Von F. William Engdahl, Autor von „Es Klebt Blut an Euren Händen“                     

Als die US-Erdgaspreise nach dem Jahr 2011 zusammenbrachen, ging man im Zuge der „Schieferöl-Revolution” dazu über, Öl aus Schiefergestein zu gewinnen, indem man dieselben Fracking-Techniken einsetzte. Anfängliche Erfolge und ein aufgrund von sich fortsetzenden Spannungen im Nahen Osten und dem Iran künstlich hoher Rohölpreis, wandelten den Boom im Schieferölsektor in euphorischen Optimismus in Bezug einen Wechsel in der geopolitischen Strategie der USA. Die vorherrschende Realität im Schiefergassektor sieht hingegen gänzlich anders aus.

 

 

Die Hinwendung zum Schieferöl

 

Wenn sie auch sonst nur wenig geleistet hat, können wir der Schieferölrevolution zumindest dankbar sein, endlich mit dem Märchen der Ölindustrie aufgeräumt zu haben, dass Rohöl und Gas begrenzte Ressourcen seien, die ihr Produktionshoch bereits überschritten hätten. Dabei handelt es sich um die so genannte Peak-Oil Hypothese, die erstmals durch M. King Hubbard, Geologe der Shell Oil Company, im Jahre 1956 in Umlauf gebracht wurde. Die Welt schwimmt sowohl in Rohöl als auch Gas. Frage ist nur, wie man es am effizientesten findet und fördert.

 

In den vergangenen drei Jahren ist die amerikanische Rohöl- und Gasindustrie nach dem dramatischen Preiseinbruch im Schiefergassektor dazu übergegangen, nach mehr Öl im Schiefergestein zu suchen. Einfacher Grund hierfür war eine Abkopplung der amerikanischen Erdgaspreise vom Rohölpreis nach dem Jahr 2008, als die Furcht vor einem geopolitischen Krieg den Rohölpreis gut über $100 pro Barrel hielt, während ein kurzfristiges Überangebot an Schiefergas die rekordhohen Gaspreise einbrechen ließ, wie wir in der vorherigen Artikelserie über das Fracking von Schiefergas bereits ausführten.

 

Diese Verlagerung der abnehmenden Profitabilität von Schiefergas in gesteinsgebundenes Öl, dem so genannten „Tight Oil”, musste in den letzten zwei Jahren oft als Basis für die Annahme herhalten, dass die USA vom Nahen Osten oder anderen ausländischen Ölimportländern schon bald unabhängig sein würden. Offen gesagt, stimmt davon keine Silbe. Oberflächlich betrachtet sind die Zahlen beeindruckend. Im Jahr 2012 machte die US-Produktion von Rohöl einen noch nie dagewesenen Sprung von 1,3 Millionen neuen Barrels pro Tag. Im Jahr 2008 erreichte die US-Produktion dagegen ein historisches Tief von knapp unter 5 Millionen Barrel pro Tag. Mit den aktuell 6,3 Millionen geförderten Barrel pro Tag notiert der amerikanische Rohölabbau auf dem höchsten Niveau seit 1997. Im laufenden Jahr gehen Industrieanalysten jedoch nicht mehr von einer derart großen Zunahme aus. Dennoch soll die Förderung um zusätzliche 370.000 Barrel pro Tag zulegen. 

 

Dass sich Ölförderfirmen zurzeit weg vom Schiefergas orientieren, um sich stattdessen auf den Fund und Abbau von Schieferöl oder Tight Oil im selben Schiefergestein auf Basis dergleichen Fracking-Techniken zu konzentrieren, hat dazu geführt, dass Tight Oil-Quellen heute mehr als 20% der gesamten US-Ölproduktion ausmachen. Die plötzliche in die Höhe schießende Förderung von Schieferöl ermöglichte es der amerikanischen Rohölproduktion, einen über Jahre anhaltenden Förderrückgang ins Gegenteil zu verkehren. In 2008, für das Märchenerzähler M. King Hubbard von Shell Oil in Houston im Jahr 1970 das Produktionshoch der amerikanischen Rohölförderung prognostizierte, lag die Förderung 24% oberhalb des nach 1970 ausgebildeten Allzeittiefs.

