„Der vierte Verfassungszusatz wurde einst entworfen, um einen Puffer zwischen uns Bürgern und willkürlich handelnden Regierungsbehörden zu schaffen. Aus dem Blickwinkel aller praktischen Zwecke ist dieser Schutzschild zerschmettert, so dass unsere Freiheit und persönliche Integrität nun der Laune eines jeden Polizisten auf Streife, eines jeden Polizisten auf der Autobahn wie auch Gefängnisbeamten unterworfen sind.“ – Herman Schwartz, The Nation

Diese Regierungsbürokraten scheinen zu glauben, das Recht zu besitzen, private Häuser und Wohnungen zu durchsuchen, willkürliche Verhaftungen vorzunehmen, ihnen verdächtige Personen zu entkleiden, Körper zu scannen, auf Bürger zu schießen, sie auszuspionieren, gegen jedermann Ermittlungen einzuleiten, zu unterwerfen, Bürger zu tasern und jedes Individuum zu jedem erdenklichen Zeitpunkt auch nur aufgrund der geringsten Provokation zu arretieren.  

So sieht das Leben im heutigen Amerika aus, das unsere Bevölkerung dazu veranlasst, selbst die intimsten Details im Hinblick auf unsere Identität preiszugeben. Dazu gehören unser biologisches Make-up, unsere genetischen Blaupausen wie auch unsere biometrischen Merkmale (Gesichtsmerkmale und Struktur, Fingerabdrücke, Iris-Scans, etc.). Die Auffassung unter Bürokraten lautet wie folgt: „Wir sind schuldig, bis uns das Gegenteil bewiesen wird.“

Erzwungene Leibesvisitationen, erzwungene Darmspiegelungen, erzwungene Blutabnahmen, erzwungene Atem-Alkohol-Tests, erzwungene DNA-Proben, erzwungene Augen- und Irisscans und erzwungene Eingaben in biometrische Datenbanken:

Dabei handelt es sich nur um einige der Möglichkeiten, auf welche Weise wir Amerikaner heutzutage dazu gezwungen werden zu akzeptieren, dass wir keine Kontrolle über unsere Körper, unsere Leben und unser privates Eigentum mehr haben, besonders dann nicht, wenn es um den Umgang mit unserer Regierung geht.

Erinnern wir uns daran, was beispielsweise der Krankenschwester Alex Wubbels aus dem schönen Bundesstaat Utah widerfahren ist, nachdem ein Polizist die Abnahme einer Blutprobe von einem schwer verletzten und bewusstlosen Patienten anordnete, ohne hierfür auch nur irgendeine Art von Vollmacht zu besitzen.

Wubbels verweigerte dem Polizisten die Blutabnahme und berief sich auf die bestehende Krankenhausordnung, die seitens polizeilicher Sicherheitskräfte entweder die Vorlage einer gerichtlichen Vollmacht und/oder das Einverständnis des betreffenden Patienten voraussetzen, um eine Blutprobe zu entnehmen und durchzuführen.

Der betreffende Polizist besaß weder das eine noch das andere. Zornig drohte er daraufhin, Wubbels zu verhaften, falls sie nicht nachgeben sollte. Unterstützt von ihren Vorgesetzten, blieb Wubbels respektvoll, jedoch standhaft in ihrer Ansicht, nur um grobschlächtig aus dem Krankenhaus geschafft und in Handschellen in ein Zivilfahrzeug gezwungen zu werden.

Die Krankenhauspolizei schaute bei diesem Vorfall einfach zu und griff nicht ein (schauen Sie sich in diesem Kontext das Video der Polizeikörperkamera an, das sich rasend schnell im Internet verbreitet hat, um sich eine eigene Meinung zu bilden).

Michael Chorosky hatte im Gegensatz zu Alex Wubbels keinen Rechtsanwalt, der seine durch den 4. Verfassungszusatz gewährten Bürgerrechte schützte. Michael Chorosky sah sich von Polizeikräften umringt und auf einer Bahre festgeschnallt, auf der ihm Blut unter Zwang abgenommen wurde, nachdem er sich geweigert hatte, einem Alkoholtest zuzustimmen.

„Was für ein Land ist das?“, schrie Chorosky während der erzwungen Blutentnahme. Ja, um was für ein Land handelt es sich im Hinblick auf unser modernes Amerika? Leider handelt es sich im Fall von erzwungenen Blutentnahmen nur um die Spitze des Eisbergs, wenn wir über die Demütigungen und Missbräuche sprechen, mittels deren wir Amerikaner im Namen der „Nationalen Sicherheit“ überhäuft werden.

Erzwungene Leibesvisitationen, erzwungene Ganzkörperuntersuchungen sowie erzwungene Koloskopien am Straßenrand werden zur Alltäglichkeit in einer Zeit, in der Polizeikräften gelehrt wird, keinen Respekt vor der körperlichen Unversehrtheit der Bürgerschaft zu haben – egal ob eine Person etwas falsch gemacht hat oder nicht.

Ein anderes Beispiel zeigt, dass die 21-jährige Charnesia Corley durch die Texas Police im Jahr 2015 für das vermeintliche Überfahren eines Stoppschildes angehalten wurde. Weil die Verkehrspolizisten angeblich einen Hauch von Marihuana rochen, wurden der jungen Frau Handschellen angelegt, während sie dazu gezwungen wurde, ihre Hose abzustreifen.

