Während der DAX die 6.000er Punkte Marke knackte und ich hungrig aber vergeblich auf das Hereinfahren einer großen Torte wartete, streikte auch noch die DAX-Tafel. Es ist eine heitere Zeit der Abrechnungen. Alle Experten sind sich gnadenlos einig, die 6.000er Marke exakt prophezeit zu haben. Lügen sollen kurze Beine haben, in etwa so lang wie die der Giraffen.

Ich habe das Jahr mit Beobachtungen zugebracht, einem Wechsel zwischen Schweißausbrüchen und Gebeten. Nein, einen 6000er DAX hatte ich nicht auf der Agenda. Ich beobachtete Notenbanken und Regierungen. Die einen machten das Geld billig, die anderen warfen es aus dem Fenster. Sie haben damit die Welt gerettet, steht in Jahresrückblicken. Viel Beachtung schenke ich dem nicht, vielmehr den Schulden, mit denen dieser kleine Aufschwung gerade zustande kommt. Die deutsche Staatskasse weist nach neun Monaten ein Minus von 97 Milliarden Euro auf. „Wir werden gestärkt aus der Krise herausgehen“, sagen Politiker. Wir? Wer ist das?

Not + Banken = Notenbanken

Notenbanken sprechen nun davon, Gelder wieder abziehen zu wollen. Die US-Regierung verteilt gleichzeitig Blankoschecks an Freddie Mac und Fannie Mae, die verstaatlichten Finanzierungsmonster, die gerade wieder so viele Hauskredite wie vor der Krise vergeben, während der Steuerzahler für die Verluste gerade steht. Soweit zum Thema „Exit-Strategie“.

Schickt man alle Nachrichten durch einen Nacktscanner, entscheide  ich mich wie Bill Bonner, die Krisenfahne am Mast wehen zu lassen.  Auf dem Dach von Bonners Büro sind irgendwo zwei goldene Kugeln. Bei mir sind es die Weihnachtskugeln am Christbaum. Schaue ich in diese hinein, habe ich den Eindruck, Nachrichten zu sehen. Deuten kann ich sie nicht. Es gibt Fondsmanager, die wetten darauf, dass alle Hilfe, alles Flehen, alles Geld nichts bringen wird. Im Gelben Forum sucht man Nachschuldner, Leute, Institutionen und Dummköpfe, die willens und fähig sind, noch größere Schulden schultern zu wollen. Hmmmm..... Ich sehe niemanden, außer  Regierungen, voller Zuversicht und Tatendrang, noch mehr Geld auszugeben.

Kassensturz

Der DAX stieg in diesem Jahr um 28 Prozent, Nebenwerte im MDAX 36 Prozent. Der TecDAX sauste 63 Prozent hoch, während es der Wirtschaft schlecht ging. Ich alter Zausel setzte auf Gold und Silber. Hier sollte ich ausnahmsweise mal richtig liegen. Unmengen neuer Schulden befeuern Gold. Unmengen an Rückzahlungen von Kredite feuern zurück. Ich vermute, dass unser altes Geldsystem bald nicht mehr wieder zu erkennen sein wird und allein schon wegen seiner Größe nicht mehr überschaubar ist. Edelmetalle bleiben übersichtlich.

Ein kurzer Moment des Innehaltens...

Gold ist gar nicht gestiegen. Es ist auch nicht gefallen. Es bewegt sich nicht mal. Es ist blind, taub und stumm. Und es ist stur wie ich. Eine Unze kostet heute 23 Prozent mehr als zu Jahresbeginn und das Doppelte im Vergleich zu den letzten Jahren. Verdammte Hacke! Man muss immer mehr Papierscheine locker machen während es schwieriger wird, diese zu verdienen, seit der Arbeitsmarkt unter Druck gekommen ist. Bei Kraftstoffen, Dienstleistungen, Restaurantbesuchen, Fahrkarten und den meisten anderen Dingen ist es nicht anders. Die Preise stiegen in diesem Jahr um 0,4 Prozent. Ich glaube dieser Statistik nicht, denn ich hatte keine Gelegenheit, sie zu fälschen. Aber Lachen darf ich...

Der Treibsatz für steigende Preise liegt im zu vielen und zu billigen Geld, heißt es in den Büchern der österreichischen Nationalökonomie, die durch die „Irgendwann-sind-wir-alle-tot-Ökonomie“ eines Lord Meynard Keynes abgelöst wurde.

Solange die Nationalökonomen leben, nimmt niemand von ihnen Notiz, und wenn sie tot sind, richten sie großen Schaden an. (Keynes)

Schaue ich mich um, frage ich mich, wer den größeren Schaden angerichtet hat. Keynes schaut sich die Dinge seit 61 Jahren aus einer anderen Perspektive an. Vielleicht stimmt er dem sogar zu. Es ist, wie in der Kirche zu sitzen und den falschen Gott angebetet zu haben oder einen in den Sitzreihen vergessenen Teddybären. Keynes irrte insofern, dass er glaubte, Regierungen würden in guten Zeiten für schlechte Zeiten sparen. Eine Rosskur wäre der richtige Weg gewesen, um Wildwuchs zu beseitigen, Platz für Neues zu machen, ohne diese teuren Zombies mit ihrem voodooökonomischen Umtriebigkeiten. Wir hätten Lektionen lernen können.

Ein Schuss in den Ofen

2009 steht auch für das Ende des ersten Jahrzehnts des neuen Millenniums. Für Aktienanleger war es eine verlorene Dekade.

Mit einem Aktiensparplan lag man zwar etwas besser, da man mal oben, mal unten und mal in der Mitte gekauft hat, die eigentlichen Gewinner waren die Fondsgesellschaften, die sich selbst miese Leistungen jährlich vergüten lassen und die, die den Ausgabeaufschlag einsteckten.

Das gute alte Sparbuch hätte in dieser Dekade besser abgeschnitten. Anleihen liefen gut, da Notenbanken die Zinsen permanent unter Wasser drückten, in der Hoffnung, dass billiges Geld neue Blasen hervorzaubern würde. Bei Immobilien hat es funktioniert, bis der Zauber im Desaster endete. Und nun? Ich wette, die Herren über das Geld bereiten gerade ein paar neue Blasen vor. Sie würde uns helfen, sagt Paul Krugman.

Die beste Anlage in den letzten zehn Jahren waren Sachwerte, besonders Gold, gespeist aus einem Sumpf voller Liquidität, Sonntagsreden und Betrug. Irgendwo muss es ja hin, das viele Geld. Was man in der Hand besitzt, kann man getrost nach Hause tragen - auch so ein Spruch, den meine Großmutter gerne sagt. Und ich glaube, auch hier liegt sie wieder richtig.

Sie erwarten jetzt in diesem Beitrag meine Prognose für 2010? Ich bin Beobachter, kein Experte. Aber ich verrate Ihnen etwas, was Sie wahrscheinlich enttäuschen wird... Ich mache es wie 2009... Weniger ausgeben als einnehmen, Ersparnisse in der richtigen Form sammeln, stur bleiben, Kredite vermeiden, anständig und ehrlich bleiben und sich umschauen. Gibt es ein Leben ohne Daxxe im Depot? Oh ja! Das erspart Nerven. Die brauche ich wo anders...

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