Die Berichterstattung zum Finanzmarkt ist oft von dem täglichen Auf und Ab der Börsenkurse durchdrungen. Diese Dynamik ist bei traditionellen Aktien bereits markant und tritt bei volatilen Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether umso auffälliger in Erscheinung.

Während die tagesaktuellen Schwankungen für Schlagzeilen sorgen, sind es aber die strukturellen Veränderungen, die für Anleger von nachhaltigem Interesse sind. Investoren sollten sich nicht von zahlreichen unseriösen Übertreibungen, wie etwa der stellenweise verbreiteten Aussage, dass Bitcoin und Co. alle traditionellen Anlageformen überflüssig machen werden, leiten lassen.

Wichtiger ist die wesentliche Erkenntnis, Kryptowährungen als eine eigenständige und bedeutende neue Anlageklasse einzustufen.

Um das Konzept der Kryptowährungen als Anlageklasse besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Kriterien, die der Wirtschaftswissenschaftler William F. Sharpe für die Einstufung von Anlageklassen formuliert hat. Er hat drei Kriterien für Anlageklassen festgelegt:

  • Anlageklassen müssen umfassend sein und sich gegenseitig ausschließen: Eine Anlageklasse sollte daher alle ihr zugehörigen Anlagen beinhalten. Zugleich darf es keine Überschneidungen zwischen verschiedenen Anlageklassen geben. Eine Aktie ist eine Aktie und kann nicht gleichzeitig den Anleihen zugeordnet sein.

  • Eine Anlageklasse sollte eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen aufweisen: Eine hohe Korrelation bedeutet einen hohen Gleichlauf der Kursveränderungen verschiedener Anlagen. Die Kursentwicklungen verschiedener Anlageklassen sollten sich vereinfacht gesagt erkennbar voneinander unterscheiden.

  • Eine Anlageklasse muss die Möglichkeit zur Risikostreuung (Diversifikation) bieten: Eine Anlageklasse muss so viele unterschiedliche Anlagen beinhalten, dass das Risiko einer einzelnen Anlage nicht mehr relevant ist. In dieser engen Definition wäre beispielsweise Gold demnach keine eigene Anlageklasse. Je nach gewählter Vorgehensweise müsste es entweder den Rohstoffen oder den Währungen zugeordnet werden. Das spricht nicht gegen Gold, sondern ist schlichtweg eine technische Definition.

Kryptowährungen erfüllen diese Kriterien. Sie unterscheiden sich schon strukturell deutlich von traditionellen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien. Zugleich ist die Anlageklasse umfassend und eine Diversifikation innerhalb des Krypto-Universums ist problemlos möglich.

Mittlerweile gibt es auch etablierte Sektoren, die wie bei Aktien eine nachvollziehbare Zuordnung verschiedener Token in Kategorien ermöglichen. Zudem weisen Kryptos oft geringe Korrelationen zu anderen Anlageklassen auf. Dieser Punkt ist bei der Zusammenstellung von Portfolios bedeutsam, denn auch ein schwankungsfreudiges Investment kann einen risikomindernden Beitrag zu einem Portfolio leisten, wenn die Schwankungen gegenläufig zu den Bewegungen anderer Anlagen sind.

Die folgende Grafik zeigt die an Schwankungen nicht arme Entwicklung des Bitcoin in den letzten Jahren. Im oberen Teil der Abbildung ist die Kursentwicklung dargestellt. Im unteren Teil sind die Drawdowns abgebildet. Diese geben die Kursverluste ausgehend vom zuvor erreichten Allzeithoch einer Anlage an. Dabei ist die y-Achse logarithmisch skaliert, um prozentuale Kursveränderungen gleichwertig darzustellen. Dies ermöglicht einen direkten Vergleich von Kursveränderungen unabhängig vom absoluten Kursniveau.

Die Kursentwicklung ist außergewöhnlich und relativiert die häufig eintretenden, enormen Kursverluste von mehr als 80 %. Nicht nur die reinen Werte dieses Ertragsprofils sind sehr ungewöhnlich. Vor allem die mehrfache erfolgte, rasche Aufholung sehr großer Kursverluste ist beispiellos. Nach einem Verlust von 80 % muss eine Anlage sich verfünffachen, um wieder zum Ausgangspunkt zu gelangen.

Die Relevanz von Krypto-Assets beschränkt sich jedoch nicht nur auf ihre Rendite und Volatilität. Für Portfolio-Manager ist auch die Korrelation zu anderen Anlageklassen von Bedeutung. Gerade weil Kryptowährungen langfristig gering zu anderen Anlagen korreliert sind, bieten sie sich als Ergänzung in diversifizierten Portfolios an. Die Schwankungsbreiten sind daher kein Ausschlusskriterium, sondern lediglich ein Parameter, der bei der Ermittlung des Anteils von Kryptos in einem Portfolio relevant ist.

Neben den reinen Kursbewegungen bieten Kryptos auch andere Ertragsmöglichkeiten, auf die im nächsten Beitrag eingegangen wird.

Hier geht es zu Teil 1

Nachtrag vom 10.11.: Rollierende Korrelationen von Bitcoin zu anderen Anlageklassen


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