 

Es kam in der Tat auch zu einem Förderhoch, dies jedoch nur auf statistischer Basis – und nur, weil die großen Rohölriesen, damals bekannt als die Sieben Schwestern, ihre Muskeln im US-Kongress spielen ließen, um riesige Mengen an Rohöl von Feldern aus dem Nahen Osten zu einem im Vergleich mit heimischem Rohöl atemberaubenden Preis zu importieren. Heimisches Rohöl musste häufig in kleinen Mengen an unzähligen Quellen hergestellt werden, die oft von kleinen unabhängigen Unternehmen betrieben wurden. Diese Kleinproduzenten, die so genannten Unabhängigen, konnten nicht mit den großen aus dem Nahen Osten importierenden US-Produzenten mithalten. Viele gaben ihre heimischen Quellen auf, um woanders zu fördern. Ergebnis war eine Abschwächung der heimischen Ölproduktion, nun, da profitablere Importe boomten.  

 

Nur einige wenige große Schieferöllagerstätten

 

Genau wie im Fall von Schiefergas, finden sich auch Lagerstätten für Tight Oil nicht überall. Ganze 80% der heutigen Tight Oil-Produktion stammen aus zwei einzigartigen Quellen: Bakken in North Dakota und Montana und der Eagle Ford in Texas an der Grenze zu Mexiko. Die verbleibenden 19 Quellen in den USA haben lediglich einen Anteil von 19% an der aktuellen Tight Oil-Produktion. Wenn man diese Zahlen einmal in historische Perspektive setzt, wie der Chart der Wall Street Bank Morgan Stanley zeigt, gewährleistet der Förderanstieg von 1,3 Millionen Barrel pro Tag in der US-Ölproduktion noch lange nicht die Unabhängigkeit von amerikanischen Rohölimporten.

 

 

Der Förderanstieg in der US-Rohölgewinnung in den letzten zwei Jahren kommt dem Niveau des Jahres 1986 in keiner Weise auch nur nahe – von Importunabhängigkeit ganz zu schweigen. Quelle: EIA, Morgan Stanley Research

 

Nichtsdestotrotz ist der unerwartete und schnelle Anstieg der US-Rohölproduktion, basierend auf einer schnell wachsenden Förderung von Schieferöl und Tight Oil – vor allem in der Bakken Schiefersteinformation in North Dakota – erstaunlich: Die Produktion wuchs von nur ein paar Barrels in 2006 auf über 530.000 Barrel im Dezember 2011. (i)https://www.cashkurs.com/typo3/

 

Eine eingehendere Untersuchung der tatsächlichen Leistung dieser Tight Oil Schieferregionen vermittelt hingegen ein sehr viel nüchterneres Bild. Nicht nur die sehr ungleiche Produktionsleistung der verschiedenen Öllagerstätten ist Grund zur Besorgnis über die Nachhaltigkeit der Ölförderung aus Schiefergestein in den USA. Vielmehr ist der Rückgang an auszubeutenden Tight Oil-Quellen sogar noch Besorgnis erregender als im Fall von Schiefergas.

 

David Hughes, alt gedienter Geologieberater, schätzt auf Basis der Analysen in Bezug auf die Förderdaten der größten verifizierten Tight Oil-Projekte in den USA, dass die Schieferölquellen sich durchschnittlich um „zwischen 81 und 90 Prozent in den ersten 24 Monaten verringern. Die Lagerstätten sind zu jung, um die gesamte Lebensdauer der Quellen einzuschätzen, doch die Produktionsraten in Bakken liegen nach 5 Jahren bei 33 Barrel pro Tag und werden nach 7 Jahren vermutlich den „Stripper Well” Status erreichen (10 Barrel pro Tag). Die Eagle Ford Quellen könnten den „Stripper Well” Status schon innerhalb von nur 4 Jahren erreichen. Die gesamte Rückgangquote des Feldes stellt sich auf eine Weise dar, dass pro Jahr 40% ersetzt werden müssten, um die aktuelle Produktion aufrecht zu erhalten. Die aktuellen Bohrquoten liegen weit über diesem Niveau, daher wird weiterhin damit gerechnet, dass die Produktion schnell wächst.“ (ii)https://www.cashkurs.com/typo3/

 

Er merkt zudem an: „Tight Oil Lagerstätten sind durch hohe Rückgangquoten geprägt, und es wird geschätzt, dass die Produktion in mehr als 6.000 Bohrlöchern (zu Kosten von $35 Milliarden pro Jahr) aufrecht erhalten werden muss, von denen 1.542 Bohrungen pro Jahr (zu Kosten von $14 Milliarden) allein in den Lagerstätten Eagle Ford und Bakken durchgeführt werden müssen, um die Produktionsrückgange zu stoppen.

