Im Angesicht eines immer schneller ablaufenden Tagesgeschäfts an den Börsen sehe ich für gewöhnlich davon ab, über die Entwicklung von Einzelaktien zu berichten. Ein wenig anders verhielt es sich in den letzten Monaten unter Bezugnahme auf das Papier des Unternehmens Valeant Pharmaceuticals.

Längst schon hatten es die Spatzen von den Dächern gepfiffen, dass mit diesem Unternehmen irgendetwas nicht stimmen konnte und somit faul sein musste. Aus meinem Blickwinkel war es purer Fun, über die sich um dieses Unternehmen rankenden Grotesken in Abständen immer einmal wieder zu berichten.

Es gab jedoch jemanden, der an den Finanz- und Kapitalmärkten über einen Zeitraum von vielen Jahren als sehr renommierter und profilierter Hedgefondsmanager erachtet wurde, und der es geschafft hat, aus sich selbst und seiner Firma Pershing Square Holdings einen Narren zu machen.

Ich spreche selbstverständlich von niemand anderem als Bill Ackman, bis vor Kurzem noch einer der größten Anteilseigner an Valeant Pharmaceuticals. Selbst als das Papier schon längst in den Sinkflug übergegangen war und zu einem gefundenen Fressen für Leerverkäufer aller Art avancierte, hielt Ackman dem Unternehmen weiterhin die Stange.

„Greife nie in ein fallendes Messer“...

Sehr wahrscheinlich lassen sich die im Zuge des Aktienabsturzes erfolgten Zukäufe durch Pershing Square aus dem Rückspiegel der Ereignisse nur insofern erklären, als dass Ackman seine gesamte Reputation in die Waagschale geworfen hatte, um den Kursabsturz zu stoppen und irgendwie den Versuch zu unternehmen, noch mit heiler Haut aus dieser Nummer heraus zu kommen.

Doch Pustekuchen! Das Schwimmen gegen den Strom hat nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt. Vielmehr sah sich Ackman nun im Zuge der Veröffentlichung seines alljährlichen Investorenbriefs an seine Anleger dazu gezwungen, sich zutiefst für seine getätigten Fehlinvestitionen zu entschuldigen.

Und dabei heißt es doch immer, niemals in ein fallendes Messer zu greifen. Ackman schien ab einem gewissen Zeitpunkt derart verzweifelt zu sein, dass er diese schlichte Börsenregel außer Acht ließ. Valeant dürfte Ackman vielleicht noch in den nächsten Jahren im Schlaf verfolgen. Warum?

Milliardenverluste – bei einem einzigen Hedgefondsmanager

Nun, die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach. Wenn ein erfahrener Hedgefondsmanager wie Ackman derart blind und krampfhaft den Versuch unternimmt, die Aktie einer Firma schön zu reden, von der eigentlich jedermann im inneren Zirkel weiß, dass sie nichts taugt, dann handelt ein solcher Profi fahrlässig und rücksichtslos gegenüber seinen Anlegern.

Resultat ist, dass Ackman mit seinem Investment in Valeant Pharmaceuticals einen Betrag von $4 Milliarden (!) in den Sand gesetzt hat. Darüber hinaus hat Ackman über sein Valeant-Abenteuer einen guten Teil seines Leumunds eingebüßt. War es das wirklich wert? Nun, eine Antwort darauf wird sich Ackman nur selbst geben können.  

Ackman spricht heute selbst vom „größten Investmentfehler seines Lebens“, um durch die Blume zuzugeben, dass er derart überzeugt von Valeant gewesen ist, um Anfängerfehler zu begehen, die man sonst eigentlich nur aus Unterhaltungen mit Kleinanlegern gewöhnt ist. Na ja, wie würde Steppi sagen? „Lebe geht weida!“

War die Übernahme von Salix Pharmaceuticals überteuert?

