Mit dem Ausbruch über die mittelfristige Abwärtstrendlinie bildete Platin in den letzten Wochen signifikante Kaufsignale aus und stieg bereits über den Widerstand bei 990 USD. Damit wurde zugleich ein bullischer Doppelboden im Bereich von 885 USD aktiviert. Soweit die Charttechniker.

Platin legte im vergangenen Monat um sechs Prozent zu.

Seit Jahresbeginn hat der Platinpreis bereits um knapp 12% gewonnen. Die  Korrelation zum Goldpreis ist dabei unübersehbar.

Kurzer Blick in die Geschichte

Der Name leitet sich vom spanischen Wort platina, der negativ besetzten Verkleinerungsform von plata „Silber“, ab. Die erste europäische Erwähnung stammt von dem italienischen Humanisten Julius Caesar Scaliger. Er beschreibt ein mysteriöses weißes Metall, das sich allen Schmelzversuchen entzog.

Platin wurde wahrscheinlich erstmals um 3000 vor Chr. im Alten Ägypten verwendet. Im 17. Jahrhundert wurde Platin in den spanischen Kolonien als lästiges Begleitmaterial beim Goldsuchen zu einem großen Problem. Man hielt es für „unreifes“ Gold und warf es wieder in die Flüsse Ecuadors zurück. Da es ein ähnliches spezifisches Gewicht wie Gold hat und selbst im Feuer nicht anlief, wurde es zum Verfälschen desselben verwendet.

Platin ist ein korrosionsbeständiges, schmiedbares und weiches Schwermetall. Auf Grund seiner hohen Haltbarkeit, Anlaufbeständigkeit und Seltenheit eignet sich Platin besonders, aber nicht nur, für die Herstellung hochwertiger Schmuckwaren.

Verwendung

Platin ist derzeit nach Gold das wertvollste Edelmetall.  Es wurde und wird daher für teure Schmuckwaren und Schreibfedern, aber auch als Zahlungsmittel bzw. Geldanlage benutzt. In Russland wurden zwischen 1828 und 1846 Geldmünzen aus Platin geprägt, der Platinrubel.

Aufgrund der katalytischen Eigenschaften findet Platin auch Verwendung in Dieselkatalysatoren. Bei der derzeitigen Anti-Diesel Debatte befürchten viele einen Rückgang der Platinnachfrage.

Dass solche Diskussionen von interessierten Käufergruppen mit aufgebauscht werden ist nicht ausgeschlossen. Die Platinverwendung in der Industrie ist so vielfältig, dass eine eventuell rückläufige Verwendung für KFZ-Dieselkatalysatoren das Metall noch lange nicht ins Abseits stellen kann.

Es wird sowohl für Katalysatoren in Brennstoffzellen, wie auch für großindustrielle Prozesse wie der Salpetersäureherstellung und für Platin-Rhodium-Legierungen verwendet.

Ob chemische Apparate, Schmelztiegel, Magnetwerkstoffe, medizinische Implantate, Herzschrittmacher, Raketen, Laserdrucker oder vieles mehr hergestellt wird – ohne Platin ist das nicht mehr machbar.

Wäre die Auswirkung in der Fahrzeugindustrie so gravierend, wie viele befürchten, hätte der Preis für Platin in den letzten Monaten nur den Weg nach unten kennen dürfen. Das Gegenteil ist passiert. Er ist, wie am Schnürchen gezogen, mit dem Goldpreis nach oben marschiert.

Platinproduktion

Das läuft natürlich nicht immer so. Im Jahr 2016 ist der Preis für Gold um rund 8 Prozent, der für Platin nur um ca. 1,5 Prozent gestiegen. Der Grund dafür dürfte in der Erwartung eines geringeren Marktdefizits als 2015 gelegen haben.

Umfangreichen Platinbergbau gibt es fast nur noch in Südafrika. Der globale Anteil der südafrikanischen Platinminen beträgt 70 Prozent. Weitere Platinquellen sind auch die Buntmetallerzeugung (Kupfer und Nickel) in Kanada und Russland.

Das Angebot aus den südafrikanischen Platinminen geht wegen sinkenden Vererzungs-Graden, steigenden Kosten bei der Minenproduktion und den sozialpolitischen Problemen in der Minenindustrie zurück.

Zwar wächst laut World Platinum Investment Council (WPIC) in diesem Jahr zunächst das Recyclingangebot, doch reicht der Anstieg vom Angebot aus Platinschrott nicht aus, um den Rückgang der Minenproduktion auszugleichen. Für 2017 erwartet das WPIC jedoch insgesamt einen Rückgang des Recyclingangebots.

Defizit

Somit verzeichnet das Jahr 2017 das 6. Jahresdefizit in Folge. Das WPIC geht davon aus, dass die Lagerbestände inzwischen nur noch halb so hoch wie 2011 sind. Der Platinpreis notierte damals bei über 1.900 US-Dollar pro Unze.

Beimischung im Depot

Für Edelmetallanleger, die die Sorge eines Goldverbotes umtreibt, ist Platin aufgrund des ähnlich hohen Wertes pro Einheit wie Gold eine interessante Alternative als Beimischung im Edelmetalldepot.

Würde man auf Silber ausweichen, bräuchte man immerhin etwa 60 Unzen um den Wert einer Platinunze zu erreichen. Die Lagervorteile liegen auf der Hand. Allerdings, wie beim Silber fällt auch beim Platin die Umsatzsteuer an. Es sei denn, man nutzt die Möglichkeit der Differenzbesteuerung. Dann wird es günstiger, aber auch die Auswahl geringer.

Keine Umsatzsteuer fällt nach wie vor beim Kauf von Gold an.

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