Die auf den russischen Einmarsch in der Ukraine erfolgte Einfrierung eines guten Teils der russischen Währungsreserven im westlichen Ausland (inklusive Japan) samt Verhängung von westlichen Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation haben nicht nur zu enormen Turbulenzen an den globalen Währungsmärkten, sondern auch einer enormen Drosselung von günstigen Energie- und Rohstofflieferungen aus Russland an die EU und UK beigetragen.

The Economist: Westliche Sanktionen haben nicht die gewünschte Wirkung erzielt

Die daraus resultierenden Auswirkungen lassen sich mittlerweile tagtäglich anhand der in den Gazetten und sozialen Medien geführten Debatten ablesen. Dass die westlichen Sanktionen gegenüber der Russischen Föderation ihr Ziel verfehlt haben, wird inzwischen gar durch das britische Magazin The Economist offen zugegeben.

Laut des Magazins habe der Sanktionskrieg bislang nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt. Doch von der Wirksamkeit der durch den Westen verhängten Sanktionen gegenüber Moskau hänge der Ausgang des Krieges in der Ukraine ab.

Wurde im Frühjahr noch davon ausgegangen, dass die russische Wirtschaft im laufenden Jahr um fünfzehn Prozent einbrechen würde, so hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose inzwischen angepasst, um von einem Rückgang des russischen BIPs um sechs Prozent auszugehen.

Die Russische Föderation erfreut sich aufgrund der exorbitant gestiegenen Energiepreise einer äußerst positiven Leistungsbilanz. So wird jetzt davon ausgegangen, dass die Leistungsbilanz der Russischen Föderation im laufenden Jahr einen Überschuss von 265 Milliarden US-Dollar ausweisen wird.

China: Lockdown-Waffe?

Nach der Volksrepublik China ist dies das zweitbeste Ergebnis weltweit. Zu China lässt sich sagen, dass die nach wie vor im Reich der Mitte verfolgte „Null-Covid-Strategie“ wohl auch aus dem Blickwinkel zu betrachten ist, die westliche Welt unter Druck zu setzen. Denn China erweist sich als die führende Werkbank der Welt.

Werden hier Produktionsfazilitäten und Seehäfen über einen längeren Zeitraum geschlossen, so wirkt sich diese Entwicklung äußerst negativ auf die globalen Lieferketten samt Inflation in den westlichen Industrieländern aus. Bereits vor einiger Zeit wurde hier die Vermutung geäußert, dass China seine Covid-Lockdowns als eine Art wirtschaftliche Waffe gegen die USA und den Westen zum Einsatz bringen könnte.

Und während China und Amerika auf der einen sowie Russland und die Europäische Union auf der anderen Seite auseinanderdriften, werden die politische Allianz und die wirtschaftlich-militärische Bande zwischen Russland und China immer enger geknüpft.

Bislang haben sich die westlichen Sanktionen und die in diesem Zuge erfolgte Abkopplung von wichtigen russischen Banken vom internationalen SWIFT-System ebenfalls nicht auf die zuvor erhoffte Weise auf den russischen Finanzmarkt ausgewirkt.

Der Rubel hat sich von seinem Einbruch im März massiv erholt und ist im Außenwert jetzt gar stärker als vor dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine. Auch die Situation an den russischen Börsen und Finanzmärkten hat sich im Verlauf der vergangenen Monate stabilisieren können.

Mit bangen Befürchtungen wird auf Deutschland geblickt

Dass insbesondere der europäische Kontinent mittlerweile auf schlichtweg unbezahlbar werdende Energiepreise blickt wird dazu beitragen, viele Wirtschaften der Europäischen Union in eine Rezession abdriften zu lassen. Allen voran in Deutschland stellt sich die Frage, ob das Land aufgrund der explodierenden Energiepreise nicht zum Opfer eines sich schnell beschleunigenden De-Industralisierungsprozesses zu werden droht.