Auch für Ackman dürfte diese einfache Weisheit Geltung finden. Um zumindest einen Teil seines guten Leumunds zu bewahren, ließ Ackman es sich in seinem Investorenbrief nicht nehmen, einen Sündenbock für den freien Fall der Valeant-Aktie zu benennen. Angeblich soll es Valeants überteuerte Übernahme von Salix Pharmaceuticals im Jahr 2015 gewesen sein, die den Kurssturz der Aktie ausgelöst habe.

Ich möchte Bill Ackman aber auch nicht ungerecht werden. Denn immerhin setzte er sich auch selbst den Hut auf, um Verantwortung für das erlittene Verlustdesaster zu übernehmen. So heißt es wörtlich in dem Investorenbrief, dass er das Management von Valeant falsch eingeschätzt habe und selbst eine viel zu aggressive Investmentstrategie verfolgt habe.

Na immerhin, in Zeiten von staatlichen Superbailouts zugunsten von Banken und Spekulanten ist ein solches Eingeständnis durch einen der führenden Hedgefondsmanager der Welt doch schon mal etwas. Ihm tue es furchtbar leid, so Ackman, nicht weitaus früher erkannt zu haben, dass sein Investment ein krasser Fehlgriff gewesen sei.

Sehen Sie mir meinen an den Tag gelegten Sarkasmus bitte ein wenig nach. Ich hatte mich in meiner Berichterstattung zu diesem Thema in den letzten Monaten wiederholt gewundert und am Kopf gekratzt, da ich mich wiederholt gefragt hatte, wann Ackman aus seinem Albtraum endlich aufwachen würde.

Dass dieses Erwachen erst zu einem Zeitpunkt stattgefunden hat, zu dem die Valeant-Aktie ausgehend von deren im Sommer 2015 erreichten Allzeithoch inzwischen mehr als 95% ihres Werts eingebüßt hat, ist mir nur schwer verständlich. Erst im März dieses Jahres gab Pershing Square in einer offiziellen Mitteilung bekannt, sich in Gänze von den bis dahin gehaltenen Papieren getrennt zu haben, um einen Verlust von $4 Milliarden hinzunehmen.

Hatte Pershing Square im Gesamtjahr 2014 noch Investmentgewinne von über 40% bekannt gegeben, so trug das Investment in Valeant in den beiden Folgejahren signifikant dazu bei, diese erfreuliche Entwicklung ins Gegenteil umzukehren. Nachdem im Gesamtjahr 2015 ein Investmentverlust von 21% angefallen war, belief sich das Minus im Gesamtjahr 2016 auf 13,5%.

Aufstieg durch Übernahmen - bei Milliardenverlusten im Kerngeschäft

Valeants einstmaliger kometenhafter Aufstieg basierte hauptsächlich auf einer über Jahre andauernden Übernahmewelle, während sich das Flaggschiffprodukt des Unternehmens weit schlechter verkaufte als ehedem allgemein unter Analysten prognostiziert. Resultat ist, dass Valeant heute mit mehr als $30 Milliarden verschuldet ist.

Interessant ist die Tatsache, dass sich nicht nur Ackman mit seinem Valeant-Investment ein Milliardengrab geschaffen hat. Auch andere renommierte Köpfe der Zunft haben sich an der Aktie überaus stark die Finger verbrannt. Dazu gehört unter anderem auch John Paulson, der mittels seiner ehedem mit Goldman Sachs orchestrierten Leerverkaufswetten im bustenden CDO-Sektor ein Vermögen verdient hatte. 

Vielleicht wird manch einem unter Ihnen nun ein wenig bewusster, weswegen ich meine Finger stets von stark gehypten Trendaktien lasse. Wenn der Trend nämlich plötzlich nicht mehr your friend ist, könnte in der Hoffnung auf weiterhin zu generierende schnelle Gewinne Haus und Hof verlieren. Auch Großinvestoren wie Ackman, Paulson & Co. machen da – wie sich zeigt – keine Ausnahme!

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