Über 200 Marken und fast 400 Jahre Geschichte

Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit für eine Insolvenz in keiner Branche geringer. Es ist kein Zufall, dass viele Brauereien und Destillen Jahrhunderte alt sind.

Selbstverständlich trifft das auch auf Diageo zu. Die Geschichte des Unternehmens reicht bis in das Jahr 1627 zurück. Man hat also schon einige Krisen durchlebt, man wird auch weitere überstehen.

Heute gehören mehr als 200 Marken zum Portfolio, darunter Guinness Bier, Johnnie Walker, Smirnoff, Captain Morgan, Baileys, Gordons, Tanqueray und Ciroc, um nur einige zu nennen.

In den letzten zehn Jahren konnte der Umsatz von 10,25 auf 17,11 Mrd. GPB erheblich gesteigert werden. In dieser Zeit hat sich die operative Marge leicht verbessert und lag zuletzt bei 27 %. Diageo ist hochprofitabel.

Finanzstark und dividendenfreudig

Daher konnte man die Dividende in nahezu jedem Jahr erhöhen, in Summe von 1,96 auf 3,11 GBP je Aktie. Aktuell liegt die Dividendenrendite bei 2,84 %.

Darüber hinaus wurde die Zahl der ausstehenden Aktien von 627 auf 566 Millionen Stück reduziert, was zu einem überproportionalen Anstieg des Gewinns von 3,59 auf 6,60 GBP je Aktie geführt hat. Fortan wechseln wir zu den Daten in USD je Aktie, da sich die Chartanalyse ebenfalls auf die Notierung in den USA beziehen wird.

Ein besonderes Augenmerk sollte man auf die Entwicklung während und nach Krisen legen. Während der Finanzkrise 2009 war das Ergebnis um 13 % rückläufig, erholte sich anschließend aber dynamisch und erreichte ein neues Rekordniveau.

Im Geschäftsjahr 2020, welches bis Ende Juni 2020 lief, war dasselbe zu beobachten. Der Gewinn sank um 12 %, erreichte aber im Folgejahr wieder ein Rekordniveau und ist seitdem von 5,71 auf 8,32 USD je Aktie dynamisch gestiegen.

In diesem Zusammenhang lässt sich noch eine weitere Gegebenheit beobachten. Wann immer der Gewinn von Diageo in einem Jahr sinkt, kommt es zu massiven Kursverlusten. Das war 2009 der Fall, 2020 und auch jetzt ist es wieder dazu gekommen.

Nach der Belebung des Geschäfts in den letzten drei Jahren, kommt es aktuell zu einer Abkühlung, vor allem in Lateinamerika und der Karibik (Mitteilung des Unternehmens).

Bankenratings: Die Zeit können Sie sich sparen

Das hat zu großer Verunsicherung und etlichen Downgrades durch Banken und Researchhäuser geführt. Wie gewohnt, verstärken sie den Abverkauf bei Aktien noch zusätzlich. Damit tragen sie maßgeblich dazu bei, dass es an der Börse ständig zu Übertreibungen kommen, das gilt auf der Ober- wie auch der Unterseite.

Für Privatanleger bieten diese Ratings keinerlei Nutzen, denn „Warnungen“, Downgrades und Kurszielsenkungen erfolgen immer erst, nachdem das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.

Schaut man sich die Ratings rückblickend an, ergibt sich ein eindeutiges Bild, nicht nur im Fall von Diageo. In den Monaten vor und nach Erreichen des Allzeithochs Ende 2021 kam es zu etlichen Upgrades. Damals stufte Morgan Stanley von equal weight auf overweight, Argus von hold auf buy, Société Générale von hold auf buy und JP Morgan von neutral auf overweight.

Nachdem sich der Kurs mehr als verdoppelt hatte, wurde man plötzlich bullisch. Bei 220 USD war die Aktie anscheinend ein heißer Tipp. Heute bei 143 USD sind dieselben Analysten pessimistisch und raten vom Kauf ab.

Man stellt sich unweigerlich die Frage, ob die Herausgeber derartiger Ratings inkompetent sind oder öffentlich etwas vollkommen anderes kommunizieren als intern, also gegenüber ihren wohlhabenden Kunden. Sie haben die Wahl.

Ausblick und Bewertung

Kommen wir zurück zur aktuellen Lage bei Diageo. Nach der starken Belebung des Geschäfts ab 2020, kommt es derzeit zu einer Abkühlung. Man könnte auch von einer Normalisierung sprechen. Bereits für das kommende Geschäftsjahr, welches im Juli beginnt, wird wieder ein steigendes Ergebnis erwartet.

Wie auch in der Vergangenheit, wird der Gewinn nur kurzzeitig rückläufig sein und danach wieder wie gewohnt aufwärtsgehen.

Normalerweise wird Diageo aufgrund des krisensicheren Geschäftsmodells im Vergleich zum S&P500 mit einem Bewertungsaufschlag von etwa 20 % belohnt.
Aktuell ist die P/E von Diageo jedoch 20 % niedriger als die des S&P500.

Derzeit kommt Diageo auf eine P/E von 18,2. In den zurückliegenden fünf Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 22,9. Relativ betrachtet ist Diageo günstig bewertet und in absoluten Zahlen ist dasselbe der Fall.

Sollte die Bewertung wieder auf dieses Niveau steigen und die Prognose richtig sein, ergibt sich daraus auf Sicht von 12-15 Monaten ein Kursziel von 184,45 USD. Das entspricht einem Potenzial von etwa 29 %.

Diageo ADR Aktie (WKN: 899505) - Chart vom 13.01.2024 - Kurs: 143,13 USD - Kürzel: DEO - Wochenkerzen

 

Derzeit läuft ein Bodenbildungsversuch nahe der Unterstützung bei 140 USD. Solange diese Marke nicht unterschritten wird, wäre eine Erholung in Richtung 147 USD jederzeit möglich. Darüber käme es zu einem Kaufsignal mit Kurszielen bei 154 und 160 USD.

Fällt die Aktie jedoch unter 140 USD, muss mit einer Ausdehnung der Korrektur in Richtung 130 USD gerechnet werden.

Kurzfristig ist eine Fortsetzung der Korrektur immer wahrscheinlicher, als dass man das Tief perfekt trifft. Wer diesen kurzfristigen Schmerz aushalten kann, wird langfristig meistens dafür belohnt.

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