Vom Textilunternehmen zur globalen Wirtschaftsmacht

Das Textilgeschäft befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Niedergang. Die Geschichte der erfolgreichsten Investment-Holding aller Zeiten begann also mit einem grandiosen Fehlinvestment.

Doch im Laufe der Jahrzehnte hat sich Berkshire zu einem mächtigen Konglomerat entwickelt, das in verschiedenen Branchen tätig ist. Auf einige davon werden wir heute näher eingehen, denn Berkshire profitiert von einigen Megatrends, die dem Geschäft in den kommenden Jahren enormen Auftrieb verschaffen könnten.

Für Berkshire ist es ein äußerst erfreulicher Umstand, dass Cash wieder nennenswerte Zinsen abwirft, denn niemand besitzt größere Bargeldreserven als Berkshire.

Zuletzt saß man auf 157 Mrd. USD an Barmitteln und kurzlaufenden Staatsanleihen. Über Jahre hinweg brachte das keinerlei Rendite, im aktuellen Umfeld bringen die 126,4 Mrd. USD, die man in kurzlaufende Staatsanleihen gesteckt hat, in etwa 6,7 Mrd. USD Zinsen pro Jahr.

Dadurch steigt der freie Cashflow in etwa um 20 %, selbst wenn Berkshire keinerlei organisches Wachstum verzeichnen würde. Aber selbstverständlich ist das der Fall.

Geiko und BNSF

Die beiden wichtigsten Geschäftsbereiche von Berkshire sind Versicherungen (Geiko, Berkshire Reinsurance, Berkshire Primary) und BNSF Railway, die größte Eisenbahngesellschaft Nordamerikas. Das Versicherungsgeschäft profitiert ebenfalls von den steigenden Zinsen.

Diese Faktoren haben maßgeblich dazu beigetragen, dass der freie Cashflow in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres von 27,0 auf 34,8 Mrd. USD gesteigert werden konnte. Der gemeldete Gewinn hat bei Berkshire Hathaway wenig Aussagekraft, da in diese Kennzahl jedes Quartal Buchgewinne oder -verluste der Aktienbeteiligungen einfließen.

Ein weiterer Megatrend, der die Vermögenswerte von Berkshire beflügeln dürfte, sind nennenswerte Investments im Permian Basin sowie eine Renaissance des Eisenbahngeschäfts.

Berkshire hat etwa 14,5 Mrd. USD in Occidental Petroleum gesteckt, fast 5 % des Aktienportfolios und weitere 18,5 Mrd. USD (5,9 %) in Chevron. Beide Unternehmen sind im Permian Basin aktiv, Occidental ist der zweitgrößte Ölproduzent der Region.

Inzwischen sind die USA der größte Öl- und Gasproduzent der Welt und das ist vor allem auf das Permian Basin zurückzuführen.

Diese Megatrends beflügeln Berkshire

Das Permian Basin liegt in Westtexas und dem südöstlichen New Mexico. Es ist ein Sedimentbecken, das sich über Millionen von Jahren durch die Ablagerung von Sand, Schluff und Ton gebildet hat. Schätzungen zufolge liegen die erreichbaren Ölreserven zwischen 200 und 400 Milliarden Barrel.

Darüber hinaus sind die Produktionskosten vor Ort vergleichsweise niedrig. Im Jahr 2023 lagen sie bei etwa 50 US-Dollar pro Barrel. Das ist deutlich niedriger als die Produktionskosten in anderen Ölförderregionen, wie zum Beispiel dem Golf von Mexiko oder dem Nordseebecken.

Eine noch größere Rolle könnte das Eisenbahngeschäft BNSF (Burlington Northern Santa Fe) spielen. BNSF ist bis heute die größte Übernahme, die Berkshire jemals getätigt hat. Im Jahr 2009 legte man 34 Mrd. USD auf den Tisch.

Das spült Milliarden in die Kasse

Aus heutiger Sicht war das ein geniales Investment. Burlington ist die größte Eisenbahngesellschaft Nordamerikas, knapp vor Union Pacific, die heute auf einen Börsenwert von 145,9 Mrd. USD kommt.

Burlington dürfte nicht nur etwas mehr wert sein - das Geschäft generiert jedes Jahr Überschüsse in Milliardenhöhe, die Warren Buffett dann gewinnbringend investieren kann.

BNSF wird in Zukunft vom selben Megatrend profitieren wie auch Union Pacific:
Union Pacific: Sind Sie bereit für diesen Megatrend?

Je nach Region ist das Geschäft ein faktisches Mono- oder Duopol. Daher werden operative Margen von etwa 40 % erreicht, das Eisenbahngeschäft ist selbst während schweren Krisen noch solide profitabel. Am einfachsten erkennt man das, wenn man sich das Schienennetzwerk der USA anschaut.

Darüber hinaus steigt die Nachfrage für den Gütertransport in den USA ständig an, denn die Bevölkerung wächst. Hinzu kommt die Neuordnung der globalen Lieferketten und die steigende Transportnachfrage im Permian Basin.

All diese Themen habe ich in dem Artikel zu Union Pacific (s.o.) im Detail beschrieben. Für Berkshire Hathaway ist das von enormer Bedeutung, denn BNSF repräsentiert derzeit in etwa ein Fünftel des Börsenwerts von Berkshire.

Ausblick und Bewertung

Wie bereits geschrieben, besitzt Berkshire aktuell etwa 157 Mrd. USD an Barmitteln und kurzlaufenden Anleihen. Hinzu kommen 22,4 Mrd. USD an langlaufenden Anleihen und sagenhafte 318 Mrd. USD an Aktienbeteiligungen. Die Vermögenswerte summieren sich demnach auf 497,4 Mrd. USD.

Daraus ergibt sich eine erstaunliche Rechnung, denn der Börsenwert liegt lediglich bei 794,9 Mrd. USD. Zieht man die Vermögenswerte ab, bleiben nur noch 297,5 Mrd. USD.

Das ist der eigentliche Preis, den man für das operative Geschäft von Berkshire Hathaway bezahlt, wenn man die Aktie heute kauft. Dieses operative Geschäft dürfte im laufenden Geschäftsjahr einen freien Cashflow von mehr als 45 Mrd. USD einfahren und kommt demnach auf einen P/FCF von 6,6.

Berkshire dürfte der mit Abstand günstigste gesunde US-Großkonzern sein.

Berkshire Hathaway B Aktie (WKN: A0YJQ2) - Chart vom 20.01.2024 - Kurs: 367 - Kürzel: BRK.b - Wochenkerzen

 

Die Aktie ist übergeordnet klar bullisch und es gibt wenig Gründe, die gegen eine Fortsetzung der Rallye sprechen. Gelingt ein nachhaltiger Anstieg über 370 USD, ergeben sich daraus extrapolierte Kursziele bei 390 und 400 USD.

Größere Rücksetzer dürften sich als Gelegenheit herausstellen. Die nächsten Unterstützungszonen liegen bei 350-360 USD und 332 USD.

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