Der „Krieg gegen das Bargeld“ hatte es im Verlauf der vergangenen Monate auf so manche Titelseite geschafft, was zeigt, dass dieses Thema inzwischen „mainstream gegangen“ ist, und nicht mehr nur durch eine überschaubare Anzahl von Marktbeobachtern heftig diskutiert wird.

So sehr die Berichterstattung über dieses Thema berechtigt ist, sollte allerdings auch nicht unter den Teppich gekehrt werden, dass staatliche Schlüsselinstanzen seit einiger Zeit dabei sind, vor negativen Aspekten, die mit einer Bargeldabschaffung verbunden wären, zu warnen.

Die Elektronik ist anfällig für Ausfälle und Cyberangriffe…

Im wachsenden Camp der Mahner befindet sich unter anderem die Europäische Zentralbank. So warnt die EZB davor, dass eine vollumfängliche Bargeldabschaffung mit ernsthaften Risiken und Gefahren für das globale Finanzsystem einhergehen würde. Als Grund führt die EZB hauptsächlich eine zu starke Abhängigkeit von elektronischen Zahlungssystemen an.

Diese Begründung ist durchaus nachvollziehbar, wenn man sich vor Augen führt, was sich seit einiger Zeit im Bankensystem auf der britischen Insel abspielt. Laut EZB könnte eine zu große Abhängigkeit von elektronischen Zahlungssystemen zu einem katastrophalen Versagen im globalen Bankensystem führen. Vor allem dann, wenn es zu einem Ausfall der Energie- und Stromnetzwerke oder einem massiven Cyber-Angriff kommen sollte.

Interessant ist die Beobachtung, dass sich die Europäische Kommission diesen Bedenken der EZB in letzter Zeit angeschlossen hat. Werfen wir einen Blick nach China, so zeigt sich auch dort, dass die People’s Bank of China kürzlich ankündigte, dass alle heimischen Firmen, die nicht einzig und allein im Internethandel aktiv sind, auch weiterhin Bargeldzahlungen seitens ihrer Kunden akzeptieren müssen, um nicht in den Fokus von behördlichen Untersuchungen zu geraten.
…das merken selbst die Schweden

…das merken selbst die Schweden

Selbst in Schweden, wo die bargeldlose Gesellschaft im globalen Vergleich mit am weitesten fortgeschritten ist, haben sowohl die Riksbank als auch das Parlament die heimischen Banken dazu angehalten, Kanäle für eine Nutzung von Bargeld offen zu halten. Diese Forderungen erfolgten nahezu aus denselben Gründen. Zu anfällig und gefährdet sei ein rein auf Elektronik basierendes Zahlungssystem.

Strenge Strafen für Bargeldverweigerer in den USA & Sorgen vor Monopolisierung in Kanada

Auch auf kommunaler Ebene wird beispielsweise in den Vereinigten Staaten mittlerweile gegen eine Diskriminierung von Bargeldkunden gesetzlich vorgegangen. So hat der Magistrat der amerikanischen Hauptstadt Washington D.C. im Juni eine Gesetzesvorlage präsentiert, die sowohl Einzelhändler als auch Restaurants bis hin zu einem Geschäftsverbot belegen würde, falls diese eine Annahme von Bargeld verweigern oder einen Preisaufschlag für die Zahlung mit Bargeld von Kunden erheben sollten.

Auch die Bank of Canada widmet sich in einem nun veröffentlichten Analysepapier der Frage, ob auf eine „Bargeldlose Gesellschaft Probleme zukommen“. In dem Papier wird eine Reihe von Risiken aufgezählt, die entstehen könnten, falls sich Kanada zu einer vollkommen bargeldlosen Gesellschaft wandeln würde.

Unter anderem wird in dem Papier als Grund genannt, dass Banken und Kreditkarteninstitute eine noch größere Kontrolle über die Zahlungssysteme ausüben würden als dies nun ohnehin schon der Fall ist. Die sich aus einem monopolisierten Zahlungssystem ableitenden Gefahren werden in dem Papier detailliert aufgezählt.

Bargeld ist in Krisenzeiten Gold wert

Schon zum heutigen Zeitpunkt gibt es in Kanada mit Interac nur einen einzigen EC-Kartensystemanbieter. Im Kreditkartensektor teilen sich Mastercard, Visa und American Express den (Kunden-)Kuchen. Kritiker der bargeldlosen Gesellschaft verweisen nicht nur auf eine Monopolisierung des Zahlungsverkehrs und aus potenziellen Netzausfällen resultierende Gefahren, sondern auch darauf, dass Bargeld in Krisenzeiten als Wertaufbewahrungsmittel Nummer 1 gilt.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"