Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Paychex ist ein führender Anbieter von HCM-Software und bietet 740.000 Kunden Lösungen rund um die Personalverwaltung. Dazu gehören Dienste zur Lohnabrechnung- und abwicklung, Arbeitszeiterfassung, Talentsuche sowie Versicherungs- und Pensionsvorsorgeservices. Bei letzteren beiden Services kann Paychex durch seine Größe für seine Kunden vorteilhafte Konditionen, beispielsweise bei Krankenversicherungen, aushandeln.

Kunden können hierbei die Do-It-Yourself-Lösungen von Paychex zur Lohnabwicklung nützen, die Abwicklung auf einen Spezialisten bei Paychex auslagern oder ein Kombi-Modell dieser beiden Dienste nützen. Durch diese zweigleisige Strategie hat man einen Vorteil gegenüber Paycom, wo ausschließlich Software angeboten wird, welche die Kunden selbst managen müssen.

Vor allem KMUs zählen zur Kundschaft. Diese haben oft nicht die zeitlichen bzw. personellen Kapazitäten, um dieses essenzielle Thema innerhalb eines Unternehmens sachgemäß abzuwickeln und die Komplexität zu verringern. Die überbordernde Regulatorik bzw. Bürokratie in diesem Bereich sorgt bei Paychex also für strukturellen Rückenwind.

So gut wie der gesamte Umsatz wird in den USA erzielt, nur ein unwesentlicher Teil in Europa.

Aktionärsstruktur und Management

Der inzwischen 82-jährige Paychex-Gründer Blase Golisano hält noch immer 10,5 Prozent am Unternehmen. Mit der Performance sollte der Mann durchaus zufrieden sein. Seit der IPO im Jahr 1983 ist der Kurs um den Faktor 596 angestiegen.

John Gibson, seit 2013 bei Paychex, ist seit 2021 CEO des Unternehmens. Bob Schrader, welcher 2014 zu Paychex stieß, bekleidet seit Oktober 2023 den Posten des Finanzvorstands.

Quelle: terminal.stock3.com

Die Aktie befindet sich nach den deutlichen Kursanstiegen seit 2020 in einer Range auf hohem Niveau. Solange es zu keinem Bruch der 106-Dollar-Marke kommt, bleibt der Titel weiter bullisch. Bei Kursen unter dieser Marke wäre der Bereich zwischen 95 und 84 Dollar ein nächstes Ziel. Dieses Szenario wäre bei einem Anstieg über 142 Dollar vom Tisch.

Quelle: terminal.stock3.com

Tatsächlich gefällt mir Paychex noch einmal einen Hauch besser als Paycom. Das scheinen auch andere Marktakteure so zu sehen. Während der Aktienkurs von Paycom in den letzten Jahren deutlich stärker einbüßen musste, kommt Paychex mit einer Seitwärtsbewegung aus – eine relative charttechnische Stärke, welche die Grundlage für eine mögliche auch künftige Outperformance bieten könnte. Zugegebenermaßen ist die Aktie von Paychex im Betrachtungszeitraum aber auch wesentlich weniger dynamisch gestiegen. Die Fallhöhe bei Paycom war wesentlich größer.

Bewertung

Quelle: sentieo.com (interaktiver Chart)

Unternehmen, welche ihre Dienstleistungen im Abo-Modell verkaufen und zudem noch von hohen Wechselkosten bei ihren Kunden profitieren, werden von der Börse stets mit Bewertungsaufschlägen belohnt. Für diese und vielen weiteren Qualitäten, die wir hier geboten bekommen, ist die Aktie vergleichsweise moderat bewertet.

Anhand der Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr, und die sollten aufgrund der guten Planbarkeit der Einnahmen halbwegs realistisch sein, soll die Bewertung auf ein KGV von 24,2 sinken. Eine Bewertung, bei der man zugreifen kann.

Was bei Paychex im Vergleich zu Paycom positiv ins Auge sticht, ist der sehr geringe Anteil von aktienbasierten Vergütungen im Verhältnis zum freien Cashflow. Dadurch kommt es beim bereinigten Gewinn bzw. freien Cashflow zu keinen Verwässerungen aufgrund dieser Thematik

Paychex schüttet über 70 Prozent seiner Gewinne in Form von Dividenden an die Aktionäre aus und kann durch die fortlaufenden Gewinnsteigerungen auch fortlaufend mehr an Dividenden auszahlen. Würde es in dieser Geschwindigkeit weitergehen, könnte aus Paychex in den nächsten Jahren eine Dividendenmaschine mit einer Dividendenrendite von 6,8 Prozent werden – vorausgesetzt, man würde die Aktie zum aktuellen Kurs kaufen und über die kommenden zehn Jahre halten.

Bilanz und Verschuldung

Die Bilanz ist unterm Strich schuldenfrei, auch weil das Unternehmen auf kaum Kapital zum weiteren Wachstum angewiesen ist. Zudem: Übernahmen, welche man tätigt, um sein Angebotsspektrum auszubauen, kann man problemlos aus den laufenden Einnahmen stemmen und muss dadurch die Bilanz nicht unnötig belasten.

Profitabilität

Paychex ist bereits seit vielen Jahrzehnten im Markt aktiv, hat dadurch eine starke Marke etabliert, was die Basis für die Veranschlagung von auskömmlichen Preisen für seine Leistungen darstellt.

