Nicht nur in Griechenland oder Spanien haben ausfällige und zahlungssäumige Bankkredite Allzeithochs in Relation zu den insgesamt ausstehenden Darlehen erreicht. Auch Italien blickt neuen Rekordwerten entgegen, die sich laut eines neuen Berichts bis Jahresende auf bis zu 320 Milliarden Euro belaufen sollen. Die meisten Institute werden ihre Rückstellungen für absehbare Kreditausfälle teils deutlich erhöhen müssen, wenn sie Gefahren von weiteren Herabstufungen ihrer Kreditbonität entgegenwirken möchten.

 

Italiens Banken müssen laut eines neuen Berichts der Ratingagentur Standard & Poor´s (S&P) bis Ende dieses Jahres weitere Rückstellungen in Höhe von 42,5 Milliarden Euro für drohende Kreditverluste bilden. Manchen Instituten dürfte nichts anderes übrig bleiben als zu diesem Zweck frisches Kapital an den Finanzmärkten aufzunehmen. Nun, diese Meldung reiht sich nahtlos ein in vorherige Berichte aus Griechenland  oder Spanien, wo die faulen und zahlungssäumigen Darlehen zuletzt auf neue Allzeithochs kletterten.

Aber, liebe Leser, es ist gut bestellt um die Eurozone. Wer seine Einschätzungen rein auf die letzten monatlichen Publikationen zu den Einkaufsmanagerindizes stützt, dürfte in der Zukunft wahrscheinlich noch sein blaues Wunder erleben. Ich hatte Sie im Lauf des letzten Jahren wiederholt darauf verwiesen, auf welche Weise die durch PMIs gemessene Stimmung im produzierenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor von den gemeldeten Realdaten für die Eurozone teils deutlich abwich.

Bei S&P hieß es, dass eine Erholung im durch die Euro-Schuldenkrise stark gebeutelten Bankensektor Italiens weiterhin auf sich warten ließe. Hauptgrund sei die stetig steigende Anzahl von ausfälligen und zahlungssäumigen Krediten, die nicht nur Italiens ökonomischen Ausblick schwer belasteten, sondern auch mit einer sich fortsetzenden Verschlechterung der Qualität unter den durch italienische Banken gehaltenen Vermögenswerten Hand in Hand ginge.

S&P gab auch gleich eine Hausnummer ab, an der sich global aktive Investoren orientieren können. Demnach sei damit zu rechnen, dass der Bestand an faulen Krediten in den Portfolios italienischer Banken bis Ende 2014 auf ein Äquivalent von 315 bis 320 Milliarden Euro klettern wird. Anders ausgedrückt entspricht der genannte Betrag etwa 18% in Relation zu allen ausstehenden Kundenkrediten. Italienische Kreditgeber bliebe daher kaum eine andere Möglichkeit, als weitere Kreditausfallrückstellungen in Höhe von bis zu 42,5 Milliarden Euro zu bilden.

Diese Bildung zusätzlicher Kapitalreserven sei dringend notwendig, um im 2. Halbjahr 2013 bereits entstandene Kreditverluste oder durch einen Zahlungsausfall bedrohte Darlehen entsprechend anzusichern. Zum Ende des 1. Halbjahrs 2013 lagen die Kreditverlustreserven unter Italiens Banken bei etwas mehr als 110 Milliarden Euro, wie die Banca d´Italia mitteilte. S&P fügte an, dass sich der große Bestand an Not leidenden Vermögenswerten für Italiens Banken auch in der Zukunft als schwere Bürde erweisen wird.

Vielmehr sei zusätzlich damit zu rechnen, dass eine schleppende und auf sich warten lassende Wirtschaftserholung sowie eine tendenziell weiter zunehmende Arbeitslosenquote zu echten Gefahren bezüglich einer anhaltenden Verschlechterung der gehaltenen Vermögenswerte im italienischen Bankensektor avancieren könnten. Banken, die höhere Darlehensrückstellungen nicht aus laufenden Gewinnerträgen zu schultern in der Lage seien, bliebe aus diesem Grund nichts anderes übrig als erneut die Kapitalmärkte anzuzapfen.

Wie in früheren Berichten hier auf CK*wirtschaftsfacts ausgeführt, blicken die Banken im Euro-System nicht nur höheren Kapitalanforderungen auf Basis von Basel III entgegen. Auch das kontinuierlich wachsende Volumen fauler Darlehen zwingt viele Kreditgeber dazu, sich von profitablen Vermögenswerten zu trennen, um die daraus erzielten Erlöse zum Stopfen der eigenen Kreditlöcher zu nutzen. Nicht nur eine Vielzahl an britischen Banken, sondern auch eine ganze Reihe von Instituten im Süden Europas wird durch eine notwendige Schrumpfung ihrer Bilanzen in Atem gehalten.

Resultat ist, dass nicht nur britische Institute, sondern auch die meisten Euro-Banken bei ihrer Kreditvergabe weiter auf die Bremse treten. Diese Entwicklung spiegelte sich in der letzten Woche einmal mehr in Publikationen der Europäischen Zentralbank wider. Laut S&P leiden Italiens Banken zudem nicht nur unter zu hohen Finanzierungskosten, sondern im Vergleich auch unter einer zu geringen Profitabilität. Selbst wenn Italiens Rezession für den Moment technisch beendet sein sollte, werde es das Land schwer haben, nicht schon in absehbarer Zeit ein weiteres Mal in eine Rezession zu schlittern.   

Nicht nur bei S&P, sondern auch unter Investoren geht die Befürchtung um, dass die eklatante Schwäche des italienischen Bankensystems im Zuge des bis November durch die EZB fertig zu stellenden Sektorstresstests noch deutlicher zutage treten könnte. Für S&P Grund genug, vor einer möglichen Herabstufung der Kreditwürdigkeit italienischer Banken zu warnen.

Eine solche Maßnahme käme vor allem für Institute zu einer Unzeit, die sich mehr Kapital zur Risikovorsorge an den Finanzmärkten besorgen müssen. Deren Kreditkosten würden sich auf diese Weise weiter verteuern. Dass es schon bald zu neuen Herabstufungen kommen könnte, zeigt allein die Tatsache, dass der Ausblick für langfristige Bonitätseinschätzungen mit Blick auf die meisten italienischen Institute negativ ist.

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