Dass sich die traditionellen Banken durch aufkommende Blockchain-Technologien in ihrer zukünftigen Existenz bedroht sehen, hatten wir in einer Reihe von Berichten zu diesem delikaten Thema in der Vergangenheit bereits einschlägig unter die Lupe genommen.

Es verwundert kaum, dass Großbanken rund um den Globus am Einsatz von zukünftigen Technologien in diesem Bereich feilen. Bei der Bank of America wird auf den Einsatz einer auf Ethereum basierenden Technologie gesetzt, um Finanzgeschäfte in der Zukunft auf smarte Weise zu betreiben.

In diesem Zuge soll es globalen Kunden der Bank fortan erleichtert werden, ihre Geschäfte mit Neukunden auf Basis von Blockchain-Applikationen zu betreiben.

Smart Contracts

Auf einer jüngst stattgefundenen Microsoft-Konferenz in New York City präsentierte Ann McCormick, Direktorin für Handels- und Lieferkettenfinanzierungen bei der Bank of America, eine neue Version einer auf Ethereum basierenden Applikation, mittels der sie den anderen Teilnehmern die Show stahl.

Dabei drehte sich alles um eine Demonstration in Bezug auf die Automatisierung eines Prozesses zur Erzeugung einer Bankbürgschaft. Dabei handelt es sich um eine Art Garantie durch eine Drittpartei – in diesem Fall eine Bank – mittels der Vertrauen zwischen zwei neuen Geschäftskunden hergestellt werden soll.

Kreditbürgschaften seitens der Bank of America werden in diesem automatisierten Ablauf mittels der Blockchain-Technologie codiert, zu dessen Gelingen der amerikanische Techriese Microsoft als Technologiepartner der Bank of America einen Entwicklungsbeitrag beisteuert.

Anstelle einer Erzeugung von Kredit- oder Bankbürgschaften, die manuell an die beteiligten Geschäftsparteien versendet werden,  werden diese Finanzvehikel fortan in so genannte Smart Contracts übersetzt, die auf einer privaten Version von Ethereum basieren.

Bei der Bank of America verspricht man sich von der Technologiepartnerschaft mit Microsoft allerdings nicht nur einen technologischen Vorsprung in der Entwicklung von Blockchain-Applikationen im Finanzgewerbe.

Vielmehr setzt McCormick zudem auch auf Microsofts überaus diversifizierte Kundenbasis, um die zukünftige Akzeptanz von Blockchain-Technologien im Finanzgewerbe durch die Einbindung von Neukunden so schnell wie möglich zu beschleunigen.

In diesem Zuge gestand McCormick ein, dass eine weitflächige Nutzung eines jeden neuen Services nicht einzig und allein von der Einführung einer neuen Technologie und deren Errungenschaften abhängig sei.

Vielmehr ginge es darum herauszufinden, wer an der Nutzung neuer Technologieangebote Interesse hege – und wer sich vielleicht schon dazu in der Lage sähe, diese Technologie im Alltagsgeschäft einzusetzen.  

Im aktuell recht komplizierten Prozess können mehrere Parteien nur dann von einer Kredit- oder Bankbürgschaft profitieren, wenn andere Kunden bereits ihre Zustimmung dazu erteilt haben. 

Aus diesem Grund ließen sich Fehler und Inakkuratheiten keineswegs vermeiden und könnten über einen längeren Zeitraum unentdeckt bleiben, so McCormick. Sollte es zur Aufdeckung eines solchen Problems kommen, müsse der gesamte Prozess von Neuem gestartet werden.

Kooperation zwischen HSBC und Bank of America

Anstelle dessen setzt die auf Ethereum basierende Technologie der Bank of America darauf, den gesamten Prozess in einen einzigen und sich selbst vollziehenden Smart Contract zu übersetzen.

Um diesen Weg weiter zu beschreiten fungiert Microsoft Treasury – eine Art Inhouse-Bank des Technologieriesen, die bereits auf einen Marktwert von $120 Milliarden taxiert wird – als Kontenanbieter für über 1.000 verschiedene Kunden, die sich unter anderem aus einer ganzen Reihe von weiteren Banken als nur der Bank of America zusammensetzen.

In diesem Zuge emittiert die Bank of America Kredit- und Bankbürgschaften an eine ganze Reihe von potenziellen Lieferanten. Um den Einsatz dieser auf Blockchain basierenden Technologie erfolgreich zu gestalten werden sich allerdings viele andere Banken dazu bereit erklären müssen, den Service in der Zukunft zu nutzen. 

Zu diesem Zweck hatte sich die Bank of America bereits im vergangenen Jahr mit der Bank HSBC zusammengetan, um ein auf Blockchain basierendes Lieferkettenprojekt ins Leben zu rufen, das sich auf Hyperledger, ein das Betriebssystem Linux nutzendes Konsortium stützt, das verschiedene Blockchain-Codebasen verwaltet.

Enterprise Ethereum Alliance

Zu Beginn dieses Jahres avancierte Microsoft dann zu einem der Gründungsunternehmen der Enterprise Ethereum Alliance, einem Konsortium zur Entwicklung eines alternativen, privaten Blockchain-Software-Systems.

Resultat ist, dass die sich die Zersplitterung des traditionellen Finanzwesens immer stärker anhand von Blockchain wiederspiegelt, was über kurz oder lang dazu führen wird, dass die Interoperabilität von verschiedenen Softwarelösungen zum Thema werden wird.

Die Kompatibilität dieser verschiedenen Systemlösungen zueinander wird gewiss schon sehr bald in den Fokus der Banken- und Technologiebranchenvertreter rücken. Wie Microsofts Chefentwickler jüngst zu diesem Thema anmerkte, werde dieses künstliche Ökosystem in der Zukunft nur dann funktionieren, wenn es nicht einzig und allein auf der Systemlösung der Bank of America basieren werde.

Alle internationalen Banken müssten in diesen Prozess mit eingebunden werden, um dieses potenziell neu entstehende Netzwerk in einen Erfolg zu verwandeln.

 

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