Zudem bestehen bei den Kunden, welche die Lösungen von Paychex in ihren Systemen implementiert haben, sogenannte Wechselkosten. Beim Wechsel zu einem Konkurrenten müssten sich Mitarbeiter erst einmal an eine neue Software gewöhnen, was zu Ineffizienzen führen würde. Wesentlich schwerwiegender wäre jedoch ein möglicher Datenverlust beim Wechsel oder dadurch verspätete Lohnzahlungen. Das sind Risiken, die Kunden nicht gerne eingehen.

Ebenfalls margenfördernd sind die Skalierungsmöglichkeiten bei Paychex. Mehr Kunden führen nicht zwangsläufig zu steigenden Fixkosten, vor allem, was die Nutzung der Softwareangebote angeht. Die Gewinne können dadurch stärker als die Umsätze steigen.

Ein weiterer vorteilhafter Faktor besteht in der Vertriebslogik. Vielfach kommt Paychex durch die Empfehlung durch Steuerberater und Banken zu ihren Kunden, welche ihrerseits von Paychex eine entsprechende kleine Vergütung erhalten. Zudem können Kunden über den Onlineauftritt von Paychex auch in Eigenregie Dienstleistungen buchen. Das senkt den Bedarf an Vertriebspersonal und Werbung und damit Kosten.

Paychex verdient in Relation zum eingesetzten Kapital enorme Summen, was man anhand der Eigenkapitalrendite sieht. Hierbei handelt es sich um ein klassisches ‚Symptom‘ von stark performenden Qualitätsaktien.

Wachstum

Gestartet ist Paychex mit der Abwicklung von Gehaltsabrechnungen. Inzwischen bietet das Unternehmen aber auch Lösungen zu verwandten Themenbereichen an wie die Vermittlung von Krankenversicherungen oder Pensionsvorsorgelösungen, Arbeitszeiterfassung sowie Management von Mitarbeiter-Incentives. Dieses breite Lösungsportfolio bietet die Grundlage für kontinuierliche Umsatz- und Gewinnanstiege.

Der nach wie vor enge Arbeitsmarkt (was aufgrund des demografischen Wandels auch so bleiben wird) sowie die fortlaufend strenger werdenden regulatorischen Anforderungen fungieren als übergeordnete Wachstumsimpulse für das Unternehmen. Die Chancen stehen hier gut, dass die Ergebnisse auch künftig weiter wie an der Schnur gezogen wachsen.

Konkurrenz

Im Bereich der Kleinstbetriebe bis 49 Mitarbeitern hat man die Marktführerschaft inne mit einem Marktanteil von 11 Prozent. Bei Unternehmen mit einer Belegschaft zwischen 50 bis 999 Mitarbeitern liegt der Marktanteil bei 15 Prozent. Ansonsten ist der Markt von großen Konzernen wie Intuit, welche eigene Do-It-Yourself-Angebote anbieten, sowie unzähligen kleinen und regionalen Playern geprägt.

Gerade gegenüber kleineren Konkurrenten kann man seine Skalierungsvorteile im stark fragmentierten Markt nutzen. Die Zeit spielt hier klar für das Unternehmen.

Interessanterweise drängt der Branchenprimus ADP in den Markt der KMUs, trotzdem gewinnt Paychex fortlaufend Marktanteile.

Risiken

In einer Wirtschafskrise erwischt es in erster Linie eher kleine Unternehmen und damit genau den Kundenkreis von Paychex. Es besteht also eine zyklische Abhängigkeit.

Regulatorische Vereinfachungen würden dem Unternehmen zuwiderlaufen. Dass es zu einer Entbürokratisierung bzw. -regulierung kommt, gilt allerdings als kaum realistisch.

Porter’s Five Forces

Starten wir mit dem Faktor ‚Neue Konkurrenz‘. Paychex genießt hier Schutz durch seine über Jahrzehnte etablierte Stellung. Das ist im empfindlichen und stark regulierten Bereich der Personalverwaltung besonders wichtig und so muss Paychex keine Sorge vor neuer Konkurrenz haben.

Da man nicht nur Software anbietet, sondern auch komplette Outsorcing-Lösungen, vor allem aber Vermittlungsdienste für Krankenversicherungen und Vorsorgedienstleistungen, differenziert man sich vor Konkurrent Paycom. Das Risiko durch Branchenrivalen wie ServiceNow oder Intuit fällt dadurch hier geringer aus. Die starke Marktstellung wird auch durch die Tatsache bewiesen, dass Paychex trotz des Markteintritts des wesentlich größeren Konkurrenten ADP im KMU-Segment weiterhin Marktanteile hinzugewinnt.

Ein Substitutionsrisiko ist hier nicht vorhanden. Insbesondere kleine Unternehmen sind auf komplexitätsverringernde Lösungen wie jene von Paychex angewiesen.

Die Abhängigkeit vom Wirtschaftszyklus fällt bei KMUs hoch aus, was auch auf Paychex Auswirkungen hat. Abgebildet wird dieses Risiko im Faktor ‚Abnehmer‘.

Im Gegensatz zu Paycom fallen die aktienbasierten Vergütungen wesentlich geringer aus, was ein Indiz dafür sein könnte, dass Paychex in der Mitarbeiterakquise kein so großes Abhängigkeitsverhältnis vorweist. Die Lieferantenmacht wird deshalb mit nur einem Risikopunkt versehen.

Sowohl Paycom als auch die größere Paychex sehen fundamental spannend aus. Die heute analysierte Paychex liegt in meinen Augen allerdings um eine Nasenspitze vorn und überzeugt durch das breitere Angebotsspektrum, einen höheren Marktanteil und stabile Zuwachsraten.

 

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl

 

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, www.paychex.com, terminal.stock3.com

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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