Das Schöne  an der Börse ist die Tatsache, dass man fast täglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird. So gibt es immer wieder interessante, jedoch auch schwierige Entwicklungen, wegen derer eine Neubewertung notwendig werden kann. So haben vor eineinhalb Jahren sicherlich nur die wenigsten den Russland-Ukraine Konflikt und dessen Auswirkungen auf die Wirtschaft kommen sehen. Einen ganz ähnlichen Paukenschlag gab es dann in der vergangenen Woche als die Schweizer Nationalbank (SNB) ankündigte, den Schweizer Franken vom Euro abzukoppeln. Bis dahin lag der Kurs, künstlich gehalten, relativ starr bei 1,20 EUR/CHF.

 

Durch die Ankündigung der SNB verlor der Kurs dann drastisch, rutschte zeitweise auf bis zu 0,85 Franken für einen Euro herab und scheint sich derzeit bei Parität einzupendeln. In Folge dessen haben zahlreiche Anleger Milliardensummen verbrannt, erste Devisenhändler geraten ins Schwingern und auch der größte Forex-Trader in den USA, FXMC, ist auf dem Weg zum Penny-Stock. Dies ist jedoch nur die Seite der spekulativen Anleger, die auf dem Sekundärmarkt unterwegs sind. Natürlich gibt es jedoch auch zahlreiche Käufer und Verkäufer, die diese Währungen benötigen, um Exporte oder auch Importe finanzieren zu können. Es steckt also kein spekulativer sondern ein betriebswirtschaftlicher Gedanke dahinter. So hat die Aufwertung des CHF z.B. dazu geführt, dass Schweizer Exporteure Probleme bekommen, da ausländische Kunden nun deutlich mehr ihrer heimischen Währung (z.B. EUR oder USD) aufbringen müssen, um die gleichen Produkte zu erhalten. U.a. aus diesem Grunde rechnen Schweizer Unternehmen nun mit zahlreichen Problemen, was sich schlagartig auch beim SMI (Schweizer Pendant zum DAX mit den 20 größten Aktiengesellschaften in der Schweiz) niedergeschlagen hat.

Aufgrund dessen sind nun natürlich alle Aktienkurse deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Wo der Kursrutsch also berechtigt ist und wo nicht zeigt vor allem eine Aufstellung über die Abhängigkeit der Konzerne vom Ausland. Naturgemäß könnten dabei also Unternehmen interessant sein, die einen größeren Teil ihrer Umsätze  in der Schweiz selber generieren. Unternehmen hingegen, die einen Großteil der Produkte ins Ausland exportieren und ihr Geschäftsmodell daraus ausgerichtet haben, könnte es besonders hart treffen.

Es wird bei Betrachtung der Grafik schnell deutlich, dass der Großteil der Unternehmen einen absoluten Fokus auf den Export legt. Das ist bei der großen Expertise von Unternehmen aus der Schweiz bei jedoch nur einem kleinen Binnenmarkt einleuchtend, führt nun jedoch dazu, dass es zu großen Verwerfungen innerhalb der Gewinnentwicklungen kommen kann. Auf der anderen Seite sind es die Banken, die in einem reichen Land wie der Schweiz natürlich auch zahlreiche Dienstleistungen im eigenen Land anbieten. Aufgrund des weltweit vernetzten und stets aktiven Finanzsystems jedoch schlägt sich die Unabhängigkeit der CHF auch dort voll und ganz in den Bilanzen nieder.

Es wird also eine Herausforderung für Schweizer Unternehmen mit  den neuen Gegebenheiten umzugehen. Man darf sich sicherlich unterm Strich mit Absatzproblemen konfrontiert sehen und muss sich bei einem Investment in eigentliche Qualitätsaktien wie z.B. Novartis oder Nestle auch mit den jeweiligen Absatzmärkten und damit verbunden Risiken vertraut machen. Es handelt sich demnach also weiterhin um zum Teil exzellente Unternehmen, die sich nun jedoch ihren Weg durch die erschwerten Rahmenbedingungen kämpfen müssen. Diesen Weg aktiv oder passiv zu beobachten kann demnach spannend sein, muss jedoch auch mit der notwendigen Behutsamkeit angefasst werden.

 

Ihr Andreas Meyer

 

Quelle: www.am-capital.de, Bloomberg

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