Ferner wird in dem oben verlinkten Bericht des Magazins The Economist das Fazit gezogen, dass die unumstrittene Hegemonie der Vereinigten Staaten, die nach dem Berliner Mauerfall einsetzte, bereits lange vorüber sei. Nach den militärischen Debakeln im Irak und Afghanistan habe die westliche Lust am militärischen Abenteuer zudem bedeutsam nachgelassen.

Um dieser Sichtweise Rechnung zu tragen, hätten die westlichen Nationen unter Führung der USA verstärkt auf wirtschaftliche Sanktionskriege gesetzt, um unliebsame Abweichler auf internationaler Ebene zur Räson zu bringen oder diese dazu zu zwingen, sich der eigenen Sichtweise zu unterwerfen.

Dass dieser Ansatz ins Leere zu laufen droht und überdies mit großen Gefahren für die eigene wirtschaftliche Prosperität einhergeht, lässt sich nicht nur anhand der aktuellen Entwicklung auf dem europäischen Kontinent ablesen.

Weder der Iran noch Venezuela, Kuba, Syrien, Nordkorea, geschweige denn die Russische Föderation, haben sich durch eine Verhängung von westlichen Sanktionen unter Federführung der USA auf die Knie zwingen lassen.

Im Gegenteil hat die Häufung einer Verhängung von westlichen Sanktionen gegen alle Herren Länder inzwischen zu einem Umdenkprozess in aller Welt geführt, die allen voran dem US-Dollar als Weltreservewährung sehr gefährlich zu werden droht. Diese Sanktionen drohen nicht zuletzt aufgrund der inflationierten Anwendung zu einem stumpfen Schwert zu werden.

Indien und Russland benötigen keine US-Dollars in ihrem bilateralen Handel mehr

In diesem Zuge soll hier am Rande einmal mehr auf den weltweit voranschreitenden Prozess der De-Dollarisierung eingegangen werden. So haben Indien und die Russische Föderation unlängst mitgeteilt, keine US-Dollars im bilateralen Handel zwischen beiden Nationen mehr zu benötigen.

Wie die Präsidentin des Internationalen Forums der BRICS-Nationen, Purnima Anand, in der vergangenen Woche mitteilte, sei es zwischen Indien und Russland zur Implementation eines Mechanismus´ gekommen, welcher die Abwicklung des bilateralen Handels zwischen beiden Ländern auf Basis der indischen Rupie und des russischen Rubels zulässt.

Darüber hinaus werde es demnächst, so Purnima Anand, zur Etablierung eines ähnlichen Mechanismus´ zwischen Russland und China kommen. Die BRICS-Nationen öffneten sich gegenüber Russland, wodurch der Russischen Föderation eine Möglichkeit eingeräumt werde, die Sanktionsauswirkungen auf bedeutsame Weise zu minimieren.

Laut Purnima Anand habe sich der bilaterale Handel zwischen Indien und Russland über die vergangenen vierzig Jahre verfünffacht. Während die Russische Föderation immer mehr Erdöl nach Indien liefere, erhalte das Land im Gegenzug wichtige Agrarprodukte, Textilien, Medikamente und andere Produkte aus Indien.

Unter Bezugnahme auf Purnima Anand beharre die Regierung in Neu-Delhi darauf, sich neutral in dem Konflikt zwischen dem Westen und Russland verhalten zu wollen, weshalb die wirtschaftlichen Aktivitäten und die Zusammenarbeit zwischen der Russischen Föderation und Indien aufrechterhalten werden.

Türkei werden Zweitsanktionen durch die US-Regierung angedroht

Angemerkt sei, dass auch zwischen Moskau und Ankara eine Vereinbarung zur zukünftigen Umgehung des US-Dollars im bilateralen Handel zwischen Russland und der Türkei getroffen wurde.

Inzwischen droht die Washingtoner Regierung der Türkei wegen einer sich intensivierenden Zusammenarbeit mit Russland im Finanzsektor mit einer Verhängung von Zweitsanktionen. Doch mal ganz ehrlich, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Regierung ihren Drohungen gegen die Türkei auch Taten folgen lassen wird?

