Weltweiter Rückgang um 25 %, niedrigstes Niveau seit 2016

Die Anzahl der im laufenden Jahr neu an den weltweiten Börsen gelisteten Unternehmen beläuft sich zum aktuellen Zeitpunkt auf gerade einmal 845. Im Vergleich mit derselben Periode des Vorjahres entspricht dies einem Rückgang von 25 %. Gleichzeitig wurde das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2016 erreicht. 

   

     

In einem Zeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten seiner Tätigkeit an den IPO-Märkten habe er niemals so viele Risikofaktoren und Unsicherheiten ausmachen können wie zu eben jenem Zeitpunkt, wie Martin Steinbach, IPO-Stratege für Europa, den Mittleren Osten, Indien und Afrika bei der Beratungsfirma EY durch verschiedene Medien zitiert wird.

Europa am stärksten betroffen: IPO-Rückgänge belaufen sich auf 40 % - Banken haben das Nachsehen

Die mit den weltweiten Entwicklungen verbundenen Unsicherheiten wirkten sich stark auf die Volatilität an den Finanzmärkten, die zurzeit wieder stark am Klettern sei, aus. Und eine hohe Volatilität weise eine negative Korrelation zu den globalen IPO-Aktivitäten auf, so Steinbach. Bei Dealogic wird darauf hingewiesen, dass sich Europa im Jahr 2019 bislang als die hiervon am heftigsten betroffene Region erwiesen hat.

Denn auf dem europäischen Kontinent sind die IPO-Aktivitäten im Vergleich mit der Vorjahresperiode um 40 % eingebrochen. Selbstverständlich hat diese Entwicklung wiederum Auswirkungen auf Banken, denen im Zuge der Begleitung eines Börsengangs immer weniger lukrative Deals aus dem Unternehmenssektor winken.

Goldman: Handelskrieg und Fed sind schuld

Doch auch in den Vereinigten Staaten, mit einem Markt, der sich bislang noch mit am besten in der Welt hält, erwiesen sich die IPO-Aktivitäten als rückläufig – und zwar um 23 %. Bei der US-Großbank Goldman Sachs werden die üblichen Verdächtigen für die aktuelle Situation verantwortlich gemacht.
Hierzu zählten in erster Linie der anhaltende Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China und die geldpolitischen Entscheidungen der Federal Reserve. Es lohnt sich aus Sicht des ein oder anderen Lesers vielleicht, den dieser Berichtszusammenfassung zugrundeliegenden Originalbericht einmal anzuklicken.

Lyft, Uber, Levi Strauss & Pinterest floppten nach teilweisem Medienhype

Denn der zugrundeliegende Originalbericht wirft einen Blick auf eine Reihe von Charts, welche die Kursentwicklung von jüngst an die Börse gegangenen Unternehmen wie Lyft, Uber, Levi Strauss oder auch Pinterest aufzeigen. 

Anhand dieser Charts und Kursverläufe haben sich die großen und mit allgemein hohen Erwartungen versehenen Börsengänge in den Vereinigten Staaten im Jahr 2019 als Flop erwiesen. Im Originalbericht wird kritisiert, dass unter anderem der Finanzsender CNBC Börsengänge wie jene von Uber oder Lyft einst stark gehypt habe.

Tatsache sei jedoch, dass jedermann, der am IPO-Tag eine Kauforder platziert habe, sich nur wenige Monate später deutlich im roten Bereich befände. Aus der Vergangenheit lässt sich ableiten, dass es mitunter sehr lange dauern kann, bis ehemalige Einstiegskurse wieder erreicht werden.

Manchmal geht es schief - oder die Puste schon vorher aus

Im Fall von manchen Aktien wird dies unter aller Voraussicht nie geschehen, wie das Beispiel der Deutsche Telekom AG zeigt. Ob sich auch Lyft und Uber unter jenen Titeln befinden werden, bleibt für den Moment vorerst einmal abzuwarten. Ins Auge fällt, dass auch Levi Strauss und Pinterest zum aktuellen Zeitpunkt deutlich unter den einstigen Erwartungen gehandelt werden.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass der Co-Gründer von WeWork, Adam Neumann, in der laufenden Woche aus dem Management der Firma gedrängt wurde. Das Unternehmen, das noch vor einigen Monaten auf einen Marktwert von 47 Milliarden US-Dollar taxiert wurde, ging kurz vor dem IPO plötzlich die Luft aus.

Im Zuge der Angebotsfindung fand sich schnell heraus, dass Investoren den Marktwert der Firma ursprünglich auf nicht mehr als 20 Milliarden US-Dollar ansetzten, woraufhin ein nochmaliger Rückgang auf zehn Milliarden US-Dollar folgte. Resultat war, dass WeWork seinen geplanten Börsengang für unbestimmte Zeit auf Eis legte.

Aramcos Börsengang bleibt abzuwarten

Der größte Ölproduzent der Welt, Saudi-Arabiens Aramco, teilte ebenfalls mit, den vorgesehenen Börsengang auf Eis zu legen und bis ins Jahr 2020 oder 2021 zu verschieben. In diesem Fall spielen jedoch andere Faktoren eine gewichtige Rolle.

Unter anderem zählen hierzu jüngste Ereignisse, in deren Zuge Einrichtungen von Aramco unter Drohnen- und Raketenbeschuss gerieten. Ob Aramco tatsächlich an die Börse gehen wird, dürfte letztendlich auch von der Entwicklung der Ölpreise und den sich an den internationalen Börsen entwickelnden Marktbedingungen abhängen.

Auch Asien-Pazifik-Region mit 9 % Rückgang & Börsenrückzug der Superreichen

Abschließend erfolgt noch ein Blick in die Asien-Pazifik-Region, in der die IPO-Aktivitäten im laufenden Jahr um neun Prozent zurückgegangen sind. Es erweckt den Eindruck, als ob sich das Fenster für neue Börsengänge im aktuellen Umfeld immer schneller schließen würde, während sich die Welt bereits in einer Handelsrezession befindet. Zu Beginn der Woche wurde bereits darüber berichtet, dass Ultrareiche sich in einem immer stärkeren Ausmaß von den Börsen zurückziehen.

Derlei Entwicklungen sollten nicht unterschätzt und weiter im Auge behalten werden, um sich ein wenig Orientierung in der aktuell von weitläufigen Unsicherheiten und Chaos geprägten Situation sowie allgemeiner Weltlage zu verschaffen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht, der auf der Seite des Finanzblogs Zerohedge publiziert wurde.

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