 

Da einige Schieferbohrungen beträchtliche Mengen sowohl an Gas als auch anderen Flüssigkeiten produzieren, braucht es im Schiefergas- und Tight Oil-Sektor kumuliert über 8.600 Bohrungen pro Jahr zu Kosten von mehr als $48 Milliarden, um die Rückgänge auszugleichen.” (iii)https://www.cashkurs.com/typo3/

 

Auf Basis optimistischer Kalkulationen der US-Energiebehörde EIA, hat Hughes errechnet, dass „die Produktion von Tight Oil bei Aufrechterhaltung der aktuellen Bohrungen im Jahr 2016 mit 2,3 Millionen Barrel pro Tag ihren Höhepunkt erreichen wird – vorausgesetzt, dass die Schätzungen der EIA über verfügbare Lagervorkommen in Bakken und Eagle Ford richtig sind. Die Produktion in Bakken und Eagle Ford wird ab diesem Zeitpunkt unter den gesamten Förderrückgangquoten zusammenbrechen. Wenn man annimmt, dass die Produktion in anderen Tight Oil-Lagerstätten weiterhin linear wächst, wird die Tight Oil-Produktion in 2025 bei 0,7 Millionen Barrel pro Tag liegen. Daraus würde eine Blase in der amerikanischen Tight Oil-Produktion mit einer Lebensdauer von ein wenig mehr als 10 Jahren resultieren.” (iv)https://www.cashkurs.com/typo3/

 

 

Um diesen letzten Satz nochmals zu unterstreichen, wird die Blütezeit des Schieferöl oder Tight Oil in den USA nach konservativen geologischen Schätzungen, die sich auf Analysen aller derzeitigen Produktionsdaten stützen, innerhalb einer Dekade vorüber sein – vielleicht sogar schon in weniger. Die konventionellen Rohölflüsse im Nahen Osten haben sich in einigen Fällen für einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert gehalten.  

 

Diese Situation weist darauf hin, dass Washington in Bezug auf Schieferöl die Katze im Sack verkauft wurde, mit der Nuance, dass der Nahe Osten als Resultat für die Energieversorgung des Westens bald irrelevant sein wird, nur ein Märchen ist, das man den Gutgläubigen verkauft.  2012 produzierten die USA durchschnittlich etwas mehr als 6 Millionen Barrel pro Tag an Rohöl, dank uneingeschränkter Bemühungen beim Schieferölabbau. Der Konsum lag bei 15 Millionen Barrel am Tag, woraus eine Lücke von 9 Millionen Barrel pro Tag resultiert, die durch Importe gedeckt werden muss. Auf dem Höhepunkt der US-Rohölproduktion im Jahr 1970 förderten die USA 10,6 Millionen Barrel am Tag. Die Wahrheit bezüglich des abnehmenden Schieferölbooms in den USA liegt begründet im gemeinsamen Handeln der Hauptakteure des Schieferölgeschäfts.

 

Im Dezember kletterte die tägliche US-Rohölproduktion kurzfristig über 7 Millionen Barrel am Tag, worum ein großes Buhei gemacht wurde. Zur gleichen Zeit lagen die Nettorohölimporte in die USA immer noch bei 8,5 Millionen Barrel pro Tag. Es gibt keine Aussicht, dass Schieferöl oder Tight Oil die Lücke bei den US-Importen schließen können, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Produktion von Tight Oil ihren Höhepunkt in 2016 voraussichtlich mit nur 2,3 Millionen Barrel pro Tag erreichen wird.

 

USA spielen ein Schiefergasspiel mit China

 

Was  Chesapeake und andere Schieferölproduzenten verzweifelt versuchten, war, ihre Schieferöl- und gasbestände an leichtgläubige ausländische Investoren zu verkaufen, die von dem Zauber über „Amerikas Energierevolution” angezogen wurden. Kein Käufer war in den letzten Monaten prominenter als China, ein Land, das aggressiv und beinahe verzweifelt nach allen neuen Energiequellen Ausschau hält. Die Obama-Administration machte China eine Beteiligung am Geschäft schmackhaft, wodurch es einem Schiefergasbetrug aufsitzen wird.