Vergessen wir nicht, dass die Türkei über den Bosporus und die Dardanellen herrscht, und somit als einzige Instanz auf der Welt die Oberhoheit zur Erteilung einer Durchfuhrerlaubnis durch die Dardanellen – die wiederum das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbinden – inne hat.

Die gegen Russland verhängten Sanktionen zeigten laut The Economist kurz- bis mittelfristig auch nicht die erhoffte Wirkung, weil über einhundert Nationen rund um den Globus – und somit ein Anteil von gut vierzig Prozent am globalen BIP – diese Sanktionen nicht mittragen wollten.

Der Russischen Föderation verbleiben auf diese Weise eine ausreichende Anzahl an alternativen Lieferanten im Rest der Welt, die durch den Westen nicht mehr nach Russland verschiffte Produkte – wo immer möglich – nur allzu bereitwillig zu ersetzen bereit sind.

Der Westen wird vor einer weiteren Illusion gewarnt

Im Bericht von The Economist wird abschließend davor gewarnt, dass der Westen sich nicht der Illusion hingeben darf, als ob es sich hinsichtlich einer potenziellen Verhängung von Sanktionen gegenüber der Volksrepublik China um eine einfache, günstige und asymmetrische Option handele, um die Pekinger Regierung von einer möglichen Invasion der Inselrepublik Taiwan abzubringen.

Denn wenn die zuletzt verhängten Sanktionen des Westens schon nicht im Fall Russlands ihre gewünschte Wirkung erzielt haben, werde dies im Fall der Volksrepublik China noch weniger funktionieren.

Die für den Monat Mai veröffentlichten Daten des US-Finanzministeriums zu den jüngsten Entwicklungen an den amerikanischen Bond- und Staatsanleihemärkten haben gezeigt, dass die durch die Volksrepublik China gehaltenen US-Staatsanleihen erstmals seit dem Jahr 2010 wieder unter die Marke von einer Billion US-Dollar gesunken sind.

Die Volksrepublik China baute damit bereits den sechsten Monat in Folge amerikanische Staatsanleihen ab und stieß in diesem Zeitraum US-Regierungsbonds in einem Umfang von mehr als einhundert Milliarden US-Dollar ab.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht in dem Magazin The Economist.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Wie der Stratege der Credit Suisse Group und ehedem für die Federal Reserve Bank of New York tätige Zoltan Pozsar in der vergangenen Woche resümierte, sei das durch ihn bereits im diesjährigen Frühjahr in Aussicht gestellte – und zukünftig rohstoffbasierte – System namens Bretton Woods III in allen Ecken und Winkeln unserer Welt am Entstehen.

Wer hält angesichts dieser voranschreitenden Entwicklung das bessere Blatt auf der Hand? Russland, das auf geschätzten und bestätigten Rohstoffen in einem Umfang von 75 Billionen US-Dollar sitzt – oder die Europäische Union, die sich durch ihre Rohstoffarmut auszeichnet?

Mein persönliches Fazit lautet: Der Westen droht im Kampf um die Vorherrschaft in einer multipolaren Welt auf der Strecke zu bleiben, was sich allein anhand der Energiesituation in Deutschland und der Europäischen Union ablesen lässt.

Ohne günstige Energie und Rohstoffe lassen sich keine qualitativ hochwertigen Produkte mehr veredeln, was sich unter anderem anhand der deutschen Handelsbilanz ablesen lässt. Aus Sicht Deutschlands steht gar ein Geschäftsmodell auf dem Spiel, das nach dem Zweiten Weltkrieg für einen fulminanten Wiederaufstieg und breitflächigen Wohlstand gesorgt hat.

Was kommt danach, falls sich die politischen Gemüter nicht beruhigen und wieder zur Räson bringen lassen sollten?!

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"