Bauwut scheint keinerlei Grenzen zu kennen. Ich mag KL. Die Stadt unter mir ist wuselig, teilweise ein wenig chaotisch und nicht so strikt geordnet wie Singapur.

© Roman Baudzus

Aber gerade das gefällt mir so gut. Diese Stadt pulsiert und lebt. Was würden die Bewohner von KL sagen, wenn ihnen ihre Regierung mit Klimawandelthemen den Hof heißen machen würde, wie ich gerade so vor mich hin überlege. Sei´s drum. Den Panoramaausblick und mein Frühstück genießend, wird mir gerade wieder einmal bewusst, als wie eng ich beispielsweise Deutschland empfinde.

Wer die bei uns teilweise geführten Debatten hier hin verfrachten würde, müsste sich wahrscheinlich die Frage gefallen lassen, ob er noch ganz richtig im Oberstübchen ist. Der Gedanke amüsiert mich. Bewusst wird mir auch wieder einmal, wie groß die Rivalität zwischen Malaysia und Singapur, das sich im Jahr 1965 von Malaysia abspaltete, um unabhängig zu werden, tatsächlich ist. Düsseldorf und Köln lassen grüßen.

Kaum ein Klischee wird da gegenseitig ausgelassen, wobei mir in Singapur wiederholt erzählt wurde, dass die Bedenken vor einem potenziellen Übergriff Malaysias auf den Stadtstaat in den letzten Jahren gewachsen seien. Aus diesem Grund werde von singapurischer Seite am Landgrenzübergang Johor auch immer genauer hingeschaut, was den Grenzübertritt mit einem eigenen Fahrzeug massiv verlangsame und zu einer zeitlich kostspieligen Angelegenheit machen könne.

Fortsetzung folgt...

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"