 

Im November 2009 unterzeichnete der US-Präsident eine amerikanisch-chinesische Schiefergasressourceninitiative mit Chinas damaligem Präsidenten Hu Jintao. Diese Initiative war explizit darauf ausgerichtet, „Geschäftsmöglichkeiten für US-Unternehmen durch die Bewertung von Schiefergasressourcen in China“ zu schaffen. Amerikanisches Know-how soll genutzt werden, um China bei der Entwicklung eigener Schiefergasressourcen zu helfen, wozu auch eine Zusammenarbeit mit den USA im Hinblick auf gemeinsame technischen Studien gehört, um eine beschleunigte Entwicklung der Schiefergasressourcen in China zu fördern. (v)

 

Im April 2011 veröffentlichte das US-Energieministerium dann eine Schätzung zu den chinesischen Schiefergasressourcen, in der es hieß, dass China sogar ein größeres Schiefergaspotenzial habe als die Vereinigten Staaten. Die USA behaupteten, dass China über 31 Billionen Kubikmeter an Erdgas verfüge, dass in Schiefergestein eingeschlossen sei – somit rund 50% mehr als in den Vereinigten Staaten lokalisiert wurden. (vi) https://www.cashkurs.com/typo3/Danach liege der größte Teil von Chinas Schiefergasressourcen in der durch Erdbeben gefährdeten und unter Wasserknappheit leidenden Provinz Sechuan und angrenzenden Regionen.

 

Die Alarmglocken hätten in Peking unter Berücksichtigung dieser scheinbaren Bereitschaft, China zur potenziellen eigenen „Energieunabhängigkeit” zu führen und in diesem Zuge ein Jahrhundert an anglo-amerikanischer Öl-Geopolitik zu verraten, laut klingeln müssen. Immerhin hatte der US-Kongress die friedliche Übernahmeofferte des mittelständischen US-Ölunternehmens Unocal durch eine staatliche chinesische Ölfirma blockiert. Die Administration von George Bush hatte ihr engagiertes und im Pentagon angesiedeltes Afrika-Kommando, kurz AFRICOM, extra dazu eingesetzt, den wachsenden wirtschaftlichen Einfluss Chinas in Afrika zu begrenzen. Dieser Einfluss zielt in erster Linie darauf ab, neue Öl- und Gasquellen für Chinas zukünftiges Wirtschaftswachstum zu sichern. Und dann soll das gleiche Washington freundlich die Hand ausstrecken, um China bei der Entwicklung und Erschließung der nach eigenen Angaben weltgrößten Schiefergasressourcen unter die Arme zu greifen?  

 

Als amerikanische Schiefergasfirmen mit Insiderwissen begannen, ihre Schiefergasbestände vor dem Platzen der Blase zu verkaufen, war es keine große Überraschung, dass chinesische Investoren sich unter den ersten befanden, die sich große Teile an den US-Beständen sicherten. Auf der einen Seite entsprach dies einem „sicheren“ Weg für chinesische Ölunternehmen, Einblick in die Arbeitsweise von amerikanischen Pendants in der höchst komplexen Welt der Schieferöl- und gasförderung zu gewinnen.

 

Im Fall der US-Unternehmen entsprach dies einem typischen „betrügerischen Verkauf” an unwissende ausländische Investoren. Am 26. Februar 2013 berichtete Interfax China, dass sich der führende chinesische US-Schiefergasinvestor China Petrochemical Corp. (Sinopec Group) ein $1,02 Milliarden schweres Abkommen zu einem Joint Venture mit der Chesapeake Energy Corp. zur Exploration einer bedeutenden Fläche in der Mississippi Lime Schieferformation getroffen habe. Die Sinopec Group sicherte sich einen Anteil von 50% an den 850.000 Acres, die der Chesapeake Energy Corp. im Norden des Bundesstaats Oklahoma gehören. Dem US-Konzern obliegt die Verwaltung, während alle Förder-und Entwicklungskosten proportional zwischen beiden geteilt werden.

 

Sowohl Chinas CNOOC als auch die Sinopec Group haben mehr als $5,7 Milliarden in so genannte unkonventionelle Öl-und Gasvorkommen in Übersee investiert – davon laut Bloomberg fast alles in den USA. 2012 schloss Sinopec, Chinas zweitgrößtes Ölunternehmen nach Marktkapitalisierung, einen $2,5 Milliarden schweren Vertrag mit der in Oklahoma ansässigen Devon Energy, um in fünf neue Schiefergasgebiete von Ohio bis Alabama zu investieren.