Die junge Frau wurde auf den Boden geworfen, ihre Beine auseinandergezwungen, um darauf ihre Vagina zu untersuchen. Die Untersuchung beanspruchte einen Zeitraum von 11 Minuten. Eine solche Praxis wird als „Vergewaltigung durch Polizisten“ bezeichnet.

Ein weiteres Beispiel zeigt, dass David Eckert dazu gezwungen wurde, sich einer analen Untersuchung, drei Einläufen und einer Koloskopie zu unterziehen, nachdem er angeblich ein Stoppschild auf einem Wal-Mart-Parkplatz überfahren hatte. Polizisten begründeten diese Untersuchungen auf Basis des Verdachts, laut dem Eckert Drogen bei sich getragen haben soll, da seine Körperhaltung aufrecht gewesen und er seine Beine „zusammengehalten“ habe.

Es wurden bei Eckert keine Drogen gefunden. Es folgt ein weiteres Beispiel. Während eines routinemäßigen Verkehrsstopps wurde Leila Tarantino zwei Straßenrand-Strips unterzogen, genau im Blickfeld des Gegenverkehrs, während ihre beiden Kinder im Alter von 1 und 4 Jahren in ihrem Auto ausharrten und auf die Mutter warteten.

Im Zuge der zweiten Körperuntersuchung entfernte eine weibliche Polizistin – vermutlich in dem Bemühen, Drogen zu finden – gewaltsam einen Tampon Tarantinos. Es wurden keine Schmuggelgüter oder irgendwelche anderen verbotenen Substanzen bei Tarantino gefunden.

Die 38-jährige Angel Dobbs und ihre 24-jährige Nichte Ashley wurden am 13. Juli 2012 von einem Autobahnpolizisten im Bundesstaat angehalten, weil die beiden Frauen angeblich Zigarettenkippen aus dem Autofenster geworfen hatten. Angeblich sicher, dass er Marihuana gerochen habe, fuhr der Beamte fort, beide Frauen zu verhören und das Auto zu durchsuchen.

Trotz der Tatsache, dass beide Frauen das Rauchen oder den Besitz von Marihuana abstritten, rief der Polizeibeamte dann eine weibliche Beamtin hinzu, welche dann eine Leibesvisitation durchführte, wobei sie ihre Finger in den Anus und die Vagina der älteren Frau steckte, um daraufhin das gleiche Verfahren bei der jüngeren Frau durchzuführen, wobei die Beamtin bei beiden Frauen dasselbe Paar Handschuhe trug. Es wurde kein Marihuana gefunden.

In der Zwischenzeit wurden vier Polizeibeamte aus Milwaukee aufgrund der Durchführung von rektalen Untersuchungen von Verdächtigen auf der Straße und in Polizeistationen im Laufe von mehreren Jahren angeklagt. Einer der Polizisten wurde angeklagt, Untersuchungen im Anal- und Skrotalbereich der Männer durchgeführt zu haben, oft indem er seine Finger in deren Rektum einführte und einige seiner Opfer mit blutendem Rektum zurückließ.

Es ist mittlerweile so schlimm, dass man nicht einmal mehr verdächtigt werden muss, Drogen zu besitzen, um einer empfindlichen und demütigenden Leibesvisitation ausgesetzt zu sein. Dank der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten von Amerika im Fall Florence vs. Burlison, darf fortan jede Person, die verhaftet und/oder welcher der Prozess in den USA gemacht wird, einer Leibesvisitation durch die  Polizei oder Gefängnisbeamte ohne begründeten Verdacht unterworfen werden.

Zu einem solchen Verdachtsmoment würde beispielsweise zählen, dass der Häftling eine Waffe oder Schmuggelware bei sich trägt. Gänzlich unabhängig von der Schwere der Tat, was bedeutet, dass Sie sich vielleicht nur eines geringfügigen Verkehrsvergehens schuldig gemacht haben, können Sie im modernen Amerika solch willkürlichen Aktionen unterworfen werden. 

Im Angesicht einer rasanten Technologieentwicklung werden die polizeilichen Ermittlungen und Untersuchungen auch auf körperlicher Ebene immer eingehender, wobei passive Alkoholsensoren, DNA-Sammel-Straßensperren, Iris-Scans und Gesichtserkennungssoftware – nur um an dieser Stelle einige Methoden zu nennen – zum Einsatz kommen, deren Verwendung unsere körperliche Unversehrtheit beeinträchtigen können.

Amerikas Gründerväter hätten sich wahrscheinlich beileibe eine Welt vorstellen können, in der wir dringenden Schutz vor weit verbreiteten Regierungsverletzungen unserer Privatsphäre benötigen, was nun selbst auf körperlicher Ebene gilt. Doch diesen Schutz benötigen wir heutzutage mehr denn je.

Leider sind, wie ich in meinem Buch Battlefield America: The War on the American People deutlich mache, die Demütigungen, die seitens den  Erschaffern und Repräsentanten unseres Polizeistaats über uns Bürger gehäuft werden – egal, ob wir etwas falsch gemacht haben oder nicht – nur ein Vorgeschmack auf das, was uns in der Zukunft noch bevorstehen wird.

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2017 Autor John W. Whitehead
Dieser Bericht wurde mit freundlicher Genehmigung von Autor John W. Whitehead und des in Charlottesville im Bundesstaat Virginia ansässigen Rutherford Institute veröffentlicht.

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