Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1685 (07:35 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1655 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.18. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.92. EUR-CHFoszilliert bei 1.1604.

In den letzten 24 Stunden ergaben sich fortgesetzte Tendenzen, die in den Handelskonflikten Entspannungspotential und potentielle Lösungen implizieren und sogar denWelthandel beflügeln könnten.

Anders ausgedrückt mag das Risiko, das der Finanzmarkt bisher diskontierte, dem Thema Chance weichen, das nicht ansatzweise am Markt berücksichtigt ist.

Kommen wir zu den Fakten:

Trump twitterte, die USA und die EU sollten alle Zölle, Handelshindernisse und Beihilfen fallenlassen. Eine solche Einigung würde den Ansprüchen eines freien Marktes und fairen Handels darstellen. Wir freuen uns über diese Einlassung. Für Euphorie ist aber kein Raum, da die Themen Verbraucherschutz und Standards sehr komplex sind. Fakt ist aber fraglos, dass durch eine Einigung bei Zöllen mehr diskretionäre Mittel der Weltwirtschaft zuflössen und das Potential erhöhten!

EU-Kommissar Oettinger hat den USA vorgeschlagen, mit Verhandlungen über eine Aufhebung und Senkung von Zöllen zu beginnen. Damit wird das Thema Trumps in Teilen aufgenommen. Oettinger forderte von den USA, die verhängten Zölle auf Stahl und Aluminium aufzuheben. Das ist sensibel und nachvollziehbar.

Trump hat Mexiko eine Neuauflage des NAFTA-Abkommens angeboten. Die USA, Mexiko und Kanada verhandeln seit geraumer Zeit eine NAFTA-Reform. Präsident Obrador hatte nach seinem Wahlsieg Interesse an guten Handelsbeziehungen zu den USA bekundet. Auch hier ist positive Bewegung erkennbar.

Die erkennbare Reagibilität der Trump-Administration hat mehrere Gründe:

Versuche, die EU zu spalten, sind bisher gescheitert. Das gilt auch analog für die politische Vertretung der aufstrebenden Länder. Die Geschlossenheit der internationalen Reaktion, unter anderem auf supranationalen Veranstaltungen wie dem letzten G-20 Finanzministertreffen, entfaltet Wirkung, denn schlussendlich stellen die nicht ökonomisch autarken USA bei strukturellen Schwächen in der Ökonomie nur noch 15% der Weltwirtschaft. Der Rest der Welt, der 85% des Welt-BIP unter sich vereinigt, ist sich offensichtlich seiner Position bewusst.

Im internationalen Handelsstreit mit den USA suchen die BRICS-Staaten den Schulterschluss. Die Staats- und Regierungschefs Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas wollen heute in Johannesburg über eine engere Zusammenarbeit beraten. Es ist das erste Treffen, seit US-Präsident Trump den Handelsstreit gestartet hat. Trump hatte mit höheren Einfuhrzöllen für Produkte aus China (500 Mrd. USD Warenwerte) gedroht. Auch Südafrika hat Trump höhere Zölle angedroht.

In einem geleakten Entwurf für eine Abschlusserklärung des Treffens werden die USA nicht offen angeprangert. In dem Papier würden der Multilateralismus und internationale Organisation wie die Welthandelsorganisation WTO aber verteidigt.

Damit wird diese Erklärung eine große Nähe zur Abschlusserklärung des G-20 Finanzministertreffens aufweisen und Ausdruck diplomatischer Gepflogenheiten par Excellence liefern, die man aus den USA im Rahmen des disruptiven Stils kaum noch kennt. Implizit sind diese Kommuniqués eine klare Botschaft an die USA und liefern Belege für eine zunehmende Isolierung der USA. Damit sind wir bei dem zweiten Aspekt, der die US-Regierung mindestens zum Nachdenken anregen wird.

Es gibt eine dritte Komponente. Trump will für die US-Wirtschaft positive Entwicklungen erzwingen. Große Teile der US-Wirtschaft tragen diesen Kurs in der Handelspolitik nicht mit, da sie von dieser Politik bei Umsetzung nicht profitieren würden. Politik gegen den eigenen Kapitalstock zu implementieren, hat grundsätzlich eine kurze Verfallzeit. Der Druck auf Trump nimmt innenpolitisch zu.

Damit kommen wir zum Aspekt Cash-Flow. Die US-Regierung wird Milliardenhilfen für die Landwirtschaft ankündigen, um Folgen des Handelsstreits unter anderem mit China und der EU zu mildern. Die Washington Post berichtete, es würden Hilfen in Höhe von zwölf Mrd. USD vorbereitet.

Auch wenn US-Präsident Donald Trump in dem Handelskonflikt äußerte, Zölle seien das Größte, zeigt die Notwendigkeit dieser Subvention, dass diese Wahrnehmung mindestens asymmetrisch ausfällt.

Fazit:

Donald Trump kommt unter rationalen Gesichtspunkten in seiner Handelspolitik unter Druck. Weder konnte er bisher die EU noch die BRICS Phalanx spalten. Die USA sind definitiv isolierter im Rahmen dieses Prozesses. Größte Teile der US-Wirtschaft, die Teil der arbeitsteiligen Weltwirtschaft sind, stehen mindestens in stiller Opposition zu Trump im Handelskonflikt. Die Notwendigkeit, die US-Agrarindustrie zu subventionieren, stellt eine Belastung für die USA dar und unterminiert das Argumentationsgebilde Trumps. Ergo dürfte die US-Regierung vor diesen Hintergründen an Lösungen und nicht fortgesetzter Disruption Interesse zeigen.

Datenpotpourri von gestern:

Die von Markit ermittelten Einkaufsmanagerindices lieferten für die Eurozone in der Erstschätzung per Juli ein gemischtes Bild, das in der Gesamtbetrachtung von geringerer positiver Dynamik geprägt war. Für den Sektor Produktion legte der Index von 54,9 auf 55,1 Punkte zu, während der Index für den Dienstleistungssektor von 55,2 auf 54,4 Zähler sank. In der Folge stellte sich der Composite Index auf 54,3 nach zuvor 54,9 Punkten. Die von Markit ermittelten Einkaufsmanagerindices lieferten für die USA in der Erstschätzung per Juli ein gemischtes Bild, das in der Gesamtbetrachtung von geringerer positiver Dynamik geprägt war.

Für den Sektor Produktion legte der Index von 55,4 auf 55,5 Punkte zu, während der Index für den Dienstleistungssektor von 56,5 auf 56,2 Zähler sank. In der Folge stellte sich der Composite Index auf 55,9 nach zuvor 56,2 Punkten. Der Richmond Fed Composite Index sank per Berichtsmonat Juli von zuvor 21 auf 20 Punkte. Die von der FHFA ermittelten Hauspreise wiesen per Mai eine Zunahme im Jahresvergleich um 6,4% (Vormonat 6,4%) und im Monatsvergleich um 0,2% (Vormonat 0,2%) aus.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert, sofern das Unterstützungsniveau bei 1.1490 - 1.1520 nicht unterschritten wird.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer

Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

 

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