 

In 2012 verabschiedete die chinesische Regierung den sehr ehrgeizigen Fünf-Jahres-Plan, inländisches Schiefergas zu fördern, mit dem Ziel, 6,5 Milliarden Kubikmeter Schiefergas pro Jahr bis Ende 2015 abzubauen. Zhang Yuqing, Vorstand der Öl- und Gasabteilung der National Energie Administration, teilte mit, falls China technologische Innovationen einführe, die zum besseren Auffinden von Schiefergas benötigt werden, die jährliche Ressourcenleistung bis 2020 etwa 100 Milliarden Kubikmeter erreichen könnte. Das Ministerium für Land und Ressourcen schätzt, dass China insgesamt 25 Billionen Kubikmeter an zu förderndem Schiefergas besitzt.

 

China ist neben weiteren Anreizen darum bemüht, Unternehmen zu subventionieren, Lizenzgebühren zu reduzieren, Importzölle für bestimmte Technologien aufzuheben und es für Firmen einfacher zu machen, Flächen- und Explorationsgenehmigungen zum Schiefergasabbau zu erhalten, sagte Li Cheng, stellvertretender Direktor des Finanzministeriums. Wenn Firmen die minimalen Arbeitsanforderungen und die Produktionsziele des Landes nicht erfüllen, entzieht die Regierung ihnen ihre Gasexplorationsrechte, um sie an Wettbewerber zu versteigern. Alle großen Ölunternehmen Chinas, darunter China National Petroleum Corp, China Petrochemical Corp (Sinopec), China National Offshore Oil Corp (CNOOC) und Shaanxi Yanchang Petroleum Co. haben damit begonnen, an Schiefergasprojekten zu arbeiten. Royal Dutch Shell kooperiert mit China National Petroleum Corp, um einen Gasblock in der Provinz Sechuan zu erkunden, während Sinopec mit Chevron Corp zusammenarbeitet, um an einem Block in der Provinz Guizhou seismische Studien durchzuführen. (vii)

 

Mit ein wenig Glück werden die Chinesen vor dem Fracking-Beginn in stark durch Erdbeben gefährdeten Gebieten wie der Sechuan-Provinz feststellen, dass die amerikanische Schiefergasrevolution nur eine Falle und ein großer Irrglaube war.

 

Peak Oil nicht in Sicht

 

Während die aktuell aus dem amerikanischen Schieferölboom resultierende Ölförderung wohl nicht allzu lange ausreichen wird, wie dessen Verfechter behaupten. Eine Sache geht aus den aktuellen Explorationen im Schiefergas-und ölsektor in Nordamerika und darüber hinaus klar hervor. Und zwar, dass die sorgfältig wiederholte Behauptung, dass Rohöl seinem Förderhoch nahe oder dieses bereits überschritten habe – die so genannte Peak Oil Hypothese, die in der Zwischenzeit bereits in die Schätzungen der Regierung mit eingesickert ist – ganz einfach nicht stimmt. Wie der bekannte niederländische Rohölökonom Peter Odell vor einigen Jahren sagte, gehe der Welt das Öl nicht aus, sondern es sei im Gegenteil sogar in rauen Mengen vorhanden. Wir schwimmen in einem See aus Öl, dessen genaue Lokalität noch ausfindig gemacht werden muss.

 

Aus einer kürzlich erschienenen Harvard-Studie ging hervor, dass „der Weltölkonsum im Jahr 2011 bei 32 Milliarden Barrel lag (Rohöl und Flüssiggas), während die Menge an bestätigten Ölreserven mit 1,3 Billionen Barrel angegeben wurde. Das heißt, diese Reserven würden 40 Jahre ausreichen. Bestätigte Reserven sind jedoch nur ein winziger Teil der Gesamtölvorräte, die auf unserem Planeten verborgen sind.

 

„Im Weltmaßstab schätzt das U.S. Geological Survey (geologischer Dienst der USA) die übrigen konventionellen Ölreserven der Erde auf sieben bis acht Billionen Barrel, beziehungsweise acht bis neun Billionen Barrel Original Oil in Place (OOIP). Ein Teil davon (rund 1 Billion Barrel) wurde bereits von der Menschheit verbraucht. Mit den heutigen Technologien und Preisen kann nur ein Teil der OOIP wirtschaftlich gefördert und somit als bestätigte Reserve klassifiziert werden. Kenntnisse um die Wiederherstellbarkeit sind entscheidend für die Ölindustrie. In Anbetracht seiner komplexen Natur wird ein Kohlenwasserstoffspeicher immer einen Teil des gespeicherten Öls und Gases zurückhalten, selbst nach langem und intensivem Abbau. Felder, die kein Öl mehr produzieren und als erschöpft gelten, enthalten jedoch immer noch reichliche Mengen an Kohlenwasserstoffen.“ (viii)

Wie ich in meinem Buch „Es Klebt Blut an Euren Händen“ (FinanzBuch Verlag) ausführlich beschrieb, (ix) https://www.cashkurs.com/typo3/wurden in der Sowjetunion während des Kalten Krieges revolutionäre geophysikalische und geochemische Kartierungsmethoden für Kohlenwasserstoff entwickelt. Diese Wissenschaftler, die im abgesperrten Bereich militärischer Geheimhaltung arbeiteten, bestätigten, dass, entgegen der lang vertretenen Auffassung, dass Öl und Gas (wie nebenbei gesagt auch Kohle) fossile Brennstoffe seien, die vor hunderten Millionen Jahren aus den Überresten von toten Dinosauriern, Algen oder Bäumen entstanden und sich dann irgendwie in Seen von Rohöl (oder Gas oder Kohle) verwandelt hätten, Kohlenwasserstoffe in Wahrheit ihren Ursprung tief im Inneren der Erde haben.  

 

Gase im Erdkern werden laufend durch Risse in der Granithülle durch etwas an die Oberfläche gedrückt, was Geophysiker Migrationskanäle nennen, bis sie sich irgendwann in einer speziellen Gesteinsformation fangen, die fälschlicherweise als Quellfels bezeichnet wird. Wir befinden uns in einem frühen Stadium, die faszinierende Komplexität des Erdinneren und die Erzeugung von Öl und Gas wirklich zu verstehen. Dank des hartnäckigen Einsatzes überzeugter Wissenschaftler, die in Isolation arbeiten, und die besonders im Westen häufig von ihren traditionellen Kollegen kritisiert werden, wurden von ihnen Mittel entwickelt, um gewaltige Mengen an konventionellem Öl und Gas in fast jeder Gegend zu lokalisieren, die tektonisch aktiv ist – wie beispielsweise nahe Erdbebengebieten, Vulkanen oder tiefen Flussbetten. (x)https://www.cashkurs.com/typo3/

                                                                    

Die Welt muss nicht mittels hydraulischen Frackings Millionen Liter giftigen Wassers injizieren, um Öl und Gas zu fördern, wie das mit Blick auf Schieferöl- und gas der Fall ist. Man muss nur ein neues Verständnis für die Komplextät der Erdtektonik entwickeln, etwas, das westlichen Ölmagnaten offensichtlich widerstrebt, vielleicht aus Angst, dass die Weltölmärkte mit überschüssigem und sehr billigem Öl überflutet würden oder weil das Energiemonopol einer Handvoll von anglo-amerikanischen Rohölriesen beenden werden könnte.

 

Endnotes:


(i)Leonardo Maugeri, Oil: The Next Revolution—The Geopolitics of Energy Project, John F. Kennedy School of Government, Harvard University Belfer Center for Science and International Affairs, June 2012, Discussion Paper #2012, accessed in http://belfercenter.ksg.harvard.edu/files/Oil-%20The%20Next%20Revolution.pdf.

 

(ii) David Hughes, Drill Baby Drill: Can Unconventional Fuels Usher in a New Era of Energy Abundance?, February 2013, Post Carbon Institute, accessed in  http://www.postcarbon.org/reports/DBD-report-FINAL.pdf

 

(iii) Ibid.

 

(iv) Ibid.

 

(v) The White House, Statement on US China Shale Gas Resource Initiative: Initiative to help reduce greenhouse gas emissions, promote energy security, 17 November 2009, accessed in http://www.america.gov/st/texttrans-english/2009/November/20091117145333xjsnommis0.4233515.html&distid=ucs.

 

(vi) Vello Kuuskraa, et al, "World Shale Gas Resources: An Initial Assessment of 14 Regions Outside the United States," Advanced Resources International, Inc. prepared for U. S. Energy Information Administration, Office of Energy Analysis, U.S. Department of Energy, Washington, DC, April 2011.

 

(vii) Zhou Yan, Target set for shale gas recovery China, China Daily, March 17, 2012.

 

(viii) Leonardo Maugeri, op. Cit.

 

(ix) F. William Engdahl, Es Klebt Blut an Euren Händen, 2012, FinanzBuch Verlag, München.

 

(x) Vladimir A. Kutcherov, et al, The evolution of multicomponent systems at high pressures: VI. The thermodynamic stability of the hydrogen–carbon system: The genesis of hydrocarbons and the origin of petroleum, August, 2002, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States, PNAS 2002; 99; 10976-10